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Der klassische Gimmickmüll
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Von A wie Adam Bomb über den KISS Demon, vom Red Rooster bis hin zu Z wie Zeus: die 100 schlimmsten Gimmicks und Geschichten in der Historie von World Wrestling Entertainment und World Championship Wrestling, bebildert und mit detaillierten Beschreibungen.
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The Boogeyman
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Zu einer Zeit, in der Papa Shango längst ein pensionierter Lude ist – ist da Platz für einen Traum-Zauberer? Schwer, diese Frage zu beantworten. Was bei uns in Deutschland der „schwarze Mann“ ist, ist für die Amerikaner der „Boogeyman“. Die Gestalt, die den Kindern den Schlaf raubt, der sie holt, sollten sie nicht artig sein. Für Martin Wright wurde diese Gestalt 2005 zu wesentlich mehr – zur wohl letzten und auch einzigen Chance, auf der großen Wrestlingbühne Fuß zu fassen. Im stolzen Debütantenalter von 41 Jahren könnte er ein alter Schulkamerad von Shawn Michaels sein, bloß dass dieser bereits 20 Jahre seines Lebens im Squared Circle verbracht hatte. Wright war weder durch sonderlich herausstechendes Charisma, noch durch Micwork oder den Ansatz vorhandener In-Ring-Skills gesegnet. Lediglich sein McMahon-kompatibler Körperbau ermöglichte es ihm, ein Try-Out-Run in der Farmliga OVW zu bekommen. Hier steckte man Wright in das Kostüm des Boogeymans und eröffnete ihm damit eine große Karriere. Ein wenig Feinschliff und eine Handvoll großartiger Promovideos und der Boogeyman war reif für die große Bühne.
Detailverliebt führte man dem Smackdown-Publikum Ende 2005 den neuen Schock-Charakter vor und versuchte ihn entgegen aller Vernunft als Face in den Shows zu etablieren. Schnell merkte auch der blindeste Fan, dass er es zwar mit einer besonderen Attraktion, nicht aber mit einem großartigen Athleten zu tun hatte.
Der anfängliche Hype nahm ab. Squash-Siege über ehemalige World Champions wie John Bradshaw Layfield oder Booker T verärgerten das Publikum mehr als dass es sie beglückte. Das abgedrehte – herausstechende war in den ersten Wochen das, was den Boogeyman ausmachte und so schraubte man an diesem Rädchen einfach ein bißchen weiter, um der sinkenden Popularität des Boogeymans entgegen zu wirken. Wright begann, Würmer zu essen. Echte lebende Würmer. Nach seinen Kämpfen verfütterte er diese an seine Gegner und langsam aber sicher wandelte sich ein schön ausformulierter Charakter zur absoluten Ekelnummer, bei der die fehlenden Skills langsam zum kleinsten Übel wurden. Wright machte dabei eigentlich alles richtig. Der innovative Einmarsch mit rotem Nebel, bei dem er kriechend den Saal betrat – der krumme Holzstab aus dem roter Qualm empor stieg, die Uhr, die er sich auf dem Weg zum Ring auf den Schädel hämmerte und allem voran die geniale Bewegung und Mimik, die den Boogeyman über das Gimmick hinaus einzigartig machte. Allein die Blockade des Bookingteams gegenüber einem Wandel des Charakters ließ all diese Ansätze abstumpfen. Man zog 2007 die Notbremse und steckte den Boogeyman in die ECW. Anstatt ihn zu turnen oder ihm einen anderen Neuanfang zu gewähren, ekelte er das Publikum weiter durch lustlose Storylines und kiloweisen Würmerverzehr an. Und so geht der Boogeyman als eines der Gimmicks in die Geschichtsbücher an, dass man dadurch zerstört hat, dass man es nicht veränderte. |
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