PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Stallone-Marathon


Duke Skywalker
02.11.2017, 12:53
Heute starte ich den Stallone Marathon. Dabei werde ich seine Filme in chronologischer Reihenfolge ihrer Erstveröffentlichung ansehen und meine Meinung kundtun. Ich werde mich dabei (von einigen Ausnahmen abgesehen) auf Stallones Hauptrollen beschränken. Auf sein Erotikfilmchen verzichte ich ebenfalls.
Ich beginne allerdings mit einem Film der mit den genannten Regeln bricht. Er macht den Anfang, weil er sehr gut Stallones erste Jahre als professionelle fiese Visage repräsentiert, in denen er vornehmlich in (kleinen) Nebenrollen als Gangster gecastet wurde. Z.B. in Bananas von und mit Woody Allen.

Stallone Marathon #1
Death Race 2000 (1975)
(Frankensteins Todesrennen)

Inhalt: Im fernen Jahr 2000 wird dem amerikanischem Publikum ein besonders Spektakel geboten. Ein Rennen, beim dem es nicht nur für die Fahrer um Leben und Tod geht. Denn unschuldige Passanten werden kurzerhand für Vogelfrei erklärt und ihr Ableben bringt den Teilnehmern des Todesrennens wertvolle Punkte.
Da opfert man sich auch gerne selber für seinen Lieblingsfahrer und Pfleger schieben lästige Alte kurzerhand auf die Straße.
Der Kommentator frohlockt und die Angehörigen dürfen im Fernsehen live ihre großzügige Entschädigung in Form toller Sachpreise im Empfang nehmen.
Machine Gun Joe (Stallone) und Frankenstein (David Carradine) sind die großen Favoriten auf den Gewinn des Rennens und letzterer plant eine besondere Überraschung für den grausamen Präsidenten, dessen Hand Franky als Sieger schütteln dürfte…

Mag ich den Eindruck erweckt haben es handle sich bei Death Race 2000 um eine bissige, oft missverstandene Satire, dann bitte ich dies zu entschuldigen. Tatsächlich ist das bisschen sozialer Kommentar, diese leisen Anflüge von Intelligenz, das Wenige was von der erst gemeinten Vorlage übrig geblieben ist reichlich plump in Roger Cormans Actionspaß mit Schockeffekt verbaut.
Für den berühmten Billig-Film Produzenten typisch fehlt es allerdings an den nötigen Mitteln um das gewünschte Spektakel auf die Leinwand zu bringen.
Ganz zur Freude des Trashfans.
Die Rennszenen sind absolut dilettantisch und wecken Erinnerungen an Benny Hill. Der Soundrack würde sich auch gut in einem 70er Jahre Porno machen und leider kommen auch Splatterfans kaum auf ihre Kosten. Das meiste passiert im Off, ist enttäuschend unblutig oder schnell geschnitten um die schlechten Effekte zu kaschieren. Also würde es was nützen...
Dennoch ist Death Race 2000 dank unfreiwilliger Komik (der Fight zwischen Stallone und Carradine lässt die Lachmuskeln anschwellen), einigen amüsanten Einfällen (der Roadrunner Tunnel Trick der Rebellen ist 1A), einer Prise Satire und Stallone als Chicago Gangster mit einigen herrlich absurden Szenen durchaus unterhaltsam. Zwischendurch ist das Werk allerdings auch furchtbar langweilig und das ist bei gerade mal knapp 70 Minuten Laufzeit, die man durch ein bisschen Fleischbeschau gerade so erreicht, schon fast eine Kunst.
Für den Trashfan Pflichtprogramm und aufgrund zahlreicher Nachahmer im Entertainment Bereich (z.B. auch Carmaggedon) sicherlich mit einer gewissen filmhistorischen Relevanz behaftet. Für den Actionfan ist allerdings das inhaltlich stark abweichende und deutlich ernsthaftere Remake mit Statham zu empfehlen.

Duke Skywalker
03.11.2017, 09:53
Stallone Marathon #2

Wie kam Roger Corman dazu Stallone für Death Race zu casten? Er sah den jungen Schauspieler in einer anderen Low Budget Produktion: (laut Stallone wurde er in T-Shirts bezahlt :D)

The Lords of Flatbush (1974)
(Brooklyn Blues - Das Gesetz der Gosse)

Die Lords sind eine vierköpfige Jugendbande Ende der 50ziger Jahre, bestehend aus Stanley (Stallone), Chico (Perry King – Klasse von 1984, Trio mit Vier Fäusten), Butchey (Henry Winkler – Happy Days -> hier darf er schon mal den Fonz Look rocken) und Wimpy, die sich durch das Veranstalten von allerhand dummen Zeugs gegen das Erwachsenwerden wehren.
Doch dann eröffnet seine Freundin Stanley, dass Sie schwanger sei. Gleichzeitig wird das Liebesleben von Schürzenjäger Chico durch eine neue Schülerin aus gutem Hause gehörig auf den Kopf gestellt…
Story, Look und Musik Untermalung erinnern sehr stark an „Grease“ (Minus das Gesinge). Das Travolta Musical erschien zwar erst 4 Jahre später, aber das Original Broadway Stück könnte hier gut Pate gestanden haben. Während der knappe Inhalt für ein schmissiges Musical völlig ausreichend ist, leidet „The Lords of Flatbush“ sehr stark darunter. Dies wird noch durch eine episodenhafte Erzählstruktur verschlimmert. Das ist schade, weil mir die Darsteller und ihre Figuren durchaus sympathisch waren und der Film den ein oder anderen wirklich komischen Moment besitzt.
Zwischendurch blitzen auch durchaus immer wieder interessante Ansätze einer tiefergehenden Charakterstudie auf. z.B. liefern sich Stallone und King zum Ende des Films hin ein recht improvisiert wirkendes, intensives Wortgefecht, dass an dieser Stelle völlig aus dem nichts kommt und schließlich auch ohne Auswirkung bleibt. Die Rolle von Henry Winkler taucht munter auf und ab, scheint zwischendurch wichtig lässt aber schließlich eine finale Weiterentwicklung vermissen. Das gilt übrigens für 3 der 4 Figuren.
Der Low Budget Produktion fehlt weniger das Geld als vielmehr der Mut aus „The Lords…“ mehr zu machen als ein zu kurzes Teenie Drama mit kleinen komödiantischen Spitzen.
So wäre der Film ohne Stallones Mitwirken sicherlich zurecht völlig in Vergessenheit geraten.

Fun Fact: Chico wurde ursprünglich von Richard Gere gespielt, doch er und Stallone gerieten in Streit (wegen eines in Senf getränkten Hühnchensandwichs) und Gere wurde gegen King getauscht. Laut Stallone könne ihn Gere bis heute deswegen nicht leiden. :D
Fun Fact 2: Robert de Niro wäre fast ebenfalls an Bord gewesen. Man stelle sich vor, welche Bedeutung der Film heute hätte, wenn Stallone, De Niro und Richard Gere hier (vor ihren Durchbruch versteht sich) gemeinsam vor der Kamera gestanden hätten.

Goldberg070
06.11.2017, 17:17
Ich freue mich schon darauf, wenn so richtige Perlen wie Judge Dredd und Demolition Man kommen. Gerade letzterer ist mein Lieblingsfilm von Stallone außerhalb von Rocky und Rambo.

Woodstock
06.11.2017, 17:43
Demolition Man ist weltklasse. Richtig schön übertrieben abgedreht. Eines meiner absoluten Lieblingszitate stammt aus diesem Film :D

Duke Skywalker
06.11.2017, 18:28
Es geht bald weiter. 3 Filme sind geschaut, aber es fällt mir extrem schwer einen Text zu verfassen, der meinem Lieblingsfilm Rocky gerecht wird. :D

Goldberg070
06.11.2017, 21:45
Es geht bald weiter. 3 Filme sind geschaut, aber es fällt mir extrem schwer einen Text zu verfassen, der meinem Lieblingsfilm Rocky gerecht wird. :DWenn ich dir da einen Rat geben darf: Weniger ist mehr. Ich glaube, du musst keinen ausufernden Text verfassen, wenn Rocky dein Lieblingsfilm ist. Ein paar Anekdoten/Trivia oder Fun Facts tun es auch. :)

Duke Skywalker
07.11.2017, 14:34
Stallone Marathon #3

Rocky (1976)

Wenn man über die Rocky Reihe schreibt, dann lohnt es sich einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
Die Saga um den "italienischen Hengst" ist auch ein Abbild von Stallones Leben und seiner Karriere zum Zeitpunkt des jeweiligen Films.
Als Stallone begann über Robert Balboa und dessen Traum von der großen Boxkarriere und einem Ausweg aus der Gosse zu schreiben, war sein eigener Traum vom Dasein als Schauspieler so gut wie gescheitert. Die Prophezeiung, die ihm beim Einschreiben an einer Schauspielschule gemacht wurde, nämlich dass er aufgrund seiner Gesichtslähmung scheitern wird, schien sich zu erfüllen. Nach harten Jahren (zeitweise war er sogar obdachlos) reichten ihm die späteren Produzenten der Rocky Filme - Robert Charthoff und Irwin Winkler - einen kleinen Strohalm, als sie nach Ansicht eines anderen Drehbuch aus Stallones Feder, dessen Talent erkannten und ihn zu Rocky ermunterten.
Es war kein so klarer Lotteriegewinn, kein goldenes Ticket, wie der Titelkampf für sein Alter Ego, aber es war eine kleine Chance für Stallone seinen Traum doch noch zu verwirklichen.
Das Skript fand (nach einigen Anpassungen) großen Anklang und Stars wie Robert Redford wurden bereits als Hauptdarsteller gehandelt.
Doch Stallone verkaufte nur unter der Bedingung selbst den Titelcharakter spielen zu dürfen.
Schließlich ging United Artists diesen Deal ein, hatten aber wenig vertrauen in die Starqualitäten von Sly und stellten nur ein geringes Budget zur Verfügung.
Glücklicherweise wurde mit John G. Avildsen ein Regisseur verpflichtet, der aus der Not eine Tugend machte.
Er drehte teils ohne Genehmigung im Guerilla Style (unterstützt von einer Second Unit um Troma Gründer Lloyd Kaufman) vornehmlich an Originalschauplätzen in Philadelphia und machte die Stadt, mit all ihren Facetten und der klaffenden Lücke zwischen Arm und Reich zu einem der wichtigsten Charaktere des Films.
Dieser gewinnt dadurch enorm an Authentizität und Rocky ist längst untrennbar mit Philly verbunden in der Stadt allgegenwärtig.
Berühmt ist "Rocky" auch für einen der ersten Einsätze einer Steadicam in einem Kinofilm.
Ein Jahr zuvor bekam John G. Avildsen einen Demofilm vorgeführt und nutzte die revolutionäre Technik unter anderem für Rockys berühmten Treppenlauf und die dynamischen Kampfsequenzen im Finale.
Doch neben seinem Improvisationstalent und seines Pioniergeist ist die wichtigste Leistung von John Avildsen bei Rocky zweifellos seine exzellente Schauspielführung, die am Ende in 4 Oscarnominierungen resultierte.
Mit seinem Drehbuch und der herausragenden Charakterzeichnung lieferte Stallone mit dem Drehbuch auch eine perfekte Blaupause ab.
Keine der Figuren ist dabei auf den ersten Blick sympathisch, sondern verstecken ihren weichen Kern unter einer dicken Schale, die sich aufgrund ihrer jeweiligen Lebensumstände nachvollziehbar gebildet hat. Die Dialoge und Interaktionen der Figuren wirken absolut natürlich, was enorm dabei hilft sich nach und nach vor allem für die Hauptfigur zu begeistern.
Ein perfektes Beispiel dafür ist die Szene, in der Mickey (Burgess Meredith) Rocky besucht um diesen von einer erneuten Zusammenarbeit zu überzeugen.
Es ist nach allem was im Vorfeld passiert ist für den sturen, alten Gym-Besitzer ein gewaltiger Sprung über den eigenen Schatten. Entsprechend angespannt ist die Situation. Einem Boxkampf ähnlich kommt Rocky dabei immer wieder aus seiner Deckung raus und verpasst Mickey einige heftige verbale Leberhaken, bis dieser sichtlich erschöpft aufgibt.
Die wichtigste Figur an der Seite des Boxers ist aber zweifelsfrei Adrian (Talia Shire in der Rolle ihres Lebens). Die Liebesgeschichte der Beiden ist für mich einer der schönsten der Filmgeschichte, weil sie so herrlich ungewöhnlich und doch so natürlich ist. Weil sie schön und schwierig ist, ohne dabei in kitsch und übertrieben großes Drama zu verfallen. Und weil keiner der Charaktere sich in irgendeiner Weise verbiegen muss.
Am Ende sieht Rocky aus wie Hackfleisch und ist trotzdem der glücklichste Mann auf Erden.

-----------------------------------

Nach meinem Lieblingsfilm gefragt, habe ich in der Vergangenheit häufig mit "da gibt es viele" geantwortet. Mittlerweile antworte ich mit Bestimmtheit "Rocky".
Der Film funktioniert gleichermaßen als motivierende Underdog Story (vor allem da Stallone selber ein Underdog war) und als wunderschöne Liebesgeschichte. John G. Avildsen holt aus den wenigen Mitteln alles heraus. Das der finale Kampf zum Beispiel zum Großteil in einem Filmstudio ohne Anwesenheit von Publikum gedreht wurde fällt bei der Intensität der Auseinandersetzung nicht groß auf.

Nicht weniger als ein Meisterwerk.


PS: Auch wenn es nervt: Die Ansicht im O-Ton sei hiermit wärmstens empfohlen.
Ich weiß, dass Stallone unheimlich schwer zu verstehen ist.
Aber was Jürgen Prochnow da als Synchronsprecher veranstaltet ist einfach unwürdig.
Thomas Danneberg macht es ab Teil 3 zwar besser, aber wo Rocky in Teil 1 und 2 zu dumm klingt, klingt er in den Teilen 3 - 7 zu gewöhnlich.

Der Zerquetscher
07.11.2017, 15:27
Super Info. Da wusste ich einiges nicht. Zum Beispiel das mit der SteadiCam. :eek:

Ich mag den "Rocky" auch sehr gern. Ist wahrscheinlich auch der beste der Reihe. Mein absoluter Liebling unter den Rocky-Filmen ist ja der....

Nee, das hebe ich mir auf. :D

umimatsu
07.11.2017, 15:56
Was ich bis vor ein paar Wochen gar nicht wusste, ist, dass Chuck Wepners Kampf gegen Ali Stallone zu dem Skript inspirierte. Würde mich nicht wundern, wenn Wepner Stallone verklagt hätte.

Für mich klar der beste Teil der Reihe. Alles, was danach kam, ist für die Tonne.

Der Landknecht
07.11.2017, 16:06
Die Treppenhaus-Szene zwischen Mickey und Rocky ist wohl eine der besten Charakter-Szenen, die ich je sehen durfte. Ganz großes Kino, was da abgeliefert wurde, was Kameraführung, Dialoge und den Ablauf angeht.
Die Liebesgeschichte sehe ich zwar auch als sehr bodenständig an, dennoch bekomme ich bei Rockys erstem, richtigem Versuch in seiner Wohnung ein bisschen Magenschmerzen. Waren halt einfach andere Zeiten damals.

Duke Skywalker
07.11.2017, 16:25
Würde mich nicht wundern, wenn Wepner Stallone verklagt hätte.

Hat er. Aber erst 2003.
Man hat sich außergerichtlich geeinigt.
Die Parallelen sind aber auch unübersehbar.

Die Treppenhaus-Szene zwischen Mickey und Rocky ist wohl eine der besten Charakter-Szenen, die ich je sehen durfte. Ganz großes Kino, was da abgeliefert wurde, was Kameraführung, Dialoge und den Ablauf angeht.

Die Szene mit der Ohrfeige? Die stammt aus Teil 2. Ist aber natürlich trotzdem großartig. :D

Der Landknecht
07.11.2017, 18:32
Hat er. Aber erst 2003.
Man hat sich außergerichtlich geeinigt.
Die Parallelen sind aber auch unübersehbar.



Die Szene mit der Ohrfeige? Die stammt aus Teil 2. Ist aber natürlich trotzdem großartig. :D

Nein, Mickeys und Rockys Unterhaltung. Ist aus dem ersten Teil. Ist nämlich der einzige Teil, den ich kenne.

Duke Skywalker
07.11.2017, 18:59
Weil du Treppenhaus sagtest, war ich etwas irritiert. Die Szene in Teil 1 findet in Rockys Wohnung statt. Allerdings ist Mickey natürlich vorher (und nachher) im Treppenhaus zu sehen wie er sich die Stufen hochquält.

Im besten Moment von Teil 2 findet eine Unterhaltung von Mickey und Rocky im Treppenhaus statt.

Der Landknecht
07.11.2017, 19:17
Weil du Treppenhaus sagtest, war ich etwas irritiert. Die Szene in Teil 1 findet in Rockys Wohnung statt. Allerdings ist Mickey natürlich vorher (und nachher) im Treppenhaus zu sehen wie er sich die Stufen hochquält.

Im besten Moment von Teil 2 findet eine Unterhaltung von Mickey und Rocky im Treppenhaus statt.

Es findet aber ein nicht unwichtiger Teil dieser Szene teilweise im Treppenhaus statt, wenn Rocky herumschreit und Mickey im Treppenhaus steht wie ein, wie du als clevere Analogie festgestellt hast, besiegter Boxer.

Duke Skywalker
07.11.2017, 19:29
Alles richtig. Bin gedanklich schon bei Teil 2. ;) :D

Tobias
07.11.2017, 20:39
Kenne die Rockyfilme nur in der Synchronisierung. Aber interessant, das du im O-Ton schaust, da habe ich nie Lust drauf.:D Beim Wrestling ist es anders, da brauche ich alles im O-Ton. Weil ich die Originalen Stimmen kenne, würde mir auch nie The Rock synchronisiert anschauen, geht einfach nicht. Oder auch Hogan klinkt fürchterlich in deutsch, ja die Filme habe ich auch geschaut und das in deutsch.:o Ok, O-Ton machen die Filme auch nicht besser.

Wie man sieht, ist das alles Gewohnheit. Das meiste ist aber doch ganz gut ins Deutsche synchronisiert wurden. Wie gesagt, kennt man das Original ist es vielleicht wieder was anderes. Finde nicht das es nervt, habe mich das schon gefragt, ob du O-Ton schaust oder nicht. Aber als solches machen die hier doch ganz gute Arbeit.;)

Kann leider kaum Englisch. Und nicht alle Filme sind im O-Ton in Englisch. Japanisch kann ich gar nicht.:o Filme sollen immer noch unterhalten und kein Sprachkurs sein.;)

Die Rocky reihe finde ich auch gut, auch der erste Teil ist klasse. Schon lange nicht mehr geschaut. Werde ich bald mal wieder tun.

Goldberg070
07.11.2017, 21:08
Der erste Rocky bleibt der beste, auch wenn Stallones deutsche Synchronisation in der Tat etwas gewöhnungsbedürftig ist. Auch der Abschluss der Sage mit Rocky Balboa passte gut, da der eltzte Teil gegenüber den Vorgängern wieder deutlich an Qualität gewonnen hatte. Creed zähle ich als Spin-Off nicht zur eigentlichen Sage dazu.

Duke Skywalker
08.11.2017, 11:55
Stallone Marathon #4

F.I.S.T (1978)

Stark angelehnt an die wahre Geschichte von Gewerkschaftsführer Jimmy Hoffa (https://de.wikipedia.org/wiki/Jimmy_Hoffa), erzählt "F.I.S.T" vom Aufstieg und Fall Johnny Kovaks.
Dieser verliert nach der Anzettlung eines Arbeiteraufstands zusammen mit großen Teilen der Belegschaft seinen Job, wird aber aufgrund seines Charismas und seiner Führungsqualitäten von der Titelgebenden Lastwagenfahrer-Gewerkschaft F.I.S.T (Federation of Interstate Truckers) angeheuert um neue Mitglieder anzuwerben.
Als ein von der Gewerkschaft organisierter Streik vom betroffenen Arbeitgeber mit der Hilfe des organisiserten Verbrechens gewaltsam niedergeschlagen wird und sein Förderer dabei ums Leben kommt, geht Kovak in seiner Verzweiflung selber einen Deal mit der Mafia ein...

"F.I.S.T" ist durchaus spannend, aufwendig produziert und inszeniert und punktet mit einem gut aufgelegten Darsteller Ensemble.
Vor allem Stallone überzeugt in der Hauptrolle, auch wenn seine durch die Gesichtslähmung bedingte darstellerische Limitierung hier vielleicht so deutlich wird wie in keinem anderen Film. Gerade in den emotionalen Wutreden hat Sly sichtbar Mühe damit seine Mundbewegungen zu kontrollieren und eine möglichst deutliche Aussprache an den Tag zu legen.
Insgesamt schaft er es aber durchaus beeindruckend sich nicht nur charakterlich sondern auch optisch und stimmlich klar von seinem Alter Ego Rocky abzuheben. In anderen Momenten, nämlich immer dann wenn Kovak einen über den Durst getrunken hat, nutzt Stallone sein Handicap sogar um einen glaubwürdigen Betrunkenen zu spielen.
Was die Leistung des Hauptdarstellers betrifft waren Oscar Hoffnungen hier jedenfalls nicht gänzlich unbegründet. Auch in einigen technischen Aspekten (Austattung etc.) gibt "F.I.S.T" ein ausgesprochen gutes Bild ab und fängt das Flair der jeweiligen Epoche (es werden einige Zeitsprünge unternommen) sehr gut ein.
Was dem Film aber das Genick bricht ist der unmögliche Wille der Macher möglichst viel Inhalt in knapp 140 Minuten Laufzeit zu verpacken (die europäische Fassung ist sogar noch mal 15 Minuten kürzer).
Laut Stallone war Joe Esterhazs ("Basic Instinct") Drehbuch eher ein Roman und bot Stoff für mehrere Filme. Das hochspannende, damals aktuelle Thema (der Film erschien 3 Jahre nach Hoffas Verschwinden), hätte eine detailliertere Aufarbeitung aber auch absolut verdient gehabt.
Alternativ wäre zumindest ein besseres Storykonstrukt von Nöten gewesen. Die abschließende Anhörung vor dem Kongress wäre zum Beispiel ideal gewesen um die Geschichte in Rückblenden zu erzählen und einige Details als Teil der Befragung abzuhandeln.
So aber leidet z.B. die Charakterbildung der Hauptfigur stark, weil u.a. sein plötzlicher Machthunger unerklärt bleibt.
Obendrein verschwendet der Film viele wichtige Minuten auf die Beziehung zwischen Kovak und seiner späteren Frau, die im späteren Verlauf keine wichtige Rolle mehr spielt.
--------------

"F.I.S.T" wird dem komplexen Thema einfach nicht gerecht. Heutzutage hätte man aus dem ursprünglichen Drehbuch wahrscheinlich eine Mini-Serie gemacht. Damals gab man hingegen Sylvester Stallone den Auftrag, das Drehbuch umzuschreiben und erheblich zu kürzen.
Resultat daraus ist ein Film der in der Masse der herausragenden, ähnlich gelagerten Polit und Crime Dramas der damaligen Zeit völlig untergeht.
Wer sich aber Abseits von "Rocky" und "First Blood" einen Eindruck von Stallones darstellerischen Fähigkeiten verschaffen will, für den lohnt es sich einen Blick auf "F.I.S.T" zu werfen.


PS: Nach F.I.S.T bin ich noch mal deutlich gespannter auf Martin Scorseses Netflix Film "'The Irishman", der das bis heute ungeklärte Verschwinden von Jimmy Hoffa behandeln wird.

Rock Yi Ratunda
08.11.2017, 12:09
Demolition Man ist weltklasse. Richtig schön übertrieben abgedreht. Eines meiner absoluten Lieblingszitate stammt aus diesem Film :D

Hat aber nicht zufällig was mit Muscheln zu tun? ;)

Duke Skywalker
09.11.2017, 20:01
reichten ihm die späteren Produzenten der Rocky Filme - Robert Charthoff und Irwin Winkler - einen kleinen Strohalm, als sie nach Ansicht eines anderen Drehbuch aus Stallones Feder, dessen Talent erkannten und ihn zu Rocky ermunterten.

Bei dem Drehbuch handelte es sich um "Paradise Alley". Charthoff und Winkler hatten Interesse es zu verfilmen, doch Stallone hatte die Rechte bereits für 500 $ verkauft um seine Miete zu zahlen. Also schrieb er stattdessen Rocky. Das ist zumindest die Version von Robert Charthoff (http://variety.com/2006/film/features/robert-chartoff-and-irwin-winkler-1117956018/)
Nach dem Erfolg des Boxer-Dramas wurde Stallones Erstlingswerk doch noch verfilmt und er bekam sogar die Gelegenheit selbst die Regie zu übernehmen.

Stallone Marathon #5
Paradise Alley (1978)
(Vorhof zum Paradise)

Hell's Kitchen New York kurz nach Ende des 2. Weltkriegs: Die 3 ungleichen Brüder Cosmo (Silvester Stallone), Veteran Lenny (Armand Assante) und Viktor (Boxer Lee Canalito) leben in ärmlichen Verhältnissen und halten sich als Bettler/Betrüger, Leichenbestatter und Auslieferungsfahrer von Eisblöcken gerade so über Wasser.
Eines Tages entdeckt Cosmo das Wrestlingtalent des geistig etwas zurückgebliebenen Viktors und baut diesen zur lokalen Größe auf. Als auch Lenny seine Sorgen über das Wohlbefinden seines jüngeren Bruders über Board wirft und als Manager ins Geschäft einsteigt treibt dies langsam einen Keil zwischen die Brüder...

Leider ist es kein sonderlich großes Vergnügen den ersten Gehversuchen von Stallone in diversen Bereichen zuzusehen und - ACHTUNG - zuzuhören.
Denn der Tausendsassa singt er auch noch den Titelsong des Films. Eine Stimme wie ein Warnsignal: Bitte verlassen Sie den Kinosaal.
"Paradise Alley" kommt durchaus mit einigen guten Ideen und Ansätzen daher, aber obwohl inhaltlich wirklich überschaubar, kommt der Film nicht aus dem Quark.
Ganz im Gegensatz zu "Rocky", ist die Charakterzeichnung auch alles andere als gelungen und es mangelt an Identifikationsfiguren und Sympathieträgern.
Hier und da blitzt das komische Talent von Stallone auf, aber insgesamt wirkt seine Figur Cosmo wie Rocky auf Koks. Wenn Stallone den Zuschauer dann schließlich endlich etwas hinter die Fassade des Betrügers blicken lässt, ist jegliches Interesse bereits verflogen.
Armand Assante humpelt zunächst mit gequälten Gesichtsausdruck durch den Film und bettelt förmlich um Sympathie, findet dann durch eine wiedergewonnene Liebschaft seine Selbstbewusstsein wieder und wird plötzlich zum Ekelpaket.
Der letzte im Bunde - Viktor - ist ein freundlicher, aber dummer Gigant. Mit dem Boxer Lee Canalito ist den Machern hier leider auch eine absolute Fehlbesetzung unterlaufen. Ihm mangelt es einfach komplett an schauspielerischem Talent. Ein Wrestler wäre hier die bessere Wahl gewesen.
Apropos Wrestler: Die Rolle des Antagonist übernimmt Terry Funk (weitere bekannte Catcher wie Dory Funk Jr. oder Ted Dibiase Sr. sind in kleinen Parts zu sehen), der auch für die Kampfchoreo zuständig war und in Folge noch 3 mal (als Darsteller in Over The Top, sowie Stuntarbeit und Choreographie in Rambo III und Rocky V) mit Stallone zusammen arbeitete.
Überhaupt versammeln sich hier einige bekannte Gesichter aus anderen Stallone Filmen:
Joe Spinell (Gazo aus Rocky) gibt den Ring Annoucer. Kevin Conway spielt im Grunde die gleiche Rolle wie in F.I.S.T., in dem auch Frank McRae zu sehen war, der hier als personifizierte Schattenseite des Wrestling Buisness auftritt.
Armand Assante war als ein Statist in "The Lords of Flatbush" zu sehen und sollte Jahre später in Judge Dredd erneut den Bruder von Stallone spielen.

Immerhin überzeugt das Finale. Besonderheit des Wrestlingkampfs zwischen Bösewicht Frankie the Thumper (Terry Funk) und Kid Salami (Lee Canalito) ist der Regen geflutete Ring. Durch das hochspritzende Wasser wirken die Aktionen besonders wuchtig. Eine klevere Idee. Leider gibt es davon insgesamt zu wenige.
Wrestlingfans dürfen aber dennoch einen vorsichtigen Blick riskieren.

Woodstock
09.11.2017, 23:15
Hat aber nicht zufällig was mit Muscheln zu tun? ;)

Eher mit nem singenden Wiener Würstchen :D

Goldberg070
10.11.2017, 13:35
Hat aber nicht zufällig was mit Muscheln zu tun? ;)

Eher mit nem singenden Wiener Würstchen :DIhr bekommt gleich eine Strafe von einem Credit wegen Verstoßes gegen das verbale Moralitätsstatut. ;)

Duke Skywalker
12.11.2017, 12:07
Stallone Marathon #6

Rocky II (1979)

Apollo: „There will be no Rematch!“
Rocky: „i don't want one!“

Das Filmstudio sah das nach dem überraschenden Erfolg von „Rocky“ natürlich anders und für Stallone war das Sequel nach den Misserfolgen seiner letzten Filme ein Rettungsanker.
Da John G Avildsen verhindert war setzten Charthoff und Winkler Sylvester Stallone als Regisseur durch, obwohl nach dem Flop „Paradise Alley“ diesbezüglich Bedenken bestanden.
Stallone ging auf Nummer sicher und orientierte sich deutlich an der Arbeit seines Vorgängers ohne dabei dessen Klasse zu erreichen oder abgesehen von der Slow Motion im Finale mit eigenen Ideen zu glänzen. Von allen Nachfolgern ist Teil 2 dennoch was Optik und Atmosphäre betrifft dem Original am nächsten.
Vielleicht ergibt sich daraus der häufige Vorwurf, es handle sich im Grunde um den gleichen Film. Inhaltlich trifft dies abgesehen vom selben Gegner einfach nicht zu. Stallone erzählt vom Umgang mit plötzlichen Ruhm und Reichtum und dessen Vergänglichkeit. Es geht um Selbstverwirklichung in Einklang mit familiärer Verantwortung. In mancher Hinsicht ist Rocky II also eine sogar noch persönlichere Geschichte für Sylvester Stallone.
Für sein Alter Ego und dessen Umfeld stellt sich die Frage ob dieser seine Gesundheit aufs Spiel setzt und weiter seinen Traum lebt oder sein weiteres Leben mit dem Schleppen von Spuckeimern in Mickeys Gym verbringt.
Dies alles behandelt Stallone in den stärkeren ersten 2/3 des Films, der passend zu Rockys neuer Lebenssituation und finanziellen Unabhängigkeit leichtfüßig und komödiantisch beginnt, dann aber auf clevere Weise – ein tragikomischer Werbedreh, bei dem Rocky in Anwesenheit von Adrian aufgrund seiner Leseschwäche verspottet wird – den Übergang zum Drama findet.
Rocky versucht zunächst Mickey von einer Rückkehr in den Ring zu überzeugen, der diese Anfrage aber mit einer schallenden Ohrfeige beantwortet. Diese Szene im Treppenhaus ist eine der stärksten der gesamten Saga und gleichermaßen Zeugnis von Stallones Talent als Regisseur, Author und Darsteller gleichermaßen. Seine Chemie mit Co-Star Burgess Meredith ist dabei überragend. Jede Minute, die die Beiden miteinander teilen ist Gold wert. Mickey wird zu einer Art Vaterfigur für Rocky und lenkt schließlich bezüglich des Rückkampfs ein als er den Anblick des gebrochenen italienischen Hengstens nicht mehr ertragen kann. Während dieser Teil der Geschichte sauber aufgelöst wird, findet Stallone für den Konflikt zwischen Rocky und Adrian leider keine passende Lösung. Stattdessen versetzt er sie kurzerhand in ein Koma und lässt sie als in ihrer Meinung veränderte Frau wiedererwachen. Dieser Ausflug ins banale Melodrama lässt den Film auf der Zielgeraden fast gegen einen Baum fahren.
Was ihn rettet ist diese besondere „Rocky-Magie“. Allein der Gedanken an den Moment, in dem Adrian Rocky zuflüstert, dass er gewinnen soll, Mickey das Training ausruft und die ersten Töne von Bill Contis „Going the Distance“ ertönt gibt mir wieder eine Gänsehaut. 2 starke Trainings-Montagen sorgen dafür das diese nicht so schnell abklingt.
Leider kann der finale Kampf damit nicht mithalten und zählt für mich persönlich zu einem der schwächsten der gesamten Reihe. In Vorbereitung auf den Film verletzte sich der Hauptdarsteller beim Gewichtheben den linken Arm. Das Rocky hier also in die Rechtsauslage wechselt um Apollo zu verwirren war eine gute aus der Not geborene Storyidee. Es sorgt aber dafür, dass Stallone im Ring noch unprofessioneller wirkt als eh schon. Ohne erkennbare Deckung, mit dem Kopf voran rennt er förmlich ich die Faust von Carl Weathers. Um so schlimmer das zahlreiche Schläge trotzdem ihr Ziel deutlich verfehlen ohne das eine Ausweichbewegung zu erkennen wäre. Am schwersten wiegt allerdings, dass Rockys Augenverletzung, die zuvor den Film bestimmte, plötzlich keine große Rolle mehr spielt.
Immerhin sind die Zeitlupenshots gelungen und Bill Conti fügt dem eh schon überragendem Score mit „Conquest“ ein weiteres Glanzstück hinzu, der Creed vs. Balboa II etwas von einem Gladiatorkampf gibt.

----------------------------

Meine Meinung zu Rocky II hat sich im Laufe der Jahre komplett gewandelt. Es gab eine Zeit, in der ich den Aufbau zum Kampf furchtbar langatmig und sogar unnötig fand. Mit der Erkenntnis, dass in den ersten beiden Teilen der Weg das Ziel ist und mit der gewachsenen Liebe zu den Charakteren habe ich genau diesen Teil des Films aber mittlerweile richtig zu schätzen gelernt. Außerdem hat Mickey hier unzählige brillante Momente und es ist nur fair das ihm und Rocky die letzte Einstellung gehört.
Umso mehr ärgert mich der finale Akt, der abgesehen von den Trainings-Montagen einen krassen Niveauabfall darstellt.
Trotzdem: Objektiv gesehen Teil 1 qualitativ am nächsten (Spin-Off „Creed“ mal ausgelassen). Subjektiv bevorzuge ich andere Teile...

Duke Skywalker
17.11.2017, 15:32
Bis zu Demolition Man ist es aber noch etwas hin, Leute. ;)

Stallone Marathon #7

Nighthawks (1981)
(Nachtfalken)

Die Zivilpolizisten DaSilva (Sylvester Stallone) und Fox (Billy Dee Williams - Star Wars, Batman) haben es sich zur Lebensaufgabe gemacht den Abschaum New Yorks aufzuspüren, aus der Reserve zu locken und dingfest zu machen.
Als der nach Aufmerksamkeit gierende deutsche Terrorist Wulfgar (Rutger Hauer - Blade Runner) nach einem brutalen Sprengstoffanschlag in London in den Big Apple flüchtet, werden die Detectives einer Anti-Terror Sondereinheit überstellt.
Ihre Skepsis gegenüber der anfänglich langweiligen neuen Aufgabe verfliegt schnell als ihnen klar wird mit was für einem gefährlichen Mann sie es zu tun haben.

"Nachfalken" erschien in einer Zeit, als städtischer Terrorismus in den USA höchstens Thema der Auslandsnachrichten war. Dies sollte sich erst 1993 mit dem ersten Anschlag auf das World Trade Center ändern. Der Film war seiner Zeit also gewissermaßen voraus, was möglicherweise der Grund dafür ist, dass das Studio Brisanz und Potenzial der Thematik verkannte und das Projekt etwas stiefmütterlich behandelte.
Anders Sylvester Stallone, der Feuer und Flamme für das Projekt war und seinen durch Rocky II erneuerten Ruhm zur Einflussnahme nutzte.
So sprang er u.a. auch für einen Drehtag als Regisseur ein, als der eigentliche Mann für den Job seinen Hut nahm. Die daraus entstandene aufwendige Sequenz, eine Hatz durch einen U-Bahn Tunnel, ist einer der Höhepunkte des Films. Das dabei wie in vielen anderen Szenen auch nicht auf ein Studioset ausgewichen, sondern an Originalschauplätzen gedreht wurde, trägt positiv zur Atmosphäre bei.
Um die Authentizität weiter zu steigen, versuchte Stallone möglichst viele Stunts selber durchzuführen. So lässt er sich gegen Ende des Film ohne besondere Absicherung aus der Gondel der Roosevelt Island Seilbahn (jene, die der Green Goblin in „Spider-Man“ entführt) abseilen.
Stallones Engagement ist aber nicht nur Segen für die Produktion. Dazu sei vorab gesagt, dass "Nighthawks" ein Ausblick ist auf die Dinge die da noch kommen. So unternimmt die spätere Action-Ikone hier die ersten Gehversuche in seinem später bevorzugten Genre. Sein Charakter ist kein Dampfplauderer wie Rocky, sondern deutlich wortkarger und emotional unterkühlt, was mit der kurz erwähnten Vietnam Vergangenheit und seiner schwierigen Arbeit hier aber anders als in Werken wie "City Cobra" auch erklärt wird, weshalb Stallones Darstellung (er würde hier übrigens jeden Al Pacino/Serpico „Look A Like Contest“ gewinnen) auch durchaus überzeugt.
Er lässt Rutger Hauer in dessen ersten US Film aber damit auch Raum um den Film an sich zu reißen und die Show zu stehlen. Das erkannte Stallone schon während der Dreharbeiten und versuchte seinen Einfluss gelten zu machen um dagegen zu steuern. Bis hin zu einer eigenen Schnittfassung, die den Fokus stärker auf seine Rolle legte. Dieser Cut viel aber beim Testpublikum durch. Eine Version, die sich mehr mit Wulfgar beschäftigt existierte allerdings wohl auch, schaffte es aber ebenso wenig ins Kino.
Solche Egotrips waren in Stallones Karriere keine Seltenheit und führten in diesem Fall zu einem nachhaltig beschädigten Verhältnis zu Rutger Hauer

---------------------------

"Nighthawks" ist ein spannender Thriller, der in erster Linie durch die sehr gut eingefangene urbane Atmosphäre glänzt und - wie Stallone später selber zugab - durch eine einnehmende Vorstellung von Rutger Hauer zusammengehalten wird.
Lando und Rocky sind ein starkes Duo, bei dem interessanterweise Ersterer zur Gewalt neigt, während Da Silva die gewaltlose Lösung bevorzugt. Jedenfalls bis ihm Wulfgar begegnet.
Sein volles Potenzial entfaltet der Film aber zu keinem Zeitpunkt, auch weil er für eine bessere Massentauglichkeit ordentlich Federn bei Gewaltdarstellung und Handlung lassen musste. Damit wirkt "Nachtfalken" im Vergleich zu den ganzen herausragenden Polizeifilmen der 70/80er eher wie ein guter B-Film.

Der Landknecht
17.11.2017, 16:05
Ich freue mich ja schon auf Rhinestone. Wenn du bestätigen kannst, dass der Film von der Sorte "So schlecht, dass es schon lustig ist" ist, dann muss ich mir den unbedingt angucken. :dh:

Duke Skywalker
22.11.2017, 14:45
Stallone Marathon #8


Victory (1981)
(Flucht oder Sieg)

In einen Kriegsgefangenenlager der Nazis trifft der ehemalige deutsche Nationalspieler Major Karl von Steiner (Max von Sydow) auf John Colby (Michael Caine), der vor dem Krieg bei West Ham United spielte. Nach einem kurzen Plausch über die Fußballaktivitäten im Lager, schlägt der Major ein Match zwischen Soldaten des benachbarten Militärstützpunkts und einer Mannschaft aus Kriegsgefangenen vor. Mit der Aussicht auf bessere Bedingungen während der Vorbereitungszeit willigt Colby ein.
Doch als Steiners Vorgesetzte von der Partie erfahren, wittern sie eine Gelegenheit die deutsche Überlegenheit zu demonstrieren und verwandeln das Spiel in eine große Propagandaveranstaltung. Doch auch die Alliierten haben ihre eigenen Pläne: Sie wollen die Partie zur Flucht nutzen.

„(Escape to) Victory“ ist eine Liebeserklärung an den Fußball und den Sport als Grenzenüberwinder und Hoffnungsspender, die gekonnt mit Elementen des Kriegsgefangenen Dramas und des Ausbruchs-Thrillers gemischt wurde.
Der zunächst freundliche Charakter des Spiels sorgt für ein ungewohnt differenziertes Feindbild. Die Grenze zur Verharmlosung überschreitet der Film dabei ganz knapp nicht, auch wenn der Film teilweise komödiantische Züge trägt.
Regie Legende John Huston tänzelt in seinem Spätwerk gekonnt zwischen den Genres und zwischen Anspruch und Unterhaltung hin und her, wobei der Film in erster Linie Spaß bereiten soll.
Das wird spätestens im Finale klar, wenn die Kicker das sichere Ticket in die Freiheit ausschlagen um lieber die Partie zu Ende zu spielen.
An dieser Stelle müsste man eigentlich ungläubig vom Stuhl fallen, aber dafür ist das Spiel zu packend inszeniert. Dabei ist Fußball anders als z.B. das in Spielzügen verlaufende American Football (neben "The Great Escape" denkt man unweigerlich auch an "The Longest Yard", der wohl wie "Victory" stark von "Zwei Halbzeiten in der Hölle" inspiriert wurde), weitaus schwieriger zu Skripten.
John Huston und Kameramann Gerry Fisher finden ihre Lösung darin oft sehr nah ans Geschehen ran zu gehen. Sie legen damit den Fokus auf die Ballaktion, schaffen ein Mittendrin-Gefühl und blenden gleichzeitig das oftmals irritierende weil unrealistische Verhalten der anderen Spieler/Statisten in diesen Momenten aus.
Dazu stehen mit Akteuren wie Bobby Moore und Pele - der auch als Choreograph einzelner Fußballszenen agierte - absolute Könner zur Verfügung, die sich auch zum Glück von einzelnen Dialogzeilen abgesehen auf ihre Kernkompetenz konzentrieren dürfen.
Das gilt auch umgekehrt für Michael Caine, der mit leichtem Bauchansatz schon optisch keinen glaubwürdigen Profi abgibt und im Spielgeschehen später völlig untertaucht und ohne entscheidenden Moment bleibt. Dafür ist er als Darsteller natürlich mal wieder ein absoluter Gewinn.
Stallone hingegen gibt in beiden Bereichen Vollgas (er nahm im Sinne der Glaubwürdigkeit sogar einiges an Gewicht ab) und überzeugt nebenbei auch mit seinem Sinn für Humor und komödiantischem Timing. Sein amerikanischer Soldat hält nichts von "Soccer", wird durch die Umstände (er stellt bei einer zwischenzeitlichen Flucht den Kontakt zur französischen Widerstandsbewegung her) aber dazu gezwungen sich ins Tor zu stellen und ist damit dankbares Opfer einiger Scherze.

