Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Aufstehen" - die linke Sammelbewegung
Yajack Landratasady
12.08.2018, 00:54
Die Fraktionsvorsitzende der Linkspartei Sahra Wagenknecht hat mit "Aufstehen" eine Bewegung ins Leben gerufen. In ihr sollen sich Menschen sammeln, die sich im linken Spektrum sehen, im Bundestag aber nicht stark genug vertreten sehen. Start dieser Bewegung ist für den 4. September geplant.
Hier (https://www.aufstehen.de/) findet ihr die Homepage der Bewegung. Ich persönlich stehe ihr vorerst neutral, aber dennoch sehr interessiert gegenüber. Denn bis auf ein paar Videos mit Kommentaren von Bürgern ist bisher nichts bekannt.
Was haltet ihr davon?
DocKeule
12.08.2018, 01:14
Wenig...
Einerseits wäre etwas in der Richtung in meinen Augen dringend notwendig, um den Diskurs darüber, wie wir unsere Gesellschaft in Zukunft gestalten wollen, wieder in Schwung zu bringen und uns nicht ständig mit unbedeutenden Nebenkriegsschauplätzen ablenken zu lassen. Außerdem müssten parlamentarische Mehrheiten jenseits der Union und allem rechts davon organisiert werden, um überhaupt gestalten zu können.
Leider haben sich hier genau die falschen Leute aufgemacht, diese Idee zu verfolgen. Der Ursprung der Geschichte ist, dass die Linke Lafontaine und Wagenknecht bei ihren Versuchen, inhaltlich in den AfD-Gewässern zu fischen, mehrheitlich nicht folgen wollte. Jetzt versuchen sie es über den Begriff der Sammelbewegung und unter dem Vorwand, niemanden ausschließen zu wollen.
Abgesehen davon hat sich mit den Beiden als Führungsfiguren eine Zusammenarbeit mit der SPD und mich Abstrichen auch den Grünen von vorneherein schon erledigt und damit auch das Thema Mehrheiten.
Abgesehen davon hat sich mit den Beiden als Führungsfiguren eine Zusammenarbeit mit der SPD und mich Abstrichen auch den Grünen von vorneherein schon erledigt und damit auch das Thema Mehrheiten.
Mit SPD und Grüne ist eine Zusammenarbeit in Sachen linker Politik aktuell auch nicht möglich, da beide Parteien von neoliberalen Ansichten zerfressen sind, was man ja auch daran sieht, dass die SPD lieber sich zur Nutte der Union macht, als es auf Neuwahlen ankommen zu lassen und dann explizit auf Rot-Rot-Grün zu zielen.
"Wer hat uns verraten?" etc.
Von daher muss ich aber zugeben, dass ich von dieser Bewegung nicht viel halte, da die Wagenknecht im Volk keine große Popularität genießt. Für eine anständige linke Sammelbewegung bräuchte man einen charmanten Linkspopulisten, und die gibt es ist Deutschland nicht. Kevin Kühnert - ich weiß, er ist kein Populist - hat das Potential, da langfristig etwas zu werden, wenn ihn das Willy-Brandt-Haus nicht vorher in Grund und Boden stampft.
DocKeule
12.08.2018, 02:49
Das Problem ist, dass es ohne SPD und Grüne mittelfristig überhaupt keine Chance gibt, parlamentarisch irgendwas zu bewegen.
Aber man wird es abwarten müssen, bis "Aufstehen" in irgendeiner Form konkreter wird, in dem was sie wollen und wie sie es umgesetzt bekommen möchten.
Ich denke, dass diese Bewegung quasi "dead on arrival" sein wird - was vor allem an Wagenknecht und Lafontaine liegt. Bei beiden sehe ich überhaupt kein Potenzial dafür, eine breite linke Bewegung anzuführen, ganz im Gegenteil. Und ich fürchte, dass ein Scheitern von "Aufstehen" die politische Linke weiter zersplittern könnte und somit genau das Gegenteil von dem erreicht, was eigentlich erreicht werden soll. Was extrem schade ist, denn ich stimme DocKeule zu: eine schlagkräftige link(sgrün)e Bewegung inklusive politischer Mehrheiten ist dringend notwendig.
Das Problem ist, dass es ohne SPD und Grüne mittelfristig überhaupt keine Chance gibt, parlamentarisch irgendwas zu bewegen.
Das Problem dabei ist aber, dass weder mit der SPD noch bei den Grünen linke Politik betrieben werden kann, da beide Parteien sich inzwischen völlig von linker Politik entfernt haben. Bevor die SPD jemals wieder in der Hinsicht tauglich wird, müsste der gesamte Seeheimer Kreis in einer Nacht der langen Messer auf die eine oder andere Art beseitigt werden.
Hmmm ... linke Politik wegen Streitereien handlungsunfähig, die Mitte korrupt und nur mit Machterhalt beschäftigt und die rechte Politik erstarkt: ist das Deutschland 1928 oder 2018? Geschichte wiederholt sich halt doch immer.
DocKeule
12.08.2018, 20:20
In der Mitte ist in meinen Augen weniger Korruption also Mitlosigkeit und der fehlende Wille zu gestalten das Problem. Klar gibt es Fälle von fragwürdigen Wechseln in die Wirtschaft, aber die meisten Politiker machen nicht deshalb so miserable Politik, weil sie auf dem Gehaltszettel einer finsteren Macht stehen, sondern weil sie nur den Status Quo irgendwie halten wollen und wenn man ehrlich ist, scheinen die meisten Wähler ja auch keine echte Veränderung zu wollen, egal wie sehr sie darüber schimpfen, wie schlecht alles ist.
Und auch wenn man dem (Wieder-) Aufstieg der Rechten deutlich entgegentreten muss, ist der große Unterschied zu den späten 20ern, dass die Neu-Rechten auch keinen wirklichen Plan haben, außer ein romantisiertes Bild einer Vergangenheit, die es so nie gab. Die Nazis waren mehr als alles andere eine Bewegung der Jungen. Die AfD ist so ziemlich das Gegenteil.
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