In dieser von verschiedenen Mitarbeitern übersetzten Reihe kann man in erster Linie ungeordnete Artikeln aus den WAWLI Papers finden. Die Reihe "Wrestling As We Liked It" stammt aus der Feder von J. Michael Kenyon, seines Zeichens einer der Wrestlinghistoriker mit der größten Fülle an Wissen. Die WAWLI Papers sind eine per e-Mail verschickte Onlinepublikation, mit der versucht werden sollte, bei den Wrestlingfans Interesse an einer Ära ihres Sports zu wecken, die schon lange zurückliegt und deshalb kaum noch Beachtung findet. Hier könnt ihr die 42 bisherigen Ausgaben unserer "Schippe Geschichte" nachlesen. |
20. Oktober 1915: Joe Stecher trifft auf Ed "Strangler" Lewis | Joe Stecher trifft auf Ed „Strangler“ Lewis
Erschienen in: Evansville Press, Ohio; Autor unbekannt Datum: 20. Oktober 1915
Joe Stecher, der Farmer aus Nebraska und unbesiegter World Champion, wird am Mittwochabend gegen Ed Lewis im Bijou Theater antreten. Um nicht von neugierigen Fans gestört zu werden, die einen Blick auf ihn erhaschen wollten, als er aus Dodge, Nebraska anreiste, stieg er in Vincenne, Indiana ab.
Am Dienstag um 20.40 Uhr kam er unbemerkt in der Stadt an und mietete sich im Vendome Hotel ein. Sein Bruder Antone und dessen Manager, der Ex-Postamtsvorsteher Jos. Hetmanek aus Dodge, sind bei ihm.
Am Mittwoch in der Früh trafen sich die Wrestler, um einen Referee für ihr Match zu wählen. Chas. Olson und Ed Smith aus Chicago mussten bis Mittwoch, 11.00 Uhr kontaktiert werden, damit sie es noch rechtzeitig mit der Anreise schafften. Zwei ortsansässige Männer, Young Jourdon und Bert Sisson, wurden ebenfalls vorgeschlagen.
Dieses Match wird das erste World Championship Match sein, das jemals in Evansville veranstaltet wurde. Es wurden schon Tickets im Wert von 3.000$ verkauft, und Fans aus allen Teilen der Vereinigten Staaten strömten am Dienstagabend und Mittwoch in die Stadt
Abgesehen von einem kurzen Treffen mit Lewis und seinem Manager, Billy Sandow, verweilte Stecher mittwochvormittags in seinem Zimmer im Vendome Hotel. Man sagt, dass der junge Farmer sehr schüchtern sei und die gaffenden Blicke der Leute nicht möge. Er ruhte sich aus und ging nur für einen kurzen Spaziergang hinaus.
Sollte er gewinnen, dann gehört ein Teil des Erfolgs der Buttermilch, von der er täglich drei Viertel trinkt. Stecher ist davon überzeugt, den Sieg davonzutragen, genauso wie sein Manager Sandow. Er hat hart trainiert und sagt, dass er sich stark und gut fühlt. Er ist wahrlich in einer bestechenden Form. Der Zeigefinger an seiner linken Hand sei noch geschwollen, aber das würde ihn nicht ernsthaft behindern, erklärt er.
Stecher hat das Gehabe eines World Champions. Er verlässt sich auf seine tödliche Beinschere, und seine kraftvollen Beine haben ihn noch nie im Stich gelassen.
Im Vorlauf zu diesem Match, um Punkt 20.30 Uhr, werden Joe Gestout, ein hünenhafter Österreicher, und Buck Weaver aus Columbia, South Carolina, aufeinandertreffen.
Weiterführende Anmerkungen: Im Gegensatz zu seinem späteren Ruf war Stecher kein großartiger Wrestler. Er verließ sich auf seine Größe, Kondition und sein Defensivkönnen, um zu gewinnen. Ed „Strangler“ Lewis dachte, dass er keine Chance gegen Stecher hätte. Er plante, intensiven Kontakt zu vermeiden und das Match in die Länge zu ziehen – in der Hoffnung, dass das Stecher ermüden würde. Dieser Plan ging nie auf, und führte im Gegenzug zu einigen langen und wenig aufregenden Matches. Das erste Aufeinandertreffen zwischen den beiden war in Evansville, Ohio, über welches der oben präsentierte Zeitungsartikel im Vorfeld berichtete. Der Kampf fand kurz nachdem Stecher den World Title gewonnen hatte statt. Für die Dauer von 2 Stunden und 3 Minuten weigerte Lewis sich praktisch, in den Lockup zu gehen und somit Kontakt zu Stecher herzustellen. Am Ende fiel Lewis aus dem Ring und schlug sich den Kopf an einem Sessel an. Der anschließende Count Out erboste die Fan s dermaßen, dass der Bürgermeister von Evansville in den Ring sprang, um die Menge zu beruhigen. Lewis drehte dieses langweilige Desaster schließlich ins Positive und betonte stets, dass er es länger gegen Stecher ausgehalten hatte als jeder andere Herausforderer. |
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