----------------------------

"Victory" wird leider heutzutage wenn überhaupt nur gut versteckt im Nachtprogramm der öffentlich Rechtlichen versendet. Dabei handelt es sich um einen großartigen Unterhaltungsfilm über eine der (für viele) schönsten Nebensachen der Welt.
Hinzu kommt die einzigartige Besetzung mit den Schauspielgrößen Michael Caine, Sylvester Stallone, Max von Sydow und Fußball Legenden wie Pele und Bobby Moore.
Dem zweifachen Oscarpreisträger John Huston ist vielleicht kein großen Klassiker gelungen, der unbedingt in einem Atemzug mit "Gesprengte Ketten" genannt werden muss, aber ein feiner Geheimtipp allemal.


PS:

Resultat seiner ungestümen Torhüteraktionen waren für Stallone u.a. mehrere gebrochene Rippen.
Ob nun die am eigenen Leib erfahrene Härte oder dieser Film überhaupt die Leidenschaft für den Fußball bei Sylvester Stallone erweckten ist mir nicht bekannt.
Wahrscheinlicher ist, dass die Begeisterung für den Sport und insbesondere für den Everton FC eher der Freundschaft zu Robert Earl - ehemaliger Anteilseigner des Clubs und Mitbegründer von Planet Hollywood - entstammt.

Goldberg070
23.11.2017, 16:10
Der Film sagt mir absolut gar nichts. Aber ich versuche mir den Titel zu merken und ihn mal zu sichten, wenn er bei Amazon oder Netflix verfügbar ist. :)

Duke Skywalker
27.11.2017, 15:27
Stallone Marathon #9

Rocky III (1982)
(Rocky III - Das Auge des Tigers)

Eigentlich ist Survivors "Eye of the Tiger" so ein Song den ich nicht mehr hören kann, weil er tot gespielt und mehrfach exhumiert wurde. Aber im Kontext von Rocky III rockt das für den Oscar nominierte Lied noch immer wie eh und je. Es ist in seiner Instrumentalversion der perfekte Taktgeber für die, die 2. Filmhälfte dominierenden Trainingsszenen ("Another One Bites the Dust" von Queen war ebenfalls in der Verlosung) und ist in seiner vollen Pracht die perfekte Untermahlung für die Eröffnungsmontage, die nicht nur ein überragender Zusammenschnitt von Rockys Titelverteidigungen ist, sondern auch als Zeitraffer fungiert.
Das ist innerhalb der Reihe ein Novum, weil abgesehen vom Spätwerk Rocky Balboa und dem Spin-Off Creed die anderen Filme direkt aneinander anknüpfen, mit haarsträubenden Konsequenzen in Teil 5.
Es ist nicht die einzige Besonderheit die Rocky III auszeichnet. Stallone verändert das gewohnte Handlungs-Konstrukt und legt den Fokus stärker auf das Geschehen im Ring. Statt eines finalen Kampfes, der die genommene Entwicklung der Hauptfigur und seiner Begleiter abschließt, gibt es nun bereits im ersten Akt eine Schlacht zwischen den Seilen zu bestaunen, die als Auslöser für die weiteren Geschehnisse fungiert. Ein Muster das Stallone in Teil 4 noch einmal wiederholt, ehe er in den nachfolgenden Filmen wieder zur ursprünglichen Formel zurückgekehrt.
Rocky vs. Lang I u. II erleben wir dabei aufgrund der geringen Rundenzahl in voller Länge. Ein weiteres Novum innerhalb der Reihe.
Während bei den 15 Runden in Teil 1 der Kampf Ali gegen Wepner Pate stand, so bedient sich Stallone hier deutlich beim legendären Rumble in the Jungle.
Durch Apollos Training verwandelt sich die behäbige italienische Raupe in einen Schmetterling und bringt seinen mit einem Dampfhammer als Faust ausgestatten Kontrahenten Clubber Lang dazu sich auszupowern. Die geringe Rundenzahl wirkt sich dabei negativ auf die Plausibilität der Strategie aus und die finale Trommelfeuer-Offensive von Rocky ist einfach lächerlich. Erneut gelingt es Stallone also nicht ein restlos überzeugendes Finale zu inszenieren.
Wesentlich besser ist da schon das brutale erste Duell sowie der Wrestlingkampf gegen Thunderlips (Hulk Hogan), der abgesehen vielleicht von den erstmals bei Mickey zu Tage tretenden Herzproblemen, Handlungstechnisch keinerlei Zweck erfüllt, aber so viel Spaß macht, dass dies nicht schwer ins Gewicht fällt.

Die Rocky Filme der 80er sind geprägt von Stallones Zuwendung zum Actiongenre. Teil 3 stellt dabei die Brücke her. Die erste Hälfte präsentiert noch einige geerdete Momente zwischen Rocky und seiner Familie und vor allem zwischen Rocky und Mickey. Burgess Meredith darf ein letztes Mal auf seine einmalige Art und Weise den knurrigen, dennoch liebenswürdigen Spaßverderber spielen, der weder von Charity Showkämpfen noch von öffentlichen Trainingseinheiten etwas hält.
Sein Tod ist also nicht nur wirklich herzzerreißend, er steht auch symbolisch für die Wandlung der Reihe hin zum Unterhaltungsspektakel.
Dazu passt auch der neue Gegner-Typus. Eindimensional und „Larger than Life“. Mr. T erfüllt seine Rolle dabei zu 100% und auch wenn das Finale enttäuscht, so ist Clubber mit deutlichem Abstand nach Apollo mein Favorit in der Gegner-Galerie. And i pity the fool who begs to differ!

-------------------

Im Fazit zu Rocky II sprach ich davon, dass dieser objektiv hinter Teil 1 der beste Film sei, ich aber andere Teile bevorzuge. Dazu zählt auch "Das Auge des Tigers". Dieser kommt gemessen an dem was er sein will auch qualitativ nah dran an die Spitzenposition. Weil er das was er an Charme und Charakterzeichnung vermissen lässt durch seine im Gegensatz zu Teil 2 stringente Erzählung und den enorm hohen Unterhaltungswert wieder weg macht. Stallone modifiziert seine Erfolgsformel und sorgt auch mit dem Abstecher nach Los Angeles für notwendige Abwechslung. Carl Weathers überzeugt in der neuen Rolle als Trainer und nach dem er in Teil 2 etwas unterpräsent war darf auch Burt Young (Paulie) wieder gekonnt rumstänkern und sorgt für einige willkommene Lacher. Talia Shire wiederum rückt mehr in den Hintergrund, darf dafür aber im emotionalen Wendepunkt des Films als Motivator glänzen.
Somit ist Rocky III ein ausgewogenes „Rund-um-Sorglos“ Paket, das wahrscheinlich auch deswegen im Gegensatz zu den Vorgängern sehr häufig und relativ prominent platziert im Free TV läuft.

umimatsu
27.11.2017, 15:34
Im Fazit zu Rocky II sprach ich davon, dass dieser objektiv hinter Teil 1 der beste Film sei, ich aber andere Teile bevorzuge.

So geht's mir mit den Rambo-Filmen. Der Erstling ist ohne Frage der beste. Am unterhaltsamsten finde mich jedoch die beiden Propaganda-Filme aus den 80ern und den schnörkellosen, brutalen vierten.

Der Zerquetscher
27.11.2017, 18:58
Der Rocky III ist imo der erste große Rocky-Film. Der erste Blockbuster (ohne jetzt die Zuschauerzahlen nachgelesen zu haben). Und ich finde - völlig zu Recht. Da passt fast alles. Ein auf seine Weise charismatischer (total unsympathischer) Gegner und ein guter - (echter) Megastar. Dennoch nicht mein liebster Teil. Aber einer meiner liebsten. Allein der Soundtrack (https://www.youtube.com/watch?v=p7CaiWxKYBo). Obwohl selbst der mir am vierten Teil mit dem Gänsehaut-Song "No easy way out" besser gefällt. Aber ich will nicht vorgreifen. :)

FearOfTheDark
28.11.2017, 07:47
Auch wenn ich noch nie was dazu geschrieben habe, aber ich verfolge deinen Thread von Anfang an und bin begeistert, wie du die Filme kritisierst. Das ist, als würde man professionelle Reviews von sog. "Experten" lesen :dh: Macht Spaß zu lesen und sich selbst an die Filme zurück zu erinnern.
Abgesehen von der Rocky-Reihe (die bis heute mit zu meinen Lieblingsfilmen gehören) und der Rambo-Reihe habe ich immer versucht mich vor den ganz alten Stallone-Filmen zu drücken. Kann nicht mal begründen warum, denn ich sehe Stallone eigentlich gern. Und lustigerweise sind gerade ziemlich viele 80er/90er Stallone-Filme bei Amazon im Angebot :D

Duke Skywalker
30.11.2017, 15:59
Stallone Marathon #10

First Blood (1982)
(Rambo)

Der Vietnam Veteran John J. Rambo möchte in der Nähe eines kleinen Städtchens mit dem passenden Namen "Hope" den letzten noch lebenden Kameraden seiner Einheit besuchen. Doch der etwas unbeholfene, aber freundliche Rambo muss erfahren, dass der Krieg sich verspätet in Form von Krebs auch seinen letzten Freund aus Nam geholt hat.
Geschockt und endgültig gebrochen wandert Rambo weiter Richtung Stadt, wird aber von Sheriff Teasle (großartig: Brian Dennehy, der schon in „F.I.S.T“ gemeinsam mit Stallone vor der Kamera stand) abgefangen. Teasle fährt den "Landstreicher" zunächst raus aus dem Ort, nimmt ihn dann aber fest als Rambo stur einen weiteren Versuch unternimmt. Im Gefängnis verweigert sich der hoch dekorierte Green Beret jeglicher Kooperation und wird in Folge von Teasles Männern misshandelt. Dies treibt den traumatisierten, von Kriegs-Flashbacks geplagten Rambo zur Flucht in die Berge von wo aus er einen Kleinkrieg gegen den stolzen Sheriff beginnt.

Im empfehlenswerten Audiokommentar macht Sylvester Stallone kein Geheimnis daraus, dass ihn am Projekt in erster Linie der saftige Gehaltscheck reizte. In Anbetracht des Erfolgs des Films, dessen Kultstatus und der im Allgemeinen wohl gesonnenen Rezension ist es aus heutiger Sicht nur schwer vorstellbar warum Stallone mit immensen Bauchschmerzen an das Projekt ran ging und warum er nach Ansicht der Rohfassung sämtliche Kopien kaufen und vernichten wollte, weil er sogar das Ende seiner Karriere fürchtete.
"First Blood" erschien gut 10 Jahre nach Veröffentlichung der gleichnamigen Vorlage und befand sich fast genauso lange in der Entwicklungs-Hölle. Während, bzw. kurz nach Ende des Krieges die Geschichte eines durchgedrehten, mordenden Vietnam Veteranen zu erzählen war heikel und entsprechend wanderte das Projekt durch viele Hände und halb Hollywood war zwischendurch mal als Hauptdarsteller vorgesehen. Sogar der Name Terence Hill taucht neben Travolta, Dustin Hoffman, Clint Eastwood und Steve McQueen in diesem Zusammenhang auf.
Erst die Verpflichtungen von Regisseur Ted Kotcheff und Hauptdarsteller Stallone brachten das Projekt final voran. Der Hauptdarsteller betätigte sich erneut als Skript-Doktor und erfand die kontroverse Figur quasi neu. Während der "Roman-Rambo" die Reihen seiner Gegner mit brutaler Gewalt lichtet, verlässt sich der "Film-Rambo" auf seine Survival-Skills und verwundet seine Gegner lediglich (Tatsächlich verzeichnet der Bodycount in diesem Film einen Toten, und dass ist wiederum eher ein Unfall), im Glauben damit einen Weg aus der Situation offen zu lassen.
Wie im Übrigen die meisten Charaktere - insbesondere Colonel Trautman (Richard Crenna) und Sheriff Teasel (dessen eigene Kriegsvergangenheit als Soldat im Koreakrieg wird leider lediglich durch einige Orden im Hintergrund eingedeutet) - bewegt sich auch John J. in Grauzonen und ist damit das Paradebeispiel für einen Antihelden. Nach Erhalt der erschütternden Nachricht über den Tod seines Freundes, will ein Teil von ihm diesen Kleinstadt-Krieg. Der Anfangs zwar ungepflegt aber wenig einschüchternd wirkende Rambo verweigert in Folge abgesehen von Stichworten jegliche Kommunikation und würde jede Person durch sein maximal abweisendes Verhalten in den Wahnsinn treiben.
Das man dennoch beginnt mit Rambo zu sympathisieren hängt natürlich zum Großteil mit der unverhältnismäßigen Reaktion der Ordnungshüter zusammen, aber eben nicht nur. Durch die gewählten Mittel im hochspannenden Überlebenskampf und wichtigen Momenten, in der die Kriegsmaschine durch Furcht und Verletzlichkeit ihre noch immer vorhandene Menschlichkeit zeigt, schlägt man sich schnell auf die Seite von Rambo, der etwas anders geschrieben auch der Bösewicht eines Slasher-Movies sein könnte. Die Jagd durch den Wald, bei der Rambo sich seiner Verfolger entledigt trägt jedenfalls starke Züge dieser Unterkategorie des Horrorgenres.
Einen sehr guten Blick hinter die Fassade des gut funktionierendes Roboters erlaubt eine Szene, in der Rambos versucht einen Ausweg aus einer Mine zu finden, deren Eingang zuvor durch die inkompetenten Freizeit Soldaten der Nationalgarde gesprengt wurde. Nach dem Rambo eine gefühlte Ewigkeit durch die überfluteten, Klaustrophobie auslösenden und obendrein ratenverseuchten Gänge watet, erblickt er endlich das Tageslicht und offenbart in einem kurzen Moment des Innehaltens seine große Erleichterung. Brillant gefilmt von Regisseur Ted Kotchef ("Weekend at Bernie's") und Kameramann Andrew Laszlo ("The Warriors", "Southern Comfort") und nicht minder großartig gespielt von Stallone steht diese Sequenz exemplarisch für die Meisterhaftigkeit des Gesamtwerks.

------------------------

Ironischerweise entpuppte sich der Karriere-Killer "First Blood" als großer Segen für Stallone. Es war der Beweis, dass Stallone auch abseits von Rocky in der Lage war die Kassen klingeln zu lassen.
Der Erfolg ist dabei mehr als verdient. Stallone legte seine anfängliche Skepsis ab und gibt eine in allen Bereichen mehr als bemerkenswerte Vorstellung ab. Erneut vollführte er so viele Stunts wie möglich selber und lief dabei tagelang bei eisiger Kälte im Tank Top durch die Gegend.
Doch zu diesem Zeitpunkt in seiner Karriere überzeugte Stallone nicht nur körperlich sondern vor allem auch als Schauspieler. So trieb er seine Kollegen während der Aufnahmen in der Polizeistation regelrecht in den Wahnsinn, weil er Rambos Ablehnung nicht einfach spielte, sondern die Versuche der Interaktion seiner Kollegen bewusst ignorierte um besonders wütende Reaktionen herauszukitzeln. Der ganze Akt im Gefängnistrakt ist entsprechend intensiv und war für einige Beteiligten sogar richtig schmerzhaft.
Besonders in Erinnerung bleibt aber der finale Zusammenbruch Rambos vor den Augen seines Ausbilders Col. (Uncle) Sam Trautman. Jerry Goldsmiths Ohrwurm verdächtiger, treibender Score verstummt, wenn Rambo seine Wut und sein Unverständnis über die ihn schlecht behandelnde Gesellschaft zum Ausdruck bringt und anschließend unter Tränen mit einer brutalen Anekdote aus Saigon den ganzen Horror des Krieges verdeutlicht und Trautman klar wird, was er diesem und vielen weiteren Männern angetan hat.
Das er sein Monster anschließend nicht wie ursprünglich geplant von seinem Leiden erlösen darf, sondern der Film offen endet, ist einer der wenigen Schwachpunkt eines ansonsten unbedingt empfehlenswerten Meisterwerks, das spannende und gefährliche Actionsequenzen gekonnt mit Drama paart.
„First Blood“ ist eines der besten Beispiele dafür, dass Action und Anspruch sich nicht ausschließen müssen, war ironischerweise aber der letzte Actionfilm mit Beteiligung von Stallone der dies unter Beweis stellte.



…………………

Als nächstes starten wir Senkrecht in die Luft…

Goldberg070
30.11.2017, 16:07
Der erste Rambo ist ein fantastischer Film. Sehe ich immer wieder gerne. Ein Film, der zeigt, dass Gesellschaftskritik durchaus auch in einem unterhaltsamen Film funktionieren kann, ohne dass das Publikum durch einen ständig mahnenden Zeigefinger zu Tode gelangweilt wird.

Dass Rambo am Ende des Films im Gegensatz zur Romanvorlage nicht stirbt, geschah auf Wunsch von Stallone, der sich sicher war, dass das Publikum den Filmtod Rambos nicht akzeptieren würde. Dramaturgisch gesehen wäre das natürlich die richtige Entscheidung gewesen, hätte den Film aber ungleich schwerer gemacht und uns auch die auf eine andere Art sehr unterhaltsamen Nachfolger unmöglich gemacht. :D

Kain
30.11.2017, 19:49
Na ja, das Buch ist auch sonst eher anders.

Duke Skywalker
30.11.2017, 20:10
Dass Rambo am Ende des Films im Gegensatz zur Romanvorlage nicht stirbt, geschah auf Wunsch von Stallone, der sich sicher war, dass das Publikum den Filmtod Rambos nicht akzeptieren würde.

Und ein Testpublikum gab ihm dann auch recht.
Das Rambo überlebt versaut mir den Film 0, aber man merkt IMO, dass das Ende nicht richtig durchdacht wurde. Für keinen der Charaktere ist die Geschichte an dem Punkt zu Ende.
Somit ist die Fortsetzung fast schon wieder notwendig gewesen. :D ;)

Edit: Das Rambos Freitod das dunklere Ende sein soll, sehe ich übrigens nicht. Eher umgekehrt.

Der Zerquetscher
30.11.2017, 21:39
Ich gebe Duke vollkommen Recht in Bezug auf sein wohlwollendes Urteil über dieses Film-Meisterwerk. Der erste Rambo ist, wie auch Umi immer anführt, der einzige anspruchsvolle Teil der Reihe, wenn auch damit nicht der unterhaltsamste. Aber Inszenierung, die atemberaubende Soundkulisse, die Darsteller und das geniale Drehbuch (bis auf in der Tat den Schluss, der nicht zu 100, sondern nur zu 90% sitzt) machen ihn einzigartig. Und für jeden Erwachsenen empfehlenswert, es sei denn, er schaut überhaupt keine Filme. :)

First Blood ist bei mir bei 9/10

Duke Skywalker
05.12.2017, 12:04
Stallone Marathon #11

Rhinestone (1984)
(Der Senkrechtstarter)

Jake Farris (Dolly Parton) ist die einsame Attraktion im New Yorker Country-Schuppen "Rhinestone", dessen exzentrischer Manager Freddie ständig auf der Suche ist nach dem nächsten Superstar.
Jake sieht keine Zukunft in dem Laden, ist dummerweise aber noch vertraglich für 3 Jahre gebunden. Daher lässt sie sich auf eine Wette ein: Der Vertrag wird zerrissen, wenn sie es schafft den von Freddie ausgewählten Taxi Fahrer Nick Martinelli (Sylvester Stallone) in 2 Wochen Bühnentauglich zu bekommen. Andernfalls wird die Geschäftsbeziehung um 5 Jahre verlängert. Außerdem muss Jake mit dem Ekelpaket Freddie ins Bett steigen.

---------------------------

Adrian: "Why do you wanna fight?"
Rocky: "Because I can't sing or dance."

Ein Jahr zuvor versuchte sich Stallone als Autor und Regisseur mit "Staying Alive" (Fun Fact: Den Vorgänger "Saturday Night Fever" sollte ursprünglich John G. Avildsen drehen, weshalb er u.a. nicht für Rocky II zur Verfügung stand), erfolglos an einem Tanzfilm. Es folgte mit „Rhinestone“ der Beweis, dass auch das Singen nicht zu seinen Stärken gehört.
Wobei das eigentlich bereits durch den Titelsong aus "Paradise Alley" bekannt war. Oder durch Rocky III, wo Stallone gemeinsam mit Talia Shire das Lied "Take you Back" seines Bruders Frank massakrierte.
Doch der gute Sly ist kein Mann, der sich von so etwas banalem wie fehlendem Talent abhalten ließe.
Außerdem lässt sich das was an Talent fehlt durch Einsatz kompensieren. Und so gibt er bei jeder Musikeinlage Vollgas als würde sein Leben davon abhängen. Als würde frei nach "Speed" eine Bombe explodieren, so bald der Dezibelmesser die Grenze "viel Zu Laut" unterschreitet oder er zu viele Töne in Reihe trifft.
Obendrein ist Stallone mit dem Takt- und Körpergefühl, sowie der Furchtlosigkeit eines bestens abgefüllten Karaokesängers gesegnet, der sich nach der 2. Kotzattacke um 3 Uhr Morgens noch mal zu einer letzten Zugabe entschließt.
Natürlich gibt das Rollenprofil von Nick vor, dass er ungefähr so musikalisch ist wie eine Glühbirne, aber eigentlich soll er sich über die knapp 100 Minuten auch zu einem immerhin passablen Country-Sänger entwickeln, der zumindest für eine Nacht die Bühne rockt. Weil man aber aus Quark keinen Risotto machen kann, hat man sich ganz clever überlegt Stallone am Anfang besonders und dann im Laufe des Films immer weniger schlecht singen zu lassen und gleichzeitig in den Duetten die Ton Spur von Dolly Parton aufzudrehen. Aber da haben sie die Rechnung ohne Stallone gemacht, der einmal in Fahrt nicht mal mehr mit dem Lasso einzufangen ist.
Aber so schrecklich er auch singt, man freut sich auf jeden dieser Parts, weil es abgesehen davon leider wenig zu lachen gibt.
"Der Senkrechtstarter" ist eine völlig missglückte Screwball-Komödie, die sich viel zu sehr auf ausgelutschte Klischees verlässt und es überhaupt nicht versteht aus dem aufeinanderprallen der Welten komische Momente zu generieren.
Abseits von Fremdscham und unfreiwilligem Humor zündet vielleicht ein einziger Gag und der kommt aus der düsteren Ecke. Dort wo Stallone sich humortechnisch auch am wohlsten fühlt.
Auch die Liebesgeschichte zwischen den Hauptfiguren fühlt sich ziemlich seltsam an, weil Parton eine unwirkliche Kunstfigur ist und Stallone sich auf dem besten Weg befindet eine zu werden. Z.B. stellt man sich ständig die Frage wer nun die schlimmere Frisur hat.
Dennoch entwickeln beide unter diesen Umständen überraschenderweise eine ordentliche Chemie, die dafür sorgt, dass Parton in den gemeinsamen Szenen etwas auftaut und ihre Dialogzeilen mal nicht einfach runterbetet.
Bei Stallone hingegen würde man sich das manchmal sogar wünschen. Denn er macht ständig zu viel und verwechselt Komödie mit Cartoon.

---------------------------

"The most fun I ever had on a movie was with Dolly Parton on Rhinestone"

Das Sylvester Stallone eine gute Zeit hatte ist offensichtlich wenn er mit Inbrunst sein Liedgut schmettert. Leider überträgt sich der Spaß abgesehen von den Gesangseinlagen nicht auf den Zuschauer.
Wenn man sich trotz Ohrenschmerzen wünscht Stallone würde einfach 100 Minuten durchsingen, dann stimmt etwas nicht mit der Qualität des Films.
Und auch wenn es mehr urkomische Trommelfell-Attacken gibt, als von mir anfangs erwartet, kann ich auch keine uneingeschränkte Empfehlung für Trash-Gaffer geben. Dafür ist zu viel schlechter und langweiliger Film drum herum.
Was den Zuspruch des Publikums betrifft war "Rhinestone" ein unbedeutender und in Vergessenheit geratener Ausrutscher zwischen den Mega-Erfolgen der „Rocky“ und „Rambo“ Reihe. Was die Betrachtung seiner Person durch die Kritiker anbelangt war der Film hingegen eine Zäsur. Zum ersten Mal wurde Stallones Arbeit mit einer goldenen Himbeere "belohnt" und er sollte von da an zu einem Dauergast auf der Nominiertenliste werden.

Goldberg070
05.12.2017, 16:31
Herrliches Review. :o Der Film muss ja wirklich trashig sein, auch wenn ich bezweifle, dass ich ihn in der Originalvertonung aushalten würde. Aber wenn ich den Stallone-Marathon so sehe und mich wirklich über jeden neuen Post freue, muss ich dich als Mod und um des lieben Forums-Friedens Willen dazu verpflichten danach mit einem Arnie- und Seagal-Marathon weiterzumachen. ;)

Der Landknecht
05.12.2017, 17:01
Schade. Ich hatte gehofft, dass der Film ein Trashjuwel ist. Aber so, wie du ihn beschreibst, schiebe ich den Film wohl doch eher auf die lange Bank.

Der Ønkel
06.12.2017, 07:42
Dass Rambo am Ende des Films im Gegensatz zur Romanvorlage nicht stirbt, geschah auf Wunsch von Stallone, der sich sicher war, dass das Publikum den Filmtod Rambos nicht akzeptieren würde. Dramaturgisch gesehen wäre das natürlich die richtige Entscheidung gewesen, hätte den Film aber ungleich schwerer gemacht und uns auch die auf eine andere Art sehr unterhaltsamen Nachfolger unmöglich gemacht. :D

Obwohl ich es auch mal lustig finden würde, wenn Rambo sterben würde und dann in der Fortsetzung wieder dabei wäre, als wäre nichts geschehen. Das würde v.a. zu Rambo 3 ganz gut passen.

Ich bin ein großer Fan der Reihe. Teil 1 als anspruchsvolles Actionkino, Teil 2 und 3 gute Unterhaltung und Teil 4 mein persönlicher Brutalo-Höhepunkt. Absoluter Kult.

Duke Skywalker
06.12.2017, 10:48
Erstmal Danke für die Komplimente und für euer Interesse. :dh:

Aber wenn ich den Stallone-Marathon so sehe und mich wirklich über jeden neuen Post freue, muss ich dich als Mod und um des lieben Forums-Friedens Willen dazu verpflichten danach mit einem Arnie- und Seagal-Marathon weiterzumachen. ;)

Schwarzenegger hat eine angenehm überschaubare und mit allerlei Klassikern versehene Filmografie. Will ich also nicht ausschließen. :D
Seagal hingegen... Puh.
Vielleicht wenn ich mich auf einen bestimmten Zeitrahmen beschränke. ;)

Aber mal sehen. Vielleicht lasse ich euch auch nach dem Ende des Stallone-Marathon abstimmen. :)

Der Zerquetscher
06.12.2017, 13:17
Ich bin ein großer Fan der Reihe. Teil 1 als anspruchsvolles Actionkino, Teil 2 und 3 gute Unterhaltung und Teil 4 mein persönlicher Brutalo-Höhepunkt. Absoluter Kult.

So isses.

Duke, die Jungs haben völlig Recht. Danke für diesen tollen Thread. Egal, was Du machst,.. mach es. ;)

FearOfTheDark
06.12.2017, 14:01
Duke, die Jungs haben völlig Recht. Danke für diesen tollen Thread. Egal, was Du machst,.. mach es. ;)

Dem schließe ich mich an. Macht Spaß deine Rezensionen zu lesen :)
Hast du mal drüber nachgedacht an deine Bewertungen noch eine Punktebewertung anzuhängen? So könntest du auch ganz am Ende deines Marathons eine Rangliste mit den bspw. 10 bestbewertesten Filmen posten.

Der Zerquetscher
06.12.2017, 14:08
Hast du mal drüber nachgedacht an deine Bewertungen noch eine Punktebewertung anzuhängen? So könntest du auch ganz am Ende deines Marathons eine Rangliste mit den bspw. 10 bestbewertesten Filmen posten.

Das ist eine tolle Idee. Ich hab Dukes Punkte auch schon vor meinem geistigen Auge gesucht. Und da der Mann ja von der ofdb kommt, ist er mit dem System bestens vertraut. Auch von mir der Wunsch, Duke, hau ein paar Punkte hinterher. :dh: Auch wenn es nicht immer leicht ist.

FearOfTheDark
06.12.2017, 14:24
Ich hab Dukes Punkte auch schon vor meinem geistigen Auge gesucht.

Ich nämlich auch ;) Und da es ja noch nicht so viele Filme gewesen sind, sollte die nachträgliche Punktevergabe auch noch gut möglich sein. Vor allem würde mich interessieren, ob auch 1/10 Punkte (= Duke wünscht sich seine Lebenszeit zurück) und 10/10 (es wird für Duke niemals einen besseren Stallone Film mehr geben) vergeben werden.

Duke Skywalker
06.12.2017, 15:33
Vor allem würde mich interessieren, ob auch 1/10 Punkte (= Duke wünscht sich seine Lebenszeit zurück) und 10/10 (es wird für Duke niemals einen besseren Stallone Film mehr geben) vergeben werden.

Das sollte aus den Texten hoffentlich hervorgehen. Falls nicht, dann habe ich meinen "Job" schlecht gemacht. ;)
Bewertungen für Filme, Videospiele etc. habe ich für mich irgendwann abgeschafft. Die Gründe dafür sprengen den Rahmen und lenken vom Thema ab. ;)

Duke Skywalker
07.12.2017, 15:09
Stallone Marathon #12

Rambo: First Blood Part II (1985)
(Rambo II - Der Auftrag)

3 Jahre nach dem Rambo aufgrund seiner Taten in Hope festgenommen und verurteilt wurde, winkt ihm dank Col. Trautman ein Ticket in die Freiheit. Dafür muss Rambo zurück nach Vietnam um dort in einer verdeckten Mission Beweise für die Existenz von Kriegsgefangenen zu sammeln. Doch der Oberbefehlshaber Murdock will zur Vermeidung von Kosten und neuen Konflikten das genaue Gegenteil und schickt den Green Beret in ein vermeidlich leeres Lager der Vietcong.
Als Rambo dort wiedererwartend auf POWs trifft und sogar einen befreit, bricht Murdock die Mission ab und lässt die Soldaten zum Sterben zurück. Doch er hat seine Rechnung ohne John J. Rambo gemacht, der nicht vorhat erneut einen Krieg zu verlieren.

-------------------------

Rambo, der

Wortart: Substantiv, maskulin
Gebrauch: umgangssprachlich

RECHTSCHREIBUNG
Worttrennung: Ram|bo

BEDEUTUNGSÜBERSICHT
brutaler männlicher Typ; Kraftprotz

Quelle: Duden

-------------------------

"First Blood" ist zweifellos der beste Teil der Reihe, doch wurde das allgemeine Bild von "Rambo" vor allem durch den 2. Teil geprägt. Wer den Namen hört der denkt auch ohne überhaupt die Filme gesehen zu haben an den halbnackten, schwer bewaffneten Muskelberg, der im Dschungel die Reihen seiner Gegner kompromisslos lichtet. Der Nachfolger, sowie diverse Nachahmer und Parodien (z.B. Hot Shots 2) brannten dieses Bildnis noch stärker ins kollektive Gedächtnis ein.
Dabei ist "Rambo: First Blood" keinesfalls als Original zu bezeichnen, sondern ist Teil einer durch die offensivere Politik Reagans losgetretene Welle an Actionfilmen, die von der Befreiung von Kriegsgefangenen handeln ("Missing in Action" aus dem Jahr 1984 z.B.) und in denen Einzelkämpfer gegen den kommunistischen Feind ins Feld ziehen, trotz Unterlegenheit obsiegen und damit erfolgreich Rache nehmen.
Eine eigenwillige und problematische Form der Vergangenheitsbewältigung, in der nicht der Krieg an sich das Problem ist, sondern die Niederlage, für die obendrein allein die Bürokratie die Schuld trägt.
Schon bei "First Blood" wurden vereinzelt kritische Stimmen laut, die den Inhalt von Rambos Wutrede als Propaganda des rechten Flügels anprangerten. Das kann man aber im Kontext der Szene und in Anbetracht der Charakterzeichnung kaum gelten lassen.
In Teil 2 sieht das freilich etwas anders aus. CIA Mann Murdock soll eindeutig jene Bürokraten repräsentieren, denen Machterhalt und Geld wichtiger ist als Moral und Anstand und die einer eigentlich richtigen Sache zu früh den Stecker zogen.

Rambo: "Do we get to win this time?"
Trautman: "This time it's up to you."

Um seinen Spaß mit Part II der Rambo-Saga zu haben empfiehlt es sich über diese kontroversen (von Stallone nachträglich ins James Camerons Skript eingefügten) Aspekte der Geschichte hinweg zu sehen, bzw. sie als Relikt dieser Zeit zu akzeptieren, in der die USA angeführt von Reagan auch durch solche Filme ihr Selbstvertrauen neu aufbauten.
Es lohnt sich durchaus, weil es sich bei "Rambo - Der Auftrag" um einen technisch einwandfreien Action-Kracher handelt, der gekonnt niedere Instinkte bedient und befriedigt.
Das fängt bei der Hauptfigur an, umfasst die Darstellung der Gegner und endet mit der tatsächlich vorhandenen Lovestory.
Rambo wird durch die markigen Beschreibungen von Trautman und Co. als mystischer Kriegs-Superheld aufgebaut, dessen Einsatz auf altem Terrain man kaum abwarten kann.

Trautman: "Pressure? Let me just say that Rambo is the best combat vet I've ever seen. A pure fighting machine with only a desire - to win a war that someone else lost. And if winning means he has to die - he'll die. No fear, no regrets. And one more thing, what you choose to call hell, he calls home."

Bis das erste Messer im Gegner steckt vergehen aber tatsächlich fast 30 Minuten, in denen Abseits erwähnter Bauchpinselei nicht allzu viel passiert, auch weil die Hauptfigur gefühlt im ganzen Film 10 Sätze spricht. Darunter so ewige Klassiker wie "To survive a war, you gotta become war." ("Um den Krieg zu überleben, muss man selbst zum Krieg werden.").
Immerhin erfahren wir, dass Rambo von deutsch-indianischer Abstammung ist (weshalb er hier auch bevorzugt einen Bogen benutzt) und er in Vietnam 59 Menschen getötet hat. Angesichts der fast 80 Russen und Vietnamesen, die er hier in nicht mal 2 Tagen erschießt, erdolcht und in die Luft jagt, besteht eigentlich kein Zweifel, dass Rambo ohne ständige Einmischung den Krieg hätte alleine gewinnen können.
Murdock auf der anderen Seite wird wie jeder Gegenspieler in diesem Film ohne einen einzigen positiven Wesenszug dargestellt. Ein überforderter, permanent schwitzender Feigling, der u.a. auch noch Cobra Kai Sensei Kreese aus Karate Kid an seiner Seite hat.
Die erwähnte Liebesgeschichte zwischen Rambo und Kontaktperson Co endet natürlich mit deren Tod und dient einzig und allein dem Zweck Rambos Rache noch süßer zu gestalten. Herrlich dabei die Szene, in der sich die Kampfmaschine zunächst sein Trademark Stirnband und anschließend die feminine Halskette seiner Erschossenen umbindet.
Nicht der einzige Moment, der sich auf der feinen Grenze zwischen peinlich und genial bewegt. Z.B. wird John J. durch Folter dazu gezwungen seinen Befehlshaber anzufunken und eine Nachricht der Sowjets weiterzugeben. Stattdessen kündigt Rambo Murdock durch Donnerschlag martialisch verstärkt seine Rückkehr an und nimmt anschließend den Laden auseinander. Der Beginn eines nicht enden wollenden Action-Festivals.

---------------------------------------

Auch wenn die etwas zähen Minuten zu Beginn zunächst anderes vermuten lassen: "Rambo - First Blood Part II" ist ein Fest für Fans des Genres. Gelungene Spannungssequenzen, in denen Rambo in ähnlicher Manier wie im Vorgänger seine Gegner gut getarnt aus dem Hinterhalt attackiert wechseln sich ab mit wilden Shootouts in denen sich die Pyrotechniker mal so richtig austoben dürfen.
Genau darin liegt zum großen Teil der Reiz von Actionfilmen aus dieser Zeit, in der noch nicht dank CGI alles Unmögliche möglich gemacht werden konnte. Die Gefahr wirkt einfach realer, die Immersion ist stärker und die Aufregung größer, wenn durch klassisches Effekthandwerk die Wirkung von Waffen und Sprengsätzen erzeugt wird. Wenn im Finale tatsächlich 2 Kampfhubschrauber Katz und Maus spielen und wenn nicht alles mit künstlichem Computer-Zuckerguss überzogen ist.
Somit ist der 2. Rambo im positiven wie negativen Sinne ein Kind seiner Zeit.
Ein peinlicher filmischer Schulterklopfer für die geschundene amerikanische Seele und gleichzeitig ein - pardon - arschgeiler Actionfilm.

Der Landknecht
07.12.2017, 15:23
Sieh mal einer an. Ich wusste nicht, dass das Script von James Cameron stammt. :eek:

Was den Realismus angeht: Kann dir da nur beipflichten. Ich sah jüngst ein Video mit sämtlichen Toden aus "Silent Hill" von 2006, und die Effekte sind so schlecht (CGI), dass man einfach nicht glaubt, dass da gerade wirklich jemand gevierteilt wird, was den Film weniger brutal erscheinen lässt, als er in der Tat ist.

umimatsu
07.12.2017, 22:11
Teil 2 und 3 sind einseitige, rassistische Propagandafilme. Quasi der filmische Bodensatz der Reagan-Ära. Dennoch sind sie nicht nur hochwertig produziert, sondern gerade wegen ihrer Einseitigkeit auch scheiß unterhaltsam. :) Denn während heutzutage die Bösewichte aus Jugendschutzgründen und finanziellen Erwägungen nicht mehr wirklich böse sein dürfen ( siehe Marvel, DC, etc. ), oder mit komplexen Psychografien ( Serien ) ausgestattet sind, galt damals wohl die Devise: je einseitiger, desto besser. In Rambo 4 wird Stallone dieses simple, aber effektive Schema dann auf die Spitze treiben, indem er auf schwachsinnige Dialoge ( "Blaues Licht" ) sowie dramaturgisch überflüssigen Ballast verzichtet und das Ganze mit mehr expliziter Gewalt würzt. Für unterhaltsame Filmabende mit den richtigen Leuten genau das Richtige. Nicht wahr, Volker? :cool:

Das sollte aus den Texten hoffentlich hervorgehen. Falls nicht, dann habe ich meinen "Job" schlecht gemacht. ;)
Bewertungen für Filme, Videospiele etc. habe ich für mich irgendwann abgeschafft. Die Gründe dafür sprengen den Rahmen und lenken vom Thema ab. ;)

Ich finde es toll, dass du keine Wertungen vergibst. Denn man kann aus den Texten herleiten, ob dir der Film gefallen hat oder nicht. Ob es nun ein 8 oder 9 ist, ist zudem völlig unerheblich, da jeder die Zahlen anders interpretiert. Dass ausgerechnet der Herr Lehrer nicht auf eine Note / Bewertung verzichten kann, überrascht mich nicht wirklich. ;)

Der Zerquetscher
08.12.2017, 05:29
Teil 2 und 3 sind einseitige, rassistische Propagandafilme. Quasi der filmische Bodensatz der Reagan-Ära. Dennoch sind sie nicht nur hochwertig produziert, sondern gerade wegen ihrer Einseitigkeit auch scheiß unterhaltsam. :) Denn während heutzutage die Bösewichte aus Jugendschutzgründen und finanziellen Erwägungen nicht mehr wirklich böse sein dürfen ( siehe Marvel, DC, etc. ), oder mit komplexen Psychografien ( Serien ) ausgestattet sind, galt damals wohl die Devise: je einseitiger, desto besser. In Rambo 4 wird Stallone dieses simple, aber effektive Schema dann auf die Spitze treiben, indem er auf schwachsinnige Dialoge ( "Blaues Licht" ) sowie dramaturgisch überflüssigen Ballast verzichtet und das Ganze mit mehr expliziter Gewalt würzt. Für unterhaltsame Filmabende mit den richtigen Leuten genau das Richtige. Nicht wahr, Volker? :cool:

Jahr, Jahr. Dass isst war. :cool:


Ich finde es toll, dass du keine Wertungen vergibst. Denn man kann aus den Texten herleiten, ob dir der Film gefallen hat oder nicht. Ob es nun ein 8 oder 9 ist, ist zudem völlig unerheblich, da jeder die Zahlen anders interpretiert. Dass ausgerechnet der Herr Lehrer nicht auf eine Note / Bewertung verzichten kann, überrascht mich nicht wirklich. ;)

Du, ich will kein flammendes Plädoyer für eine Punktevergabe halten. Und wenn der Duke das net mag, dann hat er seine Gründe und außerdem darf der Mann bei mir sowieso machen, was er will.

Ich persönlich finde halt, dass eine (zusätzliche!) Vergabe von Punkten dazu zwingt, sich noch intensiver, ja sozusagen endgültig zu einem Film Gedanken zu machen und sich mit ihm auseinanderzusetzen. Mir würde es leichter fallen, einfach nur das Soll und Haben eines Films aufzuzählen. Ohne daraus dann eine Synthese bilden zu müssen. Eine Punktevergabe ist ein leicht zu lesender Wegweiser. Und das ist einfach angenehm. Wer den aber nicht braucht, gut. :)

Goldberg070
08.12.2017, 15:37
Jetzt hab ich wieder richtig Lust bekommen, mal wieder die Rambo Filme zu gucken. :sasmokin:

Der Landknecht
08.12.2017, 15:40
Ich oute mich übrigens. Ich kenne nur den ersten (große Klasse!) und den letzten, den ich über die Jahre etwas mehr zu schätzen gelernt habe (trotzdessen finde ich die dunkleren Szenen (Vergewaltigung etc.) heftig fehlplatziert in einem solchen Film). Ich weiß selbst nicht, warum ich nie die beiden anderen Filme gesehen habe. :freak:

Duke Skywalker
08.12.2017, 16:53
(trotzdessen finde ich die dunkleren Szenen (Vergewaltigung etc.) heftig fehlplatziert in einem solchen Film).

Die sind unbedingt notwendig damit die Formel aufgeht.
Nur maximale Verachtung bringt maximale Befriedigung, wenn die Schmutzfüße über den Jordan gehen. ;)

Der Landknecht
08.12.2017, 16:59
Die sind unbedingt notwendig damit die Formel aufgeht.
Nur maximale Verachtung bringt maximale Befriedigung, wenn die Schmutzfüße über den Jordan gehen. ;)

Was ich nachvollziehen kann, jedoch ist John Rambo schon irgendwie Gewaltfantasie-Popcorn-Kino, und da hätte mir gereicht, wenn die Bösen einfach Kommunisten gewesen wären. Oder Terroristen. Eine Vergewaltigung ist so fehl am Platze wie die Elektroschock-Szene in "Tango & Cash".

