Heimat

[Zheng Yi]

Heimat. Ein kleines Wort, viele mögliche Bedeutungen. Für die einen ist es das Dorf/die Stadt in der sie aufgewachsen sind, für andere das Land in dem sie geboren sind... es gibt zahlreiche Auslegungen dafür. Was bedeutet dieses Wort für euch?

Ich persönlich habe diese Heimat noch nicht gefunden. Ich wurde zwar in der Schweiz geboren, bin hier aufgewachsen und lebe auch hier, wirklich heimisch habe ich mich hier nie gefühlt. Ich verspüre auch keine emotionale Bindung zu diesem Land. Sätze wie "Ich bin stolz Schweizer zu sein" konnte ich nie nachvollziehen. Ja, ich lebe hier und alles in allem lebt es sich auch ganz gut hier, aber stolz darauf zu sein hier geboren worden zu sein? You got to be kidin' me! Am wohlsten habe ich mich immer im Ausland gefühlt. Ganz egal wohin es ging, ich hatte immer tierisch Bock drauf ein neues Land und eine neue Kultur zu entdecken.

Emotinal verbunden habe ich mich immer mit den Regionen von Ost- und Südostasien gefühlt. Beide spielen seit meiner Kindheit wichtige Rollen in meinem Leben. Sei es aufgrund meiner Familie, meines allgemeinen Umfelds oder meiner Interessen.

Wie sieht es bei euch aus? Was verbindet ihr mit diesem Wort?

[Goldberg070]

Das ist für mich sehr schwierig zu beantworten. "Heimat" ist für mich dort, wo ich mich zu Hause und wohl fühle. Demnach wäre das jetzt die Stadt, in der ich seit 2013 wohne, auch wenn ich hier niemanden kenne. Aber ich bin hier zu Hause und habe mein Refugium hier.

Meine eigentliche Heimatstadt drüben im Odenwald ist, seit mein Vater nicht mehr lebt, für mich sehr, sehr fremd geworden und ich bin kaum noch dort. Ich fühle mich dort wie jemand völlig fremdes, obwohl ich 26 Lebensjahre dort gelebt hatte und meinen Lebensmittelpunkt hatte. Ich weiß nicht, ob ich mich als "heimatlos" betrachten würde, das wäre sicherlich zu viel, aber ich habe tatsächlich keine so enge Bindung daran. Für mich ist es, wie gesagt, der Ort an dem ich lebe, mich wohlfühle und meine Freunde in der Nähe weiß.

Fernweh, woanders hinzuwollen, gerade auch in andere Länder und ständig, was Neues sehen zu wollen, habe ich nie verspürt. Deswegen ist es für mich auch nur sehr schwer nachvollziehbar, dass es so viele Leute gibt, die ständig weg wollen oder Wochen und Monate durchs Ausland reisen können. Aber so ist eben jeder Mensch anders.

[Der Landknecht]

Schwierige Frage. Vielleicht definiere ich Heimat weniger dadurch, was mich mit etwas oder mit Menschen verbindet, und eher dadurch, was mich von anderen Menschen unterscheidet. Wohnte ich für eine Weile in Bayern oder hätte ich eine Weile dort gewohnt, würde mir vielleicht eher bewusst, dass meine Heimat der Norden ist?
Ich habe außer während des Studiums zwischen 2007 und 2009 immer nahe Hamburg gewohnt. Das ist für mich wohl meine Heimat. Was bedeutet das für mich? Ich habe meine Familie und meine Freunde hier. Ich kenne die Menschen, und sie kennen mich. Ich bin vielleicht in meiner Art auch typsch norddeutsch. Wie gesagt, genau wüsste ich es wohl erst, wenn ich mal ganz woanders lebte.

[Yajack Landratasady]

Heimat ist für mich der Ort, in dem ich seit 33 Jahren, also fast mein ganzes Leben lang, lebe. Hier bin ich aufgewachsen, zur Schule gegangen und seit jeher ansässig. Im weiteren Sinne würde ich auch meinen Landkreis mit einbeziehen, da ich in dieser Region auch einen Teil erlebt habe (Berufsfachschule, Freundeskreis etc.). Heide wird für mich aber immer Heimat Nr. 1 sein. Wenn ich unterwegs bin, sei es eine Tagestour oder für längere Zeit mal außerhalb Dithmarschens, dann ist es für mich, wie man so schön sagt, wie ein Nach-Hause-kommen, wenn ich... äh, nach Hause komme. Ihr wisst, was ich meine. :D
Ich kenne nichts anderes, ich habe nie außerhalb Dithmarschens gelebt. Manchmal stelle ich mir hin und wieder vor, wie es wäre, eine Wohnung in St. Pauli oder ein Haus in der Prärie der Staaten zu haben. Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, eine einsame Insel im Pazifik zu besitzen und dort oder aber auf Tahiti oder Hawaii zu leben. Das wäre sicherlich großartig. Aber so sehr ich St. Pauli bzw. Hamburg auch mag, nach einer gewissen Zeit nervt mich die Hektik in einer Großstadt dann doch, wenn ich mal einen Tag dort verbringe. Und Tahiti wäre mir auf Dauer bestimmt zu heiß.

Wie also eingangs geschrieben, mein Heimatort ist meine Heimat und wird es immer bleiben. In nächster Zeit habe ich jedenfalls nicht vor, von hier wegzuziehen.