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Alt 31.01.2017, 15:03   #101
Cactus
Genickbruch
 
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Auch wenn ich INSA nicht sonderlich schätze:

Schulz beschert SPD riesigen Zugewinn in Umfrage

Zitat:
Mit der Nominierung von Martin Schulz wird das Wahljahr spannend. In einer Umfrage von Insa für die „Bild“ zeigt der neue Kanzlerkandidat der SPD sofort seine Wirkung. Dort erreichen die Sozialdemokraten 26 Prozent (plus fünf) - und damit den besten Wert seit August 2014. Damit nimmt die SPD den von Schulz erhofften Schwung in die ersten Umfragen mit.

Als einzige Partei verliert der Koalitionspartner der SPD nicht: Die Union kommt weiterhin auf 32,5 Prozent. Der Unterschied zwischen Union und SPD ist mit gerade mal noch 6,5 Prozent auch deutlich kleiner als zuletzt. Ein positiver Effekt durch Schulz war auch in anderen Umfragen zu sehen. In der „Politischen Stimmung“ des Umfrage-Instituts Forschungsgruppe Wahlen - das rein aktuelle Bewertungen der Parteien misst, ohne „längerfristige Überzeugungen und taktische Überlegungen der Wähler“ miteinzuschließen - war die SPD sogar um acht Prozentpunkte auf 29 Prozent gestiegen. Allerdings ist die Union in dieser Umfrage mit 40 Prozent auch deutlich stärker.
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Alt 02.02.2017, 20:55   #102
Cactus
Genickbruch
 
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Beiträge: 14.947
Ist denn das die Möglichkeit? Laut dem ARD-DeutschlandTrend kommt Wechselstimmung auf:

Schulz deutlich vor Merkel

Zitat:
Wenn die Deutschen den Bundeskanzler direkt wählen könnten, dann hätte im Moment Martin Schulz von der SPD ganz klar die Nase vorn: 50 Prozent würden sich für ihn entscheiden, das sind neun Punkte mehr im Vergleich zum Mittwoch der Vorwoche - kurz nachdem Martin Schulz nominiert worden ist. 34 Prozent würden Angela Merkel wählen, sieben Punkte weniger als noch vor einer Woche. Das hat eine Umfrage von Infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend im Auftrag der tagesthemen ergeben.

Dass die SPD nun ihren Kanzlerkandidaten benannt hat, stärkt bei den Menschen den Wunsch nach einem Wechsel in der Bundespolitik: 50 Prozent der Befragten wünschen sich, dass die nächste Bundesregierung von der SPD geführt wird. 39 Prozent sind der Auffassung, dass die nächste Bundesregierung von der Union geführt werden soll.
Und auch bei den Parteien tut sich was. Im Vergleich zum letzten DeutschlandTrend legt die SPD um 8 (!) Prozentpunkte auf nun 28% zu. CDU/CSU und AfD verlieren dagegen jeweils 3 Prozentpunkte, Grüne, Linke und Sonstige jeweils 1 Prozentpunkt. Nur die FDP kann ebenfalls zulegen, wenn auch "nur" um einen Punkt.

Wer hätte das noch vor zwei Wochen für möglich gehalten?

---

Ganz kurios finde ich übrigens, was sich im Internet zur Thematik tut. Auf reddit.com gibt es schon seit längerem einen Subreddit namens reddit.com/r/the_schulz, in dem das, was vor der US-Wahl bzgl. Trump passiert ist, (auf wohlwollende Art und Weise) parodiert wird. Unter anderem mit solchen Sachen.
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Alt 02.02.2017, 21:14   #103
DocKeule
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Darauf würde ich zum jetzigen Zeitpunkt wenig geben. Bisher hat noch niemand ernsthaft angefangen, sich auf ihn einzuschießen (und der Versuch von Gabor Steingart war dermaßen versnobbt, dass sich bis auf Jan Fleischhauer niemand hinter ihn stellen wolle. Aber man kann sicher sein, dass in verschiedenen Parteizentralen und Redaktionen gerade nach den Achillesfersen von Schulz gesucht wird und der Glanz des Neues wird auch bald stumpf werden.

Ich traue ihm schon zu, ein paar Prozentpunkte gut zu machen, aber einen Machtwechsel sehe ich nicht.
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Alt 02.02.2017, 21:20   #104
y2jforever
Genickbruch
 
Registriert seit: 13.04.2013
Beiträge: 15.496
Ich glaube auch noch nicht wirklich daran. Aber alleine, dass man einen SPD Kanzler überhaupt als Möglichkeit in Betracht zieht ist ja schon ein gigantischer Fortschritt. Wenn Gabriel Kanzlerdandidat geworden wäre hätte man eher geglaubt, dass die Grünen oder die FDP stärker werden als die SPD bevor man an einen Kanzler Gabriel gedacht hätte.
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Alt 02.02.2017, 21:24   #105
Adun
Disqualifiziert
 
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Beiträge: 2.929
Die können gerne Schulz präsentieren,nur dann sollen sie trotzdem erstmal Beweise bringen, miene Stimme haben die letztes Jahr verloren.
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Alt 03.02.2017, 21:02   #106
rantanplan
Höllen-Rentner
 
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Es kommt ja letztlich auch darauf an, wie man diese Umfragen nun deutet. Dass nicht jeder wirklich mit der Kanzlerin zufrieden ist, sollte ebenso klar sein, wie dass viele in Gabriel keine Alternative gesehen haben. Schulz ist erstmal "neu", aber da stimme ich den Vorrednern zu, das kann sich schnell ändern. Wenn er sich mehr zu Themen äußern muss, als die bisherigen eher allgemeinen Aussagen, wenn politische Gegner, aber auch Medien wissen, wie sie sich auf ihn einschießen können, dann kann dieser Effekt schnell wieder verfliegen.

Daneben stellt sich auch die Frage, was es der SPD letztlich bringt. Die Direktwahlfrage ist eine rein hypothetische und da geht es um Stimmen, die der SPD am Ende teilweise nichts bringen. Mal überspitzt gesagt, komme ich mit 28% SPD, also Pro-Schulz, 8% Linken, die sich vielleicht bei Gabriel vs. Merkel enthalten hätten und 12% AfD, die vermutlich ein blondes Toupet oder eine Mülltonne der Kanzlerin vorziehen würden (nur eben nicht Gabriel) auch schon auf 48%. Nur kommen da keine Abgeordneten zustande, die Schulz dann zum Kanzler wählen könnten.

Dennoch, vielleicht zieht Schulz tatsächlich, mit 28% wird zumindest erstmal Potential aufgezeigt und ein Wahlergebnis, so wie es der Deutschlandtrend aktuell sieht, wäre für die SPD ja gar nicht mal schlecht. Für Merkel käme ganz knapp nicht einmal Jamaika in Frage, über Schwarz-Gelb oder Schwarz-Grün bräuchte man ohnehin nicht diskutieren und dann kann die SPD die Union entsprechend vor sich hertreiben. Das hätte sie seit 2013 mit dem Damokles-Schwert Linkskoalition zwar auch machen können, aber da hätten zumindest die Grünen noch etwas mehr mitzureden gehabt.

