Fräulein Söckchen
14.05.2008, 19:04
Herzlich willkommen zu einer neuen Serie, die von nun an in unregelmäßigen Abständen auf GB.com erscheinen wird. Und zwar handelt es sich um mehr oder weniger lange (Kurz-)Rezensionen zu Büchern, die sich in irgendeiner Form mit Wrestling oder Wrestlern beschäftigen - seien es (Auto)biographien, Wrestlinggeschichte, reißerische Skandalstories oder literarische Leichenfledderei. Lisi alias Miss Socko ist eure Gastgeberin, let's get it on...
Eigentlich wollte ich nicht gerade mit diesem Buch anfangen, sondern mir das für "später" aufheben, aber aus aktuellem Anlaß und so... ;)
Titel: Hitman: My Real Life in the Cartoon World of Wrestling
Autor: Bret Hart (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=25)
Sprache: Englisch
Verlag: Random House Canada
Erscheinungsjahr: 2007
Seiten: 592
Anm.: Grundlage dieser Rezension ist die im Oktober 2007 in Kanada erschienene Hardcover-Ausgabe. Im Oktober wird das Buch auch in Europa erhältlich sein. Auf Amazon kann es schon vorbestellt werden.
Ich habe lange auf dieses Buch gewartet. Und nachdem ich es aus Kanada bestellt hatte, habe ich tatsächlich auch „physisch“ lange gewartet, bis ich endlich das Päckchen in Händen halten konnte, garniert mit einem Poststempel aus Montreal. Gerade erst hatte ich die Lektüre von „Pain and Passion: The History of Stampede Wrestling“ beendet und war sehr in Zweifel, ob dieses tolle und detaillierte Buch tatsächlich noch zu übertreffen wäre. Doch dann kam „Hitman“.
„Ich bin ein Überlebender, und ich habe eine Geschichte zu erzählen.“ Mit diesen Worten beginnt die Lebensgeschichte des Hitman, eines Mannes, der alle Höhen und Tiefen der Wrestlingwelt durchgemacht hat. „Nachdem ich nicht mehr Teil des Business bin, bin ich in einer Position, aus der ich die Wahrheit sagen kann, ohne Angst vor Konsequenzen. [...] Wrestling war nie mein Traum, und viel zu oft wurde daraus ein Alptraum. Dennoch war mir der Instinkt, es wie eine Religion zu verteidigen, von Geburt an eingepflanzt. [...] Im Unterschied zu so vielen Wrestlern mit ihren verschiedenen erfundenen Namen und Charakteren war ich authentisch, geboren als Bret Hart in eine Wrestlingwelt, der ich nicht entkommen konnte. Ich kann nicht sagen, dass das Leben einfach gewesen ist, aber es war auf jeden Fall interessant.“
Im krassen Gegensatz zu Autobiographien beispielsweise eines Mick Foley (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=20) oder eines Edge (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=18), welche Leichtigkeit und Witz versprühen, ist des Hitmans Buch von einem ernsten, ja fast schwermütigen Grundton geprägt. Grundlage für Brets Buch war ein „Audiotagebuch“, welches er seine gesamte Karriere hindurch geführt hatte.
Das Buch ist unterteilt in vier Teile, und der erste davon, „Stampede Days“, räumt gleich einmal mit einigen der romantisierenden Mythen um die Hart-Familie auf, die noch immer gelegentlich kursieren – oder zumindest bis zu Owen Hart (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=60)s tragischem Tod kursiert haben, als die familieninternen Zwistigkeiten schließlich an die Weltöffentlichkeit getragen wurden. Bret erzählt von seiner Kindheit als Sprössling Nr. 8 der zwölfköpfigen Kinderschar, der gerade in eine Zeit hineingeboren wurde, in welcher es der Familie Hart wirtschaftlich so schlecht ging, dass er die prägenden Jahre seiner Kindheit in bitterer Armut verbrachte – inmitten eines chaotischen Haushalts, in ständiger Konkurrenzsituation zu seinen Geschwistern und unter der Fuchtel eines gestrengen Vaters, der im Umgang mit seinen Kinderlein selten einen Unterschied zu machen schien, ob er einen ausgewachsenen Wrestler oder einen Fünfjährigen züchtigte. Bret schreibt von diesen Dingen gelassen und ohne großen Groll – so war es halt bei den Harts zuhause, und das Verhältnis zu seinem Vater Stu Hart (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=469) war stets gut. Eigentlich wollte er ursprünglich gar kein Wrestler werden, doch wie das Hart-Leben halt so spielt, fand er sich schließlich doch in einem Ring wieder, von seinen Trainern gepriesen als „Naturtalent“. Die Geschichte nahm ihren Lauf, und der junge Bret Hart zahlte sein Lehrgeld als Rookie in der familieneigenen Promotion.
„The Foundation“, der zweite Teil, beschreibt Bret Harts Ankunft in der damaligen World Wrestling Federation (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=shows&sort=liga&liga=3) und seine Jahre im Tag Team mit Jim Neidhart (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=433). Auch wenn man dem Buch generell anmerkt, dass der Hitman seine Lebensgeschichte aus seiner subjektiven Sicht erzählt (klar, ist ja auch sein Buch), so sei hier positiv vermerkt, dass er über sein Verhältnis zu Leuten wie Vince McMahon (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=131) und anderen, die später zu seinen Feinden werden sollten, objektiv schreibt, und spätere Zerwürfnisse den Eindruck nicht trüben. Man erfährt in einer bisher noch nicht da gewesenen Detailgenauigkeit von der WWF der 1980er Jahre, inklusive ihrer Probleme, ihrer Stars, ihrer Wrestler und deren Verhältnis zu Bret. Und dabei spart der Hitman kein kontroversielles Thema aus, ob es sich nun um Missbrauch von Steroiden, Alkohol, Tabletten oder härteren Drogen und deren Effekt auf verschiedene Wrestler handelt oder um Zwistigkeiten im Lockerroom. Gleichzeitig ist dies auch die Zeit, in der Bret langsam die Karriereleiter hinaufkletterte und sich gemeinsam mit Jim Neidhart als eines der Top-Tag-Teams der Promotion etablierte.
Der dritte Teil, „Steal My Crown“, schließt hier nahtlos an, mit Bret Harts Aufstieg als Singles-Wrestler. Der Titel des Kapitels lässt natürlich schon erahnen, worin das ganze letztendlich gipfeln wird. Neben weiteren Geschichten und Anekdoten aus dem Backstage-Leben in der WWF und zahlreichen weiteren Reise- und Tourberichten, stechen vor allem die Schilderungen des persönlichen Verhältnisses des Hitman zu Leuten wie Hulk Hogan (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=39), Vince McMahon und Shawn Michaels (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=50) ins Auge. Nach mehreren Titelgewinnen fand sich Bret schließlich in einer Phase der beruflichen Unsicherheit wieder, welche im berühmten „Montreal Screwjob“ endete.
Dass Bret seine Zeit bei World Championship Wrestling (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=shows&sort=liga&liga=4) als äußerst unbefriedigend empfand, merkt man dem vierten Teil, „Pink into Black“, klar an – und das nicht nur auf Grund der Tatsache, dass der Hitman nach seinem Wechsel zur Konkurrenz Opfer der dortigen berüchtigten Backstagepolitik geworden ist. Desillusioniert nach dem Screwjob, schreibt Bret über die Zeit in der WCW, als er, von Verletzungen geplagt, trotzdem in irgendwelchen, in seinen Augen schwachsinnigen, Angles wrestlen musste, und wo eine schwere Gehirnerschütterung nach einem misslungenen Kick von Bill Goldberg (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=21) schließlich das Ende seiner Karriere besiegelte. Das Wrestling tritt in diesem Kapitel klar in den Hintergrund, spielten sich zu dieser Zeit doch Brets schwerste persönliche Schicksalsschläge ab. Der Tod seines Bruders Owen im Jahr 1999 und die darauf folgenden familieninternen Streitereien bei den Harts nehmen einen großen Teil des Kapitels ein, ebenso wie der „Krieg“ mit WWE und der spätere Tod seiner Eltern, Helen und Stu. Fast wie „lapidar dazwischengesprenkelt“ wirken hingegen die zahlreichen Todesfälle unter Wrestlern - Brets persönlichen Freunden und Arbeitskollegen -, was dem ganzen eine fast morbide Intensität verleiht. Der Wrestling-Gott war beileibe nicht gnädig in den letzten zehn Jahren. Auch Brets Schlaganfall im Jahr 2002 wird natürlich thematisiert, ebenso wie sein schwieriger Weg zurück in ein normales Leben.
Ob Bret Hart tatsächlich seinen Frieden mit dem Business gemacht hat, ist aus dem Buch auch nach fast 600 Seiten nicht klar ersichtlich, schließt es doch mit einer neuerlichen Kriegserklärung an Shawn Michaels & Co ab. Dennoch hat man das Gefühl, dass er sich in den sieben Jahren des Schreibprozesses viel von der Seele geschrieben hat, und gerade die Tatsache, dass er mit Vince McMahon mittlerweile das Kriegsbeil begraben zu haben scheint, verstärkt diesen Eindruck noch.
Er hoffe, „dass er in 10 Jahren rückblickend sagen könne, dass das Schreiben dieses Buches seine größte Errungenschaft gewesen wäre“, gestand der Hitman im Exklusivinterview mit Genickbruch.com (http://www.genickbruch.com/vb/showthread.php?t=35037). Gemessen an Faktoren wie Ehrlichkeit und Detailreichtum rangiert sein Buch sicherlich ganz oben im illustren Sammelsurium der Wrestlerbiographien. Kein anderes Buch zeichnete bis jetzt ein dermaßen minuziös ausgearbeitetes Bild der WWF-Geschichte Mitte 1980er bis Mitte 1990er Jahre, und ging dabei auch mit den Schattenseiten des Business so hart ins Gericht – und das dennoch nicht auf eine bösartige Art und Weise, wie man es von anderen skandalschwangeren Publikationen gewohnt war. Es sei explizit festzuhalten, dass das Buch keine „Abrechnung“ ist – weder mit bestimmten Leuten, noch mit bestimmten negativen Umständen oder Ereignissen. Es ist einfach nur eine Erzählung, „wie es war“, ein mehr als intensiver Einblick hinter die normalerweise verschlossenen Türen der verschiedenen Lockerrooms.
Das Buch ist keine leichte Lektüre, was natürlich auch bedingt ist durch die vielen traurigen Ereignisse in Bret Harts Leben, und es hat zeitweise gewisse „Längen“. Und auch zu des Hitmans Selbstbewusstsein kann man hin und wieder lächeln und sich beispielsweise fragen, ob denn tatsächlich auf dem Grund (fast) eines jeden erfolgreichen Charakters oder Angles eine Hart-Idee gelegen hat. Dennoch kann man das Buch schwer wieder weglegen, wenn man einmal in der „Berg- und Talfahrt der Emotion“ gefangen ist (was so ca. auf Seite 2 spätestens der Fall ist). Zwischen den ernsteren Themen spart Bret auch nicht an lustigen Anekdoten, sodass man des öfteren wirklich herzhaft lachen muss. Abgerundet wird die Autobiographie schließlich mit einem Cartoon, auf welchem der künstlerisch talentierte Hitman insgesamt 55 seiner ehemaligen Wrestling-Kollegen in all ihrer Glorie dargestellt hat. Zu guter Letzt sollte man noch positiv hervorheben, dass das Buch mit einem ausführlichen Index ausgestattet ist, welcher die Suche nach bestimmten Namen und Fakten in dem 600-Seiten-Schmöker wesentlich vereinfacht.
Klare Leseempfehlung für ...eigentlich jeden Wrestling-Fan. Denn ein zweites derartiges Buch kommt sicherlich nicht so bald wieder.
Eigentlich wollte ich nicht gerade mit diesem Buch anfangen, sondern mir das für "später" aufheben, aber aus aktuellem Anlaß und so... ;)
Titel: Hitman: My Real Life in the Cartoon World of Wrestling
Autor: Bret Hart (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=25)
Sprache: Englisch
Verlag: Random House Canada
Erscheinungsjahr: 2007
Seiten: 592
Anm.: Grundlage dieser Rezension ist die im Oktober 2007 in Kanada erschienene Hardcover-Ausgabe. Im Oktober wird das Buch auch in Europa erhältlich sein. Auf Amazon kann es schon vorbestellt werden.
Ich habe lange auf dieses Buch gewartet. Und nachdem ich es aus Kanada bestellt hatte, habe ich tatsächlich auch „physisch“ lange gewartet, bis ich endlich das Päckchen in Händen halten konnte, garniert mit einem Poststempel aus Montreal. Gerade erst hatte ich die Lektüre von „Pain and Passion: The History of Stampede Wrestling“ beendet und war sehr in Zweifel, ob dieses tolle und detaillierte Buch tatsächlich noch zu übertreffen wäre. Doch dann kam „Hitman“.
„Ich bin ein Überlebender, und ich habe eine Geschichte zu erzählen.“ Mit diesen Worten beginnt die Lebensgeschichte des Hitman, eines Mannes, der alle Höhen und Tiefen der Wrestlingwelt durchgemacht hat. „Nachdem ich nicht mehr Teil des Business bin, bin ich in einer Position, aus der ich die Wahrheit sagen kann, ohne Angst vor Konsequenzen. [...] Wrestling war nie mein Traum, und viel zu oft wurde daraus ein Alptraum. Dennoch war mir der Instinkt, es wie eine Religion zu verteidigen, von Geburt an eingepflanzt. [...] Im Unterschied zu so vielen Wrestlern mit ihren verschiedenen erfundenen Namen und Charakteren war ich authentisch, geboren als Bret Hart in eine Wrestlingwelt, der ich nicht entkommen konnte. Ich kann nicht sagen, dass das Leben einfach gewesen ist, aber es war auf jeden Fall interessant.“
Im krassen Gegensatz zu Autobiographien beispielsweise eines Mick Foley (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=20) oder eines Edge (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=18), welche Leichtigkeit und Witz versprühen, ist des Hitmans Buch von einem ernsten, ja fast schwermütigen Grundton geprägt. Grundlage für Brets Buch war ein „Audiotagebuch“, welches er seine gesamte Karriere hindurch geführt hatte.
Das Buch ist unterteilt in vier Teile, und der erste davon, „Stampede Days“, räumt gleich einmal mit einigen der romantisierenden Mythen um die Hart-Familie auf, die noch immer gelegentlich kursieren – oder zumindest bis zu Owen Hart (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=60)s tragischem Tod kursiert haben, als die familieninternen Zwistigkeiten schließlich an die Weltöffentlichkeit getragen wurden. Bret erzählt von seiner Kindheit als Sprössling Nr. 8 der zwölfköpfigen Kinderschar, der gerade in eine Zeit hineingeboren wurde, in welcher es der Familie Hart wirtschaftlich so schlecht ging, dass er die prägenden Jahre seiner Kindheit in bitterer Armut verbrachte – inmitten eines chaotischen Haushalts, in ständiger Konkurrenzsituation zu seinen Geschwistern und unter der Fuchtel eines gestrengen Vaters, der im Umgang mit seinen Kinderlein selten einen Unterschied zu machen schien, ob er einen ausgewachsenen Wrestler oder einen Fünfjährigen züchtigte. Bret schreibt von diesen Dingen gelassen und ohne großen Groll – so war es halt bei den Harts zuhause, und das Verhältnis zu seinem Vater Stu Hart (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=469) war stets gut. Eigentlich wollte er ursprünglich gar kein Wrestler werden, doch wie das Hart-Leben halt so spielt, fand er sich schließlich doch in einem Ring wieder, von seinen Trainern gepriesen als „Naturtalent“. Die Geschichte nahm ihren Lauf, und der junge Bret Hart zahlte sein Lehrgeld als Rookie in der familieneigenen Promotion.
„The Foundation“, der zweite Teil, beschreibt Bret Harts Ankunft in der damaligen World Wrestling Federation (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=shows&sort=liga&liga=3) und seine Jahre im Tag Team mit Jim Neidhart (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=433). Auch wenn man dem Buch generell anmerkt, dass der Hitman seine Lebensgeschichte aus seiner subjektiven Sicht erzählt (klar, ist ja auch sein Buch), so sei hier positiv vermerkt, dass er über sein Verhältnis zu Leuten wie Vince McMahon (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=131) und anderen, die später zu seinen Feinden werden sollten, objektiv schreibt, und spätere Zerwürfnisse den Eindruck nicht trüben. Man erfährt in einer bisher noch nicht da gewesenen Detailgenauigkeit von der WWF der 1980er Jahre, inklusive ihrer Probleme, ihrer Stars, ihrer Wrestler und deren Verhältnis zu Bret. Und dabei spart der Hitman kein kontroversielles Thema aus, ob es sich nun um Missbrauch von Steroiden, Alkohol, Tabletten oder härteren Drogen und deren Effekt auf verschiedene Wrestler handelt oder um Zwistigkeiten im Lockerroom. Gleichzeitig ist dies auch die Zeit, in der Bret langsam die Karriereleiter hinaufkletterte und sich gemeinsam mit Jim Neidhart als eines der Top-Tag-Teams der Promotion etablierte.
Der dritte Teil, „Steal My Crown“, schließt hier nahtlos an, mit Bret Harts Aufstieg als Singles-Wrestler. Der Titel des Kapitels lässt natürlich schon erahnen, worin das ganze letztendlich gipfeln wird. Neben weiteren Geschichten und Anekdoten aus dem Backstage-Leben in der WWF und zahlreichen weiteren Reise- und Tourberichten, stechen vor allem die Schilderungen des persönlichen Verhältnisses des Hitman zu Leuten wie Hulk Hogan (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=39), Vince McMahon und Shawn Michaels (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=50) ins Auge. Nach mehreren Titelgewinnen fand sich Bret schließlich in einer Phase der beruflichen Unsicherheit wieder, welche im berühmten „Montreal Screwjob“ endete.
Dass Bret seine Zeit bei World Championship Wrestling (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=shows&sort=liga&liga=4) als äußerst unbefriedigend empfand, merkt man dem vierten Teil, „Pink into Black“, klar an – und das nicht nur auf Grund der Tatsache, dass der Hitman nach seinem Wechsel zur Konkurrenz Opfer der dortigen berüchtigten Backstagepolitik geworden ist. Desillusioniert nach dem Screwjob, schreibt Bret über die Zeit in der WCW, als er, von Verletzungen geplagt, trotzdem in irgendwelchen, in seinen Augen schwachsinnigen, Angles wrestlen musste, und wo eine schwere Gehirnerschütterung nach einem misslungenen Kick von Bill Goldberg (http://www.genickbruch.com/index.php?befehl=bios&wrestler=21) schließlich das Ende seiner Karriere besiegelte. Das Wrestling tritt in diesem Kapitel klar in den Hintergrund, spielten sich zu dieser Zeit doch Brets schwerste persönliche Schicksalsschläge ab. Der Tod seines Bruders Owen im Jahr 1999 und die darauf folgenden familieninternen Streitereien bei den Harts nehmen einen großen Teil des Kapitels ein, ebenso wie der „Krieg“ mit WWE und der spätere Tod seiner Eltern, Helen und Stu. Fast wie „lapidar dazwischengesprenkelt“ wirken hingegen die zahlreichen Todesfälle unter Wrestlern - Brets persönlichen Freunden und Arbeitskollegen -, was dem ganzen eine fast morbide Intensität verleiht. Der Wrestling-Gott war beileibe nicht gnädig in den letzten zehn Jahren. Auch Brets Schlaganfall im Jahr 2002 wird natürlich thematisiert, ebenso wie sein schwieriger Weg zurück in ein normales Leben.
Ob Bret Hart tatsächlich seinen Frieden mit dem Business gemacht hat, ist aus dem Buch auch nach fast 600 Seiten nicht klar ersichtlich, schließt es doch mit einer neuerlichen Kriegserklärung an Shawn Michaels & Co ab. Dennoch hat man das Gefühl, dass er sich in den sieben Jahren des Schreibprozesses viel von der Seele geschrieben hat, und gerade die Tatsache, dass er mit Vince McMahon mittlerweile das Kriegsbeil begraben zu haben scheint, verstärkt diesen Eindruck noch.
Er hoffe, „dass er in 10 Jahren rückblickend sagen könne, dass das Schreiben dieses Buches seine größte Errungenschaft gewesen wäre“, gestand der Hitman im Exklusivinterview mit Genickbruch.com (http://www.genickbruch.com/vb/showthread.php?t=35037). Gemessen an Faktoren wie Ehrlichkeit und Detailreichtum rangiert sein Buch sicherlich ganz oben im illustren Sammelsurium der Wrestlerbiographien. Kein anderes Buch zeichnete bis jetzt ein dermaßen minuziös ausgearbeitetes Bild der WWF-Geschichte Mitte 1980er bis Mitte 1990er Jahre, und ging dabei auch mit den Schattenseiten des Business so hart ins Gericht – und das dennoch nicht auf eine bösartige Art und Weise, wie man es von anderen skandalschwangeren Publikationen gewohnt war. Es sei explizit festzuhalten, dass das Buch keine „Abrechnung“ ist – weder mit bestimmten Leuten, noch mit bestimmten negativen Umständen oder Ereignissen. Es ist einfach nur eine Erzählung, „wie es war“, ein mehr als intensiver Einblick hinter die normalerweise verschlossenen Türen der verschiedenen Lockerrooms.
Das Buch ist keine leichte Lektüre, was natürlich auch bedingt ist durch die vielen traurigen Ereignisse in Bret Harts Leben, und es hat zeitweise gewisse „Längen“. Und auch zu des Hitmans Selbstbewusstsein kann man hin und wieder lächeln und sich beispielsweise fragen, ob denn tatsächlich auf dem Grund (fast) eines jeden erfolgreichen Charakters oder Angles eine Hart-Idee gelegen hat. Dennoch kann man das Buch schwer wieder weglegen, wenn man einmal in der „Berg- und Talfahrt der Emotion“ gefangen ist (was so ca. auf Seite 2 spätestens der Fall ist). Zwischen den ernsteren Themen spart Bret auch nicht an lustigen Anekdoten, sodass man des öfteren wirklich herzhaft lachen muss. Abgerundet wird die Autobiographie schließlich mit einem Cartoon, auf welchem der künstlerisch talentierte Hitman insgesamt 55 seiner ehemaligen Wrestling-Kollegen in all ihrer Glorie dargestellt hat. Zu guter Letzt sollte man noch positiv hervorheben, dass das Buch mit einem ausführlichen Index ausgestattet ist, welcher die Suche nach bestimmten Namen und Fakten in dem 600-Seiten-Schmöker wesentlich vereinfacht.
Klare Leseempfehlung für ...eigentlich jeden Wrestling-Fan. Denn ein zweites derartiges Buch kommt sicherlich nicht so bald wieder.