Der Zerquetscher
08.12.2017, 17:06
Die Vergewaltigung ist nicht fehl am Platz.

:salook:

Der Landknecht
08.12.2017, 17:07
Die Vergewaltigung ist nicht fehl am Platz.

:salook:

I sense a certain uncomfortable vibe that's surrounding you. :salook:

Duke Skywalker
08.12.2017, 17:25
Eine Vergewaltigung ist so fehl am Platze wie die Elektroschock-Szene in "Tango & Cash".

Bei der Elektoschock Szene stimme ich dir zu, weil T&C ansonsten ein fröhlicher Spaß ist. Gilt auch für das Waterboarding und die Fast Vergewaltigung in Expendables.
Aber Rambo 4 beginnt gleich mit einer Szene, in der Leute zum Spaß durch ein mit Sprengsätzen präpariertes Reisfeld geschickt werden und behält diese pechschwarze Darstellung konsequent durch. Zwischendurch fliegt da auch mal ein Kleinkind ins Feuer. ;)

Der Landknecht
08.12.2017, 17:28
Bei der Elektoschock Szene stimme ich dir zu, weil T&C ansonsten ein fröhlicher Spaß ist. Gilt auch für das Waterboarding und die Fast Vergewaltigung in Expendables.
Aber Rambo 4 beginnt gleich mit einer Szene, in der Leute zum Spaß durch ein mit Sprengsätzen präpariertes Reisfeld geschickt werden und behält diese pechschwarze Darstellung konsequent durch. Zwischendurch fliegt da auch mal ein Kleinkind ins Feuer. ;)

Ja, aber irgendwie hat der Film für mich trotzdem den Vibe eines "Wir zelebrieren Gewalt"-Films, der das alles nicht so ernst meint. Ich tue mich auf jeden Fall sehr schwer mit einer solchen Szene in einem solchen Film. Dafür sind mir die Gegensätze einfach zu krass. Auf der einen Seite diese sehr reale, ekelhafte Szene, auf der anderen Seite diese cartooneske Gewalt. Passt für mich einfach nicht.

Der Zerquetscher
08.12.2017, 17:29
I sense a certain uncomfortable vibe that's surrounding you. :salook:

Oh no. It's quite a comfortable vibe actually.

:sasmokin:

Duke Skywalker
13.12.2017, 11:34
Stallone Marathon #13

Rocky IV (1985)
Rocky IV - Der Kampf des Jahrhunderts

Die Geschichte des „Italian Stallion“ ist Zeitlos und könnte problemlos auch in unserer Gegenwart erzählt werden, wie zuletzt "Creed" eindrucksvoll belegte. Es gibt allerdings eine Ausnahme und die betrifft den hier besprochenen vierten Teil der Saga.
Rocky IV ist so 80er Jahre wie Vokuhila und Knight Rider. Hier wird musikalisch begleitet vom Synthesizer Virtuose Vince DiCola der kalte Krieg mächtig heiß im Ring.
Drago vs. Balboa steht für die klassischen Duelle David gegen Goliath und Osten gegen Westen.
Vorbild für diesen Kampf der Systeme waren u.a. die weltberühmten Begegnungen im Seilgeviert zwischen Max Schmelling und Joe Louis in den 30iger Jahren, deren immenser sportlicher Wert durch die politische Lage in den Hintergrund gerückt wurde.

Apollo: "No that's where your wrong, it's not just an "exhibition bout" that doesn't mean anything it's us against them."
Apollo: "Maybe you don't know what I'm talking about now, but believe me you will when it's over. You will when it's over."

Obendrein integriert Stallone noch eine persönliche Komponente in die Story, in dem er Apollo Creed einem roboterhaften Russen opfert um letzteren zusätzlich zu dämonisieren.
So einfach, bedenklich und geradezu billig Stallones Methoden auch sein mögen, sie verfehlen ihre Wirkung nicht.
Aufbauend auf der glänzenden Vorarbeit der Vorgänger funktioniert der Tod von Apollo wunderbar als Aufhänger für Rockys Rache Mission selbst dann wenn einem der betagte Propaganda Schmu zu albern ist. Genie und Wahnsinn halten dabei gekonnt die Wage.
Z.B. ist die Gegenüberstellung der unterschiedlichen Trainingsmethoden - der Russe dopt und trainiert im Labor, der Amerikaner trainiert alleine in der Wildnis - ein genauso wirkungsvoller und obendrein auch filmtechnisch (Schnittarbeit) hervorragender Kniff, wie Apollos eindrucksvolle Demonstration des American Way of Live, wenn er zu James Browns "Living in America" unter den verdutzen Augen Dragos die Halle betritt.
Überhaupt spielt Musik wie bereits angeklungen eine immens große Rolle.
Passend zum populären, in diesem Jahrzehnt gestarteten Musik-TV erzählt Stallone seine Geschichte vornehmlich in der Form von Videoclips und Montagen.
Da verarbeitet Rocky seine Trauer und Angst zu "No Easy Way Out" und Survivor besingt in "Burning Heart" den Ost/West Konflikt.
Und weil es nun mal die 80er sind und Roboter damals furchtbar im Trend lagen, fährt hier und da ein besonders nerviges Exemplar durchs Bild und untermalt den jeweiligen Moment aus dem Hintergrund mit Musik von Kenny Loggins oder Go West.
Die Abwesenheit von Stammkomponist Bill Conti wirkt dabei durchaus erfrischend, zu mal nicht ganz auf seine Stücke verzichtet wird: Wenn am Ende der abschließenden hoch motivierenden Trainingssequenz "Gonna Fly Now" zart angespielt wird, dann könnte ich mit meiner Gänsehaut Holz schleifen.

"It's a gutter war! No holds barred in Moscow!"

Mehr noch als in "Das Auge des Tigers" steht der Boxkampf im Vordergrund dieses mit knapp 90 Minuten kürzesten aller Rocky Filme.
Im Finale gelingt es Stallone dabei im dritten Versuch endlich die epische Schlacht, die er sich in seinem Kopf ausgemalt hat, adäquat auf die Leinwand zu übertragen.
Es war sicherlich nie ein großes Vergnügen das Ringgeschehen zu drehen, aber diesmal ging Silvester Stallone volles Risiko und gab dem europäischen Champion im Karate von 1980 und 81 Dolph Lundgren grünes Licht ihm echte Schläge zu verpassen um den Realitätsgrad zu erhöhen. Als Resultat verbrachte Stallone 4 Tage auf einer Intensivstation in Kanada.
Doch die Belohnung für all den Schmerz ist der intensivste Fight der Reihe.
Das Stallone und Lundgren dabei aussehen wie zwei lebendig gewordene Actionfiguren tut dem Spaß keinen Abbruch, sondern verleit dem Ganzen im Gegenteil zusätzlich etwas Monumentales. Als würden sich King Kong und Godzilla persönlich in Moskau auf die Schnauze hauen.

Duke "You cut him! You hurt him! You see—you see?! He's not a machine! He's a man! You want it more than he does! No pain! No pain!”

--------------------------------------

Nach Rambo II spielte sich Stallone mit Rocky IV endgültig ins Herz von Ronald Reagan. Aber auch das weltweite Publikum lag Sly zu Füßen und die Erfolge von Rambo II und Rocky IV (jeweils die Einnahmenstärksten der jeweiligen Reihen) katapultierten ihn an die Spitze Hollywoods.
Was heute grenzenlos veraltet wirkt, war damals voll auf der Höhe der Zeit.
Mit der versöhnlichen Rede im Anschluss an den Kampf, die das aufgeblasene Geschehen wieder zu einem sportlichen Wettkampf zusammenschrumpfen lässt und in der Rocky zur Versöhnung aufruft, nimmt Stallone sogar die Zeitenwende im Ost/West Konflikt vorweg.
Filmisch passt Rocky 4 perfekt in die Ära von "Thriller" und "Bad" und könnte fast selbst als Überlanger Videoclip durchgehen. Daraus begründet sich unter anderem auch der maximale Unterhaltungswert des Films, der permanent auf dem Gaspedal steht um die lange Straße der Verfehlungen möglichst unbeschadet zu passieren.
Das dies in meinen Augen gelingt ist angesichts von zahlreichen Hindernissen, wie eindimensionaler, klischeehafter Charakterdarstellung und schlechten (oder schlecht eingesetzten) Schauspielern und einem verdammten Roboter schon fast ein Wunder.
Aber ich kann mir nicht helfen: Ich liebe den Film.

Duke: "You start, you don't stop! All your strength! All your power! All your love! Everythin' you've got!"


-----------------------
-----------------------
-----------------------

In diesem Zuge empfehle ich euch die Arte Dokumentation

Rocky vs Ivan - Propagandaschlacht im Ring (https://www.youtube.com/watch?v=PG9cYiJCK6o)

Eine interessante, wie auch sehr unterhaltsame Betrachtung von Rocky 4 im Kontext des damaligen Weltgeschehens. Es wird durch viele unterschiedliche Gesprächspartner sehr schön herausgearbeitet, warum dieser Film trotz aller offenkundigen Mängel weltweit (dank Raubkopien auch in der damaligen UDSSR) so beliebt war und immer noch ist und welche politischen Auswirkungen die Filme von Stallone eventuell hatten.
Ein wahres Phänomen.

EDIT: Nette Info noch zu Dolph Lundgren. Der trat 2007 mit 49 Jahren in Russland gegen den 10 Jahre jüngeren UFC Kämpfer Oleg Taktarow in einem Boxkampf an und verlor den 5 Runden Kampf nur knapp nach Punkten. Was ein Typ. :D

Der Zerquetscher
13.12.2017, 12:51
Da isser ja, mein liebster Rocky. Der unglaublich stimmige Kalter-Krieg-Film-Oldtimer. Diese US-Show par excellence. Und immer und immer wieder ist es - wie Du sagst - David gegen Goliath. Nicht nur beim Kriegsfilm wird das so konstruiert und hingebogen (Siehe "Saving Private Ryan", "Fury"), oder beim Actionfilm (Siehe "Rambo" II+III+IV), nein auch beim Sport ist der amerikanische Mensch in der Unterzahl.

Tolle, meines Erachtens hundertprozentig stimmige Analyse des Films, lieber Duke. :genickbruch::)

Der Ønkel
14.12.2017, 05:50
Sehr gutes Review, Duke! Rocky IV ist wirklich ein toller Propagandafilm und der Kampf extrem spannend gedreht. Lundgren ist auch ein guter Gegner. Nur das Ende mit dem klatschenden Gorbatschow-Klon fand ich zu sehr aufgesetzt.

Duke Skywalker
22.12.2017, 11:34
Stallone Marathon #14

Cobra (1986)
(Die City-Cobra)

Der Night Slasher (Brian Thompson - Akte X) und seine ihm treu ergebenen Anhänger terrorisieren mit brutalen Morden Los Angeles mit dem verrückten Ziel eine neue Weltordnung zu erschaffen.
Als das Model Ingrid Knudsen (Brigitte Nielsen) dem Mörder eines Abends unter einer Unterführung fast bei frischer Tat ertappt und dabei dessen Gesicht sieht, findet sie sich daraufhin als Nummer 1 auf dessen Todesliste wieder.
Jetzt kann ihr nur Marion "Cobra" Cobretti (Silvester Stallone) helfen.

--------------------------

Bevor Sly die Rolle in "Rhinstone" annahm war er einer der Favoriten auf die Hauptrolle in „Beverly Hills Cop“. Da ihm im vorgelegte Drehbuch aber zu viel Komödie steckte, schrieb er auf Basis des Romans "Fair Game" (dieser wurde gleichnamig in den 90ern erneut mit Willliam Baldwin und Cindy Crawford verfilmt) ein eigenes, deutlich action-lastigeres Skript.
Die Produzenten mochten es nicht sonderlich und als der Deal schließlich nicht zu Stande kam, legte Stallone sein Werk zurück in die Schublade um es für den von Cannon finanzierten "Cobra" wieder hervorzuholen. Wir bekommen hier also eine der seltenen Antworten auf die Frage, wie Film XY wohl mit einem anderen Hauptdarsteller ausgesehen hätte.

Der Unterschied zwischen Axel Foley und Marion Cobretti könnte dabei kaum größer sein.
Stallone wollte eindeutig mit dieser Rolle seinen neuen Status als Hollywoods Super-Mann festigen und gibt sich betont Cool und Eisenhart.
Gleich in seinem ersten Auftritt wird deutlich was für ein abgebrühter Hund, dieser Cobra ist. Ein Cop, den man immer dann ruft, wenn das Gesetzt mit seinen Mitteln nicht weiter kommt. Cobretti ist die brutale Endlösung. Richter und Henker in einem.
Mit Pilotenbrille und Streichholz im Mundwinkel - eine Marotte, die Nicolas Winding Refn als Hommage an einen seiner Lieblingsfilme auch seinem Fahrer in "Drive" verpasste - befreit Cobra die Kunden eines Supermarkts aus der Geisel eines Wahnsinnigen.

“You're the disease, and I'm the cure.”

Anders als Axel F. ist Cobretti ein Mann der wenigen Worte und serviert lieber den einen oder anderen Oneliner zum Tod. Diese kommen dabei nicht ganz so natürlich und charmant rüber, wie bei seinen Genrekonkurrenten Schwarzenegger oder später Bruce Willis.
Die wenigen albernen, leichteren Momente, in denen der Polizist oder besser gesagt Stallone im Angesicht seiner damaligen Flamme Brigitte Nielsen etwas auftaut sind schon eher seine Humor Baustelle.
Aber „Cobra“ ist auch keiner dieser launigen Genrefilme der 80er ala "Lethal Weapon", die gekonnt Witz und harte Action paaren, sondern präsentiert sich gerade in Hälfte eins als Hybrid aus Slasher und Actionfilm. Ohne dabei einen Innovationspreis zu gewinnen oder in irgendeiner Weise referenzverdächtig zu sein handelt sich durchaus um effektives und unterhaltsames Genrekino.
Mit Brian Thompson als Schurke hat man dabei eine ausgezeichnete Wahl getroffen. Sein einzigartiges, bedrohliches und furchteinflößendes Äußeres machte ihn später auch zu einem gern gesehenen, wiederkehrenden Gast in Akte X als Alien Kopfgeldjäger.
Wenn er z.B. den obligatorischen Besuch seines Opfers im Krankenhaus vornimmt und sich dabei nur schwer im Zaum halten kann, dann generiert das sogar mal etwas Spannung.
Das absolute Highlight stellt aber eine Verfolgungsjagd da, in dem Stallone seinen aufgemotzten Oldtimer (das Ursprungsmodel entstammt seiner Privatsammlung) auf Hochtouren bringt und die Angriffe seiner Gegner auf spektakuläre Weise abwehrt und unter anderem der parallelen Explosion zweier Tanklaster entkommt.
Die Kombination Stallone/ Cosmatos produziert nach Rambo II erneut einen sehr ahnsehnlichen Actionfilm, der zu Beginn mit einigen Kameraeffekten und schnellen Schnitten betont Modern daherkommt, dann aber zunehmend in diesem Punkt zurückfährt.
Leider enttäuscht das knapp 20-minütige Finale, bei dem Regisseur Cosmatos Stallones Vision nicht in ein überzeugendes Ergebnis ummünzen kann. Hier steht Sly (oder besser gesagt dessen Stuntman) auf der Ladefläche eines fahrenden Pickups und ballert Schießbudenartig die Bösewichte von ihrem Motorrad. Wie in schlechten Western scheinen sich die (gefährlichen) Stürze vom Bock dabei zu wiederholen.
Auch beim Endkampf zwischen Cobra und dem Night Slasher wäre mehr drin gewesen.

-----------------------------

"Cobra" war lange Zeit nicht mal unter der Ladentheke ungekürzt in Deutschland erhältlich (bei meiner DVD handelt es sich z.B. um eine Veröffentlichung aus der Schweiz).
Auch deshalb eilte dem Film ein eindeutiger Ruf als besonders brutaler Actionfilm voraus. Tatsächlich fehlten in der gekürzten 18er Fassung aber lediglich ein paar Sekunden im Finale.
Denn "Cobra" wurde schon vor seiner US Veröffentlichung gewaltig für ein R-Rating zusammen gestutzt und kommt erstaunlich Blutarm daher.
Den Platz auf dem Index verdiente sich der Film viel mehr durch seine vorgetragene Ideologie.

Night Slasher: The court is civilized, isn't it, pig?
Marion Cobretti: But I'm not. This is where the law stops and I start, sucker!

Cobra hält nicht viel davon, dass auch Verbrecher Rechte haben und verfrachtet diese daher bevorzugt direkt ins Grab. Spart auch Steuergelder.
Heutzutage versteht es die BPJM zum Glück besser solche (natürlich in diesem großen Rahmen selten gewordenen) Fantasie-Filme besser einzuordnen. Es tut manchmal einfach gut sich für 90 Minuten aus dem grauen Alltag in solche einfachere Welten zu flüchten.
Und anders als man es vielleicht vermuten würde finden sich in Stallones Vita abseits der Rambo Reihe kaum ähnlich humorlose, schnörkellose und ideologisch harte Actionfilme.
„Cobra“ erinnert etwas an "Nighthawks", würde insgesamt aber tatsächlich fast besser zu Steven Seagal passen.
Somit genießt "Die City-Cobra", auch wenn nicht viel von der ursprünglichen Brutalität übrig geblieben ist, innerhalb von Stallones Schaffen ein Alleinstellungsmerkmal und sei hiermit empfohlen.

Goldberg070
22.12.2017, 11:41
Ich werde wohl Cobra im neuen Jahr nochmal eine Chance geben. Bei der ersten Sichtung vor ein paar Jahren, konnte mich der Streifen nicht vollends abholen. Da man ihn inzwischen uncut bekommen kann, werde ich mir diese Version wohl für meine Sammlung zu Hause zulegen. :)

Duke Skywalker
22.12.2017, 11:53
Kann ich verstehen. Ich habe ihn tatsächlich auch gestern erst zum 2. Mal gesehen, weil ich damals doch sehr enttäuscht war. Vor allem über die fehlende Brutalität.
Ich bin nun kein Bluthund, aber da hatte ich doch mehr erwartet, nach dem ich solange hinter der ungekürzten Fassung (damals war der Film auch noch indiziert) her war.
Wenn man dahingehend die Erwartung aber zurückschraubt, dann ist Cobra IMO ein durchaus gemütlicher Actionfilm, den man in dieser Verpackung wie gesagt mit Stallone in der Hauptrolle sonst nicht bekommt.

umimatsu
22.12.2017, 12:06
Ich habe die Indizierung nie verstanden. Gemessen an anderen Actionproduktionen aus den 80er Jahren gehört Cobra eher zur harmloseren Fraktion. Meine letzte Sichtung ist nun mittlerweile mehrere Jahre her. Als sonderlich gut habe ich ihn jedoch nicht in Erinnerung. Das liegt an dem wirren Storytwist um Nancy Stalk, der unnötigen Lovestory zwischen Cobra & Knudsen und dem schwachen Finale. Trotzdem einer der besseren Filme aus der Cannon Trashschmiede.

Duke Skywalker
22.12.2017, 12:33
Harmlos was die Gewaltdarstellung betrifft, ja.
Dafür ist er in der Vermittlung seiner Ansichten (Killer gehören nicht in den Knast oder noch schlimmer in die Anstalt, sondern auf direktem Weg auf den Friedhof) klar und eindeutig. Schon beim einleitenden, von Stallone gesprochenen Text dürften die Prüfer bereits ihr Urteil gefällt haben. :D ;)
Die leichteste Andeutung von Selbstjustiz war für die BPJM lange ein rotes Tuch und einer der Hauptgründe für Indizierungen und Kürzungen.
Selbst in harmlosen Filmen wie z.B. Breakdown mit Kurt Russel.

wirren Storytwist um Nancy Stalk

Der ist wahrscheinlich nur in deiner Erinnerung wirr. Man kommt vielleicht höchstens wegen der wechselnden Frisur durcheinander. :D

umimatsu
22.12.2017, 13:33
Harmlos was die Gewaltdarstellung betrifft, ja.
Dafür ist er in der Vermittlung seiner Ansichten (Killer gehören nicht in den Knast oder noch schlimmer in die Anstalt, sondern auf direktem Weg auf den Friedhof) klar und eindeutig. Schon beim einleitenden, von Stallone gesprochenen Text dürften die Prüfer bereits ihr Urteil gefällt haben. :D ;)
Die leichteste Andeutung von Selbstjustiz war für die BPJM lange ein rotes Tuch und einer der Hauptgründe für Indizierungen und Kürzungen.
Selbst in harmlosen Filmen wie z.B. Breakdown mit Kurt Russel.


Ja gut, die Verherrlichung von Selbstjustiz ist vermutlich der Hauptgrund, warum die BPJM not amused war und den Streifen auf den Index setzte.


Der ist wahrscheinlich nur in deiner Erinnerung wirr. Man kommt vielleicht höchstens wegen der wechselnden Frisur durcheinander. :D

Nochmal: Es ist Jahre her, seitdem ich den zuletzt gesehen habe. :)

Dass sie dem Slasher zuarbeitet, finde ich persönlich bescheuert. Ersetzen wir "wirr" halt durch "bescheuert".

PappHogan
22.12.2017, 14:57
Der deutsche Titel deutet eine Art Konkurrenz zu Arnold Schwarzenegger damals in "Der City-Hai/Raw Deal) an.
Stallone trat 1986 damit gegen Arnie an- und veliert klar nach Punkten.
"Raw Deal" gehört zwar zu Arnies schwächeren Produktionen, ist aber etwas besser als Cobra, so wie ich den Film in Erinnerung habe.

Mehr Action, mehr Geballer, sogar etwas mehr Blut...und mehr Nashorn-Humor.

Müsste ihn mir mal wieder herauskramen.

Aber wie immer eine sehr schöne Filmbeschreibung und Kritik vom Duke.

Duke Skywalker
22.12.2017, 15:18
Und aus "A Better Tomorrow" haben die deutschen Verleiher 1986 "Der City-Wolf" gemacht. :D

Raw Deal gefällt mir auch besser. Wie Arnie da im Cabrio zu "(I Can't get no) Satisfaction" über die Baustelle fährt und lässig die Bösewichte abknallt. :o

Duke Skywalker
03.01.2018, 10:20
Stallone Marathon #15

Over The Top (1987)

Als die Ex-Frau von Trucker Lincoln Hawk schwer erkrankt, schickt sie ihren in einer Militärschule groß gewordenen gemeinsamen Sohn zum Vater, damit die zwei auf der Heimreise zur Mutter eine Bindung zueinander aufbauen können.
Doch Vater und Sohn könnten verschiedener nicht sein und Mikes Großvater hält wenig von seinem Schwiegersohn und möchte unter allen Umständen verhindern, dass dieser im Falle des Todes der Mutter das Sorgerecht für Mike erhält.
Over The Top wäre ein durchaus passender Alternativtitel für eine der beiden in den vergangenen Jahren erschienenen Dokumentationen über Cannon Films gewesen.
Zumindest für den Teil, der sich mit dem Abstieg der Trash-Schmiede beschäftigt.
Mit günstigen Actionkrachern, in denen Haudegen wie Chuck Norris oder Charles Bronson die Welt um einige Bösewichte erleichterten, begann der beachtliche Aufstieg der Kultfirma, die später neben der ein oder anderen anspruchsvolleren Produktion (z.B. „Otello“) auch immer mal wieder zu nah an die Sonne heran flog. Ob nun der fehlgeschlagene Versuch die Spider-Man Lizenz in einem Film zu verwandeln, das Desaster Superman 4 oder eben die Zusammenarbeit mit dem damals heißesten Star Hollywoods, dem entsprechend gut verdienenden Silvester Stallone. Während die Rechnung bei Cobra noch aufging (auch wenn gemessen an Rambo 2 die finanziellen Erwartungen wahrscheinlich nicht erfüllt wurden), geriet der von Menahem Golan (gemeinsam mit seinem Cousin Yoram Globus der damalige Besitzer der Produktionsfirma) höchst selbst inszenierte "Over The Top" zum Flop.
Kein Wunder handelt es sich großes Zugpferd hin oder her immer noch um einen Film über die Randsportart Armdrücken. Krude gepaart mit Elementen eines Familiendramas.
Die Freizeitgestaltung des Herrn Papa lässt dabei erahnen warum Opa Cutler wenig begeistert von den Plänen seiner Tochter ist. Denn Lincoln Hawk führt seinen Jungen Mike (Mike Hawk. Sagt das einige Male laut vor euch hin) in die feinsten Raststätten des Landes zum Essen aus und drückt nebenbei ein paar Ärmchen.
Natürlich erweist sich der Sport dabei verblüffend schnell als Schlüssel zu Mikes Herzen und baut die Brücke zwischen dem einfachen Arbeiter und dem Eliteschüler.
Zum Klassenkonflikt fällt den Machern dabei nicht mehr ein als bloße Klischees. Sowohl der Junge (vor der Wandlung zum Armdrück-Enthusiast) als auch der Opa sind arrogante Arschgeigen vom allerfeinsten.
Hawk Sr. wiederum ist in seiner Einfachheit schon fast eine Beleidigung für den ganzen Berufsstand.
Die cleverste Idee, die er uns präsentiert ist sicherlich sein Ein-Arm Fitnessgerät, das er sich MacGyver-Like in seinen Truck gebastelt hat.
Den Sorgerechtstreit führt er hingegen mit den Methoden von Rambo.
Statt die Polizei zu rufen oder sich einen Anwalt zu nehmen (der Anwalt des Opas macht sogar deutlich, dass Lincoln Hawk das Sorgegerecht ohne große Schwierigkeiten zugesprochen werden würde) brettern er lieber mit seinem Truck durch Schwiegerpapas Eingangstor oder schleudert dessen Bodyguard (Terry Funk) durch die Balkontür.
Und Sohnemann adaptiert prompt das kriminelle Verhalten und klaut sich ein Auto um damit auf eigene Faust nach Vegas zu kommen.
Dort beginnt immerhin endlich das trashige Vergnügen, wenn eingeleitet durch eine Montage zu Sammy Hagars „Winner Takes it all“ Zigarrenfressende Neandertaler sich die Arme verbiegen. Und Mittendrin Lincoln Hawk, der - zwar muskulös, aber an Gewicht seinen Kontrahenten um einiges unterlegen - die ganze Kunst des Grimassenschneidens anwenden muss um seine Gegner irgendwie klein zu kriegen.
Ein Großteil der Aufnahmen, in denen Stallone nicht zu sehen ist, entstanden bei einem echten Armwrestling-Turnier, das im Zuge der Drehabreiten des Film veranstaltet wurde. Der gebrochene Arm, den man hier zu sehen bekommt ist also kein Filmtrick. Die Szenen mit Stallone und dessen Finalgegnern wurden im Nachhinein teilweise vor dem gleichen Publikum gedreht. Dieser große Schuss Authentizität macht das seltsame Treiben noch faszinierender.

---------------

Als zu junger Actionfreund gab es nicht viele Filme der großen Helden, die ich damals schauen durfte. Aber Karate Tiger und „Over The Top“ liefen regelmäßig sogar im Nachmittagsprogramm. Entsprechend hat der Film bei aller Kritik einen besonderen Platz in meinem Herzen. Aber einmal die Nostalgie-Brille abgezogen bleibt einfach nicht viel wofür man die Cannon-Produktion feiern kann.
Das Werk qualifiziert sich kaum als Actionfilm, ist eine mißlungenes Familien-Drama (das sich z.B. vor der Antwort auf die Frage drückt, warum Lincoln Hawk seine Familie einst verlassen hat) und man muss viele zähe Minuten überstehen bis es endlich zum charmant trashigen und entsprechend amüsanten Armdrück-Wettbewerb kommt.
Der Part ist aber immerhin so lustig und bizarr, dass ich wohl auf ewig beim Zappen im Fernsehen daran kleben bleiben werde. Und da bin ich wohl nicht alleine, denn „Over The Top“ war und ist ein Dauerbrenner im TV auch wenn es weder begreifbar noch wirklich erklärbar ist. Die Macht der nostalgischen Verklärung.

Lincoln Hawk: What I do is I just try to take my hat and I turn it around, and it's like a switch that goes on. And when the switch goes on, I feel like another person, I feel, I don't know, I feel like a... like a truck. Like a machine.

FearOfTheDark
03.01.2018, 11:13
Denn Lincoln Hawk führt seinen Jungen Mike (Mike Hawk. Sagt das einige Male laut vor euch hin)

Alter, wie kommst du denn auf sowas?! :o

Duke Skywalker
03.01.2018, 12:44
Imdb Trivia. :D
Der Vorname Michael soll tatsächlich mit diesem Gag im Hinterkopf von den Writern ausgewählt wurden sein.
Wohlgemerkt trägt der Junge aber offiziell den Nachnamen seiner Mutter.

Der Zerquetscher
04.01.2018, 06:16
"Over the Top" ist für mich auch eher mau als empfehlenswert. Voller Klischees, dümpelt die obendrein noch zum Gähnen einladende Story vor sich hin. Hab den, wie der Duke, gesehen, da war ich neun oder zehn oder so. Von der Mama aus der Videothek ausgeliehen. Und selbst in dem Alter fand ich den Film lahm. Da wollte ich lieber wieder was von Papas VHS-Sammlung sehen. :boxer:

Duke Skywalker
04.01.2018, 10:06
Stallone Marathon #16

Rambo III (1987)

Der kriegsmüde Rambo hat sich in ein Mönchskloster in Thailand zurückgezogen und löscht seinen Blutdurst nur noch durch illegale Stockkämpfe (Co-Autor des Drehbuchs ist Sheldon Lettich, der die Vorlage für diverse Van Damme Klopper lieferte, u.a. Bloodsport).
Eines Tages steht sein Ausbilder Col. Sam Trautman auf der Matte und möchte sein bestes Produkt dazu bewegen erneut in den Krieg zurückzukehren.
Doch erst die Gefangennahme des Colonels in Afghanistan bewegt Rambo dazu die Suche nach dem inneren Frieden sein zu lassen und das zu tun was er am besten kann: Kommunisten töten.

Ursprünglich sollte „Highlander“- Regisseur Russell Mulcahy die Dreharbeiten leiten.
Stallone missfiel aber u.a. dessen Besetzung der Russen. Als der gefeierte Videoclip Regisseur nicht mit den typischen fiesen Visagen sondern mit schmucken Surferboys auflief jagte ihn Stallone nach knapp 2 Wochen vom Hof und der bislang (und danach vornehmlich wieder -> z.B. „Harry Potter“ oder „Guardians of the Galaxy“) in der Second Unit tätige Peter McDonald (der sich bereits in Rambo 2 für die spektakulären Helikopter Szenen verantwortlich zeichnete) kam zu seinem Regiedebüt.
Schade, denn auch wenn Peter McDonald einen einwandfreien Job macht hätte Mulcahy (ein paar Szenen, die er gedreht hat sind sogar im Film geblieben) der Reihe zumindest visuell eine Frischzellenkur verpasst. So bewegt man sich aber vornehmlich auf Platt getreten Genre-Pfaden und wiederholt die aus den Vorgängern bekannte Rambo-Action.
Spektakulär aber innovationsarm pflügt sich der Green Beret mal frontal mal aus dem Hinterhalt durch die Gegnerwellen und infiltriert zwischendurch wie schon im 2. Teil eine Anlage der Kommunisten zur Befreiung seines Kameraden.
In der Graham Norton Show nach der persönlichen Rangfolge der Rambo-Filme befragt, setzte Stallone „First Blood Part 2“ auf den letzten Platz, weil ihm dieser Teil zu comichaft sei. Eine seltsame Begründung wenn man betrachtet was Rambo in der Wüste treibt.
Er stellt sich Mann gegen Panzer oder Hubschrauber, zieht im Endkampf zunächst nur mit dem in die Jahre gekommenen Trautman an seiner Seite auf offenem Feld gegen eine ganze russische Armee in den Krieg und reißt dabei nicht nur zu Verwunderung seines Ausbilders neuerdings kesse Sprüche.

Colonel Trautman: You got any ideas?

Zaysen: [over the chopper's radio] Drop your weapons!

Rambo: Surrounding them's out.

Colonel Trautman: Hell of a time for humor, John.

Wäre da nicht der reale Konflikt -der Film ist sogar den furchtlosen Afghanen gewidmet (es hält sich hartnäckig die Legende, dass der Text in der Kinoversion sogar noch an den Mudschaheddin direkt gerichtet war) - man könnte sich fragen ob das alles 100% ernst gemeint ist.
1 Jahr zuvor spionierte schon 007 in Afghanistan und begegnete dort ebenfalls den Widerstandskämpfern. Um die politische Brisanz wissend lies man Bond aber nicht aktiv in den Konflikt eingreifen.
Anders natürlich Rambo: Der verfrachtet eine rekordverdächtige Anzahl von Russen in die Hölle und beweist damit schlechtes Timing.
1985 besorgte Stallone den doppelten Höhepunkt der filmischen Anti-UdSSR Welle. Im selben Jahr wurde Michail Gorbatschow neuer Generalsekretär der Kommunistischen Partei. Dessen Film-Doppelgänger erhebt sich in Rocky 4 in einem hellseherischen Moment für eine versöhnende Geste.
In Folge der realen Annäherung der Großmächte fuhr Hollywood die Propaganda-Maschinerie langsam herunter. Und während Stallone mit „Rambo III“ einen späten Nachschlag servierte und noch immer munter böse Sowjets killt, spielte der sich damals deutlich besser am Puls der Zeit bewegende Schwarzenegger im gleichen Jahr in „Red Heat“ eine guten Russen und Regisseur Walter Hill bekam dabei sogar die Erlaubnis auf dem roten Platz zu drehen.
Tatsächlich begann die Sowjetunion dann auch Wochen vor der Filmpremiere von Rambo III ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen und der Film war damit gewissermaßen bereits schon wieder veraltet.
Dennoch macht die Auswahl dieses Konflikts im Kontext der Rambo-Reihe Sinn. Wie beschreibt es Trautman im Film sinngemäß: Trotz immenser technischer Überlegenheit und unfassbarer Opferzahlen auf Seiten der Afghanen schafften es die Sowjet-Truppen nicht den Kampf gegen eine Schar von Bauern endgültig siegreich zu gestalten. Quasi das russische Vietnam.
Dadurch das Rambo hier also quasi auf der anderen Seite kämpft (natürlich nicht ideologisch gesehen) schließt sich für die Figur praktisch der Kreis.
------------
Rambo III war damals der teuerste Film aller Zeiten und auch wenn viel Budget allein für Stallones Gehalt drauf ging (er lies sich unter anderem mit einem Privatjet bezahlen) sieht man dieser gewaltigen Materialschlacht der alten Effektschule jeden Cent an und man schaffte es ganz nebenbei mit einem schwindelerregend hohen Bodycount sogar als „brutalster Film aller Zeiten“ ins Guinness-Buch der Rekorde.
Rambo III ist eine verfrühte Abschiedsparty für die 80er Jahre, in dem die Auslaufmodelle USA vs. UdSSR und Stallone noch einmal in angemessen aufwendigem Rahmen präsentiert werden. Ein gigantisches Festival, das man unbedingt besuchen sollte wenn man auf großes Feuerwerk steht.
So groß hat Stallone später einfach nicht mehr gefeiert.
Auch wenn ich seine Begründung nicht verstehe teile ich übrigens dessen Rangfolge der Rambo-Filme und würde Teil 3 ebenfalls vor dem Vorgänger einordnen.
Einfach weil die Action noch mal aufwändiger und ansehnlicher ist und weil man zusätzlich noch eine Schippe wirklich guter Sprüche obendrauf packt.

Rambo: I prefer (American-) Football
Mousa: You play with foot?
Rambo: Not really.

Goldberg070
04.01.2018, 15:58
Allein die Szene mit dem blauen Licht ist mittlerweile zu einem Kult-Klassiker der Filmzitate geworden. Allein deswegen gehört der Film für einen Filmfan zum Einmaleins der Filme, die man mal gesehen haben sollte. Politisch völlig unkorrekt, aber herrlich unterhaltsam. :D

Der Zerquetscher
07.01.2018, 09:22
Der dritte Rambo ist der einzige von denen, der mich nicht unterhält. Ich weiß, er ist ein (blau-)leuchtendes Trash-Feuerwerk und eigentlich unfreiwillige Genre-Persiflage, aber ich finde da keinen Zugang.

Noch zu "Cobra", den ich vergessen hatte zu kommentieren:

Neben "Phantom Commando" ist das DER Trash-Action-Kultfilm der 80er. Ich fordere hiermit jeden auf, der "Commando" mit Arnold dufte findet, "Cobra" zu gucken. Denn beides sind absolute Party-Kleinodien. Nein,... Party-Meilensteine.

Wie cool ist es, mit einer Schere die Pizza zu schneiden oder mit der Fernbedienung den Fernseher "auszuschießen"?!! Wie scheißcool ist das ?!!!

:genickbruch::genickbruch::genickbruch:

Zheng Yi
07.01.2018, 09:29
Wie cool ist es, mit einer Schere die Pizza zu schneiden

Extrem uncool! :D

DrDorian
07.01.2018, 10:56
Extrem uncool! :D

Schweig still! Ich handhabe dies seit Ewigkeiten so. :D

Der Zerquetscher
07.01.2018, 12:00
Extrem uncool! :D

Nein, Mann, das ist so cool, dass ich mir fast in die Hose mache. :cool:

Duke Skywalker
08.01.2018, 14:41
Stallone Marathon #17

Lock Up (1989)
(Lock Up - Überleben ist alles)

6 Monate vor seiner Entlassung wird der einst wegen Körperverletzung inhaftierte Frank Leone aus dem offenen Strafvollzug ohne Ankündung in ein Hochsicherheitsgefängnis transferiert.
Das ganze stellt sich schnell als persönlicher Rachefeldzug des Gefängnisdirektors Drumgoole (Donald Sutherland) heraus. Dem ist Leone einst aus einem anderen Knast entkommen, als Frank ein letzter Besuch beim im Sterben liegenden Mentor verweigert wurde.
Drumgooles Karriere und Ruf nahm irreparablen Schaden und nun will er mit allen Mitteln Leone zu einem erneuten Ausbruch bewegen um dessen Haftzeit erheblich zu verlängern.

Seit Jahrzehnten erfreuen sich Gefängnisfilme (und Serien) ungebrochen großer Beliebtheit. Ob Alcatraz, Kriegsgefangenenlager oder Frauenknast: Der harte Alltag in der Besserungsanstalt bietet sich gleichermaßen an für Drama und spannende Ausbruchszenarien.
Auch diverse Actionstars begaben sich über die Jahre immer mal wieder hinter schwedische Gardinen. Der begrenzte Raum schont dabei zwar das Budget, schränkt dafür aber die Auswahl möglicher Actionszenen stark ein. Ob Shootouts, Verfolgungsjagden oder fette Explosionen – das alles ist schwer umzusetzen, zumindest über die volle Distanz und ohne allzu fantastisch zu werden.
Daher sitzen gerne Martial Arts erprobte Recken ein, die sich voll ihrer Kernkompetenz widmen können. Dazu zählt Stallone natürlich nicht und so wird in "Lock Up" die Laufzeit mit einem Genre-Mix aus Action, Drama und Thriller gefüllt. Dabei greift man natürlich tief in die Klischeekiste und bedient sich auch munter bei der Konkurrenz.
Stallones Charakter wird von korrupten, sadistischen Wachen und einigen Mitgefangenen körperlich und psychisch misshandelt, beweist sich aber mit der Aussicht auf baldige Entlassung als Stehaufmännchen. So übersteht er unter anderem ein brutales Footballmatch dank des ihm zu Hilfe eilenden Kolosses Eclipse (Frank McRae - ehemaliger Defensive Tackle bei den Bears, der hier bereits zum 4. Mal neben Stallone spielt).
Das Spiel im Schneegestöber ist Action technisch das klare Highlight des Films und wurde superb eingefangen von John Flynn (Rolling Thunder/Der Mann mit der Stahlkralle und Out for Justice/Deadly Revenge) bzw. Kameramann Donald E. Thorin (Scent of a Woman/Der Duft der Frauen). Hierbei spielt Stallone nicht etwa gegen einen Haufen Komparsen sondern neben seinen Co-Stars auch gegen echte Straftäter.
Der Film wurde teilweise in einer aktiven Haftanstalt (dem East Jersey State Prison) gedreht unter zu Zuhilfenahme der dortigen Insassen. Dazu zählte - klein ist die Welt - übrigens auch Ex-Boxer Chuck Wepner, der wegen Drogenhandel einsaß und dessen Kampf gegen Muhammad Ali Stallone zu Rocky inspirierte.
Der spannende, atmosphärische und durch Stallone Stammkomponist Bill Conti exzellent musikalisch untermalte Film gewinnt durch diese Umgebung zusätzlich an Intensität und in gewissem Maße auch Authentizität ohne sich jemals ernsthaft als realistisches Knast-Drama zu qualifizieren.
Wenn auch weit von dessen Qualität entfernt funktioniert "Lock Up" dabei auf ähnliche Weise wie der später erschienene "Die Verurteilten" (und andere Genrebeiträge).
Das kontinuierliche Leid, das der Hauptfigur widerfährt, dient dem Aufbau eines befriedigenden Ausgangs, der Actionfilm üblich hier auf Plausibilität pfeift, was dem Vergnügen aber keinen Abbruch tut.

.....................

"Lock Up" lebt von seiner intensiven Atmosphäre und schafft es trotz Actionmangel die knapp 100 Minuten bestens zu füllen auch wenn man dabei das Rad nicht neu erfindet.
Neben dem echten Gefängnis als Kulisse punktet das raue Werk vor allem durch einen großartigen Cast, der gespickt ist mit bekannten Gesichtern, die teilweise hier in ihrer ersten großen Rolle zu sehen sind. So z.B. der jede Szene an sich reißende Tom Sizemore („Der Soldat James Ryan“), der leider auch im waren Leben immer wieder den Knast Overall überzog und sich damit eine noch größere Karriere verbaute.
Donald Sutherland überzeugt als Gegenspieler genauso wie die einschüchternde Erscheinung Sonny Landham ("Predator". Wanderte ebenfalls in seinem späteren Leben in den Bau). Und wenn es in den Bau geht darf natürlich auch Danny Trejo nicht fehlen.
Aber auch Stallone gibt eine absolut überzeugende Vorstellung in seiner alten Glanzrolle als harter Hund mit weichem Kern. Da sollte man sich nicht von der erneuten Razzie-Nominierung täuschen lassen. Die war zu diesem Zeitpunkt längst zu einem müden Running Gag verkommen.
Dem zwischen den Knallbonbons „Rambo III“ und „Tango & Cash“ veröffentlichte „Lock Up“ war an den Kinokassen kein Erfolg beschieden ist mit seinem stattlichen Anteil an unbequemen Drama nicht das was Stallone Fans damals sehen wollten. Schade, denn in meinen Augen handelt es sich um einen Pflichtfilm für Jene, die es mit dem Muskelmann halten. Nach dem es in „Over The Top“ noch grenzenlos schief ging funktioniert hier endlich mal wieder die Paarung von harter Action und Stallones zweifellos vorhanden Fähigkeiten als Schauspieler.

Duke Skywalker
09.01.2018, 20:47
Gerade läuft auf Nitro Rocky. Ich zappe gerade rein, pünktlich zur Mickey/Rocky Szene in der Wohnung.
Ewig nicht auf deutsch gesehen war ich gerade extrem geschockt. Die haben damals ernsthaft den Inhalt von Rockys Wutausbruch komplett ins Gegenteil umgekehrt. Statt davon zu reden, dass er nicht fit ist und das Gesicht zertrümmert bekommen wird, sagt er das er den Kampf gewinnen wird.
Statt das in seiner Wut die Angst und Überforderung zur Tage tritt, ist er hier trotzig guter Dinge. :o

Duke Skywalker
12.01.2018, 12:20
Stallone Marathon #18 (Gefängnis Double Feature ;))

Tango & Cash (1989)

Tango (Sylvester Stallone) und Cash (Kurt Russell), die besten Cops in ganz L.A, versauen regelmäßig die Geschäfte der größten Kartelle, weshalb sich Verbrecherboss Perret (Jack Palance) dazu entschließt die Zwei aus dem Weg zu räumen. Doch weil er sie nicht zu Märtyrern machen und damit einen Krieg gegen die Polizei anzetteln will nutzt er seine Kontakte zum FBI um den Supercops einen Mord anzuhängen und Sie in den Knast zu schicken.

---------------------

Was Tango & Cash von anderen Filmen des damals wie heute populären Buddy(Cop)-Movie unterscheidet, ist die redundante Besetzung mit 2 Alphatieren des Genres anstelle von auf den ersten Blick gänzlich unterschiedlichen Charakteren (Schwarz und Weiß, lauter Komiker und schweigsamer Actionstar, Alt und Jung usw.).
Da Gegensätze aber das Salz in der Suppe sind wird Stallone in einen Anzug gezwängt und gibt zumindest optisch den klugen und reichen Mann von Welt. Tatsächlich macht aber bereits die schamlos von "Police Story" (1985) geklaute Eröffnungssequenz deutlich, dass Tango keinen Deut weniger cooler Macker ist als sein Konterpart.

Sherriff: "He thinks he's Rambo."
Ray Tango: “Rambo? Rambo's a pussy.”

Eigentlich unterscheiden sich die zwei Prachtexemplare ungezügelter Männlichkeit nur in der Größe ihrer Kanone. Der Film gewinnt seinen Charme und Witz also weniger aus den Unterschieden als viel mehr aus dem dauernden Versuch sich zu überbieten.
Wie zwei Hunde, die immer wieder abwechselt ihr Revier markieren, hauen sich Tango und Cash die Sprüche um die Ohren. Die Chemie zwischen Stallone und Russell ist dabei hervorragend. Durchaus überraschend, wenn man bedenkt wie sehr das Actiongenre damals von übergroßen Egos bestimmt war.
So geben Rambo und Snake Plissken aber ein formidables Duo ab, das einem Actionfan automatisch das Herz aufgehen und über einige Schwächen hinwegsehen lässt, die bei "Tango & Cash" definitiv vorhanden sind.
In erster Line wäre die wechselhafte Grundstimmung zu beklagen. Umgangssprachlich gesagt wechselt der Ton ähnlich häufig wie bei einem Knabenchor im Stimmbruch, was sicherlich auch mit der holprigen Produktionsphase zusammenhängt.
Grundsätzlich ist "Tango & Cash" ein betont leichtfüßiger, witziger Genrevertreter, der sich von Begin an nah am Rande zur Persiflage bewegt. Dazu passen auch die zeichentrickhaft überzeichneten Bösewichte (u.a. der "legendäre" Robert Z'Dar mit seinem unvergleichlichen Kinn).
Doch Mittendrin, genauer gesagt während eines Gefängnisaufenthalts der Helden kommt es aus dem nichts zu einer Folterszene, bei der auch flapsige Sprüche die Ungemütlichkeit der Szene (und des ganzen Aufenthalts im Knast) kaum maskieren können.
In "Lethal Weapon" wird Hauptfigur Riggs (Cash ist deutlich an diese Figur angelehnt. Witzigerweise lehnte Kurt Russell es ab Riggs zu spielen) auf ähnliche Weise mit Stromschlägen gefoltert. Auch wenn das Referenzwerk von Richard Donner ebenfalls jeden Witze-Zähler sprengt, empfinde ich diesen unangenehmen Moment dort nicht als unpassend, weil durch einen Suizidversuch von Riggs früh deutlich gemacht wird, dass man sich bei allem Spaß sehr ernst nimmt. Nebenbei erklärt sich durch die Todessehnsucht auch Riggs Draufgängertum. Eine plausible Charakterzeichnung von der man in „Tango & Cash“ nur Träumen kann.
Aber der Film bewegt sich natürlich auch eher in Gefilden von Filmen wie "Commando", dem der Spagat zwischen spektakulärem Actionfilm und halber Genre-Parodie nebenbei gesagt wesentlich besser gelingt.
Kurz nach dem sehr ansehnlich und spannend geratenen Ausbruch des Duos aus dem Hochsicherheitsgefängnis verkehrt sich die Stimmung ins komplette Gegenteil wenn Kurt Russell in Frauenklamotten die Grenze der Albernheit sprengt.
Im Finale scheinen wir uns dann im Bond Universum wiederzufinden, wenn Tango und Cash von ihrem eigenen "Q" ein Superauto mit allen möglichen Extras zur Verfügung gestellt bekommen, mit dem sie in einem explosiven Showdown durch eine Armada von Feinden pflügen, die ebenfalls mit hochgerüsteten Geländewagen und Monstertrucks aufwarten.
Hauptschurke Yves Perret (wunderbar drüber: Jack Palance), der zuvor schon mit seinen unnötig komplizierten Plänen auffällt, ist spätestens hier nur noch eine Katze entfernt von Blofeld.

---------------------

Schlägt man im Duden das Wort "uneinheitlich", dann steht die Begriffserklärung neben einem Filmposter von Tango & Cash.
Wie bereits kurz angerissen, war die Produktion von Problemen durchzogen, die sich spürbar negativ auf den Film auswirken.
Der Wechsel des Hauptdarstellers kurz vor Start der Produktion - Patrick Swayze entschied sich lieber seine Qualitäten als Actionstar in "Road House" zu beweisen - war dabei sogar noch eher ein Glücksfall.
Vor allem das exzessive Wechselspiel auf dem Regiestuhl dürfte für den heterogenen Eindruck mitverantwortlich sein.
Passend zum komödiantischen Ton sollte Barry Sonnenfeld (zuvor machte er sich als Kameramann diverser gefeierter Komödien einen Namen) hier sein Regiedebüt feiern, wurde aber von Stallone gefeuert. Die Aufgabe übernahm stattdessen der russische Filmmacher Andrey Konchalovskiy ("Runaway Train"), der eher für ernste Stoffe bekannt war und entsprechend den Film zum Missfallen von Produzent Jon Peters ("Batman") in diese Richtung lenken wollte.
Weil nebenbei das Budget gesprengt wurde war für Konchalovskiy nach mehreren Monaten Arbeit Schluss und er wurde für den Rest der Dreharbeiten durch eine Kombination aus Second Unit Director (und Executive Producer) Peter McDonald ("Rambo III"), Sylvester Stallone (der laut Konchalovskiy das ganze Projekt irgendwie zusammenhielt) und Albert Magnoli ("Purple Rain") ersetzt. Letzterer drehte sogar noch mal einige Szenen nach. Am Ende kostete der Spaß 20 Millionen mehr als veranschlagt und insgesamt (für damalige Verhältnisse) wahnwitzige 55 Millionen, die man dem Werk wenn überhaupt nur im feurigen Finale ansieht.
Um überhaupt die Chance zu haben das wieder reinzuholen engagierten die Produzenten schließlich den erfahrenen Editor Stuart Baird um aus dem Chaos einen vorzeigbaren Film zu schneiden, was ihm tatsächlich gelang. So holte der Film an den Kinokassen immerhin noch einen kleinen Gewinn rein. Leider nicht annähernd genug um über eine Fortsetzung nachzudenken, was verdammt schade ist.
"Tango & Cash" ist mit aller größten Sicherheit kein Film, der dieser einmaligen Kollaboration zweier Ikonen wie Stallone und Kurt Russell komplett würdig ist, weil er vor allem was die Quantität der Actionszenen angeht einiges vermissen lässt. Dafür stimmen aber die Qualität der Action, inklusive eines angemessenen Härtegrads und das Zusammenspiel der Hauptdarsteller.
Vor allem unterhält "Tango & Cash" mit einem bunten Potpourri an gelungenen Sprüchen, mit dem sich die Actionstars in diebischer Freude gegenseitig eindecken.
Wenn der Abspann läuft ist es eigentlich unmöglich nicht mit einem dicken Grinsen da zu sitzen, zu mal der Film mit einem letzten gelungenen Gag noch einmal seine Absichten klar macht. In einer Zeitung entdeckt man dort rechts neben der Titelstory über die Super-Cops folgende Schlagzeile:

"Don't ask what the critics say"


PS:
Vergleich zwischen T&C und Police Story
https://www.youtube.com/watch?v=Q1dRonKHohc

Goldberg070
12.01.2018, 12:51
Ich war bei der ersten Sichtung tatsächlich eher enttäuscht. Ich dachte mir, mit der Kombination Stallone & Russell kann nichts schief gehen, aber leider ist mir der Film, wie du es schon sehr gut beschrieben hast, zu unhomogen. Es ist weder Fisch noch Fleisch, was unendlich schade ist, da Stallone und Russeell gut harmonieren und hier viel Potenzial verschenkt wurde. Ich hätte durchaus Lust mir Russell und Stallone in einer Art Fortsetzung/Remake dieses Films nochmal anzusehen.

Der Zerquetscher
12.01.2018, 13:14
Ich war bei der ersten Sichtung tatsächlich eher enttäuscht. Ich dachte mir, mit der Kombination Stallone & Russell kann nichts schief gehen, aber leider ist mir der Film, wie du es schon sehr gut beschrieben hast, zu unhomogen. Es ist weder Fisch noch Fleisch, was unendlich schade ist, da Stallone und Russeell gut harmonieren und hier viel Potenzial verschenkt wurde. Ich hätte durchaus Lust mir Russell und Stallone in einer Art Fortsetzung/Remake dieses Films nochmal anzusehen.

Sehe ich ganz ähnlich. Ich hab den Tango & Cash zwar schon ewig nicht mehr gesehen, aber bei mir hat der nicht funktioniert. Es ist zu lange her, um da jetzt Details zu nennen, aber ich weiß noch, dass der ernste Ton an machen Stellen nicht zum Witz insgesamt passte. Das war nicht griffig und eher unpassend.

Jetzt weiß ich, warum der mich nicht überzeugt hat. ;)

Duke Skywalker
12.01.2018, 13:49
Was haltet ihr denn von Lock Up (falls ihr den kennt)?

Der Zerquetscher
12.01.2018, 16:31
Den Lock Up mag ich gern. Hab ich auch im Schrank. Klar, der ist total konstruiert und kein Gefängnisfilm wie "Im Namen des Vaters", "Flucht von Alcatraz" oder "Bad Boys", aber der macht mir ab und zu echt Spaß.

Duke Skywalker
13.01.2018, 20:46
Stallone Marathon #19

Rocky V (1990)

Mit dem Kinostart von "Rocky" begann für Sylvester Stallone eine unvergleichliche Achterbahnfahrt. Der unerwartete Erfolg des Boxerdramas katapultierte ihn „Space Mountain“-artig an die Spitze. Von dort erfolgte ein einziges Auf und Ab, weil sich Stallone abseits der Marken Rocky und Rambo niemals klar als Kassenmagnet etablieren konnte und somit beständig Flops hinnehmen musste.
Obendrein verlor er mit "Rhinestone" den Zuspruch der Kritiker, die in Folge stetig daran arbeiteten Stallone den Ruf als schlechtesten Schauspieler aller Zeiten anzuhaften.
Ende der 80/Anfang der 90er war Stallone hart auf dem Boden der Tatsachen angekommen und "Rocky V" ist gleichermaßen Verarbeitung dieser Talfahrt und der Versuch die Herzen der Kritiker zurückzuerobern.
Um dieses Ziel zu erreichen besinnt er sich zurück auf die Wurzeln der Reihe und nimmt dafür Rocky seinen Reichtum und 14 Jahre geistiger Entwicklung. Wohlgemerkt über Nacht, denn Teil 5 knüpft direkt an seinen Vorgänger an. Wir erleben nach dem obligatorischen, aber diesmal mit schwarz/weiß Bildern und einem umgestellten Ablauf der Geschehnisse aufgepeppten Rückblick, wie Rocky offenbar in Folge der harten Treffer zitternd wie ein Häufchen Elend in seiner Kabine hockt. Ein dramatischer und vielversprechender Auftakt.
Der Boxer reist zurück nach Amerika wo er nach einem feierlichen Empfang am Flughafen zum einen zum 3. Mal seinen Rücktritt erklärt und zum anderen seinen Sohn wiedersieht, der über Nacht mindestens 5 Jahre gealtert und somit zum Teenager geworden ist.
Ein echtes Weihnachtswunder und ein eigentlich unentschuldbarer Filmfehler, der leicht vermeidbar gewesen wäre, wenn sich an die Erklärung des Karriereendes ähnlich "Rocky III" eine Montage als Zeitraffer angeschlossen hätte, in der Rocky in Folge seiner Invalidität und schlechtem Geschäftssinns langsam verarmt und dann tatsächlich im Jahr 1990 mit seiner Frau und seinem pubertierenden Jungen zurück nach Philly geht.
So müssen wir neben dem wundersamen Wachstums- und Altersschubs des Jungen auch schlucken, dass Rocky und Adrian dem versoffenen Paulie die Familiengeschäfte anvertraut haben mit erwartbar negativer Konsequenz.
Viel schwerer wiegt allerdings die Hirnverletzung der Hauptfigur, deren Auswirkungen nicht genau spezifiziert werden, aber offensichtlich dazu führen, dass man in der Zeit zurück reist (zumindest geistig). Rocky kramt jedenfalls sein altes Outfit raus und macht wieder Spielball schmeißend Philly unsicher. Ja, auch Rückentwicklung ist eine Entwicklung, aber dadurch das Stallone krampfhaft versucht seine Oscar nominierte Performance zu kopieren bewegt er sich haarscharf am Rande der Selbstparodie. In anderen Momenten wiederum ist er wirklich brillant. Z.b. in besagter Anfangsszene oder wenn er bei Betrachtung des Weltmeisterschaftskampfs seines abtrünnigen Lehrlings Mühe hat seine Begeisterung zurückzuhalten.
Auch der auf den Regiestuhl zurückgekehrte John G. Avildsen hat arge Probleme den richtigen Ton zu treffen und wiederholt damit einen Fehler mit dem er schon seine „Karate Kid“-Reihe an die Wand gefahren hatte.
Dabei stecken eine Menge gute Ansätze in der Geschichte. Die näher beleuchtete Vater/Sohn Beziehung, die durch den von Rocky trainierten und wie seinen eigenen Jungen behandelten Tommy Gunn arg belastet wird, ist genauso interessant wie die Kritik an skrupellosen Boxpromotern (George W. Duke ist natürlich eine offensichtliche Anspielung auf Don King) wichtig.
Doch was nützen diese guten Ansätze wenn die Umsetzung genauso wenig stimmig ist wie die finale Auflösung?
Rocky und sein Sohn kommen sich erst wieder näher, als Tommy Gunn seinen Trainer bereits hintergangen hat, was Robert Jr. wie ein Trostpflaster wirken lässt.
Und Rocky entgeht erst richtigerweise allen finanziellen Versuchungen seitens Jefferson Duke nur um dann am Ende unentgeltlich mit bloßen Fäusten auf der Straße gegen seinen ehemaligen Schüler zu kämpfen.
Alle Beteiligten scheinen irgendwie hart damit zu kämpfen die Vergangenheit aufleben zu lassen ohne dabei das durch die actionreichen Fortsetzungen hinzugewonnene Publikum zu verlieren.
Rocky 5 erläutert die Probleme seiner Figuren im Stile der Teile 1 und 2, löst sie aber mit den Mitteln von 3 und 4. Das kann nicht funktionieren.

-------------------------

Mit "Rocky V" schlug Stallone seine eigene Cash-Cow K.O. Das ist besonders bitter weil unter dem Wust falscher Entscheidungen eine Geschichte mit Potenzial steckt.
Das Endprodukt leidet zudem stark darunter, dass der Tod der Hauptfigur lange Zeit als ernsthafte Option in Erwägung gezogen wurde und sich die Geschichte auch darauf zubewegt. Dadurch das Rocky aber überlebt dreht man sich am Ende munter im Kreis. Die Hauptfigur kommt anders als in den Vorgängern keinen Meter voran und ist letztlich am Ende so Arm dran wie am Anfang. Da kann die Rocky-Fanfare noch so fröhlich ertönen, das ist eigentlich kein Happy End.
Aber wo Schatten ist da ist auch zumindest ein bisschen Licht. Talia Shire hat endlich wieder etwas mehr zu tun und nutzt die gesteigerte Aufmerksamkeit für eine gelungene Performance. Auch Sage Stallone und der Boxer Tommy Morrison machen ihre Sache ordentlich.
Obendrein feiert Burgess Meredith in einem Flashback sowie in Rockys Nahtoderfahrung am Schluss eine triumphale Rückkehr und trichtert seinem Schützling ein unvergessliches Mantra ein:

„Get up you son of a bitch, cause Mickey loves you"

Überhaupt entfaltet der Streetfight zwischen Tommy Gunn und Rocky Balboa seinen ganz eigenen Charme. Zunächst kassiert Paulie eine krachende Rechte vom undankbaren Schüler und neu Weltmeister, woraufhin im emotional niedergeschlagenen Rocky endlich wieder die Säfte kochen und er plötzlich wieder Überlebensgroß wirkt.

Rocky Balboa: [to Tommy] „Hey! You knock him down how 'bout tryin' knockin' *me* down.“

George W. Duke: „No, no. In the ring. In the ring. Tommy Gunn only fights in the ring.“

Rocky Balboa: „My ring's outside."

Mitten im Kampf fordert dann Robert Jr. Tommys Kopf weil dieser ihm - O-Ton - das Zimmer geklaut hat. Nicht die Zeit und Aufmerksamkeit seines Vaters. Nein, sein Zimmer.
So sind sie die Jungs. Vor allem wenn die Pubertät 5 Jahre früher beginnt.

Darth Schaff Yi
13.01.2018, 21:29
Ich fand und finde Rocky V einfach grottig. das hast du aber schön beschrieben, woran das liegt. Das einzige, was da an dem Film gut ist, ist Mickey als er Rocky zum Aufstehen beweget.

https://www.youtube.com/watch?v=hnEST9Z_GP4

Duke Skywalker
26.01.2018, 00:20
Stallone Marathon #20

Oscar (1991)
(Oscar - Vom Regen in die Traufe)

Auf dem Sterbebett liegend ringt Eduardo (Kirk Douglas) seinem Sohn und Gangster-Boss Angelo (Sylvester Stallone), genannt „Snaps“, das Versprechen ab zukünftig als ehrlicher Bürger zu leben.
Und tatsächlich: Einen Monat nach dem Tod seines Vaters ist „Snaps“ für den großen Schritt bereit und plant ins Bankgeschäft einzusteigen. Doch bevor er sich mit seinen zukünftigen Partnern trifft hat er noch einen turbulenten Morgen zu überstehen.

-----------------

Dank ordentlicher Einnahmen außerhalb der USA kann man Rocky 5 kaum als finanziellen Flop bezeichnen und doch klingelten die Kassen ähnlich wie schon bei Rambo III nicht im erhofften Maße. Vor allem das Heimpublikum drehte dem einstigen Peoples Champ Stallone langsam den Rücken zu und strömte zu allem Überfluss stattdessen in die Kinos um die Werke seinen großen Rivalen Schwarzeneggers zu sehen, dem auch trotz mangelndem Talent und der großen Sprachbarriere die Kritiker wohlgesonnen schienen, was natürlich in erster Linie an der Qualität der Filme lag. Arnold bewies in jenen Tagen ein deutlich besseres Händchen bei der Auswahl seiner Projekte und begab sich außerdem anders als der nach kreativer Kontrolle strebende Stallone weitaus mehr in die Hände der Kreativen hinter der Kamera. Während Sly in dieser Zeit viel verbrannte Erde hinterließ arbeite Schwarzenegger praktisch mit dem "Who is Who" des Genrekinos, wie z.B. Walter Hill, John McTiernan, James Cameron und Paul Verhoeven, zusammen.
Auch Komödien spielten eine nicht zu unterschätzende Rolle im Kampf um Hollywoods Thron. Mit „Twins“ und „Kindergarten Cop“ (beide von Ivan Reitman - „ Ghostbusters“) erweiterte Schwarzenegger erfolgreich seine Zielgruppe und betrieb passend zu seinen Fitness Kampagnen fleißig Imagepflege. Stallone legte währenddessen mit „Rhinestone“ eine gewaltige Bauchlandung hin.
Um dies im zweiten Anlauf zu verhindern arbeitete er bei „Oscar“ (übrigens der Name einer Nebenfigur) mit einem Mann zusammen, der in den 80ern Kult- und Erfolgskomödien am Fließband produzierte und nebenbei den Videoclip revolutionierte. Ob „Blues Brothers“, „American Werewolf in London“ oder „Coming to America“ (“Der Prinz aus Zamunda”) – John Landis wusste wie kein Zweiter wie er ein großes Publikum zum Lachen brachte.
Es hat schon fast etwas tragikomisches, dass ihm dieses Gespür ausgerechnet bei der Zusammenarbeit mit dem nach Zuschauer und Kritiker Zuspruch dürstenden Stallone abhandenkam.
Bei „Oscar“ handelt es sich um eine altmodische Verwechslungskomödie, die spürbar auf einem Bühnenstück basiert, das bereits Ende der 60er mit Louis de Funes unter dem gleichen Titel verfilmt wurde. Ja richtig gelesen: Sylvester Stallone übernimmt den Part von de Funes.
Ich persönlich konnte nie sonderlich viel mit dieser Unterkategorie des Genres anfangen. Wenn Taschen unfreiwillig hin und her getauscht und Personen verwechselt werden, dann war dies für mich schon immer eher ärgerlich und stressig denn unterhaltsam, zumal sich das Chaos nicht nur immer um die gleichen Objekte dreht, sondern auch die Witze sich wie ein Ei dem anderen gleichen.
Obendrein verfrachtet Landis das Geschehen in die 30 Jahre. Nicht weil es einen Zugewinn für die Atmosphäre bedeutet – der Film spielt eh vornehmlich in der Villa von Snaps und wirkt wie ein aufgezeichnetes Theaterstück – sondern weil es gut zum angestrebten Stil passt. Landis inszeniert sein Werk wie die damals besonders populären und teilweise noch stark von der Stummfilmära geprägten Screwball-Komödien dieser Epoche. Neben dem ganzen Verwechslungstrubel und in erster Linie durch Gestik und Mimik produzierten Slapstick bekommen wir für diese Form der Komödie typisch eine Menge Dialog um die Ohren gehauen, in dem leider selten gelungener Wortwitz produziert wird. Doch egal welche Form von Humor einem präsentiert wird, keine passt wirklich zum Hauptdarsteller und man fragt sich ständig wer auf die Idee gekommen ist, den Mann mit den Eingeschränkten Gesichtszügen und dem Sprachfehler für diese Rolle zu casten. Abgesehen von einer herrlichen Stelle in der „Snaps“ von einem Logopäden (Tim Curry) Sprachunterricht unterhält fehlt leider auch jede Spur von Selbstironie.

-----------------

Wenn man den (gar nicht mal so) großen Mr. Universum Schwarzenegger mit einem Haufen Kindern oder Danny DeVito in einen Film packt, dann ergibt das allein bereits ein lustiges Bild und die Gags schreiben sich praktisch von alleine.
Bei „Oscar“ sucht man hingegen vergeblich nach der geniale Idee die hinter der Anstellung von Actionstar Stallone steckte. Er nimmt sich zu selten selber auf die Schippe und ist nicht mal gegen den Strich besetzt, weil er im Grunde mit seiner Visage die perfekte Besetzung für einen Gangster ist und entsprechend in seinen Anfängen praktisch nichts anderes gespielt hat. Es wirkt einfach nicht fremd und ungewöhnlich genug um allein komisch zu sein und Stallones sehr spezieller Humor kommt wie schon in „Rhinestone“ nicht zum tragen. Und so blickt Stallone zwischendurch verdutz in die Kamera und man darf sich als Zuschauer fragen ob dieses Brechen der 4. Wand nun im Drehbuch stand oder eine spontane Reaktion von Stallone war.
Die Fehlbesetzung der Hauptfigur – ein Komödiant hätte den Film einfach wahnsinnig aufgewertet – wird immerhin aufgefangen durch einen mit bekannten Gesichtern gespickten Supportcast. Tim Curry z.B. ist ein Genuss als Sprachen-Fetischist und Martin Ferrero und Harry Shearer sorgen als Schneider und vermeidliche Killer für ein paar amüsante Momente.
Marissa Tomei hingegen liefert ein Jahr vor ihrer Oscar prämierten Rolle in „My Cousin Vinny“ die vielleicht schlechteste Leistung ihrer Karriere ab, ist damit aber neben Stallone die Symbolfigur für diesen fehlkonzipierten, Charme befreiten Versuch ein altes Genre von den Toten auferstehen zu lassen.
Wer von Verwechslungskomödien nicht genug bekommt darf gerne einen Blick riskieren, dürfte allerdings mit dem französischen Original wesentlich besser bedient sein.

Goldberg070
26.01.2018, 12:53
Du hast sehr gut mein Empfinden beschrieben. Schwarzenegger hatte gegenüber Sly immer den Vorteil, dass er über sich selbst lachen und sich selbst auf die Schippe nehmen konnte - auch schon zu seinen Glanzzeiten im Actionkino. Stallone gelang die Selbstironie erst in seinen Spätwerken, weswegen Komödien mit Sly nie wirklich funktioniert haben, mit Arnie allerdings schon. Besonders gut haben mir Kindergarten Cop und Last Action Hero gefallen.

Der Landknecht
26.01.2018, 16:48
Als du "altmodische Verwechslungskomödie" schriebst, war mir klar, dass es sich bei dem Film um eine Screwball-Komödie handeln muss. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich mir selbst eine gute Screwball-Komödie nicht mit Stallone vorstellen kann; dafür ist seine Mimik einfach zu eindimensional, und eine Screwball-Komödie lebt für mich auch vom exaltierten Schauspiel.

Der Zerquetscher
27.01.2018, 08:37
Toll auf den Punkt gebracht, Duke. Echt toll. Selbst wenn ich die Sache vorher nicht so gesehen hätte, jetzt sähe ich sie so.

Langweiliger Film. Tolle Kino-Jahre.

Duke Skywalker
23.02.2018, 23:08
Puh. Ich musste mich echt überwinden den anzusehen. U.a. deswegen auch die lange Pause. Aber es hilft nichts:

Stallone Marathon #21

Stop! Or My Mom Will Shoot (1992)
(Stop! Oder meine Mami schießt!)

Das Leben von Sgt. Joe Bomowski (Silvester Stallone) gerät tüchtig durcheinander als er nach Jahren mal wieder Besuch von seiner Mutter Tutti bekommt. Diese ist mächtig enttäuscht, dass ihr kleiner Joey noch immer unverheiratet durchs Leben schreitet.
Also setzt sie alles daran ihren Jungen auf die richtige Bahn zu lenken. Dabei gerät sie selber auf die Schiefe und wird Zeuge eines Mordes.

---------------------------

Im letzten Review schrieb ich über die Bedeutung der Komödien für die Rivalität der Action-Ikonen und Planet Hollywood Business-Partner Schwarzenegger und Stallone und um die Sache rund zu machen, hatte der starke Österreicher nicht unerheblich Anteil daran, das sein Konkurrent die Rolle in seinem - da sind sich Kritiker und Fans ausnahmsweise mal einig - vielleicht schlechtesten Film übernahm. Wie Sly und Arnold unabhängig von einander in Talk-Shows berichteten, war eigentlich der Terminator die Wunschbesetzung für "Stop or my mom will shoot", doch der war wenig überraschend nicht angetan vom Drehbuch. Doch statt höfflich aber bestimmt abzulehnen ließ er über sämtliche offiziellen und inoffiziellen Quellen verbreiten, dass er sehr interessiert an der Rolle sei. Den Gesetzmäßigkeiten Hollywoods folgend schnappte Stallone den ausgelegten Köder und stahl Mr. Universum den vermeintlichen Traum-Part vor der Nase weg.
Das seine Karriere und die Beziehung der Beiden dadurch keinen größeren Schaden nahm lag wieder einmal an den Fans außerhalb der USA, die fleißig in die Kinos strömten und somit auch diese filmische Katastrophe wieder in die Gewinnzone brachten.
Man kann also sagen, dass dieser Streich von Schwarzenegger ironischerweise am Ende Stallones noch immer vorhandene Zugkraft zumindest auf dem internationalen Markt bewies. Zu Stallones Glück gibt es in Kinos kein Geld zurück.
Stallone kann wohlgemerkt wenig dafür, dass "Stop or my mom will shoot" nicht funktioniert. Seine Rolle als gewöhnlicher Cop mit Bindungsängsten ist völlig austauschbar weshalb man sich erneut fragt, warum man überhaupt einen Actionstar für die Hauptrolle wollte.
Wer eine Kollaboration zwischen Rambo und Golden Girl Sophia oder eine Art Umkehrung der Rollenklischees erwartet, die das Poster mit Getty im Rambo-Kostüm andeutet, wird enttäuscht, auch wenn Getty den ein oder anderen Dirty Harry Moment bekommt.
Aber in erster Linie verkörpert sie das typische überführsorgliche, alles durcheinanderwirbelnde und das Leben in einen Ort der andauernden Peinlichkeit verwandelten Mütterchen.
Das treibt den kleinen Joey zum Unverständnis seiner Kollegen und seiner On/Off Liebschaft (und Vorgesetzten) natürlich in den Wahnsinn. Und den Zuschauer gleich mit.
Statt die Lachmuskeln zu stimulieren geht dieser Film gehörig an Nervenkostüm, vor allem weil die kleine Mutti auch noch völlig naiv durch die Welt spaziert.
Da wird die Waffe des Sohnemanns geputzt wie das Küchengeschirr (inklusive Patronen) und dabei natürlich zerstört, was Mami zur Wiedergutmachung in den nächsten Waffenladen treibt. Weil sie das gewünschte Modell dort aber nicht sofort erhält kauft sie eben auf dem Schwarzmarkt ein, wo sie prompt Zeuge eines Mordes wird womit der Krimiplot des Films in Gang kommt. Fortan gehen Mama und Sohn gemeinsam auf Streife und machen die Bösewichte dingfest. Nichts gegen übermäßigen Blödsinn in Komödien, aber die Story-Konstruktion fällt einem schmerzhaft auf die Rübe und hinterlässt Kopfschmerzen.
Auch weil man aus der ungewöhnlichen Kombination Stallone/Getty so wenig herausholt. Eine Verfolgungsjagd, bei der Mutti ans Steuer darf lädt immerhin noch ein bisschen zum Schmunzeln ein und obendrein gibt es eine Handvoll Referenzen sowie Parodien auf andere Filme. Manche aufgrund der Vorgeschichte nett (Tutti: "I'll be back") andere ziemlich bemüht ("Go ahead! Make your bed").

-----------------------------

Wenn man etwas Positives sagen kann, dann dass die Nervenfolter nur knapp 80 Minuten dauert. Der Film ist einfach komplett witzlos, so dass sogar noch fast die Actionszenen am meisten überzeugen. Beide Hauptdarsteller sind verschenkt und man fragt sich warum man sie nicht einfach in Versionen ihrer bekannten Rollen gepackt hat oder zumindest die Rollen komplett getauscht hat. So jedenfalls haben alle sichtlich Mühe auch nur ein bisschen Komik heraus zu quetschen.
Stallone steht immerhin zu seiner Fehlentscheidung und legt sich durchaus ins Zeug statt gelangweilt durch den Film zu schlürfen. Auch Getty tut ihr bestes, aber ihr Charakter ist einfach unerträglich, was im Übrigen auch für die 2. weibliche Hauptfigur gilt. Wer auch immer diesen Film geschrieben hat, er sollte vielleicht einmal einen Psychiater aufsuchen.
Wäre da nicht Stallones Softporno, man könnte mit Fug und Recht behaupten "Stop! Oder meine Mami schießt!" wäre der schlechteste Film, in dem Stallone mitgespielt hat (sieht Sly übrigens genauso), weil hier kein knappes Budget als Ausrede gelten kann. Es ist auch kein Film von irgendwelchen Nonames. 2 der Drehbuchautoren schrieben die Vorlage zu "Twins", der Regisseur zeichnete sich u.a. für meinen Lieblings Hunde-Buddy-Movie „Scott und Huutsch“ verantwortlich und durfte später in seiner Karriere sogar den Bond Film " Tomorrow never dies" umsetzen und produziert wurde alles u.a. von Ivan Reitmann („Twins“, „Ghostbusters“ etc.).
Aber sie alle machen hier einfach einen furchtbar schlechten Job.
Mieses Drehbuch, uninspirierte Regie und obendrein ein nervtötender, eintöniger Score von Alan Silvestri (Back to the Future! Predator! Forrest Gump!).
Der Bodensatz der Stallone-Unterhaltung. Aber mit dem nächsten Film geht es zum Glück bergauf.

Duke Skywalker
25.02.2018, 23:48
Stallone Marathon #22

Cliffhanger (1993)
(Cliffhanger - Nur die Starken überleben)

Der Film eröffnet mit einem wunderschönen Berg-Panorama der Dolomiten (die als Double für die Rocky Mountains herhalten müssen) und einem Rettungshubschrauber, der zu Trevor Jones eingängigem, wunderschönen Score, auf der Suche nach 2 „gestrandeten“ Bergsteigern ist.
Es handelt sich dabei um den aufgrund einer Knieverletzung gehandicapten Hal Tucker (Michael Rooker), der sonst selber Leute vom Berg runterholt und dessen unerfahrenen Lebensabschnitttsgefährtin.
Da der Heli nicht landen kann eilt kletternd Gabe Walker (Sylvester Stallone) zur Unterstützung herbei.
Die Stimmung ist gut, die Sonne scheint und Sprüche rollen munter von den Lippen.
Es wäre die typische, perfekte Einführung für unseren Helden, der in einer schwierigen Situation den Kopf behält und den Tag rettet. Nur das genau dies diesmal nicht passiert. Nach einer dramatischen Sequenz rutscht die Dame in Not Gabe aus der Hand und stürzt in den Tod.
Regisseur Renny Harlin ist damit ein so hochspannender wie effektiver Auftakt geglückt, der die wichtigsten Figuren einführt, deren Beziehung etabliert (und verkompliziert) und gleichzeitig die Gefährlichkeit des Szenarios unterstreicht.
Andere Filmemacher würden nun die Achterbahn bis zum nächsten Kick erst wieder langsam hochziehen und dabei die Hauptgeschichte vorbereiten. Nicht so Harlin, der lieber den Adrenalinspiegel hochhalten möchte und daher unter anderem die Rückkehr von Stallones Charakter nach 8 Monatiger Abwesenheit kurz und bündig abhandelt. Die Situation ist eh verständlich und die Schauspieler sind gut genug um auch so den notwenigen emotionalen Unterbau zu gewährleisten.
Und so folgt schon wenige Minuten später der nächste wilde Ritt. Genauer gesagt ein spektakulärer Raub von mehreren Millionen Dollar aus einem Flugzeug. Der Stunt, bei dem sich ein Mann von einem Flugzeug ins andere abseilt war zum damaligen Zeitpunkt der teuerste der Filmgeschichte.
Die Aktion gelang nicht völlig, lieferte aber genug Material um dank gut gesetzten Schnitten doch im Film zu landen. Zum Glück.
„Cliffhanger“ punktet genau mit diesen zahlreich vorhandenen, aufwendigen und sorgsam mit klassischer, hochriskanter Stuntarbeit und guten Spezial-Effekten verschiedener Art umgesetzten Sequenzen.
Ob Flugzeugabsturz, Klettereinlagen, Kämpfen in Tropfsteinhöhlen und zugefrorenen Seen - Harlin liefert eine breitgefächerte, blutgetränkte Palette ansehnlicher Actionszenen und fängt dabei wann immer es geht zusätzlich die wunderschöne Natur ein.
Zusammengehalten werden diese Höhepunkte von einer einfachen aber funktionierenden Handlung in der Gabe Walker sich einen Wettlauf mit einer Bande habgieriger Söldner um die,beim erwähnten Flugzeugabsturz in den Rocky Mountains verteilten Geldkoffern liefert.
Angeführt werden die Bösen vom eiskalten Eric Qualen, großartig verkörpert von John Lithgow. Der ein oder andere wird hier nun die Augenbraue hochziehen, weil er den Schauspieler vornehmlich aus Komödien („Daddy's Home 2“) und Sitcoms („Hinterm Mond gleich links“, „How I Met Your Mother“) kennt, doch Lithgow ist ein ganz vortrefflicher Darsteller für fiese Rollen, wie er vorher auch schon u.a. in „Ricochet“ und später wieder in der Serie „Dexter“ bewies. Doch nicht nur der herrlich abgebrüht teuflische und immer für eine Überraschung gute Eric Qualen macht die Angelegenheit interessant. Die komplette Truppe ist ein bunt zusammengewürfelter Haufen Individuen, die allesamt aufgrund der in Schieflage geratenen Situation mit einer kurzen Zündschnur ausgestattet sind.
Dazu kommt noch Hal Tucker (Rooker), der dazu gezwungen wird den Bergführer zu geben, sich aber nicht kampflos seinem Schicksal ergibt. So bekommt der immer gern gesehene Micheal Rooker ebenfalls später im Film seinen Badass-Moment und wartet nicht wie die Prinzessin auf ihren zur Hilfe eilenden Muskelprinz in Form von Stallone.
Die besondere Konstellation dieser illustren Gruppe und die Tatsache, dass Stallone Heimvorteil hat machen es durchaus glaubwürdig, dass das Pendel in Richtung des im Kampf unerprobten Walkers ausschlägt. Bergsteiger und Realitätsfanatiker müssen aber dennoch natürlich beide Augen zukneifen. Auch wenn laut Stallone in der Nachbearbeitung schon einige extrem übertriebene Sequenzen entschärft wurden strotzt auch dieser Actionfilm hier vor Unmöglichkeiten.
Aber selbst wenn man sich voll auf diese Welt einlässt, in der klirrende Kälte mit ein bisschen Armreiben verschwindet, kann es passieren, dass man hier und da die Augen rollt.
Das hängt in erster Linie mit der weiblichen Hauptrolle zusammen, die das Drehbuch Gabe an die Seite packt, damit er auf seinem Abenteuer nicht permanent Selbstgespräche führen muss.
Wie weibliche Figuren in dieser Zeit halt leider angelegt wurden macht sie im Grunde nichts richtig. Sie lässt sich entführen und kauert verzweifelt in der Ecke, während ihr Liebster den Arsch aufgerissen bekommt.
Aber das ist ein kleiner zu vernachlässigender Schatten im hellen Licht, das dieser großartige Film wirft.
-------------------------------------------

Was war der Beginn der 90er doch für eine schlimme Zeit für Stallone Fans. Mit Rocky 5 wurde die große Reihe vorerst unwürdig zu Grabe getragen und die beiden Versuche mit lustigen Rollen, den U-Turn zu schaffen verursachten fast einen Totalschaden.
Doch dann kam „Cliffhanger“ und veränderte einfach mal alles. Neben dem finanzielle Erfolg zeigten sich auch die Kritiker (abgesehen natürlich von den Clowns der Goldenen Himbeere, die seit der Nominierung von Stanley Kubrick für „Shining“ eh niemand mehr ernst nehmen kann) durchaus angetan und u.a. Roger Ebert lobten den Film für das was er ist und sein will: Ein Nonstop-Thrill Ride. Auch bei den „Oscars“ erklang mal wieder der Name eines Stallone Films, wenn auch nur in 3 technischen Kategorien. Absolut zurecht.
„Cliffhanger“ ist spannendes, technisch hochwertiges und entsprechend exzellent gealtertes Actionkino, dass 100 Minuten den Puls nach oben treibt und trotz immenser Kürzungen für das R-Rating auch Gewalttechnisch nichts vermissen lässt.
Der 2. Teil der inoffiziellen Winter-Trilogie von Renny Harlin („Die Hard 2“, „Cliffhanger“, „Long Kiss Goodnight“) ist in meinen Augen abseits der Rocky und Rambo Filme sogar der vielleicht beste Actionfilm mit Sylvester Stallone. Ein echter Gipfelstürmer.

Der Zerquetscher
26.02.2018, 08:38
Eine sympathische Abhandlung, der ich mich inhaltlich voll und ganz anschließe. :dh:

Ich liebe den "Cliffhanger". Dieses Anfang 90er Feeling, das da in den Bildern wabert, bringt mich zusammen mit dem verschneiten Szenario dazu, den Film beinahe jeden Winter einmal anzugucken. Hab den also bestimmt schon zehnmal gesehen und hätte jetzt schon wieder Lust drauf. Der "beste Stallone Actioner" bleibt für mich zwar Rambo 4, aber der hier steht bei mir an zweiter Stelle. :cool:

Goldberg070
26.02.2018, 10:07
Ich muss tatsächlich zu meiner Schande gestehen, dass ich Cliffhanger bislang nicht gesehen habe. Der steht zwar schon ewig und drei Tage auf meiner Amazon Wunschliste, aber ich kam noch nicht dazu, ihn mir anzuschaffen und anzusehen. Klingt ja alles wirklich sehr vielversprechend. Mein liebster Stallone Abseits von Rocky und Rambo ist bisher immer Demolition Man gewesen. Ob Cliffhanger das ändern kann? Ich bin gespannt. :)

Tolles Review wieder immer Duke, auch das von Stop oder meine Mami schießt war unglaublich unterhaltsam zu lesen. Den Film habe ich zuletzt als Kind gesehen, da fand ich ihn lustig. :salook:

Duke Skywalker
26.02.2018, 10:22
Zerquetscher, hast du eigentlich mal bei der misslungenen Rettung der Frau am Anfang des Films auf Frank, den Piloten geachtet? Mir ist sein "ungewöhnlicher" Gesichtsausdruck zum ersten Mal aufgefallen und ich habe mich fast weggeschmissen vor lachen:

https://www.youtube.com/watch?v=XOW1rhZCTmg (Ab der 11 Sekunde)

:o

Der Landknecht
26.02.2018, 11:13
Ich sah das damals. Hatte auch gedacht, dass ich das in meine kurze Kritik hier geschrieben hätte... anscheinend nicht. Ich frage mich, wie das keinem auffallen konnte - nicht dem Regisseur, nicht dem Kameramann und niemandem in der Post Production. Den Schauspieler möchte ich da fast herausnehmen, da man manchmal schlicht nicht bemerkt, was man für ein Gesicht zieht.

Rock Yi Ratunda
26.02.2018, 12:28
Frank hatte halt wirklich Spass weil der Hubschrauber nicht abgestürzt ist. :)

Diesen Film habe ich damals im Kino gesehen, seither bestimmt nochmal 5 weitere male und ich mag ihn bis heute sehr gerne. Ich bin mir nicht sicher, wie das wäre, sähe ich ihn jetzt zum ersten Mal. Ich befürchte, er würde eher durchfallen. ;)
Ich staune einfach über Harlin, seine Spannweite ist sehr gross. Von wirklich gut bis richtig miserabel.

Cliffhanger finde ich richtig gut.

Zum Mammi schiessfilm sage ich nichts. :D Freue mich für Duke dass er ihn hinter sich hat.

Der Zerquetscher
26.02.2018, 14:03
Zerquetscher, hast du eigentlich mal bei der misslungenen Rettung der Frau am Anfang des Films auf Frank, den Piloten geachtet? Mir ist sein "ungewöhnlicher" Gesichtsausdruck zum ersten Mal aufgefallen und ich habe mich fast weggeschmissen vor lachen:

https://www.youtube.com/watch?v=XOW1rhZCTmg (Ab der 11 Sekunde)

:o

Ja,... :o Der ist mir auch schon aufgefallen. Total unpassend. Aber er ist im Film ja eh ein Trollo. Die Überforderung mit der Situation passt zu ihm - da spielen halt die Gesichtsmuskeln verrückt.

Duke Skywalker
29.06.2018, 13:23
Stallone Marathon #23

Demolition Man (1993)

Der Polizist John Spartan begegnet der steigenden Kriminalität und Gewalt in Los Angeles des Jahres 1996 mit unorthodoxen und erbarmungslosen Methoden und wird daher von Presse und Kollegen "Demolition Man" getauft.
Doch sein Verhalten führt in geradewegs in eine Falle seines Erzfeindes Simon Phoenix und Spartan wird die Mitschuld an dem Tod mehrerer Geiseln gegeben. Er wird verurteilt und landet zusammen mit Phoenix in einem Kryo-Gefängnis. Doch der eisige Aufenthalt endet früher als erwartet, da seinem Nemesis im Jahr 2032 unter mysteriösen Umständen die Flucht gelingt.

----------------------------------

Gefühlt hat "das" Internet "Demolition Man" in den letzten Jahren für sich wiederentdeckt. Mag es am charmant dämlichen Titel liegen, einer Retrospektive auf Stallones Schaffen im Zuge seiner zahlreichen Comebacks oder doch der großen Beliebtheit von distopischen Werken bzw. Zukunftsvisionen im Allgemeinen geschuldet sein - es ist, soviel sei vorweggenommen, durchaus verdient, dass "Demolition Man" auch von Kritiker Seite mit der Liebe bedacht wird, die dem Film 1993 nur das Kinopublikum im Form von bunten Scheinen zu Teil werden lies.
Das Regiedebüt von Marco Brambilla (dessen Filmographie Überhaupt nur 2 Spielfilme auszeichnet) nährt sich vor allem von seiner exzellenten, wenn auch nicht gerade innovativen (es wurden sogar Plagiatsvorwürfe laut) Grundidee, die allerdings durch die von der "Zeitreise" betroffene Person und der besonderen Natur der Zukunft deutlich aufgefrischt wird.
Denn hier landet mit John Spartan ein waschechter Actionheld in einer von Gewalt befreiten Welt, in der alles was dem Mega-Macho so gefällt verboten ist. Da serviert Taco Bell (oder Pizza Hut je nach Fassung) als einzige noch existierendes Restaurant-Kette statt fetttriefendem Fast Food salzfreie, gesunde Speisen, Sex gibt es nur noch virtuell, da Körperkontakt allgemein verpönt ist und statt klassischen Hard Rock spielt der Oldie Sender alte Werbejingels. Und wer sich über all das beschweren will, weil z.B. sogar der Toilettengang nicht mehr wie gewohnt funktioniert, der sollte auf seine Sprache achten, denn Kameras zeichnen alles auf und Ticketautomaten produzieren prompt einen Strafzettel für ungebührliches Verhalten.
"Demolition Man" zeichnet ein bemerkenswertes Szenario, nutzt diese aber weniger für bitterböse Satire oder einen deprimierenden Ausblick auf eine mögliche Zukunft (manche Dinge sind sogar mehr oder weniger eingetroffen), sondern viel mehr für humorvolle, augenzwinkernde Unterhaltung. Manchmal clever, manchmal wunderbar albern bietet "Demolition Man" eine überraschend hohe Witzquote ohne sich jemals komplett als Komödie zu outen, womit man sich geschickt gleich 2 Zielgruppen sichert.
Denn wie von einem zünftigen Stallone-Film gewohnt und erwartet wird natürlich auch rumgeballert und gesprengt was die Waffe hergibt. Alles garniert mit angemessener Härte.
Im Ansatz und ohne in diese Qualitätssphären hineinzustoßen erinnert das an „RoboCop“, der ebenfalls zu 100% als Actionfilm funktioniert und genossen werden kann, nebenbei aber mit Satire und Gesellschaftskritik überrascht.
Stallone meistert am Rande der Selbstparodie beide Spielarten mit Bravour und konnte dabei auf eigene Erfahrungen zurückgreifen, wurde der laut „Razzie Awards“ schlechteste Schauspieler des Jahrhunderts doch schon Anfang der 1990 behandelt wie ein Relikt aus längst vergangenen Tagen.
Ihm zur Seite steht Sandra Bullock, die tatsächlich mehr ist als ein etwas zu junges Love-Interest für den Hauptdarsteller. Vielmehr übernimmt ihr Part eine ähnliche Funktion wie die Figur Danny Madigen in dem ebenfalls 1993 erschienenen "Last Action Hero" mit Schwarzenegger.
Beide Figuren sind als Retro- und Actionfilm-Geeks die Verkörperung des Zuschauers und führen als Reiseleiter durch die Welt, bzw. erklären diese.
Allerdings macht das im Falle von Lenina Huxley (eine Referenz an Aldous Huxley, der mit „Brave New World“ eine große Inspirationsquelle für den Film lieferte) mehr Sinn, weil uns diese Zukunft fremd ist, während der junge Superfan Danny uns Gags und Anspielungen erklärt, die eigentlicher keiner Anleitung bedürfen. Aber dazu in einem anderen Marathon mehr.
Die Show stiehlt aber eindeutig Wesley Snipes, der als durchgeknallter Superschurke seine ganze Erfahrung aus verschiedenen Sparten von Action bis Komödie voll ausspielen darf. Während Stallones Spartan sich als guter Cop von gelegentlichen Beleidigungen abgesehen im Zaum hält, darf Simon Phoenix den Elefant im Porzellanladen spielen. Wenn Phoenix in einem Waffenmuseum einfach mal aus dem nichts einen armen Besucher Kopf voraus gegen eine Vitrine hämmert, fällt es schwer sein Lachen trotz der bösen Natur der Aktion im Zaum zu halten. Seine Begegnungen mit den überfreundlichen, berührungsscheuen Menschen der Zukunft sind ausnahmslos großartig und Snipes paart auf herrliche Weise kindlichen Spaß mit purer Diabolik und erinnert damit an den Joker.

"Wait a minute. It's the future. Where are all the phaser guns?"

Es ist auch ein Erfolgsrezept der 90er Stallone-Ära, dass der Muskelmann neue Stars wie Snipes und Banderas oder bekannte und charismatische Schauspieler wie Jon Lithgow oder James Woods als Gegenspieler zuließ, immer Gefahr laufend von diesen in den Schatten gestellt zu werden. Das ist nicht nur dem Spannungs- und Unterhaltungsfaktor zuträglich sondern motivierte auch Stallone spürbar.

----------------------------------

Weil "Demolition Man" zwischen den Stühlen sitzt und die Komödie zu wenig bissig und die Satire zu wenig ätzend ausfällt hinterließ der Film bei Veröffentlichung manche Fragezeichen und wurde vorschnell mit „Cliffhanger“ und Co in eine Schublade gesteckt.
Das der ausgelassene Action-Spaß heute anderes gesehen wird als vermutlich jemals beabsichtigt liegt am Fortschritt in der Technik und der Entwicklung unserer Gesellschaft, die sich auch im Actionfilm widerspiegelt. Weniger in der Brutalität (das hat wohl mehr mit Gewinnmaximierung zu tun), als viel mehr in Sachen Nacktheit, Tabakgenuss und natürlich der Sprache.
Demolition Man greift das auf und zeichnet das Bild einer Gesellschaft, die man als Ausgeburt extremer politischer Korrektheit sehen kann. Die ihren Fortschritt und ihren Frieden freier Rede, Diskurs und Intercourse geopfert hat. Wer nicht flucht, der kann nicht beleidigen. Wer sich gar nicht erst berührt, der kann dies auch nicht auf unsittliche weise tun. Wer Sexualität unterdrückt bzw. in die virtuelle Welt verbannt, der lässt auch Homophobie etc. verschwinden.
Natürlich erweckt dies eine Gegenbewegung, eine in einer anderen Zeit hängen gebliebene Parallel-Zivilisation, die im Untergrund die Meinungsfreiheit und Selbstverwirklichung hochhält und dafür kämpft, als Gesellschaft aber eben auch keinen deut weitergekommen ist.
Auch wenn Spartan am Ende natürlich auf der Seite dieser Revolution kämpft plädiert er nach dem effektreichen Finale im Kyro-Gefängnis für einen gesunden Mix beider Gesellschaftsformen.
Damit scheut der Film am Ende die Konfrontation, sucht sich einen bequemen Weg raus und positioniert sich final noch mal ziemlich klar als Action-Fantasy und weniger als sozialer Kommentar.
Das ist aber auch absolut ok. Denn "Demolition Man" verbindet auf ausgesprochen gelungene Weise (solide) Action mit Komödie und verpackt das ganze in ein spannendes Zukunftsszenario (das Schwarzeneggers politische Zukunft genauso vorhersieht, wie die Vergesundung von Fast Food), das genug Futter bietet um ein bisschen um die Ecke denken zu können ohne dies auf Kosten des Unterhaltungsfaktors jemals zu fordern.
Das ist weitaus mehr als die meisten Stallone Filme bieten, weshalb Demolition Man auch mit angeschaltetem Hirn zum Lieblings-Stallone taugt.

Goldberg070
29.06.2018, 13:50
Demolition Man ist nach Rocky und Rambo mein liebster Stallone-Film. Großartige Unterhaltung, die ich mir immer mal wieder geben kann. Bin da auch tatsächlich bei 9 von 10 Punkten, weil ich nichts an dem Film kritisieren kann, außer dass er nicht erklärt, wie die drei Muscheln funktionieren. :D

MegAltronF
29.06.2018, 18:06
Seh ich genauso, letztens noch als Blu Ray besorgt, ich glaub den guck ich mir heute mal wieder an.

Duke Skywalker
19.10.2018, 11:56
It ain't over til it's over!

----

Stallone Marathon #24

„The Specialist“ (1994)

Als Kind musste May Munro (Sharon Stone) mit ansehen wie Mitglieder eines kubanischen Kartells unter Leitung von Tomas Leon ihre Eltern töteten.
Jahre später will sie Rache nehmen und versucht dafür den Auftragskiller und Sprengstoffspezialist Ray Quick (Stallone) zu engagieren. Da dieser den Job zunächst nicht annehmen will, begibt sie sich selber in unmittelbare Nähe von Tomas Leon (Eric Roberst) und damit in höchste Gefahr.

---------------------------

Man liest es in der IMDB Trivia-Sektion immer mal wieder: Drehbuch XY zirkulierte Jahre lang über die Schreibtische diverser Produzenten und Regisseure, die alle großen Willen hatten den Stoff umzusetzen.
Die Vorlage zu „The Specalist“ (lose basierend auf einer Serie von Romanen) wurde 1993 sogar von diversen Agenten zur Besten, noch nicht umgesetzten Thriller Geschichte gewählt.
Diverse bekannte Namen wurden mit der Umsetzung in Verbindung gebracht. Stallones Favorit wäre z.B. David Fincher gewesen, der nach Alien 3 aber noch ein rotes Tuch für viele Geldgeber war.
Warner Bros. hatte derweil Steven Seagal als Hauptdarsteller und Regisseur ins Auge gefasst. Der Akido-Meister hatte dahingehend Ambitionen angemeldet und machte die Finanzierung seines Regiedebüts zu einer seiner Bedingungen für die Teilnahme an „Alarmstufe Rot 2“. Am Ende kam man gehaltstechnisch bei „The Specalist“ nicht auf einen gemeinsamen Nenner und Seagal übernahm schließlich im gleichen Jahr bei einem anderen, ähnlich explosiven Film die Regie.
Interessanterweise verblieb im Film aber eine Szene, die weitaus mehr zu Seagal als zu Stallone passt und entsprechend wie ein rostiger Nagel heraus sticht.
Hier legt sich Ray Quick in einem Bus mit einigen Schmutzfüßen an und vertrimmt diese mit einer undefinierbaren „Kampfkunst“ und befördert einen Tunichtgut spektakulär durch eine Seitenscheibe. Ein völlig untypischer Moment für einen Charakter, der eigentlich darum bemüht ist unverdächtig und unsichtbar zu bleiben.
Wobei er diese Regel später noch einmal verletzt und bei der wenig vorsichtigen Beobachtung von May (Stone) und Tomas Leon (Roberts) die Aufmerksamkeit des letzteren auf sich zieht und eine Konfrontation provoziert. Eine Sequenz die offenbar von Stallone höchst selbst eingefordert wurde um zumindest eine Szene mit seinem guten Freund Eric Roberts („Runaway Train“) zu teilen.
Zu diesem Zeitpunkt arbeitet Ray Quick übrigens noch nicht im Auftrag von May Munro, was ihn wie einen ganz üblen Stelzbock rüberkommen lässt.
Anfangs kennen sich die Beiden nur von Telefongesprächen. Die Stimme von May macht Ray dabei offenbar so wuschig, dass er die Aufnahmen ihrer Gespräche permanent dabei hat um diese anzuhören, während er Zielperson und Auftraggeberin in spe nachstellt. Immerhin eine sehr effektive Methode eine erklärende Off-Stimme glaubwürdig in den Film zu integrieren.
Schließlich treibt nicht etwa gesunder Menschenverstand sondern die pure Eifersucht Ray dazu den Auftrag anzunehmen.
Bis dahin macht das Verhalten von Sharon Stones Charakter übrigens keinerlei Sinn.
Sie bändelt mit dem vermeidlichen Drahtzieher hinter dem Mord an ihren Eltern an (an dieser Stelle sei erwähnt, dass Eric Roberts in Wirklichkeit nur 2 Jahre älter ist als Stone) um diesen in einer passenden Gelegenheit zu töten. Angesichts der Tatsache, dass Tomas nichts anbrennen lässt, sollte sich diese Möglichkeit eigentlich gleich am ersten Abend ergeben.
Immerhin erklärt ein tatsächlich überraschender Plottwist halbwegs ihre Motive, nicht aber die Dummheit von Ray Quick. Hier muss dann das alte Motto „Blind vor Liebe“ als Erklärung genügen.
Jedenfalls stellt sich heraus das May mit dem eigentlichen Schurken des Films Ned Trent (James Woods) zusammen arbeitet. Dieser steht in Diensten der kubanischen Leon Familie, seit er seinen geliebten Job beim CIA dank seines Ex-Partners Ray Quick verloren hat, wofür er nun Rache nehmen will. Also hilft er May dabei Kontakt zur Leon Familie und Ray Quick aufzunehmen und fordert als Gegenleistung, dass die sexy Dame all ihre Reize nutzt um den schnellen Ray aus seinem Versteck zu locken.
Die erste On Screen Begegnung von Trent und May ist maximal unangenehm und man ist sogar über das Erscheinen von Tomas Leon froh, der ebenfalls nichts von den wahren Plänen Mays ahnt, da sein gesamtes Blut aus dem Gehirn in andere Körperregionen geflossen ist.
Ein besserer Autor oder Regisseur, der sich für seine weibliche Hauptfigur und nicht nur derer Reize interessiert, würde diese Gelegenheit nutzen um eine spannende Dreieckskonstellation zwischen den männlichen Hauptparts zu spinnen und Stones Figur zur Marionettenspielern zu erheben. In einer guten Version des Films könnte May also nun Tomas manipulieren und auf Ned hetzen, während sie Ray nutzt um das kubanische Kartell auseinanderzunehmen.
In der Realität ist Tomas wenige Minuten später Tod und der Thriller verliert endgültig seinen thrill, weil von nun an alles wie erwartet abläuft.
Auch das vermeidliche Ableben von May, die beim Attentat auf Leon bei diesem war, stellt sich viel zu schnell als (leicht durchschaubarer) Bluff heraus.
In der ersten Hälfte gibt sich Regisseur Luis Llosa wenigstens noch halbwegs Mühe Suspense aufzubauen und falsche Fährten zu legen. Im letzten Akt will er einfach nur schnellmöglich über die Zielgerade.
Dummerweise versagen bei diesem Action-Erotic-Thriller Genremix aber auch die anderen Komponenten.
Die Action besteht vornehmlich aus Explosionen und ist entsprechend eintönig.
Leider hatte das Special-Effects Team auch nicht ihre besten Tage und blamiert sich mit teilweise lächerlichen Effekten. Und wer nicht verblüfft und begeistert ist, der hinterfragt eben nicht nur die Handlung sondern z.B. auch die Wirkung einiger Bomben.
Da wird gleich in der Eröffnung z.B. ein Auto mit kiloweise Plastiksprengstoff sauber von einem Dam gepflügt ohne dass dieser dadurch Schaden nimmt. An anderer Stelle macht Ray seinem Nachnamen alle Ehre und platziert in Rekordzeit in einem Hotelzimmer so geschickt die Sprengsätze, dass das Apartment sauber vom Restgebäude abgesprengt und ins Meer stürzt.
Das man obendrein ständig die Stuntmänner erkennt ist die Fliege auf dem Misthaufen.
Sollte derweil jemand auf die Idee kommen „The Specalist“ aufgrund des blanken Busens von Frau Stone anzuschauen, der kann die Hose anbehalten.
Zwar macht Sharon wozu sie vertraglich verpflichtet ist und präsentiert sich nackt, aber sonderlich Spaß hat sie dabei offensichtlich nicht.
Nach diversen Filmen, in denen vornehmlich ihre optischen Qualitäten gefragt waren, hatte die mittlerweile 36-jährige Stone eigentlich keine Lust mehr drauf sich auf das äußere reduzieren zu lassen und musste schließlich laut Stallone vor dem Dreh ihrer gemeinsamen Sexszene mit etwas Wodka (witzigerweise ein Geschenk von Basic Instinct Co-Star Michael Douglas) locker gemacht werden.
Aber während Sharon Stone sich gar nicht dagegen wehren kann sexy zu sein, killt Stallone erfolgreich jeden Funken von Erotik mit seiner Actionfigur-haften Gestallt. Auch die seltsamen, Penis verdeckenden Verrenkungen der Hollywoodstars auf dem harten Boden einer Dusche, geben der Show etwas sehr unnatürliches. Als würde ein Kind He-Man und Barbie mit einander „bekannt machen“.

---------------------------

Das Potenzial für einen spannenden Thriller ist durchaus vorhanden. Aber „The Specialist“ beweist, wie wichtig die Wahl eines guten oder zumindest selbstsicheren Regisseurs ist.
Steven Seagal z.B. hätte vielleicht nicht einen objektiv besseren, aber allemal unterhaltsameren Film hinbekommen. „On Deadly Ground“ aus dem gleichen Jahr ist dafür der beste Beweis.
Luis Llosa („Anaconda“) hinterlässt mit „The Specialist“ eher den Eindruck eines soliden Auftragsarbeiters und lässt das richtige Gespür für Spannungsentwicklung vermissen.
Für seine beiden Hauptdarsteller kann er derweil wenig. Stone ist lustlos und Stallone fehl am Platz, weil physisch total unterfordert. Ein Bombenbauer, der aus der Entfernung tötet, muss nicht aussehen wie Actionman. Es fehlen einfach ein paar zünftige Schießereien.
Wenn überhaupt etwas in „The Specialist“ funktioniert, dann sind es die Bad Guys.
James Woods liefert eine gewohnt aufgedrehte Glanzvorstellung als Gegenspieler ab und hat sich damit wahrscheinlich im Laufe der Dreharbeiten auch die oder andere Bonusminute erspielt. Obwohl im Auftrag von Stallone wohl einiges wieder geschnitten wurde, bekommt Woods Figur angenehm viel Laufzeit und rettet damit zumindest ein wenig den Film.
Ständig hat er einen dummen Spruch auf Lager und peinigt seine Mitmenschen mit diebischer Freude. Z.B. demonstriert er MacGyver-like einem Sprengkommando wie man aus einem Kugelschreiber eine Bombe baut und blamiert diese damit bis auf die Knochen.
Auch Eric Roberts und sein Filmvater Rod Steiger (Oscar für „In der Hitze der Nacht“) überzeugen als kubanische Alphatiere. Alles in allem aber nur ein schwacher Trost.

TV Movie Bewertungsskala
Spannung: *
Action: *
Erotik: *
Spaß: -
Anspruch: -
Fazit: Gähnender Stern

Der Zerquetscher
19.10.2018, 13:04
It ain't over til it's over!


Aber hallo.


Das Potenzial für einen spannenden Thriller ist durchaus vorhanden. Aber „The Specialist“ beweist, wie wichtig die Wahl eines guten oder zumindest selbstsicheren Regisseurs ist.
Steven Seagal z.B. hätte vielleicht nicht einen objektiv besseren, aber allemal unterhaltsameren Film hinbekommen. „On Deadly Ground“ aus dem gleichen Jahr ist dafür der beste Beweis.
Luis Llosa („Anaconda“) hinterlässt mit „The Specialist“ eher den Eindruck eines soliden Auftragsarbeiters und lässt das richtige Gespür für Spannungsentwicklung vermissen.
Für seine beiden Hauptdarsteller kann er derweil wenig. Stone ist lustlos und Stallone fehl am Platz weil physisch total unterfordert. Ein Bombenbauer, der aus der Entfernung tötet muss nicht aussehen wie Actionman. Es fehlen einfach ein paar zünftige Schießereien.
Wenn überhaupt etwas in „The Specialist“ funktioniert, dann sind es die Bad Guys.
James Woods liefert eine gewohnt aufgedrehte Glanzvorstellung als Gegenspieler ab und hat sich damit wahrscheinlich im Laufe der Dreharbeiten auch die oder andere Bonusminute erspielt. Obwohl im Auftrag von Stallone wohl einiges wieder geschnitten wurde, bekommt Woods Figur angenehm viel Laufzeit und rettet damit zumindest ein wenig den Film.
Ständig hat er einen dummen Spruch auf Lager und peinigt seine Mitmenschen mit diebischer Freude. Z.B. demonstriert er MacGyver-like einem Sprengkommando wie man aus einem Kugelschreiber eine Bombe baut und blamiert diese damit bis auf die Knochen.
Auch Eric Roberts und sein Filmvater Rod Steiger (Oscar für „In der Hitze der Nacht“) überzeugen als kubanische Alphatiere. Alles in allem aber nur ein schwacher Trost.


Duke, das trifft es zu 100%. Bis auf's Haar insgesamt auch meine Sicht der Dinge. Besonders wichtig dabei, dass Fincher sicherlich einen viel besseren Film hinbekommen hätte. :dh: Und dass Seagal einen interessanteren Film hinbekommen hätte. :o

Außerdem toll, was man hier so alles erfährt. Viel davon wusste ich gar nicht.

Habe ihn erst vor zwei Jahren, oder so, nochmal gesehen. Es ist halt Woods, der hier viel rettet und dem Film eine unterhaltsame Komponente verleiht. Eigentlich eine Bankrotterklärung.

Goldberg070
19.10.2018, 13:15
Den Film habe ich noch nicht gesehen. Aber nach dem, was ich jetzt gelesen habe, spar ich ihn mir wohl auch besser. Wenn selbst Regie-Gott Seagal nen besseren Filmbekommen hätte... :boxer:

MegAltronF
19.10.2018, 17:19
Die ganzen aufgezählten negativen Punkte seh ich alle nicht. Der Film ist geil von Anfang bis Ende. Ich verstehe, dass ihr einen anderen Anspruch habt und genau hinschaut, das kann und will ich auch gar nicht.

Ein Punkt ist vielleicht interessant ,es geht um die Explosionen/Effekte, als Ex Soldat, Schießaufsicht und Ausbildung auf sämtliche Waffen, Granaten,Minen usw., kann man natürlich meistens nur die Augen rollen, Granaten sprengen kein Auto oder Häuser weg zb.,aber wie gesagt, wenn ich da so ran gehe, dann ist fast jeder Film scheisse.
Besonders Ärzte und Sanitäter schlagen sicher auch ständig die Hände über dem Kopf zusammen.

Duke Skywalker
19.10.2018, 17:57
Ein Punkt ist vielleicht interessant ,es geht um die Explosionen/Effekte, als Ex Soldat, Schießaufsicht und Ausbildung auf sämtliche Waffen, Granaten,Minen usw., kann man natürlich meistens nur die Augen rollen, Granaten sprengen kein Auto oder Häuser weg zb.,aber wie gesagt, wenn ich da so ran gehe, dann ist fast jeder Film scheisse.
Besonders Ärzte und Sanitäter schlagen sicher auch ständig die Hände über dem Kopf zusammen.

Deswegen habe ich folgendes geschrieben:

Und wer nicht verblüfft und begeistert ist, der hinterfragt

Die Action besteht zu 95% aus Explosionen und keine einzige davon bläst mich weg.
Das hier z.B. ist einfach lächerlich und hat nichts in einem Film mit diesem Budget verloren. (https://www.youtube.com/watch?v=Bet1CJ-wTC8)

Solange die Action A-Klasse ist, bin ich bereit vieles zu tolerieren, denn in diesem Genre ist das nun mal das wichtigste Qualitätsmerkmal.
Im Horrorfilm ist es der Grusel und die Schockeffekte. Ein Thriller muss zunächst mal spannend sein und eine Komödie lustig etc.

MegAltronF
19.10.2018, 18:54
Deswegen habe ich folgendes geschrieben:

Das hier z.B. ist einfach lächerlich und hat nichts in einem Film mit diesem Budget verloren. (https://www.youtube.com/watch?v=Bet1CJ-wTC8)


Naja, wenn man bedenkt, dass er ja mehrere kleine Sprengpunkte benötigt, kann man das noch durchgehen lassen, dann hätte man aber die Flammen weglassen dürfen:o (auch in 1994)

Duke Skywalker
22.10.2018, 11:14
Stallone Marathon #25

Judge Dredd (1995)

In der fernen, durch Kriege und Naturkatastrophen gezeichneten Zukunft lebt der Rest der Menschheit in gigantischen Großstätten. Um der Kriminalität her zu werden regieren auf den Straßen die Judges – Polizei, Richter und Vollstrecker in Personalunion.
Die größte lebende Legende unter ihnen ist Dredd (Stallone), dessen große Karriere abrupt endet, als er Opfer einer Verschwörung hinter den Kulissen der Macht wird.
Initiiert unter anderem von seinem Tod geglaubten Bruder (selten schlechter: Armand Assante), der größenwahnsinnige Pläne verfolgt.

--------------------

“Fear me! Everyone should fear me!”

Dieses Zitat stammt nicht etwa aus dem Film, sondern wurde laut Sylvester Stallone von Regisseur Danny Cannon (heute groß im Seriengeschäft u.a. CSI) am Set geäußert, nach dem der nicht gerade furchteinflössende Regisseur zuvor sprunghaft aus seinem Stuhl aufgestiegen war. Stallone führt weiter aus, dass dieser überraschende wie ungewöhnliche Ausbruch aus dem Nichts kam und Cast und Crew anschließend Wetten annahm auf den weiteren Verbleib Cannons.
Sofern diese Geschichte stimmt wollte der Brite hier vermutlich lediglich die von ihm sehr geschätzte Comic Vorlage 2000AD zitieren. Dummerweise hatte diese aber außer ihm kaum einer gelesen.

Wie zahlreiche andere Comicverfilmungen ist auch „Judge Dredd“ geprägt von tiefgehenden kreativen Differenzen und aufreibenden Meinungsverschiedenheiten zwischen diversen Parteien.
Die ehrgeizige Vision eines jungen Regisseurs traf auf die verständliche Sorge der Produzenten, dass die werkgetreue Umsetzung der relativ unbekannten britischen Vorlage den Massengeschmack verfehlen und damit final nicht genügend Kasse machen könnte. Das Remake mit Karl Urban gab Ihnen in dem Punkt sogar später recht.
Auch Stallone stellte sich auf die Seite der Geldgeber und plädierte untypisch für ihn sogar für eine PG-13 Altersfreigabe. Wahrscheinlich sah Sly die Gelegenheit im Fahrwasser von Batman seine Zielgruppe zu erweitern.
Für die Sichtweise der Produzenten sprach außerdem, dass einige Jahre zuvor der ebenfalls von den AD Comics stark inspirierte Robocop das Feld düsterer, brutaler und gesellschaftskritischer Dystopien weitestgehend abgeerntet hatte.
Das es am Ende trotzdem ein R-Rating wurde, weil Danny Canon hinsichtlich der Gewaltdarstellung die Wünsche seiner Geldgeber ignorierte, macht die Zugeständnisse an den Massengeschmack noch ärgerlicher und bringt das Projekt noch mehr ins Ungleichgewicht.
Vor allem der infantile Humor will so gar nicht zur dunklen Kulisse passen.
Dieser manifestiert sich natürlich vornehmlich in der Person Rob Schneider. Der „Saturday Night Live“- Darsteller hatte sich bei den Dreharbeiten zu „Demolition Man“ mit Stallone angefreundet und wurde nun von einer unbedeutenden Nebenrolle zum komödiantischen Sidekick befördert und folgt der Hauptfigur leider auf Schritt und Tritt ohne großartig etwas zum fortkommen der Handlung beizutragen.
Doch auch Stallone beweist, dass die Lektüre der Comics nicht zur Vorbereitung gehörte und raubt einem bald durch seine nervige Catchphrase „I knew you’d say that“ jeden Nerv, weil jeder 2. „Dialog“ auf diese Punchline hingebogen wird.

Stallone über den Film:
„The philosophy of the film was not set in stone – by that I mean “Is this going to be a serious drama or with comic overtones” like other science fiction films that were successful? So a lotta pieces just didn’t fit smoothly. It was sort of like a feathered fish.“

Kurz zusammengefasst: Mangels klarer Richtungsvorgabe war das Endprodukt weder Fisch noch Fleisch.

Eher ein Zugeständnis an den Hauptdarsteller und weniger an den Massengeschmack und obendrein ein krasser Bruch mit der Vorlage ist die Abnahme des ikonischen Helms. Wir reden dabei nicht von wenigen Momenten sondern von einem Großteil des Films.
Man stelle sich einmal folgendes in einem Batman-Film vor: Ein ganzer Stall böser Buben mischt die Großstadt auf. Die Polizei ist überfordert. Da braust der dunkle Ritter in seinem coolen Batmobil an. Er steigt aus, betritt das besetzte Hochhaus und nimmt die Verbrecher in typischer Manier auseinander und rettet den Tag wie nur Batman es kann.
Im nächsten Augenblick verstaut er den ikonischen Anzug für immer im Schrank um fortan als Bruce Wayne das Verbrechen zu bekämpfen.
Der bloße Akt der Helm Abnahme ist aber weniger problematisch als der Weg dorthin, auf dem sich der Film in eine sehr simple Zukunftsvariante von „Auf der Flucht“ verwandelt. Wie einst Richard Kimble wird Dredd - atypisch für die dargestellte Zukunft nach einem halbwegs ordentlichen Verfahren und aufgrund erdrückender Beweislast logisch - unschuldig verknackt.
An dieser Stelle verpasst der Film die offensichtliche Chance zur Kritik an einem vereinfachten Justizsystem und einer übermächtigen Polizei. Gleichzeitig scheut man aber auch den Schritt hin zur wilden Allmachtsphantasie, in der Richter und Henker in Personalunion die Straßen von Mega City One aufräumt.
Das im Inneren schlummernde Potenzial wird nur selten deutlich. Z.B. im gelungenen Auftakt, sowie in einem lichten Moment von Rob Schneiders Figur, in dem diese den immer noch unerschütterlich ans System glaubenden Dredd klar macht, dass dieser gerade als Unschuldiger auf den Weg in den Knast ist.
Wie einfallslos der Plot ist, zeigt auch die Tatsache, dass Stallone zuvor schon zweimal, nämlich in „Tango und Cash“ und „Demolition Man“, den unschuldig verurteilten Cop spielte.
Obendrein ist die Geschichte auch noch sehr konstruiert und kommt nur durch einen Zufall (Abschuss des Gefangenentransports) voran.
Ein häufiger Wechsel der Schauplätze und eine übereilte Erzählung lassen das knapp 90-minütigen Werk immerhin nicht langweilig werden.

Ein großes Lob verdient außerdem die optische Präsentation.
„Judge Dredd“ entstand in der von mir sehr geschätzten Phase der 90er, in der ansehnliche Computer Effekte zwar möglich aber noch so aufwendig und teuer waren, dass sie nur dann Anwendung fanden wenn man mit klassischem Effekt-Handwerk nicht mehr weiterkam.
Abgesehen von einer mäßigen Sequenz, in der Stallone und Schneider auf einem Flugbike-Prototypen durch die Stadt düsen, ist „Judge Dredd“ sehr gut gealtert und überzeugt mit seiner opulenten Ausstattung.
Damals gab es wahrlich keinen Mangel an finsteren Phantasie-Großstädten, doch Megacity One kann locker mit Gotham City und Co. in punkto Ungemütlichkeit und Detailreichtum mithalten.
Auf der DVD von Tobis ist ein kurzes Making Of enthalten, dass einem eine leise Ahnung davon gibt, wie viel Arbeit und Leidenschaft die Bühnenbauer und Kreativen in die teilweise gewaltigen Sets investiert haben.
Auch Ricos Roboter-Leibwächter und die eklige Inzuchtbande in der Wüste, die Dredd unabsichtlich zur Flucht verhilft, wissen zu überzeugen.
Leider passt der Rest des Films nicht zur optischen Brillanz.

--------------------------------

„Judge Dredd“ versagt sowohl als spannende Dystopie, als auch als gelungene Umsetzung einer Comic-Vorlage. Dass das Reboot der bessere (Dredd-) Film ist steht daher auch für mich außer Frage.
Auch wenn die 95er Version zugegeben optisch ansprechender und insgesamt abwechslungsreicher daherkommt und mit seinen düsteren Setdesigns, Kostümen und Effekten aller Art positiv zu überraschen und oberflächlich zu unterhalten weiß.
Dem Gegenüber steht ein einfallsloses Drehbuch und ein offensichtlich überforderter Regisseur, der die namhafte Darstellerriege im Regen stehen lässt und z.B. das lachhafte Overacting-Duell zwischen Stallone und Assante einfach geschehen lässt.
Leider kann auch die Action den Karren nicht gänzlich aus dem Dreck ziehen. Dafür fallen die Scharmützel viel zu kurz aus, was wohl auch das Ergebnis einer nachträglichen Zensur ist.
Laut Drehbuchautor Steven E. De Souza („Stirb Langsam“, „Streetfighter“) bekam der Rohschnitt von der MPAA das gefürchtete NC-17 Rating verpasst.
Mangels Zeit für Nachdrehs viel damit auch die erhoffte PG-13 Freigabe ins Wasser und stattdessen wurde der Film ziemlich grob für das akzeptable R-Rating zurechtgestutzt.
Der grausame Tod von Jürgen Prochnow oder der Angriff der Klone, die tatsächlich ursprünglich mehr zu tun hatten, als sich nur zu erheben, viel der Schere zum Opfer, wodurch der Showdown zur konfusen Enttäuschung und damit einem immerhin zum Rest passenden Schlusspunkt verkommt.

Eine große Verschwendung von Potenzial.

Goldberg070
22.10.2018, 19:34
Fasst es gut zusammen. Auch wenn der Film zugegebenermaßen seine nicht unerheblichen Schwächen hat, ich mag ihn trotzdem irgendwie gern. Ich habe auch eine lange Zeit die Stallone-Version gegenüber der mit Karl Urban vorgezogen. Die Urban Version habe ich erst spät schätzen gelernt und sie ist auch an Slys Version inzwischen vorbeigezogen.

Duke Skywalker
26.10.2018, 12:10
Stallone Marathon #26

Assassins (1995)
(Assassins – Die Killer)

Einen letzten Job will der von Schuldgefühlen geplagte Auftragskiller Robert Rath (Sylvester Stallone) noch erledigen und dabei noch einmal groß abkassieren.
Doch Miguel Bain (Antonio Banderas), ein Neuling in der Szene, kommt Rath in letzter Sekunde zu vor.
Der Auftakt zu einem Katz und Maus Spiel, in das auch die Hackerin Electra (Julianne Moore) hinein gezogen wird.

-------------------------

Wer bei den Credits am Ende aufmerksam mitliest wird einige bekannte Namen erspähen.
Joel Silver, der als Produzent von Filmen wie "Stirb Langsam" das Action-Genre maßgeblich prägte, arbeitete hier nach "Demolition Man" zum 2. Mal mit Stallone zusammen.
Silver kaufte die Rechte an der Story zu „Assassins“ sowie ein weiteres Drehbuch mit dem Titel "The Matrix" für je 1 Millionen $ von den Wachowski-Brüdern ab und beauftragte seinen "Lethal Weapon"-Kumpel Richard Donner mit der filmischen Umsetzung des Stoffs.
So ganz einverstanden war der "Superman"-Regisseur allerdings nicht mit der sehr brutalen und düsteren Natur des Skripts und holte für eine Generalüberholung den späteren Oscar-Preisträger Brian Helgeland ("L.A. Confidential", "Payback", "Mystic River") an Bord.
Sehr zum Missfallen der Wachowskis, die sogar vergeblich versuchten ihren Namen durch ein Pseudonym ersetzen zu lassen.
Dieser Ärger wird verständlich wenn man das finale Werk mit dem im Internet verfügbaren Original-Drehbuch vergleicht. Dabei fällt auf, dass der grobe Handlungsverlauf unangetastet geblieben ist, es aber neben dem geänderten Finale und dem reduzierten Gewaltgrad auch Veränderung bezüglich des Hauptcharakters gab. Während die Wachowskis sich sehr detailliert mit dem Innenleben des Killers beschäftigten und dadurch auch der (Liebes-)Beziehung zwischen Auftragsmörder und Zielperson im Gegensatz zum Film das nötige Futter geben, hobelten Donner und Helgeland fleißig Ecken und Kanten der Figur ab, damit sie ins für Stallone typische Schema eines wortkargen Helden passt. Robert Rath geht zwar einem dreckigen Geschäft nach, bewahrt dabei aber einen gewissen Grad von Anstand und Moral, in dem er z.B. Kollateralschäden vermeidet.
Schon der stimmungsvolle Auftakt zeigt die Unterschiede zwischen Film und Vorlage deutlich auf. In beiden Versionen watet Rath zur Dämmerstunde mit seiner nächsten Zielperson (einem Berufskollegen) durch ein Moor um dort den Auftrag abzuschließen. Während im Skript ein längerer Dialog entspinnt, in dem das Opfer sehr menschlich dargestellt aber am Ende trotzdem kaltblütig erschossen wird, präsentiert uns Donner an dieser Stelle einen Monolog, der keinen Zweifel lässt, dass die Welt diese Person nicht vermissen wird. Trotzdem überlasst es Rath aus alter Verbundenheit seinem Kollegen selbst sich zu richten.
Donner zeigt zunächst wenig Interesse daran etwas anderes zu produzieren als einen routiniert gefilmten Actionthriller und hält seinen Helden entsprechend raus aus dem Zwielicht.
Erst nach ca. einer Stunde, die vollgepackt ist mit den für das Genre typischen Schauwerten, ändert sich schlagartig Tempo und Erzählweise und eine auf Suspense und Atmosphäre setzenden Inszenierung tritt in den Vordergrund.
Leider macht sich an dieser Stelle der Substanzverlust gegenüber dem Originaldrehbuch spürbar bemerkbar. Weder die Geschichte noch die Charaktere haben genug Tiefe um die stattliche Restlaufzeit zu tragen.
Immerhin erhält das gemächliche Tempo der 2. Hälfte im finalen Akt seine Legimitation, wenn Donner geschickt mit der Zeit und Erwartungshaltung des Zuschauers spielt.
Denn der betont ruhige Film - die Shootouts finden vornehmlich mit schallgedämpften Waffen statt und die Musikuntermahlung ist mehr als unauffällig - entlädt sich nicht wie gewohnt in einem großen Actiongewitter.
Stattdessen hockt Bain eine gefühlte Ewigkeit mit einem Scharfschützengewehr bewaffnet in einer aufgeheizten Hotelruine und wird vom erfahrenen Rath vorgeführt. Der Zuschauer kann dabei die unangenehme Hitze förmlich spüren.
Leider wird diese meisterhafte Sequenz durch einen von Helgeland angefügten Plottwist abgewertet. Die Wendung zieht die mühsam aufgebaute Energie aus dem packenden Duell zwischen Stallone und Banderas und dient einzig dem Zweck auch den letzten schwarzen Fleck von der erstaunlich weißen Weste der Hauptfigur zu tilgen, so dass der Killer schließlich mit Geld, Frau und reinem Gewissen in den Sonnenuntergang reiten kann.

-------------------------

"The Killer", "Nikita", "Leon" und "Pulp Fiction" sind nur einige Beispiele für Filme, die in einem relativ kurzen Zeitraum vor "Assassins" erschienen und das Thema „Profikiller“ wesentlich interessanter behandelten.
Während sich John Woo, Tarantino und Luc Bessons viel Zeit nahmen um möglichst dreidimensionale Charaktere zu zeichnen und mit Konventionen zu brechen, fühlen sich Helgeland und Donner eindeutig wohler in der 2. Dimension.
Obwohl Bain und Rath dem gleichen Beruf nachgehen werden sie viel zu klar in ein einfaches Gut/Böse Schema gepresst. Stallone ist es deswegen nicht vergönnt aus seiner stereotypen Rolle auszubrechen und war damit wieder einmal ein leichtes Opfer für die "Razzie"-Akademie. Dabei macht Stallone noch das Beste aus den Möglichkeiten und macht die Müdigkeit und fehlende Motivation seines Parts spürbar. Das er insgesamt als Killer wenig glaubwürdig wirkt, liegt also weniger an seiner Darstellung als vielmehr am überarbeiteten Drehbuch und den dort schwach ausgearbeiteten Charakteren, worunter auch Julianne Moore zu leiden hat.
Banderas hat es da mit dem vor Energie strotzenden Bain wesentlich einfacher und er schafft es den Platzhirsch in den erfreulicherweise häufigen Begegnungen der Auftragsmörder in den Schatten zu stellen.
Das der Film trotz der genannten Mängel sehenswert ist, liegt in erster Linie an der sicheren Regie des Routiniers Richard Donner.
Mit dem bewussten Versicht auf großes Spektakel und dem Fokus auf einer dichten Atmosphäre inszeniert Donner selbstbewusst an der Erwartung des gemeinen Stallone Fans vorbei und schafft dadurch einen insgesamt guten Thriller, der sich angenehm von anderen Stallone Filmen der 90er abhebt.
Den Sprung in die Bestenliste versaut sich "Assassins" aber mit der ungleichen Verteilung der Actionszenen, dem damit einhergehenden dramatischen Einbruch des Erzähltempos und vor allem durch den unnötig angehangenen Plottwist.

Der Zerquetscher
26.10.2018, 14:08
Komme gar nicht mehr hinterher. Bin einfach grad immer zu kurz auf dem Board. Zum Glück nicht aus beruflichen Gründen.

Beim Judge Dredd sehe ich das, wie sollte es auch anders sein, wie der Profi. Also wie der Duke. :cool:

Die Sache mit den gekürzten Szenen hatte ich schon wieder ganz vergessen. Wusste ich früher schonmal. Wahnsinn eigentlich, was die Deppen da gemacht haben. So oder so, die Verfilmung von vor 6 Jahren ist dagegen ein Comic-Meisterwerk. Ein sehr starker Film. Über den Stallone Dredd ist den Zeilen vom Duke wirklich alles gesagt, was gesagt werden könnte.

Zum "Assassins" kann ich auch ebenfalls nur sagen: Mehr gibt es da nicht zu sagen. :D Und ich sehe das alles exakt genauso. Find den Film gemütlich, aber wie Dredd und Specialist - kaputtgewerkelt, unausgegoren und von zu vielen Köchen versalzen. Mein Highlight im Film ist halt Banderas, der übrigens im gleichen Jahr seinen Durchbruch mit "Desperado" haben würde. Und zwar dort zu Recht.

Duke Skywalker
26.10.2018, 14:48
Mein Highlight im Film ist halt Banderas, der übrigens im gleichen Jahr seinen Durchbruch mit "Desperado" haben würde. Und zwar dort zu Recht.

In Amerika startete Desperado schon im August 95 und damit vor Assassins. Das war also ein waschechtes Duell zwischen dem alten Hasen und dem neuen Star am Actionhimmel.
Den Aspekt wollte ich auch eigentlich noch aufführen, weil die Parallele zum Filmgeschehen natürlich spannend ist.

Goldberg070
26.10.2018, 16:13
Assassins ist so ein typischer 6 Punkte Film. Durchaus unterhaltsam und solide, aber nicht wirklich was besonderes. Da war deutlich mehr Potenzial vorhanden. Vielleicht sollte man das Originaldrehbuch nochmal verfilmen. Bei der ganzen Reboot- und Remakewelle wäre das ja mal ein anderer Ansatz, sich an die Verfilmung von Originaldrehbüchern von teils stark abgeänderten Filmen zu machen.

Die gesamte Mariachi Trilogie und somit auch Desperados fand ich ehrlich gesagt größenteils ziemlich langweilig, sperrig und sehr, sehr mäßig.

Duke Skywalker
01.04.2019, 12:23
Stallone Marathon #27

Daylight (1996)

Eine gewaltige Chemieexplosion bringt Teile des unter dem Hudson River verlaufenden Holland Tunnels zum Einsturz. Das Leben der wenigen eingeschlossenen Überlebenden liegt in den Händen des ehemaligen Leiters des Katastrophenschutzes Kit Latura, der nach einer folgenreichen Fehlentscheidung entlassen und in Ungnade gefallen ist.
Doch die Zeit läuft gegen ihn und im Tunnel steigt nicht nur das Wasser, sondern aufgrund seiner Vergangenheit auch das Misstrauen Kit gegenüber.
----------------
Es ist aus heutiger Sicht kaum zu glauben, aber als Stallone Mitte der 90er 50 wurde, wollte er dem Actiongenre altersbedingt den Rücken kehren. Übrigens genau wie fast zeitgleich Arnold Schwarzegger. Doch während der seinen Fans mit "Eraser" einen letzten Rated R Kracher servierte, suchte sich Stallone mit "Daylight" einen Film aus, der nahtlos in den nächsten Karriereabschnitt leiten sollte.
Die Wahl war dabei logisch, erlebte der Katastrophenfilmen in diesem Jahrzehnt seine große Renaissance. Ob Wirbelsturm, Perfect Storm, Schiffuntergang, Alieninvasion, große Echsen, Vulkanausbrüche oder Meteoritenhagel - Hollywood legte alles und Schutt und Asche und jede helfende Hand wurde gebraucht.
Stallones Einsatz ist dabei weit weniger apokalyptisch als viele andere Genrevertreter und beschränkt sich auf eine Location. Das bedeutet aber nicht, dass der Film weniger aufwändig daher kommt als die Konkurrenz.
Im Gegenteil: Um die Katastrophe im Holland Tunnel auf die Leinwand zu bringen wurde in in einem Filmstudio in Rom eine gewaltige Kulisse gebaut, die geflutet werden konnte und dem originalen Tunnel in New York sehr nah kam. Mit Hilfe dieses Sets, Miniatur- sowie unterstützenden Computer Effekten lässt es Rob Cohen („The Fast and the Furious“, „Triple X“) hier teils spektakulär krachen.
Allein schon die folgenreiche, unter Zuhilfenahme all der genannten Techniken umgesetzte, Chemieexplosion zu Beginn ist beeindruckend und auch über 20 Jahre später noch ein Genuss mit nur wenigen Alterserscheinungen.
Genre typisch hangelt sich „Daylight“ von einer Actionsequenz zur nächsten und füllt die Zeit dazwischen mit den belanglosen Interaktionen der klischeehaften Nebenfiguren, die uns in den ersten 10 Minuten im Eiltempo vorgestellt werden. Diese Problematik wird in anderen Werken gerne durch einen überraschend namhaften Cast entschärft, so dass der Zuschauer wenigstens darum bangt einen liebgewonnenen Darsteller möglichst lange zu sehen.
Mit einem solchen Luxus kann „Daylight“ nicht aufwarten. Die charismatische Ausnahme bildet Viggo Mortensen, der einen berühmten Bergsteiger mimt. Der Extremsportler versucht einen Weg hinaus zu finden und scheitert daran natürlich spektakulär. Damit erfüllt er die typische Rolle des prominenten Opfers. Eine Verschwendung von Potenzial.
Das beliebte "Wer überlebt?" Tippspiel ist insgesamt aber auch hier wieder der beste Zeitvertreib um sich in den (zum Glück nicht allzu langen) actionfreien Pausen über Wasser zu halten. Ich würde auf den Hund setzen.
Mit im Tunnel sitzt übrigens auch Stallones Sohn Sage, der seine Rolle als Jungendsträfling ganz ordentlich ausfüllt.
Aber ganz klar gehört der Film seinem Papa, der nicht nur die körperlichen Parts sehr gut meistert.
Diesbezüglich hatte Rob Cohen Sorge und wollte ursprünglich einen Darsteller, der besser den "Everyman" verkörpern kann. Sein Favorit Nicolas Cage war dem Studio aber zu riskant und sie wollten lieber einen echten Leading Man und Publikumsmagneten wie eben Stallone.
Was für eine Ironie, das Cage im gleichen Jahr mit „The Rock“ als Actionstar durchstartete und mit „Con Air“ und „Face/Off“ (für den wiederum ursprünglich Stallone und Schwarzenegger eingeplant waren) nachlegte.
Sly gibt hier eine angenehm bodenständige und verletzliche Darbietung und es ist eine echte Stärke des Films, dass auch die anderen Figuren ihre Helden Momente bekommen.
Nebenbei bekam Stallone hier nach „Cliffhanger“ erneut die Gelegenheit diverse Phobien und Abneigungen (Platzangst, Wasser) durch eine Filmproduktion zu kurieren. Neben einem fürstlichen Gehalt, soll dies tatsächlich eines der Hauptgründe gewesen sein, warum Stallone den Part letztlich übernahm.
------------------

Im allgemeinen Katastrophenalarm ging Stallones vorläufiger Abschied aus dem Genre ziemlich unter. „Daylight“ war gemessen am weltweiten Einspiel kein Flop, aber sicher auch nicht der erhoffte große Hit. Obwohl aufwendig inszeniert und dank vieler praktischer Effekte auch besser gealtert als „Twister“ oder „Vulcano“, klang ein klassisches Retter-Abenteuer in einem biederen Tunnel Szenario wohl schon per se nicht aufregend genug.
Fans dieser Filmsparte oder des Hauptdarstellers machen hier aber trotz typischer Mängel nichts verkehrt und können „Daylight“ ruhig eine Chance geben. Man könnte den Machern sogar zu gute halten, dass sie sich der Probleme bewusst sind und deswegen lieber sofort zur Sache kommen und sich eine überlange Exposition sparen, die – so beweist es Emmerich z.B. immer wieder - am Ende eh keinen Deut bessere Figuren kreiert.

Goldberg070
02.04.2019, 10:47
Daylight müsste ich mir tatsächlich mal komplett ansehen. Habe ihn bislang nur ausschnittsweise gesehen. Liegt auch daran, dass mich solche Katastrophenfilme kaum reizen. Mal schauen, ob ich irgendwann mal drüberstolpere.


P.S.: Vielen Dank Duke, dass es weitergeht! :) :dh:

FearOfTheDark
02.04.2019, 11:07
Daylight war einer meiner Lieblingsfilme, als ich 15/16 Jahre alt war. Hab ihn aber auch seitdem nicht mehr gesehen :D

Der Landknecht
02.04.2019, 11:15
Habe den vor gut drei Jahren gesehen. Konnte mich nicht wirklich begeistern. Zu formelhaft, und wenn ich mir meine knappe Kritik dazu anschaue, hat mich wohl auch die christliche Symbolik genervt. Was genau das war, kann ich nicht sagen. Dementsprechend wenig Eindruck hat der Film auf mich wohl hinterlassen.

Duke Skywalker
02.04.2019, 12:14
Habe den vor gut drei Jahren gesehen. Konnte mich nicht wirklich begeistern. Zu formelhaft, und wenn ich mir meine knappe Kritik dazu anschaue, hat mich wohl auch die christliche Symbolik genervt.

Ihre Flucht führt sie in die ehemaligen Aufenthaltsräume der Tunnelarbeiter. Diese haben dort auch eine kleine Kapelle eingerichtet (was ja nichts ungewöhnliches ist).
Woran du dich vermutlich gestoßen haben dürftest, ist die Tatsache, dass der Ausweg hinter dem großen Jesuskreuz liegt. Man könnte also tatsächlich interpretieren, dass hier eine "Jesus ist der Ausweg aus der Krise" Symbolik steckt.
Andererseits gehen sie nicht gerade pfleglich mit dem Erlöser um. :D

Der Landknecht
02.04.2019, 13:35
Ihre Flucht führt sie in die ehemaligen Aufenthaltsräume der Tunnelarbeiter. Diese haben dort auch eine kleine Kapelle eingerichtet (was ja nichts ungewöhnliches ist).
Woran du dich vermutlich gestoßen haben dürftest, ist die Tatsache, dass der Ausweg hinter dem großen Jesuskreuz liegt. Man könnte also tatsächlich interpretieren, dass hier eine "Jesus ist der Ausweg aus der Krise" Symbolik steckt.
Andererseits gehen sie nicht gerade pfleglich mit dem Erlöser um. :D

Symbolik ist ja auch per se nichts Schlechtes, es sei denn, sie wird einem geradezu ins Gesicht gedrückt. Mit das schlimmste Beispiel dürfte Birdemic sein. Die pseudoschwangeren, symbolischen Dialoge im Film... holy shit. Dagegen ist Tommy Wiseau ein Meister seines Faches. :boxer:

Der Zerquetscher
02.04.2019, 13:43
Jetzt habe ich Lust auf "Daylight"......

MegAltronF
02.04.2019, 15:32
Jetzt habe ich Lust auf "Daylight"......

Ich auch, gestern schon:D

Duke Skywalker
02.04.2019, 16:41
Stallone Marathon #28

Cop Land (1997)

In einer kleinen Stadt in New Jersey haben sich einige New Yorker Cops mit der Hilfe von Schmiergeldern ihr kleines Paradies errichtet. Damit Drahtzieher Ray Donlan (Harvey Keitel – „Reservoir Dogs“) und Co. ihren korrupten Plänen ungestört nach gehen können, haben sie den gutmütigen und dankbaren Freddy Heflin als Sheriff installiert, dessen großer Traum selber Polizist zu werden an einem einseitigen Hörschaden scheiterte.
Die trügerische Idylle wird gestört, als Rays Neffe, der aufstrebende Polizist Murray „Superboy“ Babitch (Michael Rapaport - „Deep Blue Sea“) unter Alkoholeinfluss 2 unbewaffnete Schwarze erschießt. Als der Versuch scheitert den Jungen am Tatort durch eine nachträglich platzierte Waffe zu decken, entschließt sich Ray den Selbstmord seines Neffen vorzutäuschen.
Damit ruft er den Internal Affairs Ermittler Moe Tilden (Robert De Niro - „Taxi Driver“) auf den Plan. Da „Cop Land“ aber außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs liegt ist er auf die Hilfe des Sheriff angewiesen.
Doch dieser lässt sich nur schwer dazu bewegen seine Freunde und Unterstützer zu verraten.
----------------

„Cop Land“ war erst der 2. abendfüllende Spielfilm des damals 33 jährigen Autor und Regisseur James Mangold („Walk The Line“, „Logan“) und dennoch standen die Topstars Schlange um Teil des Projekts zu werden. Unter ihnen auch Sylvester Stallone, der für die große Chance im dramatischen Fach Fuß zu fassen bereit war auf seine übliche üppige Gage zu verzichten und für den vom der Gewerkschaft vorgeschriebenen Mindestsatz im rund 10-15 Millionen teuren Cop-Thriller mitzuspielen.
Doch Mr. Mangold hatte noch eine andere Anforderung an den Actionstar: Um den Part des Kleinstadt-Sheriff glaubwürdig verkörpern zu können, sollte der Bodybuilding Verrückte Stallone seine Heroen-Gestalt durch die Zunahme von ca. 12 Kilo verunstalten.
Den weitaus schwierigeren Part der Transformation musste Stallone aber durch den Einsatz seiner eingerosteten Fähigkeiten als Schauspieler bewältigen. Und er erledigt dies mit Bravour.
Als würde er noch mal 10 Kilo mehr wiegen schlendert Sly in gedrungener Haltung durch den Film, lässt sich ständig unterbuttern und versucht verschüchtert Anschluss zu finden bei seinen Vorbildern aus der großen Stadt. Es ist nicht so das Stallone seine Kollegen an die Wand spielt – das gibt seine Figur auch nicht her – aber er unternimmt überzeugend eine 180° Drehung im Vergleich zu seinem üblichen Rollenprofil und es ist fast schmerzhaft zu sehen, wie „Rocky“ hier vorgeführt wird.
Keitel, Liotta und De Niro können hingegen aus ihrer Komfortzone heraus agieren, was ihre Leistung aber in keinster weise schmälern soll.
Ganz im Gegenteil: Es ist durch die Bank weg ein absolutes Vergnügen den Interaktionen der (korrupten) Bullen beizuwohnen. Wenn „Cop Land“ eine Schwäche hat, dann die das wir davon viel zu wenig bekommen. James Mangold Drehbuch wäre ein idealer Ausgangspunkt für eine hochwertige TV-Mini Serie, dass vor allem das Leben der Antagonisten stärker durchleuchtet.
Denn für einen Thriller über korrupte Polizisten bewegt sich „Cop Land“ erstaunlich wenig in Grauzonen.
Das liegt daran, dass James Mangold sich zwar optisch an Crime-Filmen der 70er orientiert (De Niro sieht z.B. aus wie ein Zeitreisender aus der Epoche) thematisch hingegen aber eher am amerikanischen Western.
„Cop Land“ ist im Herzen eine klassische Helden Geschichte über einen Sheriff, der sich irgendwann entschließt nicht mehr die Augen vor der Wahrheit zu verschließen und schließlich mit der Flinte in der Hand für Ordnung sorgt.
Die Szene, in der Heflin sich mit seinem Kronzeugen im Büro verschanzt, auf den Morgen wartet und seinen verängstigten Deputy nach Hause schickt ist genauso ein typischer John Wayne Moment wie der finale Showdown. Dieser ist nicht nur aufgrund der vorangegangenen Peinigung des Sheriff enorm wirkungsvoll, sondern auch weil Mangold hier ein einziges Mal von seiner schnörkellosen Inszenierung abweicht und uns die Schießerei mit den Ohren des zu diesem Zeitpunkt tauben Freddy hören lässt.
Ein wichtigen Part im Finale nimmt auch Ray Liotta ein, der als Einziger aus dem Gut/Böse Schema ausbrechen darf. Auch deswegen ist der Charakter Figgsy der heimliche Showstealer des Films.
Ständig auf Koks und auf 180 wechseln sich bei ihm wilde Schimpftiraden und an an Freddy gerichtete Motivationsversuche ab. Obwohl er völlig die Kontrolle über sein Leben verloren hat und im Zuge dessen einen Versicherungsbetrug mit Todesfolge begeht wird er zum Sympathieträger.
„Cop Land“ hätte insgesamt noch mehr Ambivalenz vertragen können.

….....................................

Ich liebe jede einzelne Sekunde des Films und könnte diesem genialen Ensemble stundenlang zuschauen. Allein an der starken Performance des in dieser Hinsicht zu vor eher unauffälligen Robert Patricks („T2“) kann man erahnen wie anstachelt die wahrscheinlich sehr kompetitive Atmosphäre am Set war. Rechts Vorbilder wie De Niro und Keitel, Links Charakterdarsteller wie Arthur J. Nascarella („Sopranos“), Frank Vincent („GoodFellas“), John Spencer („The Rock“), Ray Liotta und geradeaus der Weltstar Stallone.
Die Hoffnung auf die großen Filmpreise war entsprechend groß, blieben am Ende aber unerfüllt.
Und das ist leider verständlich. Selbst im (empfehlenswerten) Directors Cut kommt der Film nicht auf 2 Stunden, was dem Unterhaltungswert zu gute kommt, aber verhindert das die wichtigsten Figuren und der Plot zur vollen Entfaltung kommen.
James Mangolds nimmt den kürzesten Weg zum Ziel und verzichtet auf große Überraschungen.
Spannung kommt daher auch weniger durch den Kriminalfall um „Superboy“ auf, sondern viel mehr durch die angespannten Interaktionen der Gesetzeshüter.
Doch auch wenn der Film am Ende seinem Hype nicht gerecht wurde und viel Potenzial liegen gelassen wird ist James Mangolds 2. Regiearbeit ein beeindruckend routiniert erzählter und gefilmter urbaner Western, der seine Darsteller glänzen lässt.
Kein Meisterwerk, aber einer meiner persönlichen Favoriten in dieser Reihe.

Der Landknecht
02.04.2019, 16:43
Den muss ich mir nochmal angucken. Kann nicht akzeptieren, dass ich ihn damals mittelmäßig fand. Vielleicht wirkt er heute besser. Mit Suspiria ging es mir ja ähnlich. Anfangs für schlecht befunden, jetzt für ein grandioses Werk haltend.

Duke Skywalker
02.04.2019, 17:22
Inhaltlich ist er auch mittelmäßig. Aber die Darsteller hauen es raus. :)

Der Landknecht
02.04.2019, 17:31
Inhaltlich ist er auch mittelmäßig. Aber die Darsteller hauen es raus. :)

Reicht für eine zweite Sichtung. Obschon ein Film halt mehr bieten muss als nur geile Darsteller.

Goldberg070
02.04.2019, 17:54
Reicht für eine zweite Sichtung. Obschon ein Film halt mehr bieten muss als nur geile Darsteller.Kommt auf den Film an. Spencer/ Hill Filme leben nur von den Darstellern und der Synchro. :D

Cop Land muss ich endlich mal gucken. Schiebe ich schon viel zu lange vor mir her...

Duke Skywalker
18.05.2021, 21:16
Stallone Marathon #29

Get Carter (2000)

Jack Carter (Sylvester Stallone) arbeitet in Las Vegas als Geldeintreiber für die Mafia. Als sein Bruder Ritchie bei einem Verkehrsunfall stirbt begibt sich der misstrauische Jack nach Seattle um die Umstände von Ritchies Ableben aufzuklären. Doch er stößt auf Widerstand bei den örtlichen Kriminellen und auch sein Boss in Vegas ist wenig begeistert von Carters außerplanmäßigen Aktivitäten.

--------------------------

Für seine Rolle in „Cop Land“ erntete Sylvester Stallone vornehmlich Kritiker Lob. Dennoch blieben weitere Angebote für Rollen im dramatischen Fach aus. Auch der Weg zurück ins Action Genre blieb ihm verwehrt. Dieses wurde längst von neuen Helden beherrscht. Darunter ironischerweise Darsteller wie Nicolas Cage oder Will Smith, die aus Sparten stammten, in denen Sly vergeblich versuchte (wieder) Fuß zu fassen.
Und so verschwand Stallone unfreiwillig für drei Jahre von der Bildfläche. Immerhin seine Stimme war im Animation-Hit „Ants“ zu hören. Außerdem drehte er in dieser Zeit einen Thriller, der allerdings nach katastrophalen Reaktionen eines Test Publikums für Jahre im Giftschrank landete.
So kehrte Stallone erst nach der Jahrtausendwende mit einem Werk zurück ins Kino, das voll in diese Zeit passt und damit alte Fans eventuell irritiert zurück lassen dürfte.
Optisch und musikalisch präsentiert sich "Get Carter" irgendwo zwischen „Snatch“ (2000) und „Oceans Eleven“ (2001). Allerdings ohne den selbstbewussten Stil von Guy Ritchie oder Steven Soderbergh zu treffen. Schräge Kameraeinstellungen, Überblendungen, schnelle Schnitte - sofern man es beherrscht können solche Effekte das Sehvergnügen durchaus steigern. Im gegenteiligen Fall geben sie dem Werk aber den Glanz einer Abschlussarbeit an der Filmschule.
Da wäre zum Beispiel die eigentlich völlig unspektakuläre Suche nach einem Datenträger im Haus des verstorbenen Bruders. Es fängt harmlos an mit einer ruhigen, mehre Sekunden langen Einstellung von Jacks Ankunft. Plötzlich eine dramatische Zeitlupe. Harter Schnitt. Carter steht im Haus, die Spannungsmusik wird auf Anschlag hochgedreht. Die Kamera wackelt, jemand drückt versehentlich auf die Schnelllauftaste. Dolly-Zoom. Der Groschen ist gefallen. Was nicht dramatisch ist, soll dramatisch erscheinen.
Natürlich wirkt sich das Stilmittel-Bingo auch negativ auf die wenigen Actionszenen aus. Beispielweise legt die Kamera während einer Verfolgungsjagd den Fokus auf eine Tai-Chi Trainingsgruppe während der in Lebensgefahr schwebenden Antihelden durch den Hintergrund braust.
Der obligatorischen Rachefeldzugs am Ende lies ich mich sogar kurz über die Altersfreigabe rätseln, da die unnötigen Effekte die Gewalt stark maskieren. Durchaus üblich für diese Zeit, wo Actionfilme und Comicverfilmungen Teenager vermehrt zum Zielpublikum machten.
Einiges passiert sogar komplett im Off und lässt in einem Fall auch Spielraum für Interpretation. Das R-Rating verdient sich „Get Carter“ somit in erster Linie durch den Gebrauch eines bestimmten Schimpfwortes.
In Deutschland vergab die damals durchaus noch strengere FSK dem Film trotz der klaren Selbstjustizthematik und dem indizierten Original auch nur den blauen 16er Sticker.
Doch es ist nicht alles schlecht. Die Geschichte ist gut. Simpel aber garniert mit einem unangenehmen Twist. Dafür kann man nur leider niemanden der Beteiligten wirklich loben, handelt es sich doch um relativ treue Neuverfilmung des in den 90ern wiederentdeckten Michael Caine Klassikers aus dem 70ern.
Stallone ist derweil kein Vorwurf zu machen. Tatsächlich sind hier eher seine Fähigkeiten als Schauspieler gefragt und die Momente mit seiner Film-Nichte sind wirklich gut gespielt.
Unterstützung erfährt der Action-Rentner von einem illustren, routinierten Supportcast (John C. McGinley, Mickey Rourke, Alan Cummings, Michael Caine) in typischen Rollen.

---------------------------

Auch wenn es so klingen mag bin ich kein ewig gestriger Old Schooler, der Filmschnitte zählt und aus dem Sessel springt wenn die Kamera wackelt. Im Gegenteil stehe ich dem Einsatz von Stilmitteln völlig offen gegenüber. Es sollte nur von Anfang bis Ende so wirken, als wären diese von Beginn an Teil der filmischen Vision gewesen. „Man on Fire“ (2004) ist dafür ein Paradebeispiel. In meinen Augen ein Gesamtkunstwerk. Im Gegensatz zu anderen maßlosen Werken von Tony Scott aus dieser Zeit. „Get Carter“ erreicht nie das Level eines 2000er Tony Scott LSD Trips, aber es setzt die Bildmanipulationen immerhin so häufig ein, dass die guten Sequenzen, nämlich jene wo durch Filter, Verzerrungen und schräge Einstellungen die Gemütslage der Hauptfigur treffend visualisiert wird untergehen. Zu häufig wirkt es so, als hätte man im Nachgang wie ein verzweifelter Musikproduzent an den Reglern gespielt um das Stück noch zu retten. Stallone auf Autotune. Das würde auch den richtungslosen und oftmals nervenden Score von Tyler Bates erklären.
Doch das alles rückt nur deswegen in den Vordergrund, weil mich „Get Carter“ ehrlich gesagt ziemlich langweilt. Weder die Romanvorlage noch die Erstverfilmung sind mir bekannt und doch bilde ich mir ein die Anziehungskraft des Klassikers zu verstehen. Ein skrupelloser Gangster taucht in eine Welt ab, in der selbst er sich noch schmutzig machen kann. Da passt der Pulp-Charme des Originals wie die Faust aufs Auge.
Die Hochglanzoptik des Remakes hingegen verfehlt das Zeil. Vielmehr erweckt Jacks Suche nach der Wahrheit lange Zeit mehr den Eindruck eines ordinären Verwandtschaftsbesuch zur Weihnachtszeit. Der Kreis der handelnden Personen ist dabei so überschaubar, dass das Moloch eher wie eine Matschpfütze wirkt. Das man Seattle als Schauplatz wählte hatte sicher auch eher finanzielle Gründe. Zur Atmosphäre trägt die Stadt nichts bei. Im Gegenteil.
Als Jack Carter die unangenehme Wahrheit herausfindet keimt kurz Hoffnung auf. Carter ist am Boden, am Rande des Wahnsinns. Stallone spielt das gut, die Inszenierung ist passend. Um so mehr enttäuscht dann aber wiederum der handzahme Schlussakt.
Stallones Start ins neue Jahrtausend ist keine Vollkatastrophe, aber steht in der Summe der Fehler für mich klar für das Schlechte dieser Periode des (Action-)Kinos. Für experimentelle Inszenierung, uninspirierte Remakes und leider auch für den Niedergang von Ikonen.

Goldberg070
19.05.2021, 09:54
Der ist bisher völlig an mir vorbeigegangen... Klingt jetzt aber auch nicht gerade nach einem Must See... :D

Duke Skywalker
22.05.2021, 11:33
Stallone Marathon #30

Driven (2001)

Rennfahrer Joe Tanto (Stallone) wird vom mit allen Wassern gewaschenen Rennstallbesitzer Carl Henry (Burt Reynolds) aus dem Ruhestand geholt um den ins Schlingern geratenen Jimmy Bly zu helfen. Der junge aufstrebende Star liefert sich nicht nur auf der Strecke ein Duell mit dem deutschen Top Star Beau Brandenburg (Til Schweiger) sondern hat auch noch ein Auge auf Beaus Ex-Freundin geworfen.
--------------------------

Stallone verliebte sich in den Neunzigern beim Besuch eines Formel 1 Rennens in den Sport und die Idee einen Film darüber zu drehen. Parallel dazu entwickelte auch Stallones Cliffhanger-Buddy Renny Harlin das Interesse an einer Biografie über Ayrton Senna. Als Beide individuell scheiterten die notwendigen Rechte und Lizenzen zu erhalten, taten sie sich zusammen um eine fiktive Geschichte über US Champ Cars zu drehen. Mit dem Ergebnis "Driven" fuhren sie leider voll in die Leitplanke.
Warum dieser Rennsport Film nicht funktioniert ist dabei gar nicht so leicht zu erklären. Alle inhaltlichen Kritikpunkte, die ich anführen könnte, kann man durchaus auf andere Sportfilme übertragen, die ich persönlich sehr mag. Es geht in "Driven" um die bekannte Story über den attraktiven Neuling, der zunächst Erfolge feiert, dann aber erkennen muss, dass Talent allein nicht ausreicht um das ganz große Ziel zu erreichen. Erst durch die Hilfe eines lebenserfahrenen Mentors gelingt die Rückkehr in die richtige Spur.
Unter anderem "Days of Thunder" und Disneys "Cars" erzählen Varianten dieser klassischen Geschichte, die eine perfekte Blaupause und solide Basis für jeden Sportfilm darstellt. Aber sie verpflichtet auch dazu die Simplizität der Handlung durch andere Elemente zu kontern. Durch packende Action, einen mitreißenden Soundtrack und eine packende Atmosphäre z. B.
Grundsätzlich sind die Voraussetzung dafür bei "Driven" gut. Renny Harlin hat nachgewiesen, dass er ein fähiger Action-Regisseur ist. Stallone hat mit der "Rocky"-Reihe einige der besten Sportfilme der Filmhistorie erschaffen.
Doch der Stern der Beiden Produzenten und damit Hauptverantwortlichen für "Driven" war seit den glorreichen 80/90ern gesunken. Stallones letzter Hit lag eine Weile zurück und Renny Harlins Vita war immer noch durch den Mega-Flop "Die Piratenbraut" gebrandmarkt.
Dadurch tummelt sich hier nicht gerade die Hollywood Elite am Set.
Charisma und Starpower sind aber zwingend nötig wenn Story und Charaktere vom Reißbrett stammen. Egal ob es nun wirklich stimmt, dass Leo DiCaprio die Hauptrolle übernehmen sollte, aber man kann sich vorstellen wie ein Darsteller seines Kalibers die Produktion verändert hätte.
Vielleicht wäre es Stallone dann leichter gefallen, sich in den Hintergrund zu begeben und sich wirklich auf die Mentoren Rolle einzulassen. So bekommt er seine eigene Lovestory, einen Konflikt mit der Ex-Frau und ihrem neuen Partner und gibt sowohl dem Protagonist als auch dem Antagonisten Lebenstipps um deren Liebesdreieck aufzulösen. Ein aktiver Rennfahrer mit Ambitionen ist er übrigens auch noch.
Da ist zu viel los und das Beziehungsgeflecht erinnert an eine Nachmittagsserie. Der Rennsport rückt dabei in den Hintergrund oder wird auf haarsträubende Weise eingebaut ins seifige Drama.
Als Beau Brandenburg (Til Schweiger) die eigentlich beendete Liebe mit der Herzensdame mit einem Heiratsantrag revitalisiert schnappt sich der verprellte und gekränkte Jimmy Bly einen Rennwagen und brettert durch Chicago. Verfolgt von Mentor Tanto (Stallone). Die Verfolgungsjagd ist die einzige ordentliche Actionszene im Film. Allerdings regt sie gleichzeitig zum Lachen an. Weil sie ohne strafrechtliche Konsequenzen bleibt. Weil niemand umkommt und weil Stallone bei voller Fahrt durch einen Tunnel und entsprechend Trommelfell zerreißender Lautstärke seinen Protege verbal zur Aufgabe auffordert.
Leider wird diese einsame Oase der Unterhaltung durch schlechte CGI Effekte torpediert. Ein Mangel, der sämtliche Rennsequenzen betrifft, tatsächlich aber nicht die schlimmste Sünde ist. Renny Harlin findet überhaupt keinen Zugang zum Geschehen und keine Lösung das Geschwindigkeitsgefühl auf den Zuschauer zu übertragen. Der immer mal wieder einsetzende Motion Blur Effekt beispielsweise sieht schrecklich aus. Der an ein Videospiel erinnernde gleichförmige Score von Electro-Künstler BT bringt den Adrenalinspiegel auch nicht hoch.

---------------------------

Inhaltliche Schwächen sind im Sportfilm weder neu noch ein größeres Problem. Es gibt ausreichende Möglichkeiten diese zu kaschieren.
Die Dreharbeiten zu "Days of Thunder" begannen ohne ein fertiges Drehbuch. Aber wenn es in Tony Scotts Film auf die Rennstrecke geht, dann bläst einem der spürbare Fahrtwind jegliche negativen Gedanken aus dem Hirn.
Renny Harlin vermittelt einem das Geschwindigkeitsgefühl einer Fahrt durch den Berufsverkehr.
Das gilt gleichermaßen für die CGI verseuchten selbstproduzierten Rennsequenzen, als auch für Realaufnahmen aus der CART-Rennserie, die starke Zweifel an der Leidenschaft von Harlin und Stallone aufkommen lassen.
Vielmehr wirkt "Driven" verbittert und faul. Als wollte man das Projekt endlich aus dem System haben. Für die US Rennserie interessiert man sich kaum, kratzt was Technik und Regeln angeht nicht mal an der Oberfläche und der Blick in die Boxengasse geht nicht über das hinaus was man auch bei einer Fernsehübertragung sehen würde. Atmosphäre kommt so keine auf. Man wollte eben eigentlich mit der Formel 1 ins Bett. Davon zeugt auch der deutsche Rennfahrer an der Spitze und der internationale Rennkalender.
Damit kommen wir nicht drum herum am Ende noch mal über das Fundament, das Drehbuch zu sprechen und damit über den absoluten kreativen Tiefpunkt in Stallones Karriere.
Sein Drehbuch ist schlecht. So mies, dass es sich gar nicht lohnt über die laienhaft argierenden Darsteller zu meckern. Stallone schickt ihre Charaktere in lachhafte Situationen und lässt sie Gefühls-Achterbahn fahren. Und immer wieder kommt aus dem nichts Joe Tanto daher und gibt den weisen Erklärbär.
Konflikte kommen und lösen sich wundersam auf und am Ende haben sich alle lieb.
"Driven" ist ein Trauerspiel. Ein kollektives Versagen. Totalschaden.

Duke Skywalker
26.05.2021, 20:48
Stallone Marathon #31

D-Tox (2002)
(D-Tox - Im Auge der Angst)


FBI-Agent Jake Malloy wird zum Ziel eines brutalen Polizistenmörders. Dieser will den Ex-Cop lieber leiden sehen statt einfach zu töten und kürt deshalb dessen Lebensgefährten zu seinem nächsten Opfer.
Schwer traumatisiert wird Jake in eine Klinik eingewiesen. Bald wird ihm klar, dass auch der Killer dort ist.

----------------------

„D-Tox“ sollte ursprünglich 1999 in die Kinos kommen, doch ein Testpublikum lies das Werk komplett durchfallen. Universal ordnete daraufhin Änderung am Drehbuch und Nachdrehs an.
Soweit nicht ungewöhnlich. Laut Stallone war der ursprüngliche Produzent da schon abgesprungen und verpasste dem Projekt damit das Antlitz eines sinkenden Schiffs. Irgendwann verlor Universal komplett das Interesse und der Film wanderte für Jahre im Giftschrank. Ein wesentlich kleineres Studio erwarb schließlich die Vertriebsrechte und zeigte „D-Tox“ sogar noch in einigen wenige Kinos, wodurch er offiziell zu einem der größten Flops in Stallones Karriere wurde.
In der Regel werden interessierte Zuschauer "D-Tox" allerdings zuerst im Heimkino gesehen haben ohne zu ahnen, dass es sich ursprünglich um eine Kinoproduktion gehandelt hat. Den Vergleich zu den üblichen Videotheken-Kloppern dieser Zeit mit Van Damme und Seagal gewinnt der Thriller vor allem optisch deutlich. Vor allem das erste Drittel sieht nach Hollywood aus und ist eine komprimierte Variante von "Sieben" und anderen Ritualmörder Geschichten. Stallone bekommt die Gelegenheit die komplette Gefühlspalette rauf und runter zu spielen und genießt es sichtlich. Makeup und Effekt-Team zaubern ein paar delikate Leichen und es herrscht eine angenehm angespannte Atmosphäre. Da stört es nicht, dass der Fuß extrem auf dem Gaspedal steht. Denn eigentlich dient das alles nur als Einleitung für den Hauptakt.
Im Grunde setzt „D-Tox“ dort an wo „Sieben“ aufhört. Der Killer hat das Spiel gewonnen, der Ermittler hingegen hat alles verloren. Unseren Helden Malloy treibt das in eine Alkoholsucht und zu einem Selbstmordversuch.
Also wird er in eine Entzugsklinik geschickt. Hier beginnt das Stallone-Vehikel langsam aus der Spur zu treten, denn der Handlungsort wirkt wenig plausibel, weil eher wie ein Gefängnis. Dunkel, kalt, hoffnungslos. Wer vorher noch nicht lebensmüde war, der dürfte es dort nach wenigen Tagen werden. Verhindern soll dies ein kleiner Staff von gerade mal 5 Personen (+ einem Hausmeister), von denen einer wenn ich es richtig verstanden habe eigentlich selbst in Behandlung gehört und ein anderer von der ersten Sekunde als unsympathisches Arschloch dargestellt wird.
Natürlich versucht man damit eine falsche Fährte zu legen. Damit wird der Zuschauer aber für dumm verkauft.
Man ahnt früh wer der Täter ist und bekommt rasch Gewissheit, weil ungelogen in den ersten 15 Minuten schon 2 potenzielle Kandidaten ermordet werden.
Trotz gewöhnungsbedürftiger, aber immerhin ungemütlicher Kulisse wäre hier spannendes Cluedo drin gewesen. Doch dafür geht alles zu schnell. Durch einen Leichenfund wird klar, dass es einer der hier zur Therapie ansässigen Cops sein muss und auch die Hautfarbe des Mörders wird unnötigerweise innerhalb der ersten halben Stunde schon verraten. Theoretisch bleiben dadurch zwar noch ein paar potenzielle Killer übrig, doch angesichts des klischeehaften Verhaltens aller Charaktere schlägt das eigene Bauchgefühl schnell auf die richtige Person an.
Das ist Schade, weil sonst nicht viel übrig bleibt, was D-Tox vor dem Label „gesehen und vergessen“ retten könnte. Deshalb sprintet man in der letzten Stunde wohl auch ins Ziel.
------------------------------

Aus einem gewissen Blickwinkel betrachtet nimmt „D-Tox“ schon fast eine tragische Stellung innerhalb Stallones Filmographie ein. Eine halbe Stunde darf der Actionheld vom Kino Abschied nehmen bevor er in die triste Welt der B-Movies abgeschoben wird, wo andere gefallene Helden wie Kris Kristofferson und Tom Berenger schon auf ihn warten.
Mag sein, dass die Kulisse am Ende gar nicht so günstig war wie sie aussieht, aber die trostlose Bunkeratmosphäre riss mich mehr raus, als das sie den Horror verstärkte. Spannung kommt jedenfalls nicht auf. Dank des hohen Erzähltempos aber immerhin auch keine Langweile. Tatsächlich werden dadurch sogar viele Minuspunkte effektiv kaschiert, weil einem keine Denkpause gewährt wird. So fallen die mangelhafte Charakterzeichnung, die unterentwickelte Beziehung zwischen Cop und Killer und dessen teils unplausiblen, teils folgenlosen Taten während der Ansicht zwar auf, werden einem aber erst in der Rückschau richtig bewusst.
„D-Tox“ ist daher ein Kinoticket sicher nicht wert, aber wer den Film günstig leihen kann oder umsonst im Stream oder TV entdeckt darf ruhig einen Blick riskieren.

Goldberg070
26.05.2021, 21:11
Bald hast du die schlimmen Gurken hinter dir. Dauert nicht mehr lange, durchhhalten! :)

Duke Skywalker
27.05.2021, 10:16
Stallone Marathon #32

Avenging Angelo (2002)


Frankie Delano (Sylvester Stallone) hat praktisch sein ganzes Leben in der Mafia verbracht und im Paten Angelo Allieghieri (Anthony Quinn) eine Vaterfigur gefunden. Ihre Beziehung war so eng, dass Frankie den Auftrag erhielt Angelos Tochter Jennifer (Madeleine Stowe) zu beschützen ohne dass diese davon etwas ahnt. Denn Angelo musste sie zu ihrem Schutz als Baby in die Obhut einer anderen Familie geben, da verfeindete Familien drohten alle Kinder von Angelo zu töten.
Nach dem Allieghieri Opfer eines Anschlags wird erfüllt Frankie ihm seinen letzten Wunsch und offenbart Jennifer die Wahrheit. Nun hat Allieghieris Tochter eine Zielscheibe auf dem Rücken weshalb Frankie ihr nicht mehr von der Seite weicht.
----------------------------------

Stallone verabschiedete sich 1995 mit „Daylight“ vom Actionfilm und es begann eine mehrjährige berufliche Sinnkrise.
Dass ihn seine Genre-Odyssee irgendwann wieder zur Komödie führen würde war praktisch unvermeidbar. Seine bisherigen komödiantischen Gehversuche scheiterten praktisch schon mit Slys Besetzung. Für „Rhinestone“ fehlte ihm jegliches musikalisches Talent. „Oskar“ war humoristisch spürbar nicht Stallones Kragenweite. So waren die Filme nicht einfach nur schlecht, sie ließen Stallone auch jedes mal wie ein Fisch an Land aussehen und blieben damit in negativer Erinnerung. „Avenging Angelo“ begeht diesen Fehler nicht. Die Rolle des Frankie Delano passt perfekt zu Stallone und seinem zurückhaltenden, eigenwilligen Humor. Seine auch im Alter noch stattliche Statur passt zur ausgeübten Tätigkeiten und er wird nicht in Situationen geschrieben, die irgendwas verlangen was er nicht kann. „Avenging Angelo“ erzielt seine Lacher mit einem Mix aus Situationskomik und Wortwitz. Gerne mit schwarzhumorigen Einschlag. Die Beseitigung der diversen auf Jennifer angesetzten Killer ist mit Abstand der gelungenste Runninggag des Films. Wenn die Szene doch mal Körpereinsatz erfordert und etwas alberner wird, dann überlässt das Drehbuch diese Aufgabe sinnigerweise Madeleine Stowe, die das auch souverän meistert. Zwischen ihr und Stallone passt auch die Chemie und der Film lässt sich ausreichend Zeit die romantischen Gefühle zwischen den Beiden langsam aufzubauen, wodurch das unvermeidliche Zusammenkommen von Bodyguard und (unfreiwilliger) Klientin nicht unangenehm wirkt.
Ein großer Bonus und Gewinn ist der 2001 verstorbene Anthony Quinn in der Titelrolle. Für den 2fachen Oscar Gewinner war dies die letzte Rolle und auch wenn der Film nicht der große Wurf ist, war dies doch ein würdiger letzter Part. Charmant und warmherzig spielt er den väterlichen Mafia-Paten und in den gemeinsamen Szenen steht Sylvester Stallone der Respekt vor Quinn ins Gesicht geschrieben.

-------------------------------------

Erst 2004 wurde diese Gangster-Komödie in Deutschland veröffentlicht und dürfte mit Titel und Cover (grimmiger Stallone mit Waffe) den ein oder anderen auf die falsche Fährte locken.
Schade, denn es handelt sich tatsächlich um die beste reine Komödie mit Sylvester Stallone in der Hauptrolle. Natürlich lag die Messlatte auch nicht gerade hoch, aber der Muskelmann kann sich hier wirklich rehabilitieren. Sogar die romantischen Parts meistert er mit Bravour. Mit Madeleine Stowe hat er allerdings auch einen dankbaren Konterpart.
„Avenging Angelo“ ist keine pausenlose Gagparade, doch musste ich überraschend oft schmunzeln und lachen. Abgesehen von wenigen Momenten in denen Jennifers Gedanken in eine romantische Fantasiewelt abdriften ist der Film angenehm unaufgeregt in Szene gesetzt und hat mit knapp 90 Minuten auch die perfekte Laufzeit. Lediglich das Ende hätte man sich in der Form sparen sollen. Hier driftet der Film auf der Zielgraden ab in billige Actionfilm-Klischees. Das ist nicht nur ziemlich konstruiert, sondern vor allem auch amateurhaft inszeniert. Immerhin ist die Kulisse auf Sizilien ein echter Hingucker.
Da gibt es doch glatt eine vorsichtige Empfehlung.

Goldberg070
27.05.2021, 11:12
Der Streifen ist komplett an mir vorbeigegangen. Der kommt auf die Liste, klingt auf jeden Fall nicht ununterhaltsam und allein, weil es Anthony Quinns letzter Film ist, möchte ich mir den ansehen.

Der Zerquetscher
27.05.2021, 18:31
Stallone Marathon #31

D-Tox (2002)
(D-Tox - Im Auge der Angst)


FBI-Agent Jake Malloy wird zum Ziel eines brutalen Polizistenmörders. Dieser will den Ex-Cop lieber leiden sehen statt einfach zu töten und kürt deshalb dessen Lebensgefährten zu seinem nächsten Opfer.
Schwer traumatisiert wird Jake in eine Klinik eingewiesen. Bald wird ihm klar, dass auch der Killer dort ist.

----------------------

„D-Tox“ sollte ursprünglich 1999 in die Kinos kommen, doch ein Testpublikum lies das Werk komplett durchfallen. Universal ordnete daraufhin Änderung am Drehbuch und Nachdrehs an.
Soweit nicht ungewöhnlich. Laut Stallone war der ursprüngliche Produzent da schon abgesprungen und verpasste dem Projekt damit das Antlitz eines sinkenden Schiffs. Irgendwann verlor Universal komplett das Interesse und der Film wanderte für Jahre im Giftschrank. Ein wesentlich kleineres Studio erwarb schließlich die Vertriebsrechte und zeigte „D-Tox“ sogar noch in einigen wenige Kinos, wodurch er offiziell zu einem der größten Flops in Stallones Karriere wurde.
In der Regel werden interessierte Zuschauer "D-Tox" allerdings zuerst im Heimkino gesehen haben ohne zu ahnen, dass es sich ursprünglich um eine Kinoproduktion gehandelt hat. Den Vergleich zu den üblichen Videotheken-Kloppern dieser Zeit mit Van Damme und Seagal gewinnt der Thriller vor allem optisch deutlich. Vor allem das erste Drittel sieht nach Hollywood aus und ist eine komprimierte Variante von "Sieben" und anderen Ritualmörder Geschichten. Stallone bekommt die Gelegenheit die komplette Gefühlspalette rauf und runter zu spielen und genießt es sichtlich. Makeup und Effekt-Team zaubern ein paar delikate Leichen und es herrscht eine angenehm angespannte Atmosphäre. Da stört es nicht, dass der Fuß extrem auf dem Gaspedal steht. Denn eigentlich dient das alles nur als Einleitung für den Hauptakt.
Im Grunde setzt „D-Tox“ dort an wo „Sieben“ aufhört. Der Killer hat das Spiel gewonnen, der Ermittler hingegen hat alles verloren. Unseren Helden Malloy treibt das in eine Alkoholsucht und zu einem Selbstmordversuch.
Also wird er in eine Entzugsklinik geschickt. Hier beginnt das Stallone-Vehikel langsam aus der Spur zu treten, denn der Handlungsort wirkt wenig plausibel, weil eher wie ein Gefängnis. Dunkel, kalt, hoffnungslos. Wer vorher noch nicht lebensmüde war, der dürfte es dort nach wenigen Tagen werden. Verhindern soll dies ein kleiner Staff von gerade mal 5 Personen (+ einem Hausmeister), von denen einer wenn ich es richtig verstanden habe eigentlich selbst in Behandlung gehört und ein anderer von der ersten Sekunde als unsympathisches Arschloch dargestellt wird.
Natürlich versucht man damit eine falsche Fährte zu legen. Damit wird der Zuschauer aber für dumm verkauft.
Man ahnt früh wer der Täter ist und bekommt rasch Gewissheit, weil ungelogen in den ersten 15 Minuten schon 2 potenzielle Kandidaten ermordet werden.
Trotz gewöhnungsbedürftiger, aber immerhin ungemütlicher Kulisse wäre hier spannendes Cluedo drin gewesen. Doch dafür geht alles zu schnell. Durch einen Leichenfund wird klar, dass es einer der hier zur Therapie ansässigen Cops sein muss und auch die Hautfarbe des Mörders wird unnötigerweise innerhalb der ersten halben Stunde schon verraten. Theoretisch bleiben dadurch zwar noch ein paar potenzielle Killer übrig, doch angesichts des klischeehaften Verhaltens aller Charaktere schlägt das eigene Bauchgefühl schnell auf die richtige Person an.
Das ist Schade, weil sonst nicht viel übrig bleibt, was D-Tox vor dem Label „gesehen und vergessen“ retten könnte. Deshalb sprintet man in der letzten Stunde wohl auch ins Ziel.
------------------------------

Aus einem gewissen Blickwinkel betrachtet nimmt „D-Tox“ schon fast eine tragische Stellung innerhalb Stallones Filmographie ein. Eine halbe Stunde darf der Actionheld vom Kino Abschied nehmen bevor er in die triste Welt der B-Movies abgeschoben wird, wo andere gefallene Helden wie Kris Kristofferson und Tom Berenger schon auf ihn warten.
Mag sein, dass die Kulisse am Ende gar nicht so günstig war wie sie aussieht, aber die trostlose Bunkeratmosphäre riss mich mehr raus, als das sie den Horror verstärkte. Spannung kommt jedenfalls nicht auf. Dank des hohen Erzähltempos aber immerhin auch keine Langweile. Tatsächlich werden dadurch sogar viele Minuspunkte effektiv kaschiert, weil einem keine Denkpause gewährt wird. So fallen die mangelhafte Charakterzeichnung, die unterentwickelte Beziehung zwischen Cop und Killer und dessen teils unplausiblen, teils folgenlosen Taten während der Ansicht zwar auf, werden einem aber erst in der Rückschau richtig bewusst.
„D-Tox“ ist daher ein Kinoticket sicher nicht wert, aber wer den Film günstig leihen kann oder umsonst im Stream oder TV entdeckt darf ruhig einen Blick riskieren.

Tolles, restlos zutreffendes Review. Respekt!!!!

Ich selbst schätze den Film als gemütlichen Schriller, der freilich objektiv keine Blumentöpfe gewinnen kann. Und ich, im Gegensatz zum Duke, mag das dunkle Setting in dem Bunker, obwohl das natürlich wirklich überhaupt keinen Sinn macht. :D

Weiß gar nicht mehr, wird eigentlich klar, warum der Typ den Stallone so sehr hasst?

Duke Skywalker
27.05.2021, 18:38
Tatsächlich verrät er sein Motiv während des Telefonats, das die Beiden führen, kurz bevor der Killer Stallones Freundin ermordert.

Seine eigentliche Leidenschaft war das Töten von Prostituierten. Doch Stallone - damals noch Cop - war ihm zu dicht auf den Fersen und versaute ihm das Hobby.
Kann man aber auch gut überhören.

Duke Skywalker
28.05.2021, 09:15
Stallone Marathon #33

Shade (2003)
(Deutscher Alternativtitel aus der Hölle: Heißes Spiel in Las Vegas)

Charlie Miller (Gabriel Byrne), Tiffany (Thandie Newton) und Vernon (Stuart Townsend) sind ein eingespieltes Team von Gaunern. Ihre Spezialität sind fingierte Pokerspiele. Als dort eines Tages ein Haufen geliehenes Mafia Geld im Pott landet geraten die Trickbetrüger in arge Schwierigkeiten.
Ein hochdotiertes Spiel gegen den legendären "Dean" Stevens (Stallone) soll die nötige Kohle bringen um den verärgerten Mafia-Boss zu besänftigen.

--------------

Man muss nicht mit allen Feinheiten und Varianten des Pokerspiels vertraut sein um dem Geschehen folgen zu können. Welche Blätter höher sind erklärt sich relativ logisch anhand der Karten auf der Hand. Dadurch ist Poker ähnlich wie Blackjack ein populäres Thema in Film und Fernsehen.
Hinzu kommen weitere spannende Komponenten des Spiels wie der Bluff und Schummeleien.
Damian Nieman - Regisseur und Autor von "Shade" - ist ein erfolgreicher Magier und Kartentrickkünstler und damit natürlich ein idealer Reiseleiter in der Welt des Trickbetrugs.
Diese ist bevölkert mit allerlei zwielichtigen Gestalten, perfekt besetzt mit bis in die kleinste Nebenrolle überraschend bekannten Gesichtern (Tony Burton!). Gabriel Byrne schüttelt sich den undurchsichtigen Ganoven locker aus dem Ärmel. Thandie Newton spielt gekonnt die teuflische Verführerin. Jamie Foxx, damals kurz vor dem großen Durchbruch, tritt gewohnt großspurig auf und passt ebenfalls damit perfekt in seine Rolle.
Den großen Sympathieträger wird man unter all den Halunken zwar nicht finden, doch geht es am Ende auch gar nicht so sehr darum seinen Helden zu finden und im finalen Spiel auf dessen Sieg zu hoffen, sondern letztlich um die viel spannendere Frage wer hier eigentlich wen hinters Licht führt.
Stallone hat eine vergleichsweise kleine, aber wichtige Rolle. Er taucht im letzten Akt auf und gibt den Endboss für Stuart Townsends Charakter Vernon.

--------------

"Shade" ist eine unterhaltsame Räuberpistole. Kompetent umgesetzt von Damian Nieman mit viel Liebe für das Genre, die populären Vorbilder ("Der Clou", "Cincinatti Kid") und natürlich für seine eigentliche Profession.
Schade, dass es (bisher) bei diesem einen kleinen aber feinen Independent-Film blieb. Davon hätte ich gerne mehr gesehen.
Für Genre-Fans eine klare Empfehlung.

Duke Skywalker
31.05.2021, 09:20
Stallone Marathon #34

Spy Kids 3-D: Game Over (2003)
(Mission 3D*)

Kinderspion Juni wird vom Präsidenten (George Clooney, offensichtlich gefilmt beim Katerfrühstück) auf eine neue gefährliche Mission geschickt. Der gefährliche Toymaker (Stallone) hat ein populäres Virtual Reality Videospiel erschaffen um die Kinder der Welt zu manipulieren.

---------------------------------------

Robert Rodriguez Ruhm und Reichtum begründet sich in erster Linie auf seiner Arbeit im Horror- und Action-Genre. Entsprechend überraschend war daher anno 2001 sein Ausflug in den Kinderfilm mit "Spy Kids".
Für Rodriguez ist die familientaugliche Unterhaltung gleichermaßen eine große Spielwiese für sein inneres Kind und für seine vielen Talente, die er hier aufgrund eines moderaten Budgets ohne großen Druck von außen ausprobieren kann.
Neben seinen üblichen Tätigkeiten (Regie, Kamera, Drehbuch, Filmschnitt) komponierte er bei "Spy Kids" erstmals auch die komplette Filmmusik und erweiterte seine Troublemaker-Studios um eine Effektschmiede. Die dafür geschaffenen Strukturen kamen dem leidenschaftlichen Filmmacher und Tausendsassa auch in seinen folgenden Werken für Erwachsene zu gute. "Spy Kids 3D" wurde beispielsweise wie "Sin City“ vornehmlich vor einem Green Screen gefilmt.
So inspirierend ich seine "Ein Mann Filmarmee“-Attitüde grundsätzlich finde, häufig würde ich mir bei seinen Werken einen kompetenten Fremdeinfluss wünschen. Einen anderen Drehbuchautor (Tarantino - "From Dusk Til Dawn") oder einen Produzenten mit eigenen Vorstellungen, an dem sich Rodriguez reiben kann (James Cameron - "Alita").
Das gilt insbesondere für"Spy Kids 3D". Inhaltlich möchte ich mich gar nicht zu sehr über diesen Kindergeburtstag auslassen – das Ziel einen Film zu schaffen, der wirkt wie von Kindern gemacht, hat RR 100% erreicht – aber auch visuell haben Kinder mit Sicherheit besseres verdient als diesen furchtbaren Videospiel-Look. Auch wenn dieser durch die Geschichte begründet ist. On Top kommt das unnötige 3D-Gimmick. Macht euch also gefasst auf diverse Momente, in denen ein Gegenstand oder Körperteil die Kamera penetriert.
Eigentlich hätte ich mir den Film auch ganz gespart, da ich einfach nicht zur Zielgruppe gehöre.
Stallone (der Held aller 6 jährigen) bekommt aber nun mal nicht oft die Gelegenheit einen Bösewicht zu spielen und das auch noch im 4er Pack. Richtig gehört. Sly spielt neben den Toymaker auch noch 3 virtuelle Clone, ausgestattet mit unterschiedlichen Kostümen und klischeehaften Wesenszügen. Da haben wir einen Hippie, einen Weltkriegsgeneral und den obligatorischen Nerd. Man muss es sehen um es zu glauben.
Da steht Stallone einsam im Greenscreen Studio, gekleidet in einem immerhin ansehnlichen realen Steampunk-Outfit (das leider durch einen billigen Stoffzylinder ruiniert wird) und führt Selbstgespräche. Nichts ahnend welch grausige Videospielgrafiken Rodriguez ihm in der Postproduktion in den Hintergrund zaubern wird. Und das Wenige was an realer Kulisse vorhanden ist wackelt auch noch verdächtig wenn Stallone es mit seinen groben Händen berührt. Es mag die Ikone im Nachhinein trösten, dass auch jede Menge anderer Stars wie Clooney, Selma Hayek, Danny Trejo (Machete entstammt den "Spy Kids" Filmen) und Antonio Banderas den Kinderquatsch mitmachen.
Das George Clooney allerdings nicht mal sein eigenes Wohnzimmer für die Dreharbeiten verlassen musste sagt dann auch alles über das amateurhafte Niveau dieser Produktion aus.
Kinder haben besseres verdient als diesen leidenschaftslosen, schnell runtergedrehten Quark. Immerhin war es nach längerer Zeit mal wieder ein finanzieller Hit für Stallone.
Ich bin nur froh, dass Sly im dritten Teil mitspielte und nicht im Nachfolger, der zum 3D Effekt noch Geruchsfernsehen addiert.

---------------------------------------

Schaut euch die Szenen mit Stallone auf Youtube an. Ist für ein paar unfreiwillige Lacher gut.


*Offensichtlich liefen die Beiden Vorgänger in Deutschland nicht so gut wie in Amerika. Vermutlich in der Hoffnung ein paar ahnungslose Stallone-Fans zu locken wählte man den sehr beliebigen Titel "Mission 3D" und um die Verbindung zur Kinderfilm-Reihe unter den Teppich zu kehren.

Der Landknecht
31.05.2021, 09:47
Rodriguez braucht generell Fremdeinfluss. Seine eigenen Filme sind häufig so sehr auf cool getrimmt, dass es wehtut. Aber die Szenen mit Stallone gucke ich mir sofort an. Mal schauen, ob sie auf dem Niveau von Rhinestone sind. :o

Duke Skywalker
01.06.2021, 08:56
Stallone Marathon #35

Rocky Balboa (2006)

„There’s still some stuff in the basement.”

Auch wenn die letzten Filme keine Erfolge mehr waren musste Stallone niemanden mehr etwas beweisen. Mit „Rocky“ erschuf der damals mittel- und chancenlose Kleindarsteller eine Rolle, die wie wenig andere die Menschen berührte und inspirierte. Es war das Fundament für einen raketenhaften Aufstieg hin zum zwischenzeitlich populärsten und bestbezahlten Schauspieler des Planeten. Nach einem kleinen Tief Ende der 80er/Anfang der 90er kam er zurück mit „Cliffhanger“ (wieder als Drehbuchautor und Hauptdarsteller) und dominierte gemeinsam mit Schwarzenegger noch einmal für wenige Jahre das Actionkino.
Stallone hätte seinen wohlverdienten Ruhestand genießen können. In dritter Ehe klappte es endlich mit dem großen Familienglück und mit der Malerei hatte er längst eine neue, ausfüllende Leidenschaft gefunden. Doch er wollte es vor allem sich selbst noch mal beweisen.
Auch Rocky spürt dieses Gefühl im Bauch. Er identifiziert es als Biest, als Monster. Es ist der Schmerz über den Tod seiner Frau und die damit einhergehende Ziellosigkeit, die ihn u. a. jährlich zum Todestag (?) auf eine Tour zu den wichtigen Stadtionen ihrer innigen Liebe führt.
Es ist aber vor allem auch der innere Drang zur Veränderung.
Die Beziehung zu seinem Sohn ist belastet. Sein ewig grantiger Schwager möchte nicht mehr erinnert werden an das am Ende zwar friedvolle, aber lange Zeit schwierige Verhältnis zu seiner Schwester. Um den einstigen Weltklasseboxer wird es einsam. Wie 30 Jahre zuvor sieht Rocky in einer neuen (freundschaftlichen!) Beziehung und einem unerwarteten Boxkampf einen Ausweg aus dem Sumpf.
Natürlich liegt es auf der Hand Stallone deswegen vorzuwerfen faul seinen größten Erfolg noch mal nachzuerzählen. Vor allem auch, da Bill Conti sich darauf beschränkt bekannte Stücke dezent neu zu arrangieren. Doch Sly setzt die Nostalgie sehr geschickt ein um dem Zuschauer die Trauer um Adrian greifbar zu machen. Ursprünglich wollte Stallone beim Soundtrack ein Experiment wagen und auf Opermusik setzen (in den Credits sind sogar noch eine Menge Stücke gelistet), aber er erkannte schnell den emotionalen Wert der bekannten Musikthemen und vertraut voll auf diese. „Rocky Balboa“ fühlt sich dadurch sehr vertraut an. Dadurch ist es Stallone erlaubt inhaltlich mit dem Tod von Adrian etwas zu riskieren.

„it ain't about how hard you hit. It's about how hard you can get hit and keep moving forward“

Rocky V war ein Desaster, dass Stallone sich bis heute nicht verzeihen mag, vor allem weil die Rocky-Reihe damit faktisch tot war. Sly schuf damals einen Film ohne Pointe.
„Rocky Balboa“ dagegen quellt gerade zu über mit Weisheit und Lebenserfahrung und erzählt uns in den ersten 2 Akten auch ein Stück weit seine Entstehungsgeschichte nach.
Mein persönliches Highlight stellt dabei die Verhandlung über Rockys Boxlizenz da, in der Stallone seine Erfahrungen mit den zweifelnden Filmstudios und Produzenten verarbeitete. Beeindruckend wie er dabei nach 16 Jahren Pause ansatzlos zurück in die Rolle findet und mit den Rocky typischen Sprachfehlern und Wortschaffungen um sich wirft. Die Ansicht des Originaltons (zur Not mit Untertiteln) sei an der Stelle dringend empfohlen. Es ist ein Erlebnis, dass die Synchronisation gar nicht liefern kann. Sie haben es in den ersten Teilen versucht und sind krachend gescheitert. Und nein, Stallone spielt sich in diesen Filmen nicht selber.
Ryan Coogler – Regisseur und Autor von „Creed“ – hat es mal wundervoll ausgedrückt:

„I am in his office, he walked over and shook hands and I was expecting to be shaking hands with Rocky, because that was the only way I’d seen him. I was so taken aback by how different his mannerisms were, how he talked, how he walked. I’m like wow that was all a performance and this dude’s got to be a crazy good actor to be able to trick not only me, but the world, into thinking that’s who he is.“

„Ich war in seinem Büro und erwartete Rocky die Hand zu schütteln. Ich war so überrascht darüber wie er sich bewegte und redete. Er muss ein unglaublich guter Schauspieler sein um mich und Welt glauben zu lassen, dass er wirklich wie Rocky ist.“

„If you know what you're worth, then go out and get what you're worth"

Wenn man dem 6. Teil des Franchise etwas vorwerfen kann, dann das er etwas sprunghaft zu den nächsten Kapiteln übergeht, die sich jeweils um eine Kernweisheit drehen. Darunter leiden auch die Nebenfiguren, die oftmals zum Stichwortgeber verkommen. Besonders spürbar ist das ausgerechnet im ansonsten beeindruckendsten Monolog des Films. Hier wäscht der Vater seinem Sohn gehörig dem Kopf. Jeden einzelnen Satz kann man problemlos auf ein Motivationsposter knallen. Die Rede ist großartig geschrieben und noch besser gespielt, nur leider ist sie auch relativ unorganisch in den Film integriert und lässt den eh schon arg unsympathisch geschriebenen Sohn wie ein Reh im Scheinwerferlicht stehen. Dass „Creed“ Robert Jr. aus Rockys Leben schreibt, scheint auf den ersten Blick die Ereignisse aus „Rocky Balboa“ zu revidieren. Tatsächlich ist es nur folgerichtig, weil die spürbaren Risse in der Beziehung in „Balboa“ lediglich oberflächlich repariert werden. Vielleicht auch ein Spiegelbild des nicht immer einfachen Verhältnis zwischen Sylvester und dem zu früh verstorbenen Sage Stallone.

„It ain't over till is over“

Fast 60 Kerzen zierten den Geburtstagskuchen als Stallone seine Rückkehr in den Ring feierte. Zum Vergleich: George Forman war Mitte 40 als er sensationell noch mal die WM gewann. Ein Ereignis, das im Film nicht zufällig Erwähnung findet. Überhaupt ist Stallone sehr um Authentizität bemüht und stellt an allen Ecken und Enden den Bezug zum realen Boxsport her. Im und am Ring wimmelt es z. B. vor bekannten Persönlichkeiten wie Michal „Let's get ready to rumble“ Buffer oder Ex-Weltmeister Mike Tyson.
Erstmals traut sich Stallone auch im Ring gegen einen echten Boxweltmeister anzutreten. Ein Unterfangen, dass er in der Vergangenheit nach schmerzhaften Sparingsessions ad acta legte. Mit Fast 60 hatte der durchaus eitle Stallone aber offenbar keine Sorge mehr um seine Gesundheit und sein Aussehen und ließ den Halbschwergewichtsweltmeister Antonio Tarver in einem vornehmlich improvisierten – in den Vorgängern war jeder Schlag genau geplant – Showkampf gewähren und forderte dabei auch den Kontakt.

„Welcome to Rocky Land“

Die Filmaufnahmen waren zum Teil eingebettet in einen realen HBO Boxevent und Stallone inszeniert das komplette Ereignis auch als solchen. Runde 1 und 2 plus Vorgeplänkel lassen sich kaum von einer Fernsehübertragung unterscheiden. Ausgerechnet der von der Prämisse unrealistischste Kampf wirkt innerhalb der Reihe also tatsächlich am authentischsten. Nach dem Beginn wechselt Stallone dann aber doch wieder in die aus den anderen Teilen bekannte stilisierte Kampfinszenierung. Dabei peppt er die aufregende, pathetische Ringschlacht durch ein paar gelungene neue Spielereien auf.

--------------------------

„That's how winning is done“

Als Stallone den 6. Teil des Franchise ankündigte begannen die Kritiker ihre Messer schon zu wetzen. Die Aussicht auf die Rückkehr eines mit allen Mitteln der Schönheitschirurgie und Chemie aufgepäppelten fast 60 jährigen Stallone in den Ring wirkte zugegeben auch zunächst nach einer skurrilen Verzweiflungstat.
Tatsächlich geschieht dieses späte Comeback aber aus den richtigen Gründen.
Überlegt und weise umgeht Stallone sämtliche Fettnäpfchen und verlässt sich nicht allein auf den Faktor Nostalgie. Stattdessen schlägt er durch den Tod von Adrian ein völlig neues Kapitel in der Saga auf und erzählt eine bewegende Geschichte über Verlust und Heilung.
Die größte Überraschung ist angesichts des Alters des Hauptdarstellers vielleicht die Qualität des Kampfes. Hier macht Stallone wirklich alles richtig. Das Mason Dixon aus der Riege der überlebensgroßen Gegenspieler herausfällt und im Gegenteil sogar recht sympathisch und bodenständig rüber kommt ist kein Manko, sondern passt hervorragend ins Gesamtwerk, das sich voll auf die Hauptfigur und deren inneren Kampf fokussiert.
Obendrein schenkt Stallone hier seinen Fans 16 Jahre nach „Rocky V“ doch noch einen versöhnlichen Abschluss. Ein letztes Mal lässt sich „Rocky“ von den Fans feiern (und ich wette, da brauchte es keine großen Ansporn) ehe wir in den Credits einen kleinen Auszug dessen sehen, was sich täglich auf den Stufen vor dem Kunstmuseum in Philadelphia abspielt. Menschen aus allen Ländern der Welt, große und kleine, die eine Filmfigur imitieren, die ihnen ganz offensichtlich ganz viel gegeben hat. Und mit „Rocky Balboa“ gegen jede Erwartung noch mal etwas mehr.

Darth Schaff Yi
01.06.2021, 10:10
Ich liebe diesen Film der Rocky Reihe. Ich kann mich erinnern, wie im Kino bei Kampf gegen Dixon, fast alle Zuschauer mitgegangen sind und "Rocky" am Ende gefeiert haben. Ich habe keine Erinnerung mehr daran, wie bzw. wer das angefangen hat. Aber es war einfach unbeschreiblich.

Ich könnte ja jetzt auch noch eine Review zu dem Film machen, doch eher verneige ich mich vor deiner Review. Die einfach großartig ist.

Ich könnte, bis auf den 5. Teil, nicht mal eine persönliche Reihenfolge erstellen, da alle ihre Vorteile aber auch Nachteile haben. Und bis auf Teil 5 auch alle gerne immer wieder gucken mag.

Goldberg070
01.06.2021, 10:19
Ein wirklich schönes Review. :)

Rocky Balboa ist tatsächlich der Rocky-Film, den ich am häufigsten gesehen habe und zusammen mit Teil 1 mein Lieblingsteil der Reihe. Ich mag den Film unheimlich gerne, liebe die Figuren, die Nostalgie und alles drumherum und der Film berührt mich auf emotionaler Ebene immer wieder sehr, genauso wie er mich auch immer wieder inspiriert, mir Mut und Kraft gibt, wenn es mir schlecht geht. Und welcher Film kann schon von sich behaupten, dass er einen zu trösten vermag?

Leider wussten auch bei diesem Film einige Kritiker wieder einmal nichts daran zu schätzen. Besonders das allseits beliebte Lexikon des Internationalen Films beweist wieder einmal völlige Ignoranz und Inkompetenz.

Es ist einfach ein wunderschöner Film, der für mich in den Jahren sogar an Qualität gewonnen hat. Inzwischen ist er bei mir wie Teil 1 bei 9 von 10 Punkten.

FearOfTheDark
01.06.2021, 11:06
Wirklich tolles Review, Duke! :genickbruch:
Die Rocky-Filmreihe gehört zu meinen Lieblingsfilmreihen (Lieblingsteile 1 und 4) und dieser großartige Film ist bei mir auf Platz 3 dieser Reihe. Sehr emotionaler Film und ich ärgere mich bis heute, dass ich den damals nicht im Kino gesehen habe...

Duke Skywalker
02.06.2021, 09:25
Stallone Marathon #36

Rambo (2008)
(John Rambo)

Rambo hat sich in Thailand zurück gezogen und verdient sich seinen Lebensunterhalt als Schlangenfänger und Bootsmann. Sein Frieden wird gestört als eine Gruppe von Missionaren, die er über den Fluss gebracht hat, in Myanmar vom Militär gefangen genommen wird.
Gemeinsam mit einigen Söldnern macht er sich auf die Pazifisten zu retten.

--------------------------

Deutsche Filmtitel sind oftmals zum Davonlaufen. Manchmal trifft der deutsche Verleih aber auch den Nagel auf den Kopf oder handelt wie im Fall von „Rambo“ sogar prophetisch. Rambo 1-3 liest sich jedenfalls entspannter und konsequenter als „First Blood“, „Rambo - First Blood Part II“ und „Rambo III“. Auch beim vierten Teil war man hierzulande smarter und baut durch den Titel geschickt eine Brücke zum großen Überraschungserfolg „Rocky Balboa“.
Natürlich stecken in erster Linie Vermarktungsgründe dahinter, doch auch inhaltlich gibt es eine wichtige Parallele: Stallone möchte auch Rambo wieder näher an das Original bringen, was vor allem heißt, dass der Zuschauer den großen Krieger wieder ernster nehmen soll. Die Zeiten von blauen Lichtern und Spielspaß mit den Taliban ist vorbei. Zwar spricht Rambo immer noch am liebsten in Einzeilern, aber die klingen nun schön martialisch und sind frei von jeglicher Ironie. Die wäre hier auch völlig deplatziert, denn Stallone möchte die legendäre „Kampfmaschine“ wieder auferstehen lassen, von der Trautman uns in den Vorgängern so ehrfürchtig erzählte und deren plötzlicher Hang zu dummen Sprüchen eben jenen Colonel aus dem Konzept brachte.
Damit dies gelingt braucht es vor allem einen geeigneten, verachtenswerten Gegner. Stallone verwendet einige Zeit darauf, dass burmesische Militärregime zu dämonisieren. Arme Bauern werden zum Vergnügen durch verminte Reisfelder gejagt, bei einem brutalen Dorfüberfall wird ein Baby ins Feuer geworfen und obendrein lässt sich der Oberbefehlshaber Abends kleine Jungs in die Hütte bringen. Teilweise passiert das mit einer Bauchschmerzen erregenden Beiläufigkeit. Ein normaler Tag in der Hölle auf Erden.
Rambos Ankunft wird also sehnlichst erwartet. Man will sehen, wie der Veteran die Unmenschen bestraft und nebenbei den großmäuligen Söldnern, die ihn Anfangs mit Respektlosigkeit begegnen, das Maul stopft. Stallone – erstmals bei einem Rambo Film auch Regisseur - dreht langsam die Temperatur hoch bis das Wasser schließlich überkocht. Kurz bevor ein Soldat eine Frau vergewaltigen kann taucht er schließlich mystisch aus dem Nichts im Hintergrund auf und reist dem ekelhaften Schwein die verdammte Kehle raus.
Es ist schwer über „Rambo 4“ zu sprechen ohne wie ein Bluthund zu klingen, aber der im Vergleich zu den ebenfalls nicht zimperlichen Vorgängern gestiegene Gewaltgrad ist absolut notwendig, damit dieser Film funktioniert.
Rambo ist nicht irgendein Rächer. Er ist eine biblische Plage, die über die Teufel hereinbricht.
Das gipfelt schließlich in einem orgasmischen Gewaltakt, in dem Rambo mit einem stationären Maschinengewähr alles kurz und klein schießt. Wie in einem Videospiel werden neue Gegnerwellen ran gekarrt, deren Köpfe und Körper kurz darauf platzen wie eitrige Pickel. Sicherlich sind einige der Gore-Effekte dabei verbesserungswürdig. Doch schlägt hier ausnahmsweise mal Quantität Qualität.
Ansonsten sind die Actionszenen kompetent gefilmt und einige wunderschöne Landschaftaufnahmen aus Thailand und dem Grenzgebiet zum ehemaligen Birma bilden einen gelungenen Kontrast zum blutigen Kriegsgeschehen.
Bryan Tylers Score überzeugt gleichermaßen und ist eine Liebeserklärung an den 2004 verstorbenen, legendären Komponisten Jerry Goldsmith, der alle vorherigen Rambo Filme musikalisch begleitete.
----------------------------

„John Rambo“ in einem deutschen Kino zu sehen war schon ein besonders Erlebnis. Zum einen weil es das erste Mal war, das ich diese ikonische Filmfigur auf der großen Leinwand gesehen habe. Zum anderen ist der vierte Rambo in seiner geschnittenen Fassung bestes Anschauungsmaterial für die Prioritäten des Jugendschutzes. Gewalt ist ok, solange sie von den Bösen ausgeht. Bis zum Finale lässt diese Fassung nichts an Grausamkeit vermissen. Wenn es dann an der Zeit ist für Rambo das Spiel umzudrehen wird rigoros die Schere angesetzt. Weil (erwachsene!) Menschen offensichtlich nicht verstehen, dass es keine gute Idee ist auf eigene Faust im Dschungel in einen laufenden Bürgerkrieg einzugreifen. Aber liebe Leute, das hier ist – realer Konflikt hin oder her - reine Fantasie. Eine Parallelwelt, in der dem Bösen mit Machete und Maschinenpistole beizukommen ist.
Der Film muss dabei zunächst maximal unangenehm sein, damit er später soviel Spaß macht. Stallone weiß ganz genau wie der Hase läuft und welche Instinkte des Zuschauers er wie bedienen muss. Unter diesem Gesichtspunkt handelt es sich vielleicht sogar um seine beste Regiearbeit. Konzentriert und geradeaus folgt er dem eingeschlagenen Weg und führt sein Werk zu einem kompromisslosen, konsequenten Schluss.

Der Landknecht
02.06.2021, 09:35
Kann man so sehen. Ich fand die Szenen, die die Grausam- und Widerwärtigkeit des Militärs zeigen, ein bisschen selbstzweckhaft und in einem am Ende doch relativ stumpfen Actioner einigermaßen fehl am Platz. Grausamkeit an sich sehe ich "gerne" und natürlich auch völlig überzeichnete Gewalt. Zusammen passt es für mich irgendwie nicht. Aber das mag jeder anders sehen.
Das große Finale konnte mich dann leider auch nicht überzeugen, weil der Film einfach einen recht billigen Look hat (zumindest in eben dem Finale), ich den Schnitt penetrant fand und die Goreeffekte wirklich unterirdisch sind. Aber ich bin sowieso, wie jeder weiß, ein Verfechter praktischer Effekte. Wenn CGI, dann meinetwegen so eingesetzt, dass es nicht negativ auffällt (wie in "The Raid" und dessen Nachfolger).
Ansonsten abermals eine gut geschriebene Kritik und ein ganz schönes Tempo, das du vorlegst. :eek: Chapeau. :dh:

FearOfTheDark
02.06.2021, 10:17
Wieder Mal eine schöne Kritik :dh:
Ich sehe den Film wie du und hätte ihn auch gern im Kino gesehen. Ich bin schon gespannt, wie du Rambo 5 (Last Blood :p) bewertest.

Ansonsten abermals eine gut geschriebene Kritik und ein ganz schönes Tempo, das du vorlegst. :eek: Chapeau. :dh:

Ja, man meint, jeden Tag wird ein Film geschaut :lacher:

Der Zerquetscher
02.06.2021, 10:18
Stallone Marathon #36

Rambo (2008)
(John Rambo)

Rambo hat sich in Thailand zurück gezogen und verdient sich seinen Lebensunterhalt als Schlangenfänger und Bootsmann. Sein Frieden wird gestört als eine Gruppe von Missionaren, die er über den Fluss gebracht hat, in Myanmar vom Militär gefangen genommen wird.
Gemeinsam mit einigen Söldnern macht er sich auf die Pazifisten zu retten.

--------------------------

Deutsche Filmtitel sind oftmals zum Davonlaufen. Manchmal trifft der deutsche Verleih aber auch den Nagel auf den Kopf oder handelt wie im Fall von „Rambo“ sogar prophetisch. Rambo 1-3 liest sich jedenfalls entspannter und konsequenter als „First Blood“, „Rambo - First Blood Part II“ und „Rambo III“. Auch beim vierten Teil war man hierzulande smarter und baut durch den Titel geschickt eine Brücke zum großen Überraschungserfolg „Rocky Balboa“.
Natürlich stecken in erster Linie Vermarktungsgründe dahinter, doch auch inhaltlich gibt es eine wichtige Parallele: Stallone möchte auch Rambo wieder näher an das Original bringen, was vor allem heißt, dass der Zuschauer den großen Krieger wieder ernster nehmen soll. Die Zeiten von blauen Lichtern und Spielspaß mit den Taliban ist vorbei. Zwar spricht Rambo immer noch am liebsten in Einzeilern, aber die klingen nun schön martialisch und sind frei von jeglicher Ironie. Die wäre hier auch völlig deplatziert, denn Stallone möchte die legendäre „Kampfmaschine“ wieder auferstehen lassen, von der Trautman uns in den Vorgängern so ehrfürchtig erzählte und deren plötzlicher Hang zu dummen Sprüchen eben jenen Colonel aus dem Konzept brachte.
Damit dies gelingt braucht es vor allem einen geeigneten, verachtenswerten Gegner. Stallone verwendet einige Zeit darauf, dass burmesische Militärregime zu dämonisieren. Arme Bauern werden zum Vergnügen durch verminte Reisfelder gejagt, bei einem brutalen Dorfüberfall wird ein Baby ins Feuer geworfen und obendrein lässt sich der Oberbefehlshaber Abends kleine Jungs in die Hütte bringen. Teilweise passiert das mit einer Bauchschmerzen erregenden Beiläufigkeit. Ein normaler Tag in der Hölle auf Erden.
Rambos Ankunft wird also sehnlichst erwartet. Man will sehen, wie der Veteran die Unmenschen bestraft und nebenbei den großmäuligen Söldnern, die ihn Anfangs mit Respektlosigkeit begegnen, das Maul stopft. Stallone – erstmals bei einem Rambo Film auch Regisseur - dreht langsam die Temperatur hoch bis das Wasser schließlich überkocht. Kurz bevor ein Soldat eine Frau vergewaltigen kann taucht er schließlich mystisch aus dem Nichts im Hintergrund auf und reist dem ekelhaften Schwein die verdammte Kehle raus.
Es ist schwer über „Rambo 4“ zu sprechen ohne wie ein Bluthund zu klingen, aber der im Vergleich zu den ebenfalls nicht zimperlichen Vorgängern gestiegene Gewaltgrad ist absolut notwendig, damit dieser Film funktioniert.
Rambo ist nicht irgendein Rächer. Er ist eine biblische Plage, die über die Teufel hereinbricht.
Das gipfelt schließlich in einem orgasmischen Gewaltakt, in dem Rambo mit einem stationären Maschinengewähr alles kurz und klein schießt. Wie in einem Videospiel werden neue Gegnerwellen ran gekarrt, deren Köpfe und Körper kurz darauf platzen wie eitrige Pickel. Sicherlich sind einige der Gore-Effekte dabei verbesserungswürdig. Doch schlägt hier ausnahmsweise mal Quantität Qualität.
Ansonsten sind die Actionszenen kompetent gefilmt und einige wunderschöne Landschaftaufnahmen aus Thailand und dem Grenzgebiet zum ehemaligen Birma bilden einen gelungenen Kontrast zum blutigen Kriegsgeschehen.
Bryan Tylers Score überzeugt gleichermaßen und ist eine Liebeserklärung an den 2004 verstorbenen, legendären Komponisten Jerry Goldsmith, der alle vorherigen Rambo Filme musikalisch begleitete.
----------------------------

„John Rambo“ in einem deutschen Kino zu sehen war schon ein besonders Erlebnis. Zum einen weil es das erste Mal war, das ich diese ikonische Filmfigur auf der großen Leinwand gesehen habe. Zum anderen ist der vierte Rambo in seiner geschnittenen Fassung bestes Anschauungsmaterial für die Prioritäten des Jugendschutzes. Gewalt ist ok, solange sie von den Bösen ausgeht. Bis zum Finale lässt diese Fassung nichts an Grausamkeit vermissen. Wenn es dann an der Zeit ist für Rambo das Spiel umzudrehen wird rigoros die Schere angesetzt. Weil (erwachsene!) Menschen offensichtlich nicht verstehen, dass es keine gute Idee ist auf eigene Faust im Dschungel in einen laufenden Bürgerkrieg einzugreifen. Aber liebe Leute, das hier ist – realer Konflikt hin oder her - reine Fantasie. Eine Parallelwelt, in der dem Bösen mit Machete und Maschinenpistole beizukommen ist.
Der Film muss dabei zunächst maximal unangenehm sein, damit er später soviel Spaß macht. Stallone weiß ganz genau wie der Hase läuft und welche Instinkte des Zuschauers er wie bedienen muss. Unter diesem Gesichtspunkt handelt es sich vielleicht sogar um seine beste Regiearbeit. Konzentriert und geradeaus folgt er dem eingeschlagenen Weg und führt sein Werk zu einem kompromisslosen, konsequenten Schluss.

Ich sehe das Wort für Wort genauso. :dh:

Wenn ich eine Kritik am Film äußern müsste (was ich nicht will und nicht tue), dann wären es die etwas billigen CGI-Effekte am Ende, wenn das burmesische Militär in Stücke geschossen wird. Ansonsten fällt mir keine Kritik an diesem makellosen Actionfilm ein, der genau das zu 100% ist, was er von Anfang an sein wollte. Ein kompromissloser Leckerbissen für Genrefreunde, die genug davon haben, ständig cineastische Kompromisse serviert zu bekommen. Dazu die auf dem Punkt sitzende Inszenierung ohne auch nur einen einzigen wenig zielführenden Dialog. Für mich ohne Frage 10/10 und mein persönlicher Liebling der Reihe, auch wenn der erste objektiv natürlich substantieller ist. :)

Goldberg070
03.06.2021, 17:02
John Rambo ist actionfilmmäßig einfach das Endgame. Der Film ist endgültig. Komrpmisslos und komplett aufs Wesentliche reduziert. Zusammen mit Teil 1 (der völlig konträr zu diesem hier ist) mein Lieblingsteil. :sasmokin:


Jetzt hab ich irgendwie ein schlechtes Gewissen und fühle mich, als hätte ich den Duke solange damit genervt, dass es weitergeht, dass er jetzt aus Trotz ein Review nach dem anderen raushaut... :salook: :smlove:

Duke Skywalker
04.06.2021, 11:38
Stallone Marathon #37

The Expendables (2010)

Barney Ross (Stallone) ist der Anführer einer Elite-Söldnertruppe, die sich neben ihren lustigen Decknamen vor allem durch zuverlässige Arbeit auszeichnet. Solange das Geld stimmt scheint keine Aufgabe zu schwer zu sein für die Jungs. Doch ein Auftrag vom undurchsichtigen CIA-Mann Church (Bruce Willis) führt Ross und seine Jungs an ihre Grenzen.

-------------------------
Mit einer krachenden Rechts-Links-Kombination aus Rocky und Rambo feierte Stallone ein überraschendes Comeback. Obendrein war „Rambo“ für B-Movie Klitsche Nu Image ein langersehnter Kinoerfolg, der dem geistigen Nachfolger von Cannon Films neue Türen öffnete. Einen fetten Deal mit Lionsgate in der Tasche wendete sich Nu Image ein weiteres Mal an Stallone und der hatte auch tatsächlich schon ein neues Projekt in der Pipeline. Einen harten Söldner-Actionfilm. „The Expendables“ ist zuvorderst genau das. Das sogenannte, stark beworbene Klassentreffen der Actionstars hingegen ist eher ein willkommenes Nebenprodukt, auf das sich die Marketingabteilung aus nachvollziehbaren Gründen stürzte.
Stallone hatte dabei durchaus Probleme einen namhaften Cast zusammen zu bekommen. Als einer der ersten bekam Van Damme einen Anruf von seinem alten Party-Kumpel Sly. Doch der belgische Prügler glaubte nicht an den Erfolg des Unternehmens und sagte ab. Van Dammes ewiger Rivale Seagal wurmte hingegen noch ein alter Disput mit Nu Image Besitzer Avi Lerner.
Die Rolle von Waffenexperte Hal Ceasar wurde extra für Wesley Snipes geschrieben, der allerdings durch seine Probleme mit dem Finanzamt andere Prioritäten hatte.
Dadurch ist die Truppe am Ende gar nicht mal so prominent besetzt, wie es einem manches Werbematerial glauben machen will, zu mal einige größere Namen wie Willis und Rourke (und Schwarzenegger, je nach Poster) nur kleinere Parts haben und nicht aktiv mitmischen.
Diverse Darsteller Kombinationen gab es obendrein schon in anderen Filmen zu bestaunen.
Tatsächlich kommt die kurze (aber eben erstmalige und entsprechend Gänsehaut erregende) Zusammenführung des Planet Hollywood Dreigestirns Sly/Arnie/Willis dem am Nächsten was die Werbekampagne verspricht. Hier wird man in wenigen Sekunden auch mit Reverenzen und Gags bombardiert, die man ansonsten im gesamten Film vermisst.
„The Expendables“ ist alles in allem eine von Genre typischen Frotzeleien abgesehen überraschend ernste Affaire, bei der sich Stallone ein Stück weit selber kopiert.
Wie in „Rambo“ ist es eine vom bösen Regime entführte Dame, die das Blut des Kriegers zum kochen bringt. Spätestens wenn die Frau gefoltert und fast vergewaltigt wird dürfte auch dem Letzten klar werden, dass „The Expendables“ nicht die vor Selbstironie strotzende 80er Hommage ist, die man vielleicht erwartet hat. Eventuell ereilt einem diese Erkenntnis schon vorher bei einem unerwartet gut gespielten und deprimierenden Monolog von Mickey Rourke.
Für mich war „Expendables“ daher beim ersten Mal eine ziemlich verwirrende Erfahrung, da der tatsächliche Film gegen meine Erwartungshaltungen kämpfen musste. Darüber hinaus versucht Stallone leider in manchen Actionszenen unbeholfen modere Sehgewohnheiten zu bedienen und setzt auf Wackelkamera und schnelle Schnitte. Glücklicherweise hat er dies in der 2. Bearbeitung, dem Extended Cut, etwas verbessert und sogar eine besonders unter den insgesamt schlechten CGI Effekten leidende Szene herausgeschnitten. Durch diese Änderungen, in erster Linie aber auch durch eine angepasste Erwartungshaltung macht mir „Expendables“ mittlerweile viel Freude.
Stallone versucht sich nicht an einer ironischen Liebeserklärung an die Genre Klassiker der 80er/90er, sondern einfach an einem Film, der gut aus dieser Zeit stammen könnte. Mal abgesehen von den Bluteffekten aus dem Computer und manchen Schwächen bei der Inszenierung der alles in allem launigen Actionszenen.

---------------------------------------

Je nachdem welches Poster oder DVD-Cover man zur Hand hat kann man durchaus von Etikettenschwindel sprechen. Es fällt allerdings schwer die Marketingkampagne zu kritisieren, war sie doch letztlich ausschlaggebend für den nächsten riesigen Erfolg für Stallone, der uns mit „The Expendables 2“ dann auch einen Nachfolger geben konnte, der dem schon hier Versprochenen wesentlich näher kommt. Wohlgesonnen möchte ich daher bei Teil 1 von einem Testballon, einem „Proof of Concept“ sprechen. Entsprechend ungeschliffen wirkt der Film an allen Ecken und Enden. Jet Li wirkt abseits der Actionszenen vollkommen verloren und seine Anwesenheit dort scheint lediglich der Tatsache geschuldet zu sein, dass Jet Li nun mal im Hinblick auf den internationalen Markt der größte Star neben Stallone ist. „Awkward“ ist die treffende englische Umschreibung für seine Interaktionen mit den anderen Darstellern. Diese stehen klar in zweiter Reihe hinter Stallone und Statham und müssen sich mangels Hilfe durchs Drehbuch vor allem auf ihr eigenes Charisma verlassen, weshalb ausgerechnet der Mann mit dem wenigsten Kredit im Genre Terry Crews noch am meisten heraus sticht. Die dicke Wumme, mit der er im besten Moment des Finales die Gegner in Fetzen schießen darf, hilft natürlich auch.
Auch Dolph Lundgren hat Glück und darf zwischendurch mal die Seiten wechseln. Seine Kampfszene mit Jet Li bleibt allerdings durch Stallone an Jugendwahn grenzende Inszenierung hinter den Erwartungen. Chance vertan. Das gilt auch für die Bad Guys. Weniger in Ermangelung an großen Stars – ich mag Eric Roberts, sondern weil mit Stone Cold Steve Austin der falsche Henchmen in den Vordergrund gerückt wird. B-Movie Veteran Gary Daniels rockt nicht nur wegen seines Porno-Schneutzers wesentlich mehr.
„The Expendables“ macht trotz aller genannten Schwächen sehr viel Spaß, vor allem wenn man nicht mehr als einen harten Actionfilm erwartet.

Goldberg070
05.06.2021, 10:43
Kann man alles so stehen lassen. Die Expendables sind nicht perfekt, aber ich mag den Film trotzdem. Er ist zwar etwas unrund, aber auch einfach gemütlich. Der Monolog von Mickey Rourke verursacht jedes Mal Gänsehaut bei mir, ich finde es schade, dass er in den Folgefilmen nicht mehr dabei war. Und die Szene, in der Caesar im Tunnel mit der AA-12 Autoshotgun aufräumt, da kann ich mir das Grinsen nicht verkneifen. Genauso bei Lundgrens "Warnschuss". :killer:

Duke Skywalker
07.06.2021, 10:19
Stallone Marathon #38

The Expendables 2 (2012)

Durch ihren Alleingang auf der Insel Vilena sind Barney Ross (Stallone) und sein Team bei der CIA in Ungnade gefallen. Mr. Chruch (Bruce Willis) verlangt nach Wiedergutmachung und schickt die Söldner auf eine vermeidlich einfache Bergungsmission. Dummerweise interessiert sich auch der mysteriöse Vilain (Jean-Claude Van Damme) für die kostbare Fracht und kommt den Expendables in die Quere.
---------------------

"I told you so" soll Stallone am Telefon zu Jean-Claude Van Damme gesagt haben und er bezog sich damit natürlich auf den Erfolg von "The Expendables". Sogar an der Spitze der US Kinocharts konnte sich der Film platzieren und das in einer Zeit wo R-Rated Actionfilme als Kassengift deklariert waren. Nachfrage war also vorhanden ("Machete" punktete mit ähnlichen Stärken) und in weiser Voraussicht begannen erste Vorbereitungen für ein Sequel bereits bevor Teil 1 überhaupt gestartet war. Durch den weltweiten Erfolg blieb "Expendables 2" ein Direct to Video Schicksal ala "Escape Plan 2/3" (wie ich mich drauf freue) erspart und mit einem nun dreistelligen Budget und vielen interessierten Ikonen aus der goldenen Zeit des Actionfilms konnte man für Nu Image Verhältnisse aus dem Vollen schöpfen und war gewillt im 2. Streich das einzulösen was der Vorgänger bereits versprach.
Wie der Extended Cut bewies, war Stallone selbst nicht gänzlich zu Frieden mit seiner Arbeit als Regisseur und vermutlich wollte er nach zwei kräftezehrenden Projekten in Folge auch einfach einen Gang zurückschalten. Simon West übernimmt das Steuer und auch wenn der "Con Air"-Regisseur eigentlich aus der von Micheal Bay geprägten Ära des Actionskinos stammt bewegt er das Schlachtschiff angenehm ruhig und verfolgt gradlinig seinem Kurs. Die Kamera hat die Action immer gut im Blick und er unterliegt auch nicht dem Drang Kampfszenen durch inszenatorischem Firlefanz zusätzlich Dynamik zu verleihen. Stattdessen vertraut West den Fähigkeiten und der Strahlkraft seiner Darsteller. Für die erneut schwachen CGI-Effekte kann Simon West wenig. Das Ei legt ihm das Drehbuch und ein finanziell eingeschränktes Visual Effects Team ins ansonsten akkurat gemachte Nest. Es ist nicht unerträglich, gibt dem Film aber automatisch einen billigeren Look. Einige der mausgrauen Schauplätze erinnern ebenfalls an die Videotheken Schlager aus gleichem Haus. Die mit einigem Aufwand gestalteten Actionszenen sind hingegen absolut kinoreif. Auch der in Hongkong gedrehte Auftakt sticht in jeder Hinsicht positiv heraus.
Für die mittlerweile gewohnt am Computer gerenderte rote Soße sind ausnahmsweise nicht Geld- und Zeitmangel (oder Faulheit) verantwortlich, sondern der ursprüngliche Wille das Franchise für ein breiteres Publikum zu öffnen. „The Expendables 2“ wurde mit einem PG-13 Rating im Hinterkopf gedreht, was man dem finalen Produkt auch noch an den den fast komplett jugendfreien Dialogen anmerkt. Spekulationen zu Folge eine vom erzkonservativen Chuck Norris gestellte Bedingung. Immer wieder lustig welch große Probleme viele Amerikaner mit derber Sprache und Nacktheit haben und wie wenig im Vergleich dazu mit ausgiebiger Gewaltdarstellung. Davon gibt es im finalen Werk dann eben doch wieder reichlich. Weil der Film jedoch nicht auf Gewalt und Schockmomente hin inszeniert wurde bleibt das virtuelle Gekröse diesmal angenehm im Hintergrund.
Das passt auch besser zum humorigen Ton. "Expendables 2" ist im Kern immer noch ein ernster Film, der sich allerdings hin und wieder lustvoll der Selbstironie hingibt und dabei schamlos selbstreferentiell ist. Davon profitiert überraschend Dolph Lundgren, der nicht nur über seinen eigenwilligen Karriereweg scherzt, sondern auch immer wieder durch amüsante Fehlschläge die Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Mit Liam Hemsworth hat man einen tatsächlich "Ersetzbaren" gefunden, dessen Tod als Motivation für die großen Jungs funktioniert, dem das Publikum gleichzeitig aber keine Träne nachweinen wird. Im Gegenteil habe ich es sogar gefeiert wie cool Van Damme den kleinen Bruder von Thor aus dem Leben kickt.
-----------------------

Als Kind waren Stallone und Van Damme meine großen Helden und in "The Expendables" werden Kindheitsfantasien Wirklichkeit. Rocky gegen den Kickboxer. Rambo gegen den Universal Soldier. Demolition Man gegen Timecop. Van Damme hat jene Star Power, die dem Erstling auf Seiten der Bösewichte fehlte. Glücklicherweise fördert der Film die exzentrische Art des Belgiers und er darf selbst in einer Bergmine noch die Sonnenbrille aufbehalten. Gemeinsam mit Scott Adkins bildet er ein bereits aus diversen DVD-Premieren bekanntes, eingespieltes Duo.
Doch der Action-Geek bekommt noch weit aus mehr als das. Schwarzenegger, Stallone und Willis haben durch ihre bekanntesten Rollen das Actiongenre geprägt wie wenig Andere. Ihr kurzer gemeinsamer Moment in "The Expendables" war bereits ein aufregender Teaser. Im Sequel stehen sie schwer bewaffnet Seite an Seite und mähen Gegnerwellen nieder. Natürlich immer mit einem Spruch auf den Lippen, der mit angemessenen Augenzwinkern serviert wird. Simon West sorgt dafür, dass diverse Kombinationen der Action-Legenden auch zumindest kurz das Bild teilen um damit Momente für die Ewigkeit zu kreieren. Ich bin nun nicht der größte Chuck Norris Fan, aber wenn die Cannon-Ikone neben Conan dem Barbaren steht dann ist das schon grandios.
"The Expandables 2" ist für langjährige Fans des Genres eine einzige Party. Doch auch Gelegenheitszuschauer werden dank der kompetenten Inszenierung die Ansicht sicherlich nicht bereuen.

Goldberg070
07.06.2021, 10:35
Jedes Wort wahr. Ependables 2 ist der mit Abstand stärkste Teil der Reihe. Mit viel Actionstarpower geschmückt ist es, genauso wie Commando oder Predator ein astreiner Partyfilm, der einfach gute Laune und richtig Bock macht. Bin da bei stabilen 8,5/10 Punkten und kann mich noch gut an den Kinobesuch erinnern, in dem die Leute teilweise richtig gefeiert haben. Besonders Norris' Kurzuftritt, inklusive Chuck Norris Witz, ist legendär. :sasmokin:

FearOfTheDark
07.06.2021, 12:38
Ich schließe mich Goldi's Worten an.
Gibt nur eine Kleinigkeit, die mich in diesem grandiosen Film stört: Der Fight zwischen Scott Adkins (den ich sehr liebe) und Jason Statham (den ich noch viel mehr liebe) in dem Hangar war leider viel zu dunkel... dunkle Kulisse und die beiden waren dunkel gekleidet. Das nervt mich als großen Martial-Arts-Film-Fan bis heute. Da hat man 2 großartige Screen-Fighter (mit Adkins wahrscheinlich einen der Top 10) und man sieht einfach kaum was :killer:

Oder hab ich das sooo schlecht in Erinnerung? :angel:

Duke Skywalker
07.06.2021, 12:53
Fand ich jetzt nicht so schlimm. Ist schon düster und die Klamottenwahl ist ungünstig. Insgesamt kann man der Choreo gut folgen. Eventuell den Fernseher einen ticken heller stellen. :D
Der Kampf ist halt leider etwas kurz. Die sollen nun mal den alten Männern nicht die Show stehlen. Adkins ist das schon gewohnt von seinen vorherigen Abenteuern mit Van Damme. :D

Die größte Sünde passiert im Hauptkampf. Offenbar hat es bei Van Damme nur noch für einen Split Kick gereicht, weshalb die Stelle ernsthaft einfach wiederholt wird. Es gibt nicht mal eine alternative Einstellung von Stallones Fall. Würde gern wissen wer da in der Post Produktion am Pult saß und die Idee hatte. Riecht nach Stallone. :D

Duke Skywalker
29.07.2021, 10:05
Hallo. Der Marathon befindet sich wie ihr sicher bemerkt habt in der Sommerpause. ;)
Daher lediglich eine Ankündigung über das "baldige" Ende des Projekts. Immer wieder denke ich darüber nach ob ich einfach solange weiter mache wie Stallone Filme dreht oder ob ich mir ein Werk als Abschluss aussuche. Mit Blick auf Filme wie Escape Plan 2 und 3 oder Backtrace habe ich entschieden mit Creed II auszusteigen. Wer den Film kennt, der wird verstehen warum sich der Film dazu auch ganz gut eignet.
Leider begann Stallone 2018 neben Werken wie Creed II damit den zuvor genannten Schmu zu drehen für den schnellen Dollar. Das brauche ich nicht.
Und dann ist da noch Last Blood...
Ich möchte den Film ehrlich gesagt nicht noch mal sehen und ein Review dazu würde mir Magengeschwüre verpassen. Ja, ich hasse den Film. So sehr wie ich in meinem Leben wenige Filme gehasst habe. Stallone haut hier in meinen Augen in vielen Punkten so dermaßen daneben, dass ich bei einer tieferen Analyse wahrscheinlich alles Positive, was ich z. B. im Review zu Rambo 4 geschrieben habe in Frage stellen würde. ;)
Also wer sich fragt wie ich Rambo 5 finde: Den Film gibt es in meiner Realität gar nicht. ;)

Was kommt danach? Vergnügen! Schwarzenegger - die Goldenen Jahre (von Conan bis Eraser). :sasmokin:

FearOfTheDark
29.07.2021, 10:14
Und dann ist da noch Last Blood...
Ich möchte den Film ehrlich gesagt nicht noch mal sehen und ein Review dazu würde mir Magengeschwüre verpassen. Ja, ich hasse den Film. So sehr wie ich in meinem Leben wenige Filme gehasst habe. Stallone haut hier in meinen Augen in vielen Punkten so dermaßen daneben, dass ich bei einer tieferen Analyse wahrscheinlich alles Positive, was ich z. B. im Review zu Rambo 4 geschrieben habe in Frage stellen würde. ;)
Also wer sich fragt wie ich Rambo 5 finde: Den Film gibt es in meiner Realität gar nicht. ;)

WTF? Warum findest du diesen Film so abartig schlecht? Würde mich ja schon interessieren. Ich hab ihn im Kino regelrecht gefeiert :lacher:

Der Landknecht
29.07.2021, 10:44
WTF? Warum findest du diesen Film so abartig schlecht? Würde mich ja schon interessieren. Ich hab ihn im Kino regelrecht gefeiert :lacher:

Ich zitiere mich selbst:

Ich hoffe mal, dass das dann wirklich das letzte Blut war, denn der Film fühlte sich von vorne bis hinten blutleer an. Der sterile, absolut hässliche Look trifft in den ersten Minuten auf eine Wichsvorlage namens Rambo, der von allen Seiten gesagt bekommt, wie geil er ist und dass er sich nicht grämen soll, nicht jeden gerettet haben zu können. Wenn die platten Dialoge dann irgendwann durch Gewalt ausgetauscht werden, wird's richtig schlimm. Wackeligste Kamera, um das Alter von Stallone zu verstecken, und potthässliche CGI-Effekte. Wenigstens hatte man diesmal den Anstand, die Vergewaltigung der Damsel in Distress wirklich nur anzudeuten (anders als in John Rambo). Nee, das war quasi gar nichts.

3/10

FearOfTheDark
29.07.2021, 11:33
Vernichtendes Urteil :killer:

Goldberg070
29.07.2021, 16:20
Jedem sein Geschmack. Mir gefiel Last Blood, auch wenn ich tatsächlich von der Dramalastigkeit überrascht war. Aber wenn du die späteren Filme ab Creed 2 nicht magst, dann mach da lieber Schluss, oder lasse die wirklichen Gurken aus und schreibe noch was zu Creed 3. Escape Plan 2 und 3 waren wirklich nicht gut. Keine Ahnung, warum Sly sich das gegeben hat.

Ansonsten freue ich mich auf jeden Fall noch auf die restlichen Filme und kann mit deiner Entscheidung gut leben. The Samaritan ist ja auch noch nicht draußen und wie schon gesagt, die Gurken müssen nicht sein und deine Meinung zu Last Blood respektiere ich, auch wenn ich sie nicht teile. ;)

Duke Skywalker
29.07.2021, 16:32
Wenn ein guter Film dabei ist werde ich den Thread sicher reaktivieren. In Creed 3 wird Stallone nach aktuellem Stand nicht dabei sein. Vielleicht werde ich auch irgendwann die Kraft haben meinen Ärger über Rambo 5 zu formulieren. Als therapeutische Maßnahme. :D

Goldberg070
29.07.2021, 16:37
Wenn ein guter Film dabei ist werde ich den Thread sicher reaktivieren. In Creed 3 wird Stallone nach aktuellem Stand nicht dabei sein. Vielleicht werde ich auch irgendwann die Kraft haben meinen Ärger über Rambo 5 zu formulieren. Als therapeutische Maßnahme. :DAch, stimmt, Sly ist bei Creed 3 ja gar nicht dabei. :boxer: Ich hatte gerade den dritten Creed für den zweiten gehalten, in dem er ja mitspielt, aber den rezensierst du ja noch. :)

Bezüglich Last Blood können Fear, der Zerquetscher und ich sicherlich therapeutisch unterstützen falls gewünscht. :D

Duke Skywalker
08.03.2022, 14:26
Stallone Marathon #39

Bullet to the Head (2012)
(Shootout - Keine Gnade)

Der in die Jahre gekommene Attentäter Jimmy Bobo (Silvester Stallone) wird nach einen Auftragsmord an einem Ex-Cop selbst zur Zielscheibe. Während er einen Angriff auf seine Person noch erfolgreich abwehren kann, wird sein Partner brutal niedergestochen. Mit Hilfe eines jungen Polizisten versucht Bobo nun Rache zu nehmen.

............

„Bullet to the Head“ basiert auf einem mir gänzlich unbekannten französischen Comic für dessen Umsetzung ursprünglich der Regisseur des Geheimtipps „Running Scared“ vorgesehen war. Stallone hatte allerdings eine andere, weniger düstere Vision für den Film, wodurch das Schicksal des Filmemachers besiegelt war. Mit Walter Hill fand sich ein legendärer Ersatzmann, dessen Tage als ambitionierter Künstler allerdings schon ein Weilchen hinter ihm lagen. Hill erkannte im Stoff offensichtlich einige seiner eigenen Werke wieder und entschloss sich dazu sein Repertoire der Anti-Buddy Movies zu erweitern, bei denen 2 unfreiwillige und ungleiche Partner sich zusammenraufen um ein gemeinsames Ziel zu erreichen ohne dabei große Freunde zu werden (daher Anti). Vergleiche „Nur 48 Stunden“ und „Red Heat“.
Zur Seite gestellt wird Stallone der aus der „Fast & Furious“-Reihe bekannte koreanisch-amerikanische Schauspieler Sung Kang. Macht euch also auf ein paar müde Klischee-Gags gefasst, die sämtlichen Biss und gesellschaftliche Relevanz frühere Werke Hills vermissen lassen. Glücklicherweise ist die Witzquote nicht sonderlich hoch. Der Fokus liegt eher auf der Action und der Ermittlungsarbeit des Duos. Wobei man letzteres auch gut in Anführungszeichen setzen könnte. Tatsächlich sitzen die Jungs verdächtig häufig im Auto (Kostenersparnis?) und palavern solange bis der junge Polizist schließlich bei der Dienststelle anruft um die entscheidenden Infos einfach zu erfragen. Eine stets folgende Bildercollage von Fahndungsfotos und Google Maps verordnet das Werk eindeutig in die Zeit von „CSI“ und Co. Überhaupt erinnert der komplette Look stark an eine Serienproduktion.
Immerhin sind die Actionszenen gehobener Durchschnitt und haben in den besten Momenten Kinoformat. Allen voran das finale Duell zwischen Stallone und AuqamanJason Momoa weiß zu überzeugen. Der Hühne aus der „Conan“ Neuverfilmung stiehlt hier dem älteren Actionstar klar die Show.
Ergänzt wird die Riege der Bösewichte von Christian Slater ("Young Guns II") und Adewale Akinnuoye-Agbaje ("Lost"). Deren Screentime bleibt allerdings so überschaubar wie auch insgesamt der Plot. Im Kern ist das hier eine simple Rachegeschichte.
............

Inhaltlich ist „Bullet to the Head“ die von Hill intendierte selbstreferenzielle 70/80er Genre-Hommage. Den Unterhaltungswert seiner eigens kreierten Vorbilder erreicht der Regisseur zwar nicht, dennoch ist "Bullet to the Head" ordentliche Actionkost auf Autopilot. Größter Schwachpunkt ist die schwache Atmosphäre dank TV-Look und der Eindruck einer gewissen Lieblosigkeit. Manches ist eher amüsant denn ärgerlich, wie beispielsweise die Mugshots der Hauptfigur aus dessen bewegten kriminellen Vergangenheit. Ganz im Sinne der Hommage-Idee zeigen diese Fotos Meilensteine aus Stallones Filmkarriere und wären entsprechend ein nettes Easteregg sähen sie nur nicht aus wie vom Praktikanten schnell zusammen geklickt.
Schwerer wiegt das Desinteresse am Schauplatz New Orleans. Ein Maskenball und eine Marschkapelle wirken fast schon verlegen. Ausgerechnet dort wo frühere Werke von Walter Hill überzeugten, nämlich bei der Atmosphäre, den Dialogen und dem Wortwitz schwächelt "Shootout". Dafür ist der Film mit einer Geradlinigkeit und dem gewissen Wumms gesegnet, den ich früher manchmal bei Walter Hills Filmen vermisst habe. Obendrein ist das alles hier trotz prominenter Namen im Cast, auf dem Regiestuhl und bei den Produzenten (Joel Silver - „Lethal Weapon“, „Matrix“) sicher nie als großer Wurf geplant gewesen. So handelt es sich alles in allem um einen unterhaltsamen Actionfilm, dessen Reputation von einer zum deutschen Titel passenden Direct to Video Veröffentlichung durchaus profitiert hätte. Im schon damals sterbenden Verleihgeschäft hätte Stallone mit den mausgrauen Seagal-Schinken den Boden gewischt und hätte herausgestochen. Im Kino hingegen floppte „Bullet to the Head“ und dürfte bei vielen so auch schnell vom Radar verschwunden sein. Dabei handelt es sich um grundsolide Gerne-Kost, mit der Fans nicht viel falsch machen können.

Goldberg070
08.03.2022, 18:48
Shootout war irgendwie komisch. Eigentlich brachte er alles für einen soliden Actioner mit, aber damals, vor ein paar Jahren, als ich ihn sah, konnte er mich irgendwie nicht so recht abholen. Irgendwie hat mir da einfach was gefehlt. :confused:

PappHogan
09.03.2022, 11:31
Ich persönlich bin mit Sly speziell bei allem, was nach dem ersten Rambo kam, nie richtig warm geworden.
Ich zog Arnie immer vor, sogar bei seinem direkten "Match" gegen Arnie.

"Cobra" gegen "Raw Deal" im Jahre 1986, der ja nun mit Sicherheit einer der schwächeren Filme Schwarzeneggers in den 1980ern war, war mir wesentlich lieber als Sly als Marion Cobretti.

Den hoffentlich letzten Rambo werde ich mir wohl eher nicht antun.

Wie ich vorhin las....wenn man mal einen hervorragenden Neo-Noir Film mit echter New-Orleans-Athmo sehen möchte, besorgt euch "Johnny Handsome" von Walter Hill.
Ein Klassiker!

Duke Skywalker
15.03.2022, 16:30
Stallone Marathon #40

Escape Plan (2013)

Ray Breslin (Silvester Stallone) hat es sich zur Aufgabe gemacht den Strafvollzug sicherer zu machen, weshalb er Monate damit verbringt aus den Hochsicherheitsgefängnissen des Landes auszubrechen. Natürlich um anschließend seine Erkenntnisse teuer zu verkaufen.
Ein geheimnisvoller Auftrag bringt ihn schließlich in ein Gefängnis, dass er durch seine jahrelang gesammelten Sicherheitstipps praktisch designt hat.
Abgeschnitten von seinem Team und ohne Ahnung wo er sich befindet wird der Mitgefangene Emil Rottmayer (Arnold Schwarzenegger) zu einer wichtigen Stütze. Gemeinsam planen sie ihren Ausbruch.
---------------

Stallone und Schwarzenegger sind lebende Legenden, deren Karriere mehrere Jahrzehnte Hollywood-Geschichte abbilden.
Mit „Stay Hungry“ und „Rocky“ gelang Beiden 1976 der Durchbruch in Hollywood. Stallone wurde damals zum Weltstar. Das Box-Drama war Teil einer Zeitenwende in der Traumfabrik. Die Rückkehr positiverer Stoffe und der Start der Blockbuster-Ära. In den 80ern begannen in Folge dessen Muskelmänner die Welt zu retten, mit Stallone und Arnie in der Speerspitze. Die leidenschaftlichen Bodybuilder wurden bittere Rivalen im Kampf um die Gunst der Zuschauer. Sie versuchten sich gegenseitig körperlich und filmisch zu übertrumpfen, kopierten die Karriereschritte des Anderen und machten auch vor gemeinen Sabotageakten („Stop oder meine Mama schießt“) nicht halt.
Abseits der Leinwand wurden sie in den 90ern erst Geschäftspartner und schließlich beste Freunde. Auf ein gemeinsames Filmabenteuer mussten ihre Fans allerdings noch mal einige Zeit warten.
Dafür gab es dann in den 2010er Jahren direkt ein Festmahl mit gleich mehreren Filmen. Nach Appetizer („The Expandables“) und Vorspeise (E2) folgte 2013 mit "Escape Plan" ein Hauptgang, der etwas anders ausfällt als erwartet. Auf Bier und zünftige Bratwurst folgt quasi Folienkartoffel und Grillgemüse statt einem blutigem Steak.
Stallone und Schwarzenegger sitzen im vormals "The Tomb" getauften Werk gemeinsam im Knast. Ein Szenario, das sich kaum für Dauerfeuer und Explosionen eignet. Tatsächlich konstruiert der aus dem Horror kommende Regisseur Mikael Håfström (Room 1408) diese Knalleffeke auch nicht herbei, sondern verlässt sich auf den Thrill der Ausbruchsgeschichte und das Charisma seiner Hauptdarsteller.
Schwarzenegger kommt dies nicht ungelegen, sieht man doch selbst im großzügigen Sträflingsanzug den Wohlfüllbauch aus der Zeit als Gouverneur durchscheinen. Sly ist hingegen in sichtlicher Topform, wobei er seinem Co-Star den Gefallen tut seine Muskeln zu bedecken. Es hätte Zeiten gegeben wo sich Beide mit Sicherheit um jede Gelegenheit zu posen und jeden Oneliner gezankt hätten.
Hier bekommt Stallone den deutlich größeren Stück vom Kuchen ab, während Arnie ihm brav zuarbeitet und sich dabei in der ungewohnten, weil dialoglastigen Rolle erstaunlich wohl fühlt. Als Belohnung bekommt er dann allerdings den mit Abstand besten Actionmoment spendiert, als er bei der finalen Flucht die schweren Geschütze auffahren darf. So dürfen die Action-Opas am Schluss doch noch mal freundlich daran erinnern, dass es sich bei ihnen um 2 der größten Massenmörder der Filmgeschichte handelt.

---------------

„Escape Plan“ hat mich bei der Erstansicht damals recht kalt gelassen. Die unerfüllte Erwartungshaltung wog zu schwer.
Bei der erneuten Ansicht dann die Überraschung: Trotz trister Optik und einem Mangel an Action hatte ich durchaus Spaß.
Die Ausbruchversuche sind spannend und abwechslungsreich gestaltet, die Twists sind gut maskiert und Regisseur Håfström bringt seine Horrorerfahung ein um in passenden Moment für reichlich Beklemmung zu sorgen. Stallone und Schwarzenegger zeigen ordentlich Spielfreude und glänzen auf ungewohnten Terrain.
Dazu ist der Film bis in kleine Nebenrollen prominent besetzt. Jim Caviezel („Die Passion Christi“) ist ein hassenswerter Bad Guy. Vincent D’Onofrio ist ebenfalls gewohnt gut. Sam Neill („Jurassic Park“) hingegen wirkt in seiner Rolle als zartes Pflänzchen Hoffnung auf dem Misthaufen unterfordert und gelangweilt.
50 Cent nuschelt mit Stallone um die Wette und Vinnie Jones ist der perfekte Handlanger für den Mann, der sich mit seiner bekanntesten Rolle die Initialen teilt.
In den Staaten floppte „Escape Plan“, allerdings zeigte das Ausland mehr Vertrauen und brachte das erste richtige Arnie/Sly Vehikel satt in die Gewinnzone. Trotz überraschendem Genre ist dies ein insgesamt verdienter Erfolg.

Goldberg070
15.03.2022, 16:46
Escape Plan ist so ein ganz interessanter Film für mich persönlich. Er ist jetzt kein Knaller, aber irgendwas macht den Film für mich, wie der gute Zerquetscher sagen würde, einfach wahnsinnig gemütlich. Ich schaue den regelmäßig immer mal wieder, wenn ich grad nichts besseres zum schauen habe und mich in gewohntem Filmterrain entspannen will. Alles andere hast du bereits perfekt beschrieben, Duke. Das Einzige, was mich an dem Film stört, ist eigentlich nur der Synchronquatsch, dass man Arnie mit einem anderen, sehr ungewohnten Sprecher besetzt hat.

Duke Skywalker
15.03.2022, 17:19
Das Einzige, was mich an dem Film stört, ist eigentlich nur der Synchronquatsch, dass man Arnie mit einem anderen, sehr ungewohnten Sprecher besetzt hat.

Beim ersten Mal habe ich deswegen auf den O-Ton gewechselt. Für den Marathon schaue ich eh alle Filme im Original.
Hat bei Escape Plan den zusätzlichen Vorteil, dass man die wunderbare Szene hat, in der Schwarzenegger in der Isolationshaft auf Deutsch die Wärter beschimpft.

Caldorus
27.03.2022, 23:15
Stallone, was für eine Legende der Einzeiler und des einsamen leicht philosophischen Helden. Rocky 4 war nach dem Mauerfall der erste grosse Hollywoodfilm aus der Videothek für mich.
Schade das ich erst jetzt auf das Thema hier treffe.
Rambo 4 war einer der beste Teilen dieser extrem stark unterschiedlichen Filmreihe. Teil 1 wurde noch als besonders wertvoll damals eingestuft, da er doch auch anspruchsvolle Momente mit Action vermischen konnte.2 und 3 waren eigentlich eine peinliche Ballerorgie ohne Sinn und Verstand und Ammomangel.
Rambo 4 war wieder viel besser, aber am Ende eigentlich nur ein Rambofilm wie Rambo hätte !immer! sein sollen.

Ihr seid bei Escape Plan....

Guter Stallone Film, aber genau wie bei Wrestlingligen und deren Kritik daran muss man Stallone und die meisten seiner Filme, verstehen. Hier wollte er die zwei 80´-90´ Actionlegenden vereinen (die weit über ihren Zenit waren) und den Zuschauern wie oft nur gute Unterhaltung bieten ohne lange über die Folgen diskutieren zu müssen. Ich hatte, ähnlich wie beim Wrestling, das Gefühl das um die Legenden( Sly+Arnie) gut aussehen zu lassen das Gewaltlevel und die "Stipulation" extra spektakulär waren um über die körperlichen "Schwächen" hinwegzutäuschen.
Beste Teil aus meiner Sicht

Riddler
27.03.2022, 23:55
Stallone, was für eine Legende der Einzeiler und des einsamen leicht philosophischen Helden. Rocky 4 war nach dem Mauerfall der erste grosse Hollywoodfilm aus der Videothek für mich.
Schade das ich erst jetzt auf das Thema hier treffe.
Rambo 4 war einer der beste Teilen dieser extrem stark unterschiedlichen Filmreihe. Teil 1 wurde noch als besonders wertvoll damals eingestuft, da er doch auch anspruchsvolle Momente mit Action vermischen konnte.2 und 3 waren eigentlich eine peinliche Ballerorgie ohne Sinn und Verstand und Ammomangel.
Rambo 4 war wieder viel besser, aber am Ende eigentlich nur ein Rambofilm wie Rambo hätte !immer! sein sollen.


Wie unterschiedlich Geschmäcker doch ausfallen können. Ich persönlich fand gerade Rambo 4 als ausgesprochen überflüssige und unnötige Ballerorgie mit z.T. völlig unnötigen Splatter-/Gore-Effekten.
Vor allem jedoch fehlte mir bei Teil 4 der starke Antagonist, was die vorherigen Teile auszeichnete.
Da gibt es zwar auch diesen Anführer, allerdings ist dieser mMn so dermaßen austauschbar, dass er auf mich die ganze Zeit lediglich wie ein besserer Statist wirkte. Auch erschlossen sich mir Rambo's Motive nicht wirklich, warum er dann letztendlich doch zur Hilfe kommt.
Das Ende hingegen fand ich wieder passend, da sich hier der Kreis schließt und Rambo wieder nach Hause geht.

Last Blood habe ich bis heute nicht gesehen und ich verspüre auch keinen Drang, dies nachzuholen.

Grundsätzlich finde ich auch, dass sich ein Rambo-Film ohne Col. Trautman einfach nicht richtig anfühlt. Bedauerlicherweise verstarb Richard Crenna vorher und ich denke auch, dass er sonst sicherlich auch in Teil 4 und 5 dabei gewesen wäre.

Aber das ist letztendlich alles Geschmackssache. Teil 1 (und mit Abstrichen auch Teil 2) spiegeln ein stückweit das Vietnam-Trauma der USA wieder, wodurch die Filme - im Rahmen der Möglichkeiten - auch ein Spiegelbild der amerikanischen Gesellschaft darstellen und tatsächlich auch beim Thema Kriegsgefangene eine Diskussion ins Rollen brachten.

Im Gegensatz zu Teil 1, wo tatsächlich nur ein einziger Mensch stirbt, sind Teil 2 und 3 fraglos auf Killcounter ausgelegt, was aber auf nahezu jeden Actionfilm aus der Zeit zutrifft.

Duke Skywalker
16.10.2023, 14:58
Stallone Marathon #41

Grudge Match (2013)
(Zwei vom alten Schlag)

Henry "Razor" Sharp (Stallone) and Billy "The Kid" McDonnen (De Niro) waren einst die größten Rivalen im Boxring und bescherten einander die einzigen Niederlagen ihrer Karriere. Alles lief hinaus auf einen lukrativen finalen Kampf, doch stattdessen verkündete Sharp überraschend sein Karriereende.
Jahre später treffen die Beiden bei den Motion Capture Aufnahmen für ein Box-Videospiel aufeinander und die alte Rivalität flammt erneut auf.
Trotz des hohen Alters der Kämpfer rückt der Entscheidungskampf näher...

-----------------------

Rocky (1976) und Raging Bull (1980) haben den Sport-/Boxfilm stark geprägt. Es klingt deshalb auf den ersten Blick logisch die Filmlegenden in einem gemeinsamen Film zusammen zubringen.
Denkt man hingegen genauer darüber nach, dann fällt auf, dass die jeweiligen Filme ziemlich gegensätzliche Geschichten erzählen und damit kaum zusammenpassen: Während es sich bei Rocky um eine motivierende Underdog Story handelt, erzählt Scorsese die bittere (und wahre) Geschichte vom Abstieg des Ex-Weltmeisters Jake LaMotta. Darum muss „Grudge Match“ sich auch früh entscheiden, in welche Fußstapfen er treten möchte und Genre bedingt fällt die Wahl wenig überraschend auf den leichtfüßigeren „Rocky“.
Fans des Franchise werden schnell erkennen, dass Peter Segals („Tommy Boy“) Komödie durchaus als Alternativ Fortsetzung funktioniert, die uns aufzeigt was gewesen wäre, hätte der italienische Hengst auf seinen Trainer gehört und die Karriere aufgrund der Augenverletzung an den Nagel gehangen. Denn „Razor“ Sharp ist nach der Ringschlacht gegen seinen Rivalen auf einem Auge blind und führt dadurch jenes Leben an der Armutsgrenze, dass Rocky im 2. Teil entgeht, in dem er auf die Provokationen seines großmäuligen Erzfeindes eingeht und doch in den Ring steigt.
Auch die bekannten Nebenrollen sind hier soweit vertreten: Alan Arkin übernimmt die Rolle des raubeinigen Trainers, Kim Basinger spielt Sharps (alte) Flamme.
An Paulis Stelle tritt Kevin Hart, der als vorlauter Manager vor allem im Zusammenspiel mit Alan Arkin die wenigen komödiantischen Highlights setzt.
De Niro bleibt da eigentlich nur der Part des Antagonisten. Das Drehbuch gibt sich allerdings einige Mühe De Niros Part nicht untergehen zu lassen. So bekommt Billy McDonnen seinen unehelichen Sohn als Trainingspartner an die Seite gestellt, mit dem er bis dato keinen Kontakt hatte. Ohne nostalgische Anknüpfungspunkte verliert sich dieser oft gesehene Nebenstrang trotz ordentlicher darstellerischer Leistungen von Robert De Niro und Jon Berthal im Nichts. Das ist Schade, denn im direkten Vergleich wirkt De Niro deutlich engagierter als Stallone. Tatsächlich musste Letzterer zur Teilnahme am Projekt überredet werden.

-----------------------

Ob einem „Grudge Match“ gefallen könnte hängt stark davon ab wie man zum „Rocky“ – Franchise steht. Als großer Fan habe ich diese Zugabe gerne genommen. Auch weil hier mit De Niro noch eine weitere Filmlegenden mitmischt und Lust hatte sich noch mal für einen Schaukampf in Form zu bringen.
Die schauspielerischen und komödiantischen Leistungen aller Beteiligten, in erster Linie aber die von De Niro, Kevin Hart, Arkin und Bernthal sind sehenswert. Stallone fällt da etwas ab, was nach 6 Rocky Filmen aber auch nur allzu verständlich ist. Zu ähnlich fallen die Rollen aus und eine Parodie kam für Silvester Stallone wahrscheinlich nicht in Frage.
Die vorsichtigen Ausflüge ins Drama, wenn der Film über den Werdegang von Sharp erzählt und damit von Rockys Geschichte abweicht, sind daher sehr willkommen.
Der „grummelige Opa“ -Humor und die wenig subtilen Filmzitate tragen den Film hingegen kaum.
Wahrscheinlich würde das alles ein Stück besser funktionieren und mehr Nostalgie hervorrufen, wenn Stallone nicht einige Jahre zuvor mit „Rocky Balboa“ dieses Feld bereits beackert hätte.
Trotzdem: Fans von Rocky oder wer allgemein den Hauptdarstellern gewogen ist darf ruhig einen Blick riskieren.

Goldberg070
16.10.2023, 15:44
Ein enuer Beitrag in diesem Thread - eine Überraschung zweifelsohne, aber eine angenehme. :)

Ich mochte Grudge Match (Zwei vom alten Schlag). Der Film kam mir bei der Kritik immer ein bißchen zu schlecht weg, hatte er doch Humor, Selbstironie, Drama und Herz. Natürlich kein Oscar-Kandidat, aber für einen launigen Abend und Fans von Stallone, Rocky und de Niro auf jeden Fall sehenswert.