Ich finde es eher erstaunlich, dass die AfD gleich mal 3% mitverliert. Vielleicht ein Trumpeffekt, weil man eben doch nicht jeden Blödsinn mitmachen muss, nur weil er gegen das Establishment ist? Oder liegt es doch an Schulz und ein paar Menschen haben doch ihren Verstand wiedergefunden?
rantanplan ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.02.2017, 07:53   #107
The great Fozzy
Schädelbasisbruch
 
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Zitat:
Zitat von Der Zerquetscher
Was den "Korpsgeist" angeht, so will ich wenigstens kurz versuchen, Dir näherzubringen, was der bedeutet und auch, was er nicht bedeutet.

Er beschreibt das interne Gefüge einer Berufsgruppe, die im Gegensatz zu Dir und mir, ihre Gesundheit riskiert beim täglichen Kontakt mit oft unverschämten, meist widerspenstigen, nicht selten brutalen und manchmal hochgefährlichen Menschen. Nicht unähnlich der Berufsgruppe der Soldaten muss (!) sich innerhalb dieser geschlossenen Gruppe angesichts der latenten Gefahr um einen herum ein besonderer Geist entwickeln. Ein Geist, der anders als in anderen Berufen davon geprägt ist, dass man - im wahrsten Sinne des Wortes- seinen Kopf (und seine Gesundheit) für den Kollegen/Kameraden hinhält und riskiert. Und der wiederum macht dasselbe für einen selbst. Wer so etwas selbst noch nicht erlebt hat, tut sich vermutlich schwer damit, mittels Empathie eine solche (Lebens-)Situation emotional zu erfassen. Und das ist auch gar nicht schlimm. Schlimm ist, und Schaden entsteht, wenn man diese Berufsgruppe zwänge, denselben Kollegen/Kameraden zu verraten, der zu einem selbst in der - zusammenschweißenden - Gefahr gestanden hat. Wer das leichtfertig verlangt, hat von menschlicher Psychologie keinen blassen Schimmer. Nicht ohne Grund werden die meisten Delikte - und da bin ich mir sicher - , wie die ausgerutschte Hand eines Polizisten, intern geregelt. Weil man dort die Situation kennt. Weil man dort weiß, dass der Polizist Peter Husteknochen kein Roboter, sondern ein Mensch ist. Und Menschen haben, zumal in Extremsituationen, ihre schwachen Momente. Wenn mir als Polizist an einem schwachen Tag ein offensichtlich kranker Typ, der um sich schlägt und mich sowieso am laufenden Meter beleidigt, ins Gesicht spuckt, rutscht mir auch die Hand aus. Und zwar so richtig mit Schmackes. Da wette ich drauf. Deshalb bin ich zum Glück kein Polizist. Ich bin schlicht nicht cool genug dazu. Aber dass die Grenze der Belastbarkeit und des damit verbundenen Verständnisses irgendwann erreicht ist bei einem Menschen (!) im Polizeiberuf, ist mir völlig klar und kann ich vollkommen nachvollziehen. Und dass sich Kollegen da nicht gegenseitig verraten liegt in der Natur der Sache.

Versteh mich nicht falsch, grobe Verstöße oder Verbrechen müssen gemeldet werden. Alles hat Grenzen. Auch Kameradschaft, Freundschaft und dankbare Verbundenheit. Aber die Dynamik eines solchen Berufsalltags befürchte ich, hast Du nicht zur Gänze nachvollzogen. Ein Buch, wie das von Tania Kambouri, hätte Dich da womöglich sensibilisiert.
Nennen wir das Kind, statt deiner blumigen Umschreibungen doch mal beim Namen: Wenn einem Polizisten "die Hand ausrutscht", so ist das Körperverletzung. Und wenn ein anderer Polizist sich dazu entscheidet seinen "Kollegen/Kameraden" nicht zu "verraten", so ist das Strafvereitlung im Amt. Wenn die Exekutive entscheidet welchen Konsequenzen ihre Mitglieder für Rechtsverstöße ins Auge blicken müssen, sind wir mitten in einem faschistischen Polizeistaat. Etwas, was dir, wie ich in den letzten Jahren immer wieder feststellen muss (auch wenn die das selber offensichtlich nicht klar ist und du es auch vehement abstreiten wirst), ganz Recht zu sein scheint.

Wir brauchen dringend eine Kontrolle der Polizei. Schulterkameras (die natürlich nicht nur angestellt werden dürften, wenn es den Damen und Herren Polizisten grade passt) und gut sichtbare Kennzeichnungen, etwa über auf der Uniform aufgedruckte Dienstnummern, wären da schon mal ein guter Schritt. Dagegen kann doch eigentlich auch niemand etwas haben. Ein Beamter, der sich an Recht und Gesetz hält, hätte schließlich nichts zu befürchten und Straftäter könnten durch die Kameras ggf. sogar besser überführt werden als durch zweifelhafte Aussagen befangener Polizisten.
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Fatal ist mir das Lumpenpack
das, um die Herzen zu rühren,
den Patriotismus trägt zur Schau
mit allen seinen Geschwüren.
Heinrich Heine
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Alt 05.02.2017, 22:34   #108
Cactus
Genickbruch
 
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Zitat:
Zitat von rantanplan Beitrag anzeigen
Ich finde es eher erstaunlich, dass die AfD gleich mal 3% mitverliert. Vielleicht ein Trumpeffekt, weil man eben doch nicht jeden Blödsinn mitmachen muss, nur weil er gegen das Establishment ist? Oder liegt es doch an Schulz und ein paar Menschen haben doch ihren Verstand wiedergefunden?
Vielleicht haben die AfD-Verluste zum Teil auch mit der hirnrissigen Dresden-Rede von Höcke zu tun gehabt. Aber wird wie immer ein Mix aus verschiedenen Gründen sein.

Emnid hat für die Bild am Sonntag ebenfalls eine Umfrage erstellt, und siehe da (in Klammern: Veränderung zur Emnid-Umfrage vom 28.1.):

CDU/CSU: 33% (-4%)
SPD: 29% (+6%)
Grüne: 8% (-2%)
Linke: 8% (-2%)
FDP: 6% (+/-0%)
AfD: 11% (+/-0%)
Sonstige: 5% (+2%)


CDU/CSU und SPD sind laut dieser Umfrage nur noch vier Prozentpunkte auseinander, der Abstand hat sich im Vergleich zum 14.1. um zwölf Prozentpunkte veringert. Das letzte Mal, dass CDU/CSU und SPD in den Umfragen so nah beieinander lagen, dürfte während der "Gurkentruppe/Wildsau"-Zeit von Schwarz-Gelb gewesen sein.
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Alt 06.02.2017, 06:34   #109
Der Zerquetscher
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Zitat:
Zitat von The great Fozzy Beitrag anzeigen
Wir brauchen dringend eine Kontrolle der Polizei. Schulterkameras (die natürlich nicht nur angestellt werden dürften, wenn es den Damen und Herren Polizisten grade passt) und gut sichtbare Kennzeichnungen, etwa über auf der Uniform aufgedruckte Dienstnummern, wären da schon mal ein guter Schritt. Dagegen kann doch eigentlich auch niemand etwas haben. Ein Beamter, der sich an Recht und Gesetz hält, hätte schließlich nichts zu befürchten und Straftäter könnten durch die Kameras ggf. sogar besser überführt werden als durch zweifelhafte Aussagen befangener Polizisten.
Bin ich sofort dafür.

Allerdings, denke ich, helfen Schulterkameras vor allem dabei, Straftaten aufzuklären.

Auch Dir empfehle ich "Deutschland im Blaulicht". Da ist nämlich auf einmal nicht nur die Zeit, sondern sind auch (D)eine Freund/Feind-Prioritäten relativiert.
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Alt 06.02.2017, 09:26   #110
DocKeule
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Fragt sich halt nur, wessen Straftaten. Schon heute ist bei vorhandenem polizeilichen Videomaterial, die Quote, bei der die entscheidenden Szenen zufällig "verloren gegangen" sind, jenseits jeder statistischen Wahrscheinlichkeit, spätestens, wenn es um Fehlverhalten von Beamten geht.
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Alt 06.02.2017, 13:09   #111
-ZerO-
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Zitat:
Zitat von Der Zerquetscher Beitrag anzeigen
Auch Dir empfehle ich "Deutschland im Blaulicht". Da ist nämlich auf einmal nicht nur die Zeit, sondern sind auch (D)eine Freund/Feind-Prioritäten relativiert.
Zum Relativieren taugt kein einziges Buch, das Sachverhalte aus Sicht der Erlebnisse von Einzelnen oder kleinen Gruppen darzustellen versucht, auch wenn Steffen Geier da unter Frau Kambouris Namen all seine Ghostwriter-Qualitäten ausgespielt hat. Genau wie beispielsweise Rainer Wendts Einwürfe kann man so etwas mit einer gewissen Distanz zwar selbstverständlich lesen, zu einer objektiven Meinungsbildung taugt es aber genauso wenig wie rosarote Schönrednereien von links.
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Alt 06.02.2017, 14:20   #112
Cactus
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Anscheinend bin ich der einzige, der die Umfragen gerade sehr interessant findet, aber ich teile es trotzdem mal: im ersten Meinungstrend liegt die SPD vor der Union. Rot-Rot-Grün liegt mit 48% mit Schwarz-Gelb-AfD gleichauf (was sehr, sehr lange Zeit nicht mehr der Fall war). Sicherlich nur eine Momentaufnahme, aber eine äußerst positive.

Geändert von Cactus (06.02.2017 um 14:21 Uhr).
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Alt 06.02.2017, 14:36   #113
S C H
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Ich würde zwar nie im Leben SPD wählen, aber Chulz hat die richtige Attitude.
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Alt 06.02.2017, 15:26   #114
mumu
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Zitat:
Zitat von Cactus Beitrag anzeigen
Anscheinend bin ich der einzige, der die Umfragen gerade sehr interessant findet, aber ich teile es trotzdem mal: im ersten Meinungstrend liegt die SPD vor der Union. Rot-Rot-Grün liegt mit 48% mit Schwarz-Gelb-AfD gleichauf (was sehr, sehr lange Zeit nicht mehr der Fall war). Sicherlich nur eine Momentaufnahme, aber eine äußerst positive.
Umfragen sind halt eine schwierige Sache, deswegen bin ich da immer etwas zurückhaltend was die Analyse von ihnen angeht.

Zumal ich ein wenig skeptisch bin, wie “realistisch“ diese Umfragen sind. Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir gerade einen großen von den Medien angeschobenen Spannungsbogen serviert bekommen. Zu schnell schießen mir die Werte für die SPD und Schulz nach oben. Wenn man sich so anschaut wie sich Umfragewerte normalerweise verändern, nämlich konstant und über mehrere Monate, dann ist dieser Verlauf zumindest zu hinterfragen. Aber, und das kann man sicher konstatieren, die Entscheidung auf Schulz zu setzen war seit langem mal wieder ein smarter Move der Sozialdemokraten.

Wie dem auch sei, alles was den Schwarzen um Angie ein wenig den Schweiß auf die Stirn treibt soll mir Recht sein. Ich halte gar nichts von Rot-Rot-Grün, aber die CDU/CSU mit ihrem selbstgerechten Gehabe und Politik des Stillstandes gehören einfach auf die Oppositionsbank.

Am Ende sollte die AfD möglichst wenig Stimmen bekommen und FDP, Linke und Grüne gleichauf.
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Alt 06.02.2017, 16:13   #115
Der Zerquetscher
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Zitat:
Zitat von -ZerO- Beitrag anzeigen
Zum Relativieren taugt kein einziges Buch, das Sachverhalte aus Sicht der Erlebnisse von Einzelnen oder kleinen Gruppen darzustellen versucht, auch wenn Steffen Geier da unter Frau Kambouris Namen all seine Ghostwriter-Qualitäten ausgespielt hat. Genau wie beispielsweise Rainer Wendts Einwürfe kann man so etwas mit einer gewissen Distanz zwar selbstverständlich lesen, zu einer objektiven Meinungsbildung taugt es aber genauso wenig wie rosarote Schönrednereien von links.
Stimmt. Nichts und niemand ist objektiv. Umso wichtiger, dass man als jemand, der die Polizei potentiell kritisch sieht, versucht, mal in deren Alltag zu schnuppern. Und dazu ist das Buch bestens geeignet.

Falsch allerdings. Natürlich wird die Lektüre die eigene Sicht auf das Thema relativieren. Sofern man nicht von vornherein die Sicht der Autorin teilt. So wie Berichte über misshandelte Verdächtige im Stile Russlands oder der Türkei meine Sicht auf die Polizei relativieren würden.
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Geändert von Der Zerquetscher (06.02.2017 um 16:27 Uhr).
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Alt 06.02.2017, 19:01   #116
DocKeule
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Zitat:
Zitat von mumu Beitrag anzeigen
Umfragen sind halt eine schwierige Sache, deswegen bin ich da immer etwas zurückhaltend was die Analyse von ihnen angeht.

Zumal ich ein wenig skeptisch bin, wie “realistisch“ diese Umfragen sind. Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir gerade einen großen von den Medien angeschobenen Spannungsbogen serviert bekommen. Zu schnell schießen mir die Werte für die SPD und Schulz nach oben. Wenn man sich so anschaut wie sich Umfragewerte normalerweise verändern, nämlich konstant und über mehrere Monate, dann ist dieser Verlauf zumindest zu hinterfragen.
Sehe ich ähnlich. Da wird im Moment ein Hype herbei geschrieben und früher oder etwas später wird mindestens von einem Teil der Medienlandschaft mit dem gleichen Elan zur Jagd geblasen werden. Dann fallen die Zustimmungswerte vermutlich auch ähnlich schnell wieder.
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Alt 08.02.2017, 12:56   #117
way2mash4u
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Zitat:
Zitat von Der Zerquetscher Beitrag anzeigen
Stimmt. Nichts und niemand ist objektiv. Umso wichtiger, dass man als jemand, der die Polizei potentiell kritisch sieht, versucht, mal in deren Alltag zu schnuppern. Und dazu ist das Buch bestens geeignet.

Falsch allerdings. Natürlich wird die Lektüre die eigene Sicht auf das Thema relativieren. Sofern man nicht von vornherein die Sicht der Autorin teilt. So wie Berichte über misshandelte Verdächtige im Stile Russlands oder der Türkei meine Sicht auf die Polizei relativieren würden.
Auf die Kritik, dass dieses Buch eigentlich nur als anekdotische Prosa taugt, gehst du überhaupt nicht ein.

Ich hoffe ihr habt alle Thomas Fischer bei Maischberger zum Thema Gewalt gegen Polizist*innen gesehen. Wenn nicht, UNBEDINGT nachholen.

Und dazu noch diese beiden Texte dazu lesen.

Zu sehen wie er Rainer Wendts Thesen (über die er ebenfalls ein ganzes Buch geschrieben hat) nonchalant entkräftet und dieser nicht anders kann, als klein bei geben, das war schon großes Fernsehen.

Geändert von way2mash4u (08.02.2017 um 12:58 Uhr).
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Alt 08.02.2017, 15:53   #118
Der Zerquetscher
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Nichts wird hier nonchalant entkräftet, way2mash4you. Ich habe deine Links gelesen und freue mich für dich, dass du dich damit wohl fühlst. Leider haben sie mich überhaupt nicht überzeugt. Thomas Fischers Ausführungen machen auf mich den Eindruck eines Dickkopfs, der sich eben in der Rolle des Aufklärers gefällt.

Dass wir noch in den 90er Jahren gemeint hatten, Viertel/Straßen, die die Polizei kaum mehr betritt, so wie in Frankreich, seien unvorstellbar - wie naiv von uns damals?! Aber die gibt es heute. Und nein, nicht in Passau. Da hat Fischer Recht. Aber zum Beispiel in Duisburg-Marxloh. Oder in Essen und Altendorf. Davon natürlich kein Wort in seinen Ausführungen. Sein Verhöhnen der Deutschen, die sich über Zustände wie dort Sorgen machen oder gar echauffieren - und denen er nur jovial vorgeblich das Wort erteilt, um sich dann über sie lustig zu machen -, mag Einblick in Herrn Fischers Charakterprofil geben, widert mich aber eher an, als dass es mich unterhält oder gar beeindruckt.

Und selbstverständlich sind die von ihm zitierten Beleidigungen völlig inakzeptabel. Nur frage ich mich, way2mash, was daran jetzt nicht anekdotische Prosa sein soll im Kampf gegen ungebildete Spießbürger, die es sich erlauben, eine härtere Gangart gegenüber Typen zu fordern, die Polizisten und heutzutage sogar schon Rettungssanitäter anpöbeln und attackieren? Oder die es unbegreiflich finden, dass mehrfach verurteilte Intensivtäter auf freien Fuß und damit auf die Leute losgelassen werden, nur weil sie jugendlich sind.

Aber alles halb so wild. Wenn wir Herrn Fischer glauben möchten. Wird schon nicht so schlimm. Hmm,.. weiß nicht. Vielleicht wird es das ja wirklich nicht. Aber wenn es das tatsächlich nicht wird, dann sicher nicht wegen selbstbessenen Menschen wie ihm, die zu feige (oder intellektuell zu bequem) sind, diese dringenden Probleme zu adressieren, sondern wegen Menschen, die handeln. Auch wenn es bei manchen nicht populär ist. Und wir sprechen hier durchaus von Problemen, die natürlich auch durch eine globalisierte und freizügigere Welt entstanden sind - und die allein deshalb kein Pendant in der Vergangenheit haben können. Also tatsächlich und ohne wenn und aber neu sind.

Wendts Buch habe ich nicht gelesen. Aber Kambouris Buch habe ich hinter mir. Und schön war es nicht. Ich stehe nämlich ehrlich gesagt gar nicht auf Lektüre, die mich runterzieht. Viel lieber lese ich was Gemütliches. Zum Beispiel über Nero oder den Dreißigjährigen Krieg. Über irgendwas, das weit genug zurückliegt, um die portraitierte Gefahr entspannt als Unterhaltung und Bildungslektüre wahrnehmen zu können. Aber sag, way2mash4you, hast du wenigstens eines der beiden von dir so heftig kritisierten Bücher gelesen? Ich meine, nur so um überhaupt profund mitreden und verstehen zu können, von welchen Zuständen wir hier sprechen?
__________________
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Der Zerquetscher ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.02.2017, 16:05   #119
CM Punkomaniac
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Zur härteren Gangart:

Gesetzesreform
Zitat:
Wer Polizisten, Retter und Feuerwehrleute im Dienst angreift, muss künftig mit bis zu fünf Jahren Haft rechnen. Das hat das Kabinett beschlossen. Denn die Zahl der Angriffe auf Staatsdiener hat deutlich zugenommen.
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Alt 08.02.2017, 18:23   #120
DocKeule
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Zitat:
Zitat von Der Zerquetscher Beitrag anzeigen
Nichts wird hier nonchalant entkräftet, way2mash4you. Ich habe deine Links gelesen und freue mich für dich, dass du dich damit wohl fühlst. Leider haben sie mich überhaupt nicht überzeugt. Thomas Fischers Ausführungen machen auf mich den Eindruck eines Dickkopfs, der sich eben in der Rolle des Aufklärers gefällt.

Dass wir noch in den 90er Jahren gemeint hatten, Viertel/Straßen, die die Polizei kaum mehr betritt, so wie in Frankreich, seien unvorstellbar - wie naiv von uns damals?! Aber die gibt es heute. Und nein, nicht in Passau. Da hat Fischer Recht. Aber zum Beispiel in Duisburg-Marxloh. Oder in Essen und Altendorf. Davon natürlich kein Wort in seinen Ausführungen.
Hast du schon mal die Kriminalitätsstatistiken insbesondere der frühen 90er mit den aktuellen Zahlen verglichen? Wie man von da auf eine Verschlimmerung der Verhältnisse kommt, ist mir ein Rätsel. Und um zu glauben, dass es früher keine Ecken gab, in denen die Polizei wenig bis nichts zu melden hatte, muss auch eine sehr blumige Sicht auf die Vergangenheit haben.

Ansonsten kann man Fischers Art sicher unsympathisch finden (sehe ich über weite Strecken auch so), aber das entwertet ihm ja nicht inhaltlich. Die Unterscheidungen im Gewalt-Begriff zwischen der alten und der neuen Regelung sind ja nun durchaus bedenkenswert, ebenso die Verschärfungsmöglichkeiten.


Zitat:
Zitat von Der Zerquetscher Beitrag anzeigen
Sein Verhöhnen der Deutschen, die sich über Zustände wie dort Sorgen machen oder gar echauffieren - und denen er nur jovial vorgeblich das Wort erteilt, um sich dann über sie lustig zu machen -, mag Einblick in Herrn Fischers Charakterprofil geben, widert mich aber eher an, als dass es mich unterhält oder gar beeindruckt.
Auch da muss ich dir wieder Trumpismus vorwerfen. Sorge oder das Echauffieren ist ja noch lange kein Beweis für ein tatsächlich bestehendes Problem. Das ist ja auch gerade das Kernproblem vieler heutiger Diskussionen, dass schon das Gefühl und nicht die Fakten Handlungsbedarf begründen (sollen).


Zitat:
Zitat von Der Zerquetscher Beitrag anzeigen
Und selbstverständlich sind die von ihm zitierten Beleidigungen völlig inakzeptabel. Nur frage ich mich, way2mash, was daran jetzt nicht anekdotische Prosa sein soll im Kampf gegen ungebildete Spießbürger, die es sich erlauben, eine härtere Gangart gegenüber Typen zu fordern, die Polizisten und heutzutage sogar schon Rettungssanitäter anpöbeln und attackieren? Oder die es unbegreiflich finden, dass mehrfach verurteilte Intensivtäter auf freien Fuß und damit auf die Leute losgelassen werden, nur weil sie jugendlich sind.

[...]

Wendts Buch habe ich nicht gelesen. Aber Kambouris Buch habe ich hinter mir. [...]
Interessant, dass du mit Fischers anekdotischer Argumentation ein Problem hast, in Kambouris anekdotischer Herleitung aber einen stichhaltigen Beleg für die katastrophale Situation siehst.
DocKeule ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.02.2017, 09:24   #121
Der Zerquetscher
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Zitat:
Hast du schon mal die Kriminalitätsstatistiken insbesondere der frühen 90er mit den aktuellen Zahlen verglichen? Wie man von da auf eine Verschlimmerung der Verhältnisse kommt, ist mir ein Rätsel. Und um zu glauben, dass es früher keine Ecken gab, in denen die Polizei wenig bis nichts zu melden hatte, muss auch eine sehr blumige Sicht auf die Vergangenheit haben.

Ansonsten kann man Fischers Art sicher unsympathisch finden (sehe ich über weite Strecken auch so), aber das entwertet ihm ja nicht inhaltlich. Die Unterscheidungen im Gewalt-Begriff zwischen der alten und der neuen Regelung sind ja nun durchaus bedenkenswert, ebenso die Verschärfungsmöglichkeiten.
Es sind nicht nur die Übergriffe auf Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter, die übrigens zugenommen haben im Vergleich zu ein paar Jahren, sondern, wie de Maizière und Maas betonen, vor allem die Intensität und Rücksichtslosigkeit, mit der Staatsdiener oder Leute in Uniform angegangen werden. Und der will man, und der muss man begegnen.

Die interessante Frage lautet allerdings, warum das überhaupt der Fall ist. Warum so etwas in dem Maße heute vorkommt.

Ich bin der Meinung, dass das drei wesentliche Gründe hat. Erstens mag das in der zunehmenden Ich-Bezogenheit der Individuen der Gesellschaft liegen. "Ich habe das Recht auf...", "Ich lasse mir das (vom Staat) nicht gefallen...", "Ich muss (will) das nicht tun, das sollen andere tun...", "Ich muss (will) das nicht bezahlen, das sollen andere bezahlen", usw. Zwar kann man mit einer solchen Einstellung auch mal im Recht liegen, doch sind wir in Deutschland schlicht zu weit entfernt von einem Kennedy'schen "Frag nicht was dein Land für dich tun kann, frag was du für dein Land tun kannst!". Ich würde da durchaus von einem zu großen Maß an Selbstbezogenheit in unserer Gesellschaft sprechen. Und die äußert sich unter anderem unweigerlich in mangelnder Akzeptanz des staatlichen, "bevormundenden" Oberbaus.

Der zweite Grund ist die politisch motivierte Ablehnung staatlicher Autoritäten in den späten 60ern und 70ern, die sich längst verselbständigt hat und sich heute, auch völlig ohne politische Motivation, in einer latenten Aggressivität äußert, sobald Leistungen oder zivile Folgsamkeit eingefordert werden.

Und der dritte Grund ist der sehr hohe Zuzug von Migranten, die sich mit diesem Land selbstredend nicht identifizieren - und das auch gar nicht so schnell tun können -, und von denen einige die Regeln dieser Gesellschaft nicht zur Gänze akzeptieren. Da wird zum Beispiel ein Rettungssanitäter geschlagen oder weggeschubst, wenn das Unfallopfer ein anderes Geschlecht hat und er ihm helfen möchte. Ich nenne das Beispiel, weil das bei uns im Kreis gerade einem Bekannten aktuell passiert ist. Hier ließe sich aber eine ganze Reihe anderer Beispiele nennen.

Hier muss man ansetzen. Das Stichwort heißt, den Staat wertschätzen lernen. Übrigens betrifft das, wenn wir kurz einen Abstecher in die politische Landschaft machen, nicht nur die linken, sondern auch die rechten Dumpfbacken, die diesen Staat als zu liberal zunehmend ablehnen. Ich meine, mir ist er auch manchmal ein bisschen zu liberal, aber nie im Leben würde ich auf die bekloppte Idee kommen, ihn deshalb abzulehnen und geistig durch utopischen Firlefanz zu ersetzen. Oder den Frust über Missstände an den Staatsdienern auszulassen.

Zitat:

Interessant, dass du mit Fischers anekdotischer Argumentation ein Problem hast, in Kambouris anekdotischer Herleitung aber einen stichhaltigen Beleg für die katastrophale Situation siehst.
Also ich muss sagen, dass Du mich jetzt doch ein bisschen beeindruckst. Du hast das Buch also doch gelesen. Hättest Du mir das vorher gesagt, hätte meine Werbung für eine sensiblere Sichtweise gegenüber der Polizei sein gelassen. Denn du weißt ja, wovon ich rede.

Kambouris Erfahrungen sind nichts anderes als ein Schlaglicht. Mehr habe ich hier nie behauptet. Aber was da eben subjektiv kurz beleuchtet wird, bereitet mir große Sorgen. Da stellen sich mir die Haare auf, wie manche Zeitgenossen meinen, diesen freiheitlich-demokratischen Staat frech herausfordern zu dürfen. Nein, da stellen sich mir nicht nur die Haare auf. Ich könnte kotzen angesichts soviel asozialer, hemmungsloser Rücksichtslosigkeit.
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Alt 09.02.2017, 10:22   #122
DocKeule
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Es sind nicht nur die Übergriffe auf Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter, die übrigens zugenommen haben im Vergleich zu ein paar Jahren, sondern, wie de Maizière und Maas betonen, vor allem die Intensität und Rücksichtslosigkeit, mit der Staatsdiener oder Leute in Uniform angegangen werden. Und der will man, und der muss man begegnen.
Genau diese grundlegende Behauptung ist ja nicht unumstritten. Es wird zwar immer von extremsten Gewalttaten gesprochen, aber die tatsächlich bekannten Fallzahlen geben das so nicht her. Stattdessen wird eben jede Widerstandshandlung, auch wenn sie sich nicht gegen den Beamten rechnet, schon als Gewalt definiert.


Zitat:
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Die interessante Frage lautet allerdings, warum das überhaupt der Fall ist. Warum so etwas in dem Maße heute vorkommt.

Ich bin der Meinung, dass das drei wesentliche Gründe hat. Erstens mag das in der zunehmenden Ich-Bezogenheit der Individuen der Gesellschaft liegen. "Ich habe das Recht auf...", "Ich lasse mir das (vom Staat) nicht gefallen...", "Ich muss (will) das nicht tun, das sollen andere tun...", "Ich muss (will) das nicht bezahlen, das sollen andere bezahlen", usw. Zwar kann man mit einer solchen Einstellung auch mal im Recht liegen, doch sind wir in Deutschland schlicht zu weit entfernt von einem Kennedy'schen "Frag nicht was dein Land für dich tun kann, frag was du für dein Land tun kannst!". Ich würde da durchaus von einem zu großen Maß an Selbstbezogenheit in unserer Gesellschaft sprechen. Und die äußert sich unter anderem unweigerlich in mangelnder Akzeptanz des staatlichen, "bevormundenden" Oberbaus.

Der zweite Grund ist die politisch motivierte Ablehnung staatlicher Autoritäten in den späten 60ern und 70ern, die sich längst verselbständigt hat und sich heute, auch völlig ohne politische Motivation, in einer latenten Aggressivität äußert, sobald Leistungen oder zivile Folgsamkeit eingefordert werden.
Ich bin grundsätzlich auch sehr dafür, jede Autorität zu hinterfragen. Gerade die deutsche Geschichte sollte uns eigentlich lehren, wohin unkritische "Folgsamkeit" führen kann. Das sehe ich aber auch nicht notwendigerweise im Verbund mit Selbstbezogenheit und wenig Interesse an der gesamten Gesellschaft (wobei man da auch schon ab dem ersten Schritt schon wieder hinterfragen muss, inwieweit der Staat und seine Organe die Interessen der Gesellschaft vertreten).


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Und der dritte Grund ist der sehr hohe Zuzug von Migranten, die sich mit diesem Land selbstredend nicht identifizieren - und das auch gar nicht so schnell tun können -, und von denen einige die Regeln dieser Gesellschaft nicht zur Gänze akzeptieren. Da wird zum Beispiel ein Rettungssanitäter geschlagen oder weggeschubst, wenn das Unfallopfer ein anderes Geschlecht hat und er ihm helfen möchte. Ich nenne das Beispiel, weil das bei uns im Kreis gerade einem Bekannten aktuell passiert ist. Hier ließe sich aber eine ganze Reihe anderer Beispiele nennen.
Das ist auch nicht hinnehmbar. Allerdings - und da kommen wir auf einen anderen wichtigen Punkt, brauchen wir um das zu ahnden keine Sondergesetzgebung. Es gibt bestehende Gesetze, die diese Tatbestände abdecken und deren Strafrahmen vollkommen ausreichend ist, wenn er nur entsprechend ausgeschöpft wird. Sollte das Gesetz so umgesetzt werden, wie es heute geplant ist, würde es das ohnehin schon bestehende Machtgefälle nur verschärfen, ohne tatsächlich für mehr Sicherheit zu sorgen (hier lohnt sich besonders der erste Text von Fischer, so etwa ab Seite 2).


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Das Stichwort heißt, den Staat wertschätzen lernen. Übrigens betrifft das, wenn wir kurz einen Abstecher in die politische Landschaft machen, nicht nur die linken, sondern auch die rechten Dumpfbacken, die diesen Staat als zu liberal zunehmend ablehnen. Ich meine, mir ist er auch manchmal ein bisschen zu liberal, aber nie im Leben würde ich auf die bekloppte Idee kommen, ihn deshalb abzulehnen und geistig durch utopischen Firlefanz zu ersetzen. Oder den Frust über Missstände an den Staatsdienern auszulassen.
Letzteres mit Sicherheit nicht in Form von Gewalt oder Beleidigungen. Ob man den Staat schätzen soll, hängt auch davon ab, was der Staat tut und leistet oder eben nicht. Respekt muss man sich verdienen und nicht qua Amt oder Institution einfordern.


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Also ich muss sagen, dass Du mich jetzt doch ein bisschen beeindruckst. Du hast das Buch also doch gelesen. Hättest Du mir das vorher gesagt, hätte meine Werbung für eine sensiblere Sichtweise gegenüber der Polizei sein gelassen. Denn du weißt ja, wovon ich rede.

Kambouris Erfahrungen sind nichts anderes als ein Schlaglicht. Mehr habe ich hier nie behauptet. Aber was da eben subjektiv kurz beleuchtet wird, bereitet mir große Sorgen. Da stellen sich mir die Haare auf, wie manche Zeitgenossen meinen, diesen freiheitlich-demokratischen Staat frech herausfordern zu dürfen. Nein, da stellen sich mir nicht nur die Haare auf. Ich könnte kotzen angesichts soviel asozialer, hemmungsloser Rücksichtslosigkeit.
Ausschnittweise, vor allem aber Kritiken.

Nur ergeben (sicher auch handverlesene) Anekdoten eben keine Grundlage für eine Aussage über den Gesamtzustand, solange keine verlässlichen Daten beigefügt werden, die das Problem quantifizieren. Und nur dann lässt sich das Ausmaß ermessen und ein entsprechender Handlungsbedarf ableiten oder eben auch nicht.
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Alt 09.02.2017, 15:36   #123
Der Zerquetscher
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Ich bin grundsätzlich auch sehr dafür, jede Autorität zu hinterfragen. Gerade die deutsche Geschichte sollte uns eigentlich lehren, wohin unkritische "Folgsamkeit" führen kann. Das sehe ich aber auch nicht notwendigerweise im Verbund mit Selbstbezogenheit und wenig Interesse an der gesamten Gesellschaft (wobei man da auch schon ab dem ersten Schritt schon wieder hinterfragen muss, inwieweit der Staat und seine Organe die Interessen der Gesellschaft vertreten).
Autoritäten hinterfragen. Also aus Prinzip? Wie manch anderes, das seinen Ursprung in der berechtigten Gegenreaktion auf das NS-Regime in Deutschland hatte, zeitigt ein Überziehen und mangelndes Maßhalten beim Reagieren ebenfalls negative gesellschaftliche Konsequenzen. Nur weil Hitler nichts Schöneres kannte, als sein Militär zu vergrößern und Krieg zu führen, führt etwa Pazifismus und dauerndes Gewährenlassen anderer erfahrungsgemäß nicht zum Frieden. Sondern zu... einem Hitler mit viel Handlungsspielraum. Und bei den Autoritäten ist es genauso. Niemand verlangt blinden Gehorsam. Übrigens ganz ausdrücklich und überhaupt nicht zufällig auch nicht unser Staat (Allein das wäre schon ein Grund, warum man diesen Staat und seine Autoritäten ganz dufte finden sollte), nur führt ein dauerndes Infragestellen von Autoritäten unweigerlich zu Autoritätsverlust. Naja, und genau um den geht es ja derzeit.

Fairerweise muss man auch sagen, dass die allermeisten Mitbürger prinzipiell staatstragend und treu dem System sind. Die Polizei ist - zurecht - in Deutschland ziemlich beliebt. Wir sollten also nicht allzu schwarzmalen. Nur übertüncht das nicht die Missstände in einigen deutschen Großstädten oder die Vorfälle bei manchen Fußballspielen.

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Das ist auch nicht hinnehmbar. Allerdings - und da kommen wir auf einen anderen wichtigen Punkt, brauchen wir um das zu ahnden keine Sondergesetzgebung. Es gibt bestehende Gesetze, die diese Tatbestände abdecken und deren Strafrahmen vollkommen ausreichend ist, wenn er nur entsprechend ausgeschöpft wird. Sollte das Gesetz so umgesetzt werden, wie es heute geplant ist, würde es das ohnehin schon bestehende Machtgefälle nur verschärfen, ohne tatsächlich für mehr Sicherheit zu sorgen (hier lohnt sich besonders der erste Text von Fischer, so etwa ab Seite 2).
Bevor wir hier weitermachen - eine amüsante Frage: Was meinst Du, warum kaum jemand in Russland auf die (saublöde) Idee käme, einen Polizisten anzuzocken? Hmm,... *grübel*

Antwort: Weil die Konsequenzen in keiner Relation zum (recht kurzen) Spaß stünden, den man als Russe hätte, sich mal so richtig Luft zu machen in Gegenwart eines (sicher kurz völlig baffen) Polizeibeamten. Zu sagen, Strafen nützen generell nichts, ist also mit Sicherheit kompletter Unfug. Nun will ich garantiert keine Verhältnisse wie in Russland, das längst den Charakter einer Diktatur angenommen hat, doch kann es nicht sein, dass man kaum Konsequenzen zu befürchten hat, wenn man die Säulen dieses Staates, seine Beamten nämlich, angreift. Nun sagst Du, es bräuchte nur Richter, die die vorhandenen Rechtsmittel ausnutzen, um effektiv gegen soziale Chaoten vorzugehen. Meinst Du, ein Thomas Fischer ist ein Mann, der tendenziell das gesamte Strafmaß ausnutzt, um Täter zu bestrafen? Ich meine eher nicht. Es sind nämlich oft dieselben Richter, die jetzt einerseits keine Erhöhung des Strafmaßes wollen, die andererseits aber eher nachsichtig urteilen und damit eine Argumentation wie die von Fischer völlig ad absurdum führen. Und das kann ich einfach nicht mehr ernst nehmen.

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Letzteres mit Sicherheit nicht in Form von Gewalt oder Beleidigungen. Ob man den Staat schätzen soll, hängt auch davon ab, was der Staat tut und leistet oder eben nicht. Respekt muss man sich verdienen und nicht qua Amt oder Institution einfordern.
Ja natürlich, nur weißte. Ganz abgesehen von unserem Wohlstand und der weit überdurchschnittlichen Lebenserwartung hierzulande: Wir leben in einem der freiheitlichsten Länder dieser Erde. Jeder Idiot darf hier öffentlich seinen Senf absondern. Und sogar den Staat beschimpfen. Und der wiederum garantiert sogar dieses Recht und stellt dafür Staatsdiener ab. Also wenn das nicht Respekt einflößt. Oder sagen wir, einem liberalen Menschen Respekt einflößen sollte, dann weiß ich auch nicht. Schau mal in die meisten anderen Länder. Vielleicht sollte man das überhaupt viel mehr und viel häufiger tun, um wertschätzen zu lernen, was wir an diesem Deutschland haben.

Oder aber, das Beharren auf permanentes Infragestellen staatlicher Autoritäten schafft überhaupt keinen Respekt gegenüber staatlichen Autoritäten. Hmm,.. nein, ich streiche das wieder. War nur so ein Gedanke.
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Geändert von Der Zerquetscher (09.02.2017 um 15:47 Uhr).
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Alt 09.02.2017, 19:36   #124
DocKeule
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Autoritäten hinterfragen. Also aus Prinzip?
Ja, aus Prinzip. Wer Autorität ausüben will, muss das dadurch legitimieren, dass er die Verhältnisse verbessert und dass er sich in der Ausübung seiner Autorität entsprechend verhalten.


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Wie manch anderes, das seinen Ursprung in der berechtigten Gegenreaktion auf das NS-Regime in Deutschland hatte, zeitigt ein Überziehen und mangelndes Maßhalten beim Reagieren ebenfalls negative gesellschaftliche Konsequenzen. Nur weil Hitler nichts Schöneres kannte, als sein Militär zu vergrößern und Krieg zu führen, führt etwa Pazifismus und dauerndes Gewährenlassen anderer erfahrungsgemäß nicht zum Frieden. Sondern zu... einem Hitler mit viel Handlungsspielraum.
Interessant, wie du vom Hinterfragen von Autoritäten auf „Pazifismus und dauerndes Gewährenlassen“ kommst. Ist es nicht eher umgekehrt? Hätten die braven deutschen Beamten nicht die Weisungen von oben unkritisch befolgt, hätte die Bevölkerung nicht die Staatsorgane wie gewohnt unkritisch schalten und walten lassen, wäre dann ein Ausschalten der Opposition in wenigen Wochen, eine Gleichschaltung fast des gesamten öffentlichen Lebens und wäre der Holocaust dann so einfach möglich gewesen?

Ein Adolf Hitler, dem niemand gehorcht, wäre eine schlecht choreografierte Witzfigur gewesen.


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Und bei den Autoritäten ist es genauso. Niemand verlangt blinden Gehorsam. Übrigens ganz ausdrücklich und überhaupt nicht zufällig auch nicht unser Staat (Allein das wäre schon ein Grund, warum man diesen Staat und seine Autoritäten ganz dufte finden sollte), nur führt ein dauerndes Infragestellen von Autoritäten unweigerlich zu Autoritätsverlust. Naja, und genau um den geht es ja derzeit.
Ja und ich möchte davon auch so wenig wie möglich. Aber wir haben ja schon an verschiedenen Stellen festgestellt, dass wie einen unterschiedlichen Freiheitsbegriff haben. Für dich ist Freiheit, wenn dir niemand sagt, dass es aus ökologischen Gründen besser wäre, weniger Fleisch zu essen und für mich ist Freiheit, wenn man nicht versucht, jeden meiner Schritte und meine gesamte Kommunikation zu überwachen.


Zitat:
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Fairerweise muss man auch sagen, dass die allermeisten Mitbürger prinzipiell staatstragend und treu dem System sind. Die Polizei ist - zurecht - in Deutschland ziemlich beliebt. Wir sollten also nicht allzu schwarzmalen. Nur übertüncht das nicht die Missstände in einigen deutschen Großstädten oder die Vorfälle bei manchen Fußballspielen.
Was denn jetzt, ist es ein grassierendes Problem oder eine Ausnahmeerscheinung? Da sollten wir uns schon einig sein, bevor wir eine Sondergesetzgebung in Gang setzen.


Zitat:
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Bevor wir hier weitermachen - eine amüsante Frage: Was meinst Du, warum kaum jemand in Russland auf die (saublöde) Idee käme, einen Polizisten anzuzocken? Hmm,... *grübel*

Antwort: Weil die Konsequenzen in keiner Relation zum (recht kurzen) Spaß stünden, den man als Russe hätte, sich mal so richtig Luft zu machen in Gegenwart eines (sicher kurz völlig baffen) Polizeibeamten. Zu sagen, Strafen nützen generell nichts, ist also mit Sicherheit kompletter Unfug. Nun will ich garantiert keine Verhältnisse wie in Russland, das längst den Charakter einer Diktatur angenommen hat, doch kann es nicht sein, dass man kaum Konsequenzen zu befürchten hat, wenn man die Säulen dieses Staates, seine Beamten nämlich, angreift.
Mal eine amüsante Frage zurück: Hast du für diese Behauptung irgendwelche Belege?

Ich habe zugegebenermaßen jetzt nur auf die Schneller recherchiert und das einzige, was ich zu Gewalt gegen Polizisten in Russland finden konnte, ist dieser Artikel aus dem Jahr 2012. Ich hätte jetzt auch gerne eine seriösere Quelle zitiert, aber das sind erstmal die einzigen Zahlen, die ich habe, also arbeiten wir mal damit.

Demnach gab es in dem fraglichen Jahr in Russland „16 000 Verbrechen gegen Polizeibeamte“ begangen worden, davon 9519 Überfälle, die insgesamt mehr als 50 Todesopfer gefordert haben. Auf die Bevölkerung von Deutschland umgerechnet wären das dann ca. 8951 Verbrechen, 5325 Überfälle und rund 28 tote Beamte. Das behauptet jetzt noch nicht mal Herr Wendt.

Zum Thema, ob härtere Strafen tatsächlich abschrecken ist man sich in der Wissenschaft eher einigermaßen einig. Die empirischjen Beobachtungen sprechen dagegen. Nehmen wir mal die USA. Nach deiner Logik müßte die Kriminalitätsrate dort sehr viel geringer sein, da spätestens im Wiederholungsfall schon kleine Delikte zu drastischen Strafen führen können. Das ist tatsächlich aber eher nicht der Fall.


Zitat:
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Nun sagst Du, es bräuchte nur Richter, die die vorhandenen Rechtsmittel ausnutzen, um effektiv gegen soziale Chaoten vorzugehen. Meinst Du, ein Thomas Fischer ist ein Mann, der tendenziell das gesamte Strafmaß ausnutzt, um Täter zu bestrafen? Ich meine eher nicht. Es sind nämlich oft dieselben Richter, die jetzt einerseits keine Erhöhung des Strafmaßes wollen, die andererseits aber eher nachsichtig urteilen und damit eine Argumentation wie die von Fischer völlig ad absurdum führen. Und das kann ich einfach nicht mehr ernst nehmen.
Ich konnte keine Urteile von Fischer finden, kennst du welche, dass du diese Behauptung über seine Arbeit aufstellen kannst?


Zitat:
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Ja natürlich, nur weißte. Ganz abgesehen von unserem Wohlstand und der weit überdurchschnittlichen Lebenserwartung hierzulande: Wir leben in einem der freiheitlichsten Länder dieser Erde. Jeder Idiot darf hier öffentlich seinen Senf absondern. Und sogar den Staat beschimpfen. Und der wiederum garantiert sogar dieses Recht und stellt dafür Staatsdiener ab. Also wenn das nicht Respekt einflößt. Oder sagen wir, einem liberalen Menschen Respekt einflößen sollte, dann weiß ich auch nicht. Schau mal in die meisten anderen Länder. Vielleicht sollte man das überhaupt viel mehr und viel häufiger tun, um wertschätzen zu lernen, was wir an diesem Deutschland haben.
Das stimmt, so sehr manche auch daran arbeiten, diese Freiheiten möglichst schnell abzuschaffen, etwa mit Sondergesetzgebungen, die dem Bürger wieder „Respekt“ vor der Obrigkeit einflößen soll.
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Alt 10.02.2017, 15:07   #125
Der Zerquetscher
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Ja, aus Prinzip. Wer Autorität ausüben will, muss das dadurch legitimieren, dass er die Verhältnisse verbessert und dass er sich in der Ausübung seiner Autorität entsprechend verhalten.
Aha. Hmm,...

Zitat:
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Ja und ich möchte davon auch so wenig wie möglich. Aber wir haben ja schon an verschiedenen Stellen festgestellt, dass wie einen unterschiedlichen Freiheitsbegriff haben. Für dich ist Freiheit, wenn dir niemand sagt, dass es aus ökologischen Gründen besser wäre, weniger Fleisch zu essen und für mich ist Freiheit, wenn man nicht versucht, jeden meiner Schritte und meine gesamte Kommunikation zu überwachen.
Der interessanteste Punkt und vielleicht die Crux unserer Diskussion. Ich könnte jetzt zwar genauso flapsig erwidern, dass Dir wohl lieber Dein Flieger in die Türkei um die Ohren fliegt, weil Du keinen Bock auf zuviel Videoüberwachung oder Datenspeicherung hast, aber das mache ich nicht. Weil's langweilig wäre. Lieber sage ich: Jepp. Ich fühle mich mit mehr Videokameras in der Stadt sicherer als mit weniger. Und ich habe kein Problem damit, wenn tatsächlich und gegen jede Wahrscheinlichkeit meine Internetdaten gecheckt werden würden. Aus einem berechtigten Anlass. Rate mal, was ich da zu befürchten hätte? Eben.

Wenn Dich das sehr stört. Okay. Gestehe ich Dir zu, obwohl ich es nicht vollends verstehe.


Zitat:
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Mal eine amüsante Frage zurück: Hast du für diese Behauptung irgendwelche Belege?

Ich habe zugegebenermaßen jetzt nur auf die Schneller recherchiert und das einzige, was ich zu Gewalt gegen Polizisten in Russland finden konnte, ist dieser Artikel aus dem Jahr 2012. Ich hätte jetzt auch gerne eine seriösere Quelle zitiert, aber das sind erstmal die einzigen Zahlen, die ich habe, also arbeiten wir mal damit.

Demnach gab es in dem fraglichen Jahr in Russland „16 000 Verbrechen gegen Polizeibeamte“ begangen worden, davon 9519 Überfälle, die insgesamt mehr als 50 Todesopfer gefordert haben. Auf die Bevölkerung von Deutschland umgerechnet wären das dann ca. 8951 Verbrechen, 5325 Überfälle und rund 28 tote Beamte. Das behauptet jetzt noch nicht mal Herr Wendt.
Wie viele Leute kennst Du? Es ist völlig egal, welchen Russlanddeutschen aus Deinem - hoffentlich existierenden - Bekanntenkreis Du fragst, ausnahmslos JEDER wird Dir bestätigen, dass Du Dich in Russland besser nicht mit der Polizei anlegst. Solltest Du auch nur einen einzigen sprechen, der sagt "Nö, die russische Polizei ist genauso wie die Deutsche", gebe ich - Der Zerquetscher - Dir ein Bier aus. Meine Güte, über was reden wir hier eigentlich?!!

Ein paar Links:

Amnesty International - Folter durch Polizei in Russland

Die Welt - Zustände bei der Miliz/Polizei in Russland

Einer der Hauptgründe, warum in Russland eine so hohe Verbrechensrate herrscht und deshalb die Zustände überhaupt gar nicht vergleichbar sind mit uns, ist die Korruption.

Korruption bedeutet mangelnde Möglichkeiten, Ungerechtigkeit und Gleichgültigkeit. Russland ist auf dem Korruptionsindex in Europa mit der Ukraine auf dem letzten Platz, soweit ich informiert bin. Natürlich kommen da noch weitere Faktoren dazu, die bei uns keine Rolle spielen, wie der unglaublich hohe Alkoholkonsum und der damit verbundene Schaden. Der ist zwar gesellschaftlich gewachsen und fest etabliert, mag aber auch ein Ventil für die Malaise in diesem Land sein, und damit ein weiterer Beleg dafür, wie schlecht es vielen Russen geht. Die Zahlen sind also überhaupt nicht übertragbar.

Zitat:
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Zum Thema, ob härtere Strafen tatsächlich abschrecken ist man sich in der Wissenschaft eher einigermaßen einig. Die empirischjen Beobachtungen sprechen dagegen. Nehmen wir mal die USA. Nach deiner Logik müßte die Kriminalitätsrate dort sehr viel geringer sein, da spätestens im Wiederholungsfall schon kleine Delikte zu drastischen Strafen führen können. Das ist tatsächlich aber eher nicht der Fall.
...
Das stimmt, so sehr manche auch daran arbeiten, diese Freiheiten möglichst schnell abzuschaffen, etwa mit Sondergesetzgebungen, die dem Bürger wieder „Respekt“ vor der Obrigkeit einflößen soll.
Die Strafe spielt sogar überhaupt keine Rolle. Gar keine. Sie ist kein korrektives Instrument....

solange man glaubt, nicht erwischt zu werden.

Und die einen tun, salopp gesagt, viel dafür, dass die Polizei möglichst viele Täter erwischt. Und die anderen... nicht